Zu Problemen des Bildungswesens - 06/2009

Aus Tansania Information
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Zur Analphabetenquote

Tansania gehört in Afrika südlich der Sahara jetzt zu den Ländern mit der höchsten Analphabetenquote. Jeder Dritte kann nicht lesen und schreiben. 1986 konnten nur 9,6 % nicht lesen. Die Quote hat sich seither mehr als verdreifacht. (Guardian 12.5.09)

Zu Gebühren

Der Erziehungsbeauftragte der Kilimanjaro-Region warnte die Leiter der staatlichen Sekundarschulen der Region, eine Gebühr zu erheben, wenn Eltern und Erziehungsberechtigte Formulare mit Anmeldeinformationen abholen. Viele hatten berichtet, meistens würden 2.000/- bis 3.000/- TSh verlangt. Zugelassen ist lediglich ein Beitrag in Höhe von insgesamt 42.000/- TSh, bestimmt für Schultische, Schulausweise, Schulabzeichen und Gehalt des Wächters, außerdem die Schulgebühr in Höhe von 20.000/- TSh pro Jahr in Tagesschulen, bzw. 70.000/- TSh in Internatsschulen. (DN 4.1.09)

Spendenwerbung

Die Verwaltung des Serengeti-Distrikts (Mara-Region) forderte die Bevölkerung auf, sich einzusetzen für die Kampagne, Geldmittel für die Verbesserung der Infrastruktur der Sekundarschulen dieses Gebietes locker zu machen, für Schlafräume, Labors und Lehrerhäuser. Jede Gemeinde habe nun eine Sekundarschule und solle mind. 5m/- TSh aufbringen. Ähnliche Aktionen gab es in den Städten Arusha und Mwanza. (DN 20.4.09)

Zum Mangel an Gebäuden u. a.

Weil 339 Klassenzimmer fehlen, müssen im Misenyi-Distrikt (Kagera-Region) 1.633 Kinder, die in Klasse 1 aufgenommen werden sollten, draußen bleiben.

In 641 Klassenzimmern der Mara-Region sitzen etwa die Hälfte der Kinder noch immer auf dem Fußboden, obwohl im Rahmen des Primary Education Development Plan (PEPD) viel finanzielle Unterstützung kam. Auch fehlen 50 Lehrerhäuser, 44 % der benötigten Klassenzimmer und 63% der Toiletten, außerdem Lehr- und Lernmittel. Folglich sind die Ergebnisse bei der Prüfung nach Klasse 7 sehr schlecht. Die Mara-Region liegt auf Platz 18 <insges. 21>.

In einem Dorf des Tarime-Distrikts (Mara-Region) gibt es für 1.067 Kinder nur fünf Lehrkräfte. 337 Kinder der Klasse 7, die sich auf die Prüfung vorbereiten, quetschen sich in ein einziges Klassenzimmer. Vorübergehend gibt es dort nun Schichtunterricht.

Die Regierung entzieht allen Schulen, die keine Toiletten haben, die Lizenz. (DN 11.2.09; Citizen 3.2./2.4.09)

Zur Prügelstrafe

Obwohl das Ministerium für Erziehung und berufliche Bildung körperliche Züchtigung verboten hat, schlugen in der Ruvuma-Region zwei Lehrkräfte Schüler mit einer Peitsche. In der Ruvuma-Region bestrafte ein Lehrer der St. Paul Sekundarschule einen Schüler mit 49 Peitschenhieben, weil er das Schulgelände nicht gekehrt hatte. (Nipashe 27.3.09)

Zu Disziplinproblemen

Um Disziplinlosigkeit, Schwänzen und Drogenkonsum einzudämmen, will Sansibar in ca. 500 Schulen Berater einstellen. Sie sollen Schülern beibringen, Promiskuität zu meiden, denn sie führe zu Geschlechtskrankheiten, HIV/ AIDS, ungewollter Schwangerschaft. Den Eltern will man raten, den Kindern zu verbieten, in der Schule Handys zu verwenden. Die Polizei habe helfen müssen, das Verbot von Drogenkonsum durchzusetzen, berichtete Sansibars Erziehungsminister Suleiman. (DN 20.4.09)

Zum Englischunterricht

70 Englischlehrer privater und staatlicher Schulen der Stadt Arusha trafen sich, um zu beraten, wie die "sterbende" Königinnen-Sprache wiederbelebt werden könne. "Sogar in sog. englischsprachigen Schulen geht diese Sprache kaputt", sagte einer. "Wenn Schüler und Schülerinnen in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern schlecht abschneiden, könnte es sein, dass sie nicht genug Englisch verstehen." Weil sie nach der Primarschule von Swahili zu Englisch springen müssen, hätten die Sekundarschüler Probleme mit den Naturwissenschaften. "Auch waren die meisten Lehrkräfte schon in den 80er Jahren im Dienst. Sie unterrichten noch immer im alten Stil, obwohl sich die Zeiten geändert haben." Außerdem werde über den Mangel an Lehrmaterial und uninteressierte Schüler geklagt, sagte er. (Arusha Times 11.4.09)

Kritik an Lehrkräften

Im Tarime-Distrikt (Mara-Region) gab es Beschwerden wegen Lehrkräften, die dem Unterricht fernbleiben, um sich wirtschaftlich zu engagieren, Fisch oder Secondhandkleidung zu verkaufen oder per Motorrad Passagiere zu befördern; es sollen Hunderte sein. "Wir werden das nicht länger dulden und fordern die betreffenden Lehrkräfte auf, sich zu entscheiden, ob sie im Lehramt bleiben oder Händler werden wollen", sagte der Bildungsbeauftragte des Distrikts. Es wird nun in allen Schulen unangekündigte Inspektionen geben. (Citizen 23.2.09)

Zu Lehrkräfteüberschuss und -mangel

Sansibar hat ein Zahlenverhältnis zwischen Lehrkräften und Schülern von 1:30, besser als international gefordert. Es gibt dort nun 3.000 überschüssige Lehrkräfte. "Während der letzten zehn Jahre litten wir unter Lehrermangel. Deshalb überredeten wir unsere Form Four Absolventen (nach Klasse 11), eine pädagogische Hochschule zu besuchen und garantierten allen eine baldige Einstellung", berichtete Haroun Ali Suleiman, Erziehungsminister Sansibars. Die meisten Abgeordneten des tansanischen Parlaments rieten dem Bildungsminister der Union, die Einstellung dieser Lehrkräfte zu erwägen. "Aber das war nicht möglich. "Nun prüfen wir, ob wir sie selbst einstellen können." In einigen Distrikten werde man neue Schulen bauen. Sein Ministerium werde um zusätzliche Mittel bitten. Suleiman drängt seinen Kollegen, die Sache noch einmal zu überdenken, die Lehrkräfte doch anzustellen, denn die Lehrpläne Sansibars und des Feslandes seien die selben.

Der Präsident der Tanzania Teachers' Union (TTU) sagte, Tansania benötigt mehr als 10.000 Lehrkräfte zusätzlich; 200.000 stehen auf der Gehaltsliste. (DN 11.4.09)

Geldnot der Lehrkräfte

Mehr als 120 Lehrkräfte der Primar- und Sekundarschulen flohen aus Arusha, weitere werden folgen, denn dort sei das Leben besonders teuer. Es gibt zu wenig Lehrerhäuser, der Weg zur Arbeit sei sehr weit. Die Lehrkräfte müssen eine Mietwohnung suchen. Aber nirgendwo sind die Mieten ähnlich hoch. Für ein einziges kleines Zimmer zahlt man pro Monat ohne Nebenkosten 35.000/- TSh, insgesamt 40.000/- bis 50.000/- TSh. Familien müssen mindestens zwei Zimmer mieten. Viele Lehrkräfte suchen außerhalb eine Unterkunft; sie zahlen dann für den Bus jeden Tag mindestens 600/- TSh. Das Anfangsmonatsgehalt für Lehrkräfte beträgt bei Primarschulen durchschnittlich 131.000/- TSh, bei Sekundarschulen 204.000/- TSh. (Arusha Times 25.4.09)

Zu Problemen Behinderter

Laut eines HakiElimu-Berichtes ist das Bildungssystem Tansanias noch immer ungünstig für Menschen mit einer Behinderung. Lehrern, die Klassen mit behinderten und anderen Kindern unterrichten, fehle es am nötigen Wissen. Außerdem gebe es nicht die nötige Ausrüstung; 95 % der Gebäude seien ungeeignet. Beachtet werden sollten vor allem abgelegene Gebiete, denn dort lebe die Mehrheit der Behinderten. Noch immer versteckten manche Eltern behinderte Kinder. Sie müssten dieses inakzeptable Verhalten unterlassen, forderte ein Fachmann. (Citizen 22.4.09)

Die Regierung startete ein Programm, um körperbehinderten Kindern den Zugang zu guter Bildung zu ermöglichen. In den Schulen soll die Infrastruktur verbessert werden, damit solche Kinder nicht auf Sonderschulen angewiesen sind. Bei einem Spenden-Dinner gingen 266.54m/- TSh ein für die Unterstützung von 8.900 Kindern. (DN 25.5.09)

Bei 'Sonder-Ausbildungs-Veranstaltungen' beklagten mehr als 30 Lehrkräfte mit einer Behinderung der nördlichen Regionen, sie würden von Kollegen und Kolleginnen stigmatisiert, man traue ihnen nicht zu, dass sie etwas leisten können. Sogar einige Schüler schauten auf sie he-rab. Dabei engagierten sie sich häufig mehr als andere. Die Schulgebäude ließen viel zu wünschen übrig. Behinderte seien immer auf die Hilfe anderer angewiesen. (Arusha Times 23.5.09)

Zu politischem Engagement

Die Regierung unterstrich, es sei für Schulen und Colleges illegal, sich mit Politik zu beschäftigen, denn sie sei einer der Ursachen von Unruhe in akademischen Institutionen. Schulen und Universitäten sei es nicht erlaubt, die Parteizugehörigkeit von Studierenden zu registrieren, politische Kundgebungen zu halten oder Parteizweige einzurichten. Früher hätten einige CCM-Leute das getan. Gemäß eines 95 verabschiedeten Gesetzes jedoch sei der CCM-Zweig der University of Dar-es-Salaam in einen anderen Stadtteil verlegt worden. (DN 24.4.09)