Zu den Muslimen Tansanias - 10/2011

Aus Tansania Information
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Zum OIC

Ein Abgeordneter forderte, Sansibar müsse der Organization of Islamic Conference (OIC) betreten - vor allem wegen wirtschaftlicher Vorteile.

Der Zweite Vizepräsident Sansibars antwortete, aus Angst verzögere die Gesamtregierung den Beitritt zur OIC. Das Wort Islamic erschrecke sie. Das Zögern sei nicht zu rechtfertigen, denn die meisten Länder der Region, Uganda und Mosambik z. B., seien bereits Mitglieder.

Vor 15 Jahren trat Sansibar der OIC bei, zog sich aber wieder zurück, nachdem aufgezeigt worden war, dass der Beitritt der Teilrepublik nicht mit der Verfassung der Union vereinbar ist. (DN 28.6.11)

Zum Bankwesen

Nach einer von ihr organisierten Iftar führte die National Bank of Commerce (NBC) in Dar-es-Salaam einen Islamic Corporate Account und einen Business Account ein. Dabei sagte Alhaj Ali Hassan Mwinyi, ehedem Staatspräsident, ein Bankwesen, das Zinsen erlaubt, führe dazu, dass Muslime in Tansania Gott nicht nach dem Buchstaben und im Geist der Religion anbeten. Lange Zeit hätten sie etwas praktiziert, was ihre Religion nicht erlaube. In vielen Teilen der Erde gebe es islamische Banken. Die Muslime in Tansania hätten lange gebraucht, ehe sie Dienste der Bank suchten, die ihrem Glauben entsprechen. Ethisches Bankwesen sei das Zentrum der Wirtschaft. Mit diesem könne die Nation finanziell stabile Familien und ein friedliches Land schaffen.

Er gratulierte der Bank zur Einführung zinsloser Bankprodukte, ein klares Zeugnis dafür, dass die Leitung anerkennt, dass es in Tansania unterschiedliche Kulturen und Religionen gibt. Er hoffe, dass sich diese Leistungen in anderen Teilen des Landes ausbreiten.

Ein NBC-Direktor sagte, man habe diese Produkte während des Ramadan eingeführt, weil man glaube, zu diesem Monat gehöre Gottes Segen. (Guardian 12.8.11)

Zum Kadi-Gericht

In seiner Ansprache bei der Idd el-Fitr Baraza in Dodoma sagte Präsident Kikwete, das Kadi-Gericht werde von den Muslimen selbst eingerichtet und betrieben. Es stelle keine Parallele zum normalen Justizsystem dar. Niemand behindere seine Einrichtung. Auch die Christen befürworteten sie. Die Kadi-Gerichte behandelten nur Fälle von Ehe, Erbe und Scheidung. Sie hätten kein Mandat, das "Sharia Gesetz" einzuführen. Alle zivilrechtlichen und die Kriminalfälle würden von den normalen Gerichten erledigt.

Er sagte, eine Kommission habe der Regierung erklärt, es sei nicht angemessen, ein anderes Gericht einzuführen. (DN 1.9.11; Guardian 1.9.11; Citizen 1.9.11)

Die Muslime Tansanias bestehen darauf, dass die Regierung auf dem Festland das Kadi-Gericht einführt. Sie drohen einen landesweiten Streik an, falls ihre Forderung nicht erfüllt wird. Scheich Ponda Iassa Ponda, Generalsekretär der Shura ya Maimamu, sagte, Kikwetes Ansprache habe ihren Durst nicht gestillt. Das sei die Haltung der 91 Muslim Organisations and Institutions of Tanzania, die nach ihrer Diskussion über die Rede des Präsidenten festgehalten wurde. Die Muslime wollten, dass das Kadi-Gericht in die Verfassung aufgenommen und wie jedes andere Gericht in das Rechtssystem eingegliedert wird. Es müsse im Haushaltsplan berücksichtigt werden, damit es seine Pflichten angemessen erfüllen könne. Die Urteile des Kadi-Gerichts müssten endgültig sein.

Staatsminister Wassira erwiderte, der Regierungsbeschluss bleibe gültig, denn er komme vom Präsidenten. (DN 12.9.11)

Zu den verstaatlichten Schulen

In seiner Ansprache bei der Idd el-Fitr Baraza reagierte Kikwete auf die Bitte des Bakwata, die Regierung möge die in den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit verstaatlichten muslimischen Schulen zurückgeben. Er sagte, man plane keine Rückgabe. Die Aufgabe dieser Schulen sei, allen Tansaniern, ungeachtet ihres Glaubens, gleiche Bildungschanchen zu gewähren. Er versicherte, es gebe keinerlei Verstaatlichungspolitik. Ohne Angst sollten sie weiterhin Schulen errichten. "Ich rate Ihnen, neue Schulen zu bauen, statt die alten zurückzufordern", sagte er. (Guardian 1.9.11)

Scheich Ponda drängt weiterhin auf die Rückgabe aller Schulen der muslimischen Organisationen, die verstaatlicht worden waren. Man bestehe auf der Rückgabe. "Die Regierung sollte in dieser Angelegenheit Ernsthaftigkeit walten lassen", sagte er. (DN 12.9.11)

Geistliche und weltliche Bildung

Beim Wettbewerb der Koran-Rezitation erhielt der Sieger ein Bajaj (dreirädriger Kleinwagen) im Wert von 3m/- TSh, die zweite Siegerin 1,6m/- TSh und einen goldenen Ring.

Bei dieser Veranstaltung sagte Salma Kikwete, Ehefrau des Präsidenten: "Als muslimische Eltern und Vormünder müssen wir dafür sorgen, dass unsere Kinder den Heiligen Koran verstehen. Aber wir müssen sicherstellen, dass sie genau so viel verstehen bezüglich weltlicher Bildung." Sie forderte alle Muslime auf, einen Beitrag zu leisten für den Bau einer Hochschule für muslimische Religionslehrer und fähige Richter.

Die Organisatorin der Rezitation sagte, auch in anderen Regionen solle es solche Wettbewerbe geben. Dies ist das fünfte Jahr, in dem ein Wettbewerb im Aufsagen und im Auswendiglernen des Koran stattfand. Die Teilnehmenden kamen aus Pemba, Unguja (Insel Sansibar), Dar-es-Salaam, Kibaha, Mkurunga und Bagamoyo. (DN 15.8.11)

Am vom Muslim Hajj Trust und vom Holy Qur'an Memorisation Charitable Trust-Tanzania organisierten Koran-Rezitationswettbewerb nahmen 14 Länder Afrikas teil. Die drei Sieger, ein Tansanier, ein Ägypter und ein Sudanese, erhielten Bargeld: 5m/-, 3m/- bzw. 2m/- TSh. Zum zweiten Mal fand dieser Wettbewerb auf Kontinent-Ebene in Tansania statt.

Ali Hassan Mwinyi, Patron des Muslim Hajj Trust, sagte bei dieser Veranstaltung, will man gute Führungspersönlichkeiten, sei der einzige Weg, das Koran-Rezitieren zu pflegen, denn das heilige Buch halte die Menschen von Korruption ab.

Vizepräsident Bilal drängte die muslimischen Gebildeten, zum Wohl der gesamten Gemeinschaft die Lehren des Heiligen Koran auszulegen und auszubreiten. Richtig verstanden und befolgt könne seine Botschaft eine deutlich sichtbare Veränderung der Gesellschaft bewirken. (DN 22.8.11; Citizen 22.8.11)

Die Nichtregierungsorganisation (NGO) Rehema Friendship and Solidarity Trust führt in Zusammenarbeit mit den Tanzania Muslim Professionals (TAMPRO) das Safina Teachers' College in Tabata. Weil es lediglich 114 Studierende aufnehmen kann, will Rehema ein weiteres Teachers' College errichten.

Rehema hilft den weniger Begünstigten im Land durch soziale und wirtschaftliche Einsätze.

Während des Ramadan übergab Mwinyi den Familien von 224 Albino Lebensmittel, die der Rehema Frienship and Solidarity Trust in Dar-es-Salaam gespendet hatte.

(DN 13.8.11)

Bei den Endergebnissen der Primarschulen schnitt die Region Pemba-Nord im Fach muslimisches Wissen am besten ab. 24.699 Schüler von 516 Schulen in 20 Regionen hatten teilgenommen; im Vorjahr waren es 15.236. 2005 wurden in Dar-es-Salaam Prüfungen in muslimischem Wissen eingeführt. Seit 2010 werden sie in 20 der 30 Regionen durchgeführt. Die Prüfungen sollen helfen, den Schülern der muslimischen Primarschulen Wissen über eine Reihe von Themen, die ihre Religion betreffen, zu vermitteln. (DN 5.9.11)

