Zur Beschneidung von Frauen und Männern - 06/2008

Aus Tansania Information
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Neuzeitliche Schulung anstelle traditioneller

Dem African Network Against FGM, einer gegen Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane (FGM) kämpfenden NGO, gelang es, in der Dodoma-Region diese Sitte um 90 % zu reduzieren. 30 Mädchen eines Dorfes feierten unversehrt den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter. Sie hatten in ihrem Dorf eine sechsmonatige Ausbildung durchlaufen, ähnlich der traditionellen 'jando' und 'unyago', deren Höhepunkt die Beschneidung ist. Man erwartet, dass diese Mädchen ihren Kindern eine FGM ersparen.

Die Jungen fordert man auf, sich von ausgebildeten Kräften beschneiden zu lassen, nicht von traditionellen Beschneidern, bei denen die Gefahr von Infektionen bestehe. Die Jugendlichen lehrt man neben den traditionellen Dogmen zur Elternschaft auch das Führen einer guten Ehe, einfache Gesundheitspflege, Arbeitsmoral, Respekt vor Alten und Lehrkräften und einfache Techniken wie Weben und die Herstellung von Ziegelsteinen, man unterrichtet sie über die schädlichen Auswirkungen entlehnter, fremder Kulturen und moralischen Verfalls. (DN 27.12.07)

FGM eines kranken Mädchens

In der Dodoma-Region holten zwei Frauen ein siebenjähriges Mädchen, das wegen einer Infektion der Geschlechtsorgane behandelt wurde, aus dem Krankenhaus, beschnitten und versteckten es. Sein Zustand wurde lebensbedrohlich. Ein 'Guter Samariter' berichtete der Polizei. Sie verhaftete die beiden Frauen. (DN 28.12.07)

Aufruf zum Kampf gegen FGM

In einer Erklärung einer Koalition aus neun Organisationen, die gegen FGM kämpfen, heißt es: "Wir rufen Regierung und Repräsentanten der Religionsgemeinschaften auf, uns beim Kampf gegen FGM zu unterstützen und sie auszurotten." Die Gesellschaft solle lernen, wie man dieses Verbrechen abschaffen kann. (Guardian 7.2.08)

FGM wegen Gewinnstreben und Aberglauben

Laut einer von NGOs in der Manyara-Region durchgeführten Untersuchung lassen sich einige ältere Frauen beschneiden, um die Geschlechtsteile an Bergleute zu verkaufen, die sie im Glauben an Zauberei verwenden, um Edelsteine zu finden. (Guardian 8.2.08)

FGM und Religion

Bei einem von einer Koalition gegen FGM organisierten Seminar sagte ein Vertreter des Christian Council of Tanzania, FGM sei nicht vereinbar mit dem christlichen Glauben. Ein Vertreter des Muslim Council of Tanzania erklärte: "Die muslimische Lehre verbietet dem Menschen, sich selbst oder eine andere Person zu verletzen. FGM ist schädlich. Für unseren Glauben ist sie inakzeptabel." (Guardian 8.2.08)

Warnung der Regierung

Der RC von Tanga sagte, die Regierung verwarne alle, die FGM praktizieren. Wegen hygienischer Probleme und weil sie die Armut vermehre, sei sie gegen dieses bei einigen Ethnien übliche Vergehen. (Guardian 13.2.08)

Zum Kampf gegen FGM

Bei einer Pressekonfernez sagte eine Direktorin des Tanzania Gender Networking Programme, in Tansania sei der Kampf gegen die FGM erfolgreich. In der Kilimanjaro-Region ging die Häufigkeit der FGM von '96 bis '06 von 37 % auf 25 % zurück, bis '07 auf 15 %. Aber noch mehr müsse geschehen. In unterentwickelten Gebieten mit wenig Bildung sei sie noch üblich. Untersuchungen zeigten, dass FGM häufig zu HIV/AIDS-Infektion führt, weil man unsauberes Gerät verwende und es beim Geschlechtsverkehr zu Verletzungen komme. (DN 4.3.08; Arusha Times 17.11.07)

Beschneiderinnen geben ihren Beruf auf

Bei einer Feierstunde der White Ribbon Alliance for Safe Motherhood im Monduli-Distrikt (Arusha-Region) übergaben 20 Beschneiderinnen den Verwaltungsbeamten ihre Geräte. Sie hätten erkannt, dass die FGM riskant sei. Einige Leute äußerten skeptisch: "Diese Frauen verlangen für die Beschneidung eines Mädchens 10.000/- TSh, 10-20 werden hintereinander beschnitten. Das ist zu lukrativ, als dass man es leicht aufgibt." Der Regional Commissioner erwiderte: "Die Maasai sind immer ehrenwerte Leute, sie halten das, was sie versprochen haben. Auch 'Engai' (Gott) sei Zeuge ihres Versprechens." Die Beschneiderinnen baten die lokalen Verantwortungsträger, ihnen zu einer alternativen Verdienstmöglichkeit zu verhelfen, damit sie nicht in Versuchung kämen, diese "barbarische Arbeit" wieder aufzunehmen. 15 Maasai-Krieger erklärten öffentlich, keine beschnittenen Mädchen zu heiraten. Auch von Mehrehe würden sie Abstand nehmen. "Unsere Väter heirateten bis zu 15 Frauen. Aber das machte sie anfällig für Geschlechtskrankheiten. Wir lernten, dass nicht nur die 'Waswahili' (Nicht-Maasai) AIDS bekommen können." (Arusha Times 29.3.08)

Erzwungene Beschneidung von Männern

Eine 60-köpfige Splittergruppe des Meru-Volkes unternimmt an den Hängen des Meru nächtliche 'Tür-zu-Tür'-Aktionen, um Männer zu beschneiden, 'gental polishing' durchzuführen, egal, ob Frauen und Kinder zugegen sind, denn Unbeschnittene 'beschmutzten' ihre Schwestern. Die meisten Opfer lassen es schweigend geschehen, denn es sei nach der Tradition rechtmäßig. Zwei, die Opfer der 'Tür-zu-Tür'-Aktion geworden waren, sagten, nie würden sie diese Qualen vergessen.

Ein Sekundarschullehrer berichtete, 20-30 Jugendliche mit traditionellen Waffen seien in sein Haus gestürmt und hätten gefordert, er müsse nachsehen lassen, ob er beschnitten sei. Nach einem zweistündigen Gerangel sei es ihm gelungen, zu entkommen und der Polizei Meldung zu machen.

Sehr oft sind Lehrer betroffen, die aus anderen Gegenden stammen. Nach einer langen Sitzung beschlossen die Lehrer, keinen Unterricht mehr zu erteilen, bis ihr Leben wieder sicher sei.

Berichten zufolge drangen die 'tribalistischen Puritaner' in 30 Häuser ein. Sie beschnitten 20 Männer.

Ein Dorfvorsitzender sagte, diese Aktionen seien auf Angehörige des Meru-Ethnie beschränkt, dürften nicht an anderen verübt werden.

Die Beschneidung ist in manchen Ethnien Nordtansanias Pflicht, z. B. im Meru- und im Maasai-Volk. Infolge von Heirat, geschäftlichen Interessen, staatlicher Anstellung leben nun überall auch Menschen anderer Ethnien. (Guardian 24.3.08; Arusha Times 12.4.08)