Zu Hirten, die in Wildschutz- und Wassereinzugsgebieten eindrangen - 05/2006

Aus Tansania Information
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Vorwürfe

Die Verantwortlichen des Usangu Wildschutzgebietes werfen der Polizei und der Verwaltung des Mbarali-Distrikts (Mbeya-Region) vor, sie unterstützten und schützen die Hirten, die mit ihren Herden ins Reservat eingedrungen seien, was auch den Segen einiger Politiker habe. Dank grassierender Korruption könne das Vieh ungehindert weiden. Das führe zu Feindschaft zwischen den Verantwortlichen des Wildschutzgebietes und den Hirten. "Zum Nutzen der Nation wird dieses Feuchtgebiet erhalten. Es ist das Quellgebiet des Ruaha-Flusses. Er mündet in den Mtera-Stausee. Und dieser dient der Stromgewinnung", sagte der Geschäftsführer des Wildschutzgebietes. (Guardian 2.3.06)

Rechtfertigung

Der Abgeordnete des Wahlkreises Mbarali sagte. "Die Hirten sind Tansanier, sie haben das Recht, überall in diesem Land ihre Herden zu weiden. In Shinyanga, von wo sie kommen, gibt es wegen der langen Trockenperiode kein Gras. Wenn man sie von hier vertreibt, muss ihnen die Regierung eine gleich gute Alternative anbieten." Er verteidigte auch die Reisanbauer. Sie entnehmen sehr viel Wasser für die Bewässerung ihrer Felder und geben sich kaum Mühe, das nicht benötigte Wasser zurückzuleiten. "Ich denke, es ziemt sich, dass sie ihre Felder bewässern", betonte er. (Guardian 2.3.06)

Reaktionen der Regierung

Nach einem Besuch des Ihefu-Tales erbat Mwandosya, der für Umweltfragen zuständige Staatsminister, von der Verwaltung der Mbeya-Region einen Bericht über die Maßnahmen, die bisher wegen des Eindringens der Sukuma-Hirten in diesem Tal ergriffen wurden. Es liegt im Mbarali-Distrikt und ist das Reservoir des Greater Ruaha. Man müsse unverzüglich handeln und genau untersuchen, welche ökologischen Auswirkungen das Eindringen der Tiere hat, sagte er. Man schätzt ihre Zahl auf 1,8 Mio.

Präsident Kikwete forderte, aus Umweltschutzgründen müssten die Hirten das Usangu-Wildschutzgebiet verlassen. Daraufhin wies die Verwaltung der Mbeya-Region die bei Ihefu in dieses Gebiet eingedrungenen Hirten an, innerhalb von sieben Tagen zu verschwinden. Andernfalls werde man sie ausweisen. In einer vom Rundfunk übertragenen Rede sagte Vizepräsident Shein, Landwirte und Hirten, die in Wassereinzugs- und Wildschutzgebiete eingedrungen seien, müssten diese vor Juni verlassen. Die Regional Commissioner würden diese Anordnung durchsetzen. Es sei auch verboten, Vieh aus Nachbarländern nach Tansania zu treiben, weil Weideland und Wasservorräte schrumpften. (Guardian 2./11.3./3.4.06)

Maßnahmen

Der Regional Commissioner der Mbeya-Region untersuchte bei einem Besuch die negativen Auswirkungen auf den Great Ruaha. Er sagte, die Regierung werde keine mutwillige Zerstörung der Umwelt zulassen, vor allem nicht in diesem Tal, das geschützt wird wegen der wichtigen Rolle, die es für die Stromversorgung der Nation spielt.

Der District Commissioner des Mbarali-Distrikts wies die Verantwortungsträger aller das Schutzgebiet umgebenden Dörfer an, ihm eine Liste vorzulegen, auf der alle Hirten und die Zahl ihrer Tiere aufgeführt ist. Die Aktion, einschließlich der Maßnahmen, mit denen die Hirten am Wiedereindringen gehindert werden, und der Einrichtung von Polizeistationen im Schutzgebiet, koste mindestens 140m/- TSh.

Staatsminister Mwandosya verpflichtete den Chunya-Distrikt (Mbeya-Region), Behörden und Einwohner, alle Landwirte und Hirten von den Wasserläufen zu vertreiben. Zuwiderhandelnde würden bestraft. (DN 15.4.06; Guardian 11.3.06)

Kommentar

Die große Frage ist, wohin gehen die etwa 1,8 Mio. Tiere? Hat die Regierung jemals nachgedacht über die Verwüstung des Landes, über das sie ziehen, wenn man sