Zur Landwirtschaft - 07/2010

Aus Tansania Information
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Landwirtschaftpolitik

Dr. John Magufuli; Minister für Entwicklung der Viehzucht und Fischerei, war gezwungen, nach einer zweitägigen Parlamentsdebatte zwei Gesetzesvorlagen erneut dem zuständigen parlamentarischen Ausschuss vorzulegen. Einige Abgeordnete der regierenden Partei und einige der Opposition hatten die Vorlage unterstützt, andere sie abgelehnt.

Ein Abgeordneter kritisierte den Plan, die Bewegung des Viehs zu überwachen, Ohrmarken einzuführen und alle Tiere zu registrieren, denn die meisten Viehhalter verwendeten ihre traditionelle Markierung; sie würden ein neues System ablehnen. Ein anderer sagte, die Viehhalter versorgten ihre Tiere nach traditionellen Methoden, die Gesetze seien "zu fortschrittlich"

Magufuli verteidigte die Gesetzesvorlagen als passend für Tansania, denn sie sollten die Umweltzerstörung verringern, Viehdiebstahl verhindern, Märkte für tierische Produkte im In- und Ausland öffnen und das Leben der Viehhalter allgemein verbessern. Wahrscheinlich erzürnte der Absatz 'Entfernung überschüssiger Tiere' am meisten.

Endlich schaltete sich Premierminister Pinda ein und half, die strittigen Punkte auszubügeln, so dass die Vorlage angenommen wurde. (DN 22.4.10; Citizen 16.4.10)

Der Haushaltsentwurf 10/11 zeigt das besonders starke Interesse der Regierung an der Landwirtschaft. Landwirtschaftliche Produktionsmittel und Geräte wie Mähdrescher, Heu- und Mähmaschinen, Milchkannen, Kühlgefäße und viele andere Gegenstände sind frei von Mehrwertsteuer; auch für Gewächshäuser und die Frachtgebühr für Gartenbauprodukte muss keine entrichtet werden. Die Regierung geht von den Methoden traditioneller Landwirtschaft mit der Sense in Richtung mechanisierter.

Im Haushalt 10/11 erhält die Landwirtschaft 622 Mio. US$, 09/10 waren es 458 Mio US$, 08/09 nur 351 Mio. US$. (Guardian 11.6.10, East African 14.6.10)

Stefen Wasira, Minister für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Kooperative, berichtete, der Landwirtschaftssektor sei im vergangenen Jahr nur um 3,2 % gewachsen. Wegen der Dürre habe die Regierung für die Einwohner der betroffenen Gebiete im Norden Tansanias

100.000 t Nahrungsmittelhilfe zur Verfügung stellen müssen. Die weltweite Wirtschaftskrise habe die Preise für Agrarprodukte beeinflusst. Die Landwirte hätten mit sehr geringen Preisen zufrieden sein müssen. Die Regierung habe ein Darlehenssystem für Landwirte eingeführt, damit sie in große Pflanzungen investieren können. (Guardian 16.6.10)

Zum Export landwirtschaftlicher Produkte

Premierminister Pinda sagte, er halte es nicht für problematisch, wenn Landwirte ihren Überschuss exportieren, so lange sie darauf achteten, Vorräte für später aufzuheben. Vor allem Landwirte der Rukwa-Region hatten die Regierung um die Erlaubnis für den Export überschüssigen Getreides in Nachbarländer gebeten. Das solle uns nicht erschrecken, denn das ermuntere die Landwirte, mehr zu produzieren, sagte er. Es hatte geheißen, in der Rukwa-Region allein drohten mehr als 1 Mio. t Lebensmittel zu verderben, weil die Regierung den Export verboten hatte, um einer Verknappung vorzubeugen.

Pindas Äußerung steht im Widerspruch zur Erklärung des Stellvertretenden Ministers für Landwirtschaft, Versorgungssicherheit und Kooperative, die Regierung ändere ihre Entscheidung, Lebensmittelexporte zu verbieten, nicht. Zuwiderhandelnde hätten mit strengen Maßnahmen zu rechnen.

