Zum Leben der Frauen, ihren Möglichkeiten und Problemen - 05/2006

Aus Tansania Information
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Unterstützung für Unternehmerinnen

Die Entwicklungsvereinigung der Frauen von Mwanza (MWDA) richtete einen Umlauffonds mit einer Ausgangssumme von 10m/- TSh ein. Beim Starten eines Kleinbetriebs soll Frauen ein Darlehen gewährt werden. (Guardian 25.3.06)

Der für Ostafrika zuständige Direktor der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) versicherte, auch weiterhin werde man in Tansania das Programm Gleichberechtigung von Männern und Frauen und ordentliche Arbeit für Alle fördern. Er sprach bei einem von der ILO unterstützten Seminar für 23 Gruppen mit 755 im informellen Sektor tätigen Frauen. Die Themen des Seminars waren Arbeitsgesetze, Rechte von Frauen und Kindern, Probleme der Kinderarbeit, Sicherheit im Arbeitsleben, Gesundheit und HIV/AIDS. (Guardian 20.3.06)

Die Entwicklungsbeauftragte des Stadtrats von Tanga lobte das ILO-Programm Ordentliche Arbeit für Alle. Sie berichtete, 314 Frauen aus drei Stadtteilen hätten davon profitiert, verrichteten nun verschiedene Arbeiten und verdienten ihren Lebensunterhalt in Würde. "Schon 280 Kinder wurden von der Straße zurückgeholt; sie besuchen jetzt die Schule", sagte sie. Eine Gruppe mit 375 Frauen habe berufsmäßige Verarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln, Unternehmensführung und die Anlage eines Sparkontos gelernt. Mit Darlehen einer Bank hätten 179 Frauen gewinnabwerfende Projekte starten können, Hühnerzucht, Bäckerei u. a.. Eine Frau sagte, sie hänge nun nicht mehr von ihrem Ehemann ab. "Ich kann die Familie ernähren, meine Kinder ausbilden lassen und in Notzeiten meinen Ehemann versorgen." (Guardian 19.3.06)

In Rahmen ihres Programms Gleichberechtigung von Männern und Frauen und ordentliche Arbeit für Alle unterstützte die ILO in Sansibar während der letzten drei Jahre vier wirtschaftlich tätige Frauengruppen mit 617 Mitgliedern. Sie profitierten finanziell: Ihre Sparguthaben stiegen von 0.05m/- TSh auf 17m/- TSh. 430 Kinder konnten aufhören, für Geld zu arbeiten; sie gehen jetzt zur Schule. Die Vorsitzende einer Gruppe sagte, sie freue sich, dass die ILO ihre Mitglieder ausbildete. 50 Frauen hätten Bäckerei, Wi ckelbatik, Betriebsführung und Buchführung gelernt. "Unsere Mitglieder sind jetzt zuversichtlich, sozial und wirtschaftlich tätig und unterstützen das Einkommen der Familie", berichtete sie. (25.3.06)

Auf den Inseln Sansibar und Pemba schlossen sich je fünf Frauengruppen zu einer Sa-vings and Credit Cooperative Society (SACCOS) zusammen, auf Sansibar Waridi-, auf Pemba Pafeco-SACCOS genannt. Waridi hat 317 Mitglieder, 16m/- TSh Guthaben; Pafeco 300 Mitglieder. "Diese SACCOS erhalten voraussichtlich Darlehen von der Akiba Commercial Bank", sagte ein Mitglied der Regierung von Sansibar. Er erklärte, man werde die bisher von der ILO geförderten Frauengruppen weiterhin unterstützen, ihnen Ausbildung und technische Hilfe anbieten. (DN 24.3.06; Observer 26.3.06)