Gesetzestreue

Weil Klagen über die Gepflogenheit, während des Ramadan in der Öffentlichkeit zu essen und zu trinken, eingegangen waren, bat die Regierung Sansibars die Polizei, alle, die man während des Tages beim Essen, Trinken oder Verkaufen von Nahrungsmitteln antrifft, zu verhaften und anzuzeigen. Es ist auch verboten, eine Bar, ein Gästehaus oder Restaurant zu öffnen. Das sei ein Vergehen, sagte ein Staatsminister bei einer Pressekonferenz. Auf die Frage, ob das Verbot, zu essen, zu trinken usw. kein Verstoß gegen die Menschenrechte sei, antwortete er, die Gesetze zu beachten, sei Teil der Achtung vor den Menschenrechten. "Wir bitten Nicht-Muslime und Muslime, die nicht fasten, die Mehrheit der Gläubigen zu respektieren. Christen und Muslime lebten beieinander und respektierten einander seit Jahrzehnten und so sollte es bleiben", sagte er. In der Stone Town haben die meisten Restaurants am Tag geschlossen, nur törichte öffnen sie. (Citizen 17.8.11)

Eine in Sansibar ansässige nichtstaatliche Tourismus-Organisation erklärte, Touristen aus dem Ausland seien "herzlich willkommen", aber es wäre zu ihrem Nutzen, während des Ramadan nicht in der Öffentlichkeit zu essen und zu trinken. Das sei seit langer Zeit Tradition, sagte ein Verantwortungsträger. In ihren Restaurants und Hotels würden für die Ausländer Speisen und Getränke bereitet. Schon immer habe man den Gästen empfohlen, sich während des heiligen Monats anständig zu kleiden.

Ein Staatsminister bat die Nicht-Muslime dringend, nicht in der Öffentlichkeit zu essen und zu trinken. (Guardian 22.8.11)

Friedensapelle

Bei der Einweihung einer Moschee, die von der African Muslim Agency (AMA) Northern Zone unterstützt worden war, riet ein AMA-Verantwortungsträger den leitenden Geistlichen, ihren Gläubigen statt Politik Frieden zu predigen und in ihren Gottesdiensten Frieden und Gerechtigkeit für alle zu fordern. "Diese Moschee ist für alle Muslime, ungeachtet ihrer Rasse und Farbe", betonte er und berichtete, AMA investiere in unterschiedliche Aktivitäten, Bildung, Gesundheit, soziale Entwicklungsarbeit in mehreren Ländern Afrikas, incl. Tansania. Für AMA sei es das Wichtigste, Lebensstandard, Moral und Bildung der Bedürftigsten und der Armen des Kontinents Afrika zu heben. (DN 11.7.11)

Bei einer Iftar im State House für Geistliche unterschiedlicher Religionen sagte Präsident Kikwete, für dauerhaften Frieden sei Toleranz zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen oder Konfessionen unentbehrlich. Er bat die geistlichen Verantwor-tungsträger zu helfen, dass zwischen den Anhängern unterschiedlichen Glaubens eine Kultur von Toleranz und Respekt entstehe. Respektlose Bemerkungen über den Glauben anderer und ihre Andachtshäuser sollte man meiden. Wir sollten lernen, einander zu tolerieren, denn auch die Muslime hätten unterschiedliche Konfessionen und sie werden bleiben. In einer Erklärung heißt es: "Ich bitte euch, etwas von eurer Zeit freizuhalten und für dauerhaften Frieden zu beten."

Die erste Gruppe die er ins State House zu einer Iftar einlud, waren Waisenkinder, die zweite Gruppe Geistliche.

Iftar ist die Abendmahlzeit, wenn Muslime während des Ramadan gleich nach Sonnenuntergang das Fasten brechen. (DN 9.8.11; Guardian 9.8.11)

Ein Abgeordneter berichtete, die Muslime in Tansania hätten das Gefühl, sie würden von der Verwaltung übersehen. Premierminister Pinda erwiderte: "Ich möchte, dass es absolut klar ist, Diskriminierung jeder Art ist streng verboten. Ich fordere jeden auf, das sehr ernst zu nehmen und sich im Kampf dagegen zu engagieren." Religiöse oder sektiererische Diskriminierung sei sehr gefährlich für den Zusammenhalt und den Frieden der Nation. (Guardian 26.8.11)

In seiner Ansprache bei der Idd el-Fitr Baraza in Dodoma ermunterte Präsident Kikwete zu anhaltender Kommunikation und riet den Verantwortungsträgern der Religionsgemeinschaften, das System der Kontakte zwischen ihnen wiederzubeleben. Das helfe, die Differenzen zu beseitigen und stelle alle Glaubensgemeinschaften auf die gleiche Ausgangsbasis. Es beunruhige ihn, dass diese Verantwortungsträger andere Religionen in Verruf bringen. Das Land habe keine Staatsreligion, der alle folgen müssen. Jeder genieße Religionsfreiheit. Die Muslime sollten ihre Bitten vortragen. Die Regierung sei bereit, mit ihnen für einen besseren Lebensstandard zu sorgen. (DN 1.9.11)

Solidarität mit Palästina

Jedes Jahr denken die Muslime weltweit am Al Quds Tag, dem letzten Freitag des Ramadan, an die Not der Palästinenser in ihrem jahrelangen Konflikt mit Israel.