Der Regional Commission der Rukwa-Region sagte, das Verbot, Überschuss zu exportieren, demoralisiere die Landwirte, die zusehen müssen, wie ihre Ernte verdirbt. In dieser Erntezeit erwartet diese Region, 2,2 Mio. t Getreide zu ernten; doch nur 250.000 t werden für den Verzehr benötigt. (Guardian 19.3.10)

Der Ministerrat der EAC beschloss, das Verbot des Exports von Ernteprodukten innerhalb der Region aufzuheben. Der momentane Vorsitzende sagte, den Landwirten sei bereits grünes Licht gegeben worden. Man habe beobachtet, dass sich das Exportverbot verheerend auswirkte, weil es verhinderte, dass sich die Landwirte der Früchte ihrer harten Arbeit erfreuen konnten. Bei jeglichem Handel sei das Verbot ein Zeichen von Bürokratie; diese sei jedoch überholt. Er berichtete, im Augenblick kaufe Kenia Mais aus Malawi, weil Tansania den Export untersagte. "Malawi profitiert von den Chancen, derer sich die EAC-Länder erfreuen sollten." Er verurteilte auch die vielen Straßensperren an den Durchgangsstraßen. (Citizen 7.6.10)

Als in Europa der Flugverkehr wegen der Aschewolke aus Island eingestellt wurde, verdarben in Tansania pro Tag Blumen im Wert von etwa 450m/- TSh. "Wenn es noch fünf Tage so bleibt, ist das die Hölle für uns", klagte eine Verantwortungsträgerin der Tanzania Horticultural Association (Taha).

Wird das Flugbenzig teurer, leidet der Gartenbau in Tansania einen weiteren schweren Rückschlag. (DN 29.4.10; Citizen 19./20.4.10)

Zu landwirtschaftlichen Geräten

Ein Abgeordneter riet der Regierung, Ochsenpflüge zu fördern, statt Geld für teure Traktoren zu verschwenden. Sie seien für die Armen zu kostspielig. Ein Traktor koste im Augenblick 40m/- TSh, so viel wie 40 Ochsenpflüge; dazu kämen die Betriebskosten.

Der Stellvertretende Landwirtschaftsminister antwortete, die Regierung habe beschlossen, den Landwirtschaftssektor zu revolutionieren. Hacke, Ochsenpflug und Traktor würden gleich wichtig genommen. In Zusammenarbeit mit den Distrikträten habe sie von 2002 bis 2010 insgesamt 78 Ochsenpflug-Zentren renoviert, zehn neue errichtet. Der private Sektor unterhalte fünf Zentren, die Traktoren vermieten; das Zentrum der Katholischen Kirche biete drei Traktoren an, das der Anglikanischen und das der Lutherischen je drei, weitere Unternehmen insgesamt elf.

Auch andere private Einrichtungen sollten Zentren einrichten, sagte er. (DN 10.6.10)

Zur Nahrungsmittelverarbeitung

Um die Landwirte bei der Verarbeitung der von ihnen produzierten Nahrungsmittel zu unterstützen, will der Iran in Dar-es-Salaam und Sansibar je ein berufsbildendes Zentrum einrichten. "Viel Gemüse und Obst verdirbt, weil es an Verarbeitungswerken fehlt. Deshalb müssen solche Projekte gestartet werden", sagte der Botschafter des Iran. (DN 14.5.10)

Kampf gegen Schädlinge

In der Shinyanga-Region bekämpfte das Landwirtschaftsministerium mit einem Pestizide versprühenden Flugzeug den aus Kenia eingeflogenen Schädling, den Vogel 'Kwelea Kwelea'. Etwa 3,5 Mio. Vögel wurden dabei getötet. Das Ministerium hatte Experten in die Region entsandt, damit sie vor der Spritzaktion die Verstecke und Brutgebiete der Vögel feststellten. Die Einwohner wurden vor dem Verzehr der mit Pestiziden getöteten Vögel gewarnt. Während der einmonatigen Invasion der Vögel konnten die Schüler den Unterricht nicht besuchen, weil ihre Eltern sie zum Vertreiben der Vögel auf die Felder schickten. (Citizen 7.5.10)