Wirtschaftliche Aktivitäten

Der Regional Commissioner von Dar-es-Salaam überreichte zwölf Frauen den Führerschein der Klasse D. Alle wollen Taxifahrerinnen werden. Der RC sagte, ihr Entschluss spiele im Kampf gegen das patriarchalische System eine wichtige Rolle. "Ich werde euch helfen, Quellen für Darlehen zu finden, um euch beim Bekämpfen der Armut zu unterstützen." Die Frauen hatten den neunmonatigen Unterricht bei unterschiedlichen Fahrschulen absolviert. Ihre Ausbildung wurde von der Tunawajali Taxi Group, dem Verband der Taxifahrer, finanziert. Dessen Geschäftsführer sagte, auf diese Weise werde einer Reihe von Familien geholfen, denn von diesen Frauen seien viele Alleinerziehende. Wenn sie von ihrer Mutter unterstützt würden, sinke die Zahl der Straßenkinder. (DN 4.3.06; Guardian 7.3.06)

Das African Women in Mining Network (AFWIMINTZ) bat die Regierung, sie möge ihm das seit langer Zeit nicht genutzte Edelsteinzentrum in Arusha übergeben. "Es wird uns ermöglichen, unterschiedliche Bergbaukurse anzubieten, die vielen helfen, vor allem der Jugend", sagte die AFWIMINTZ-Vorsitzende. Die Auszubildenen würden lernen, den Wert der Steine zu steigern, und unter Verwendung von Edelsteinen verschiedene Dinge herzustellen. Das Anliegen des AFWIMINTZ ist, die Frauen zu fördern, die überall im Land im Bergbau tätig sind. Es geht auch darum Informationen auszutauschen, Absatzmärkte zu finden, und Geräte für Bergbau und Schleifen von Edelsteinen zu erwerben. Das Netzwerk wurde 2004 als gemeinnützige Organisation eingetragen. (Guardian 27.3.06)

Gewalt gegen Frauen

In einer Erklärung des Verbandes der Medienfrauen (TAMWA) heißt es, noch immer würden die Zeitungsartikel beherrscht von Berichten über Vergewaltigung, Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane, Tötung älterer Frauen und Überfälle auf Frauen. "Die Regierung muss rasch handeln und dauerhafte Lösungen finden für solche Bedrohung, reagiert sie doch auch auf andere das Leben bedrohende Probleme, die bewaffneten Überfälle z. B.." Fem-Act, eine Bewegung die die Rechte der Frauen, Gleichheit der Geschlechter, Demokratie und Entwicklung fördert, äußerte: "Wir sind besorgt, denn anscheinend überdecken die sich häufenden Vorfälle von Raubüberfällen die Gewalt gegen Frauen. Sie ist genau so gefährlich, denn sie verletzt die Menschenrechte." (Guardian 2.3.06)

Anmerkungen zur Rolle der Frauen

Salma Kikwete, Gattin des Präsidenten, sprach bei einer von der UWT (CCM-Frauenorganisation) organisierten Veranstaltung, bei der man den Frauen für ihre Stimmabgabe zugunsten Kikwetes danken wollte. Sie sagte: "Viele Familien vernachlässigen die Bildung der Mädchen. Wir überanstrengen sie mit Hausarbeit u. a., während die Jungen lernen können. Dann tadeln wir sie wegen schlechter Noten. Das muss aufhören. Die Mütter können dafür sorgen." Sind sie selbst nicht in der Lage, mehr zu lernen, müssten sie zusehen, dass ihre Töchter zu Bildung kommen. "Die Zeit der Versklavung von Mädchen ist vorüber, denn wir sind alle gleich." Ihre Würde erhalte die Frau nur, wenn sie bei Führungsaufgaben konkurrieren könne und die Frauen vorbehaltenen Sitze abgeschafft seien.. Sie erniedrigten die Frauen, ließen glauben, sie seien nicht fähig, ihre Ziele selbst zu erreichen. "Wenn wir angestrengt lernen, benötigen wir keine den Frauen vorbehaltenen Sitze, denn wir sind fähig und wir sind klug." Der jetzigen Regierung gehörten Ministerinnen an, die bedeutende Ressorts bekleideten, Finanzen, Äußeres, Erziehung. (Guardian 18./20.3.06)

Bei einem Workshop zum Thema 'Frauen und Entscheidungsfindung, Gleichheit und Kampf gegen Armut' an der Dar-es-Salaamer Universität, an dem Abgeordnete, Akademikerinnen, Aktivistinnen für Frauenfragen und Medien teilnahmen, wurden die Frauen aufgerufen, sich um führende Posten verschiedener Sparten zu bewerben, obwohl das patriarchale System ihr Fortkommen behindere. Die Teilnehmerinnen tauschten sich über ihre Erfahrungen bei verschiedenen Wahlen aus. Es gebe viele Hindernisse, wenn sich eine Frau um einen politischen Posten bewerbe. Es fehle die Unterstützung anderer Frauen, das Vertrauen der Männer. Die Frauen erlebten Diskriminierung. Trotzdem sollten sie nicht verzagen, es immer wieder versuchen, sagte eine CCM-Vertreterin. (DN 27.3.06)

Martin Shao, der Bischof der ELCT-Norddiözese, verurteilte die Diskriminierung der Frauen in der Kirche. Er sei erstaunt, dass es Kirchen gibt, die ihnen nicht erlaubten Pfarrer zu werden. Sie seien nicht schwach und könnten Wunder bewirken, wenn man ihnen eine Chance gibt. "Wer sie diskriminiert, verstößt gegen die Schrift. Er sollte die Bibel genau lesen, um die Wahrheit zu erfahren. Lasst uns die Frauen respektieren und ihnen Führungsposten geben als Bischöfe, diözesane Führungspersönlichkeiten und in der Politik." (Guardian 18.4.06)

Zu Rechten und Sitten

Zwei Witwen aus der Shinyanga-Region beantragten beim High Court, das Gewohnheitsrecht abzuschaffen, das sie der Rechte beraubt, ihren verstorbenen Ehemann zu beerben; es sei diskriminierend und deshalb nicht verfassungskonform. Die Eingabe war vom Women's Legal Aids Centre vorbereitet und im Namen der beiden Frauen eingereicht worden. Laut Gewohnheitsrecht dürfen Frauen nichts vom Vermögen ihres Ehemannes erben, auch nicht von einem Sohn. Onkel und männliche Verwandte haben das Vorrecht. Für Frauen ist die Möglichkeit, ihren eigenen Lebensstil zu leben, sehr begrenzt. Das Gesetz zwingt sie, immer von ihren Kindern und männlichen Verwandten abhängig zu bleiben. Eine Witwe wird praktisch gezwungen, einen Angehörigen der Großfamilie zu heiraten, damit man ihr erlaube, im eigenen Haus zu bleiben. Beschließt sie, außerhalb der Großfamilie zu heiraten, läuft sie Gefahr, aus diesem vertrieben zu werden. (DN 10.4.06)

Seit 1986 organisiert der Reto-Frauenverband (RWA) alljährlich ein Kulturfest, um die Frauen, die Maa, die Sprache der Maasai, sprechen, zusammenzubringen. Auch heuer nahmen Hunderte von Delegierten, Frauen aus Kenia und Tansania, an dieser zweitägigen Veranstaltung teil. Sie endete mit dem Aufruf, überholte Praktiken zu meiden. Die Frauen setzten sich ein für die Ausbildung der Mädchen und verurteilten das Verheiraten minderjähriger Mädchen. Sie sprachen über die ungerechte Behandlung der Maasai, Übernahme ihres Landes durch Fremde, Unsicherheit und Vergewaltigung. Die RWA-Vorsitzende sagte, es sei Zeit, schädliche Gepflogenheiten abzuschaffen, z. B. die Verstümmelung der weiblichen Geschlechtsorgane oder die Unsitte, junge Mädchen mit älteren Männern zu verheiraten. Eine Rednerin warf den Politikern vor, sie schürten bei den Maasai die Landprobleme. (East African Standard 10.4.06)

1.000 Frauen schlossen sich dem Demonstrationszug einer Kampagne des Weißen Bandes an. Sie will darauf hinweisen, dass viele Schwangere und Säuglinge sterben, weil es an guter Gesundheitsversorgung fehlt. Die Frauen fordern, dass die Zahl der Hebammen und Gynäkologen um 100 % gesteigert wird. Im Augenblick entbänden in Tansania 54 % der Frauen ohne fachgerechte Versorgung. Vor allem in den Dörfern stürben viele infolge vermeidbarer Probleme. (ITV Habari 25.3.06)