In Dar-es-Salaam kamen Tausende Muslime am Al Quds Tag in die Mtoro Moschee und beklagten die Besetzung der heiligen Al Aqsa Moschee und anderer heiliger Stätten. Sie stellten sich hinter die Palästinenser und ihren Kampf, das verlorene Land von Israel wiederzubekommen. Organisiert wurde die Versammlung vom Bakwata, dem Council of Muslim Institutions und dem Iranian Cultural Centre der Botschaft Irans. Die Botschafter aller in Tansania vertretener muslimischer Länder und mehrere muslimische Organisationen nahmen teil.

Ein Scheich verurteilte die Unterdrückung der Palästinenser durch die Besatzungstruppen Israels. Die Muslime der ganzen Erde sollten sich zusammenschließen, um diese Unterdrückung zu beenden. "Die Morde müssen sofort gestoppt werden. Nur die Anstrengungen der Muslime weltweit werden die Palästinenser aus dieser Unterdrückung befreien", sagte er. (DN 27.8.11; Guardian 29.8.11)

Zum Idd el-Fitr

Am 31. August feierten die Muslime in Tansania mit allen anderen rund um den Erdball Idd el-Fitr, das Ende des Ramadan. Die Feier auf Landesebene fand in der Gaddafi Mosque in Dodoma statt.

In Dar-es-Salaam rannten alle in letzter Minute zum Einkaufen. Viele waren gezwungen, tiefer in die Tasche zu greifen, weil die Preise in die Höhe geschossen waren. Ein Händler sagte: "Während des Ramadan machten wir riesige Verluste. Deshalb halten wir uns in diesen drei Tagen schadlos." (DN 31.8.11)

Gewalt in Sansibar

Die Association of Muslim Clerics erließ für den Ramadan strenge muslimische Kleidungsvorschriften und verbot, dass sich Männer und Frauen, die nicht verheiratet sind, an einem einsamen Ort treffen.

Auf Sansibar drohte eine Gruppe muslimischer Jugendlicher, sie würden Discos in die Luft jagen, weil sie gegen den Islam seien.

Auf Pemba drohten junge muslimische Extremisten, sie würden Personen, die während der Idd-Feierlichkeiten muslimische Gesetze überträten, auspeitschen. Einige wurden ausgepeitscht, ehe die Polizei einschritt.

Ein Polizeibeamter schlug den Jugendlichen vor, einen legalen Weg zu wählen, um gegen Dinge zu kämpfen, die sie für anti-muslimisch halten, incl. Discos.

Ein Regional Commissioner verurteilte das Vorhaben der extremistischen Gruppe. Es sei gegen das Gesetz, Menschen zu zwingen, dem Islam zu folgen, sagte er. Wir sollten wenigstens die Religion anderer respektieren.

Ein Polizeikommandant berichtete, man habe die Imame gebeten, nicht mit Gewalt vorzugehen, denn das sei eine Übertretung des Gesetzes. Glücklicherweise hätten sie darauf gehört. Nun ermittle man, ob jemand ernsthaft verletzt wurde, damit juristisch vorgegangen werde.

Insgesamt verliefen die viertägigen Feierlichkeiten problemlos. (DN 5./6.9.11)

In der Stadt Sansibar wurden am 8.9.11 zwei weitere Bars in Brand gesteckt, insgesamt sind es nun seit Ende des Ramadan zwölf. Ein Verantwortungsträger der Zanzibar Muslim Youth Mobilisation and Propagation Group (UAMSHO <swah. Erweckung>) hatte im August geäußert: "Wir freuen uns über das In-Brand-Stecken der Bars, aber wir haben sie nicht darum gebeten. Man muss die Regierung tadeln, weil sie nicht verhinderte, dass die Bars in den Wohngebieten wie Pilze aus dem Boden schießen."

Der Verband der Bars in Zanzibar Stone Town warf der Regierung vor, dass sie zu der Welle von Brandschatzungen schweigt. Man sei versucht, zu glauben, dass einige Politiker beteiligt sind. Der Schaden betrage Mio. von TSh und den Verlust von ca. 300 Arbeitsplätzen. (Citizen 9.9.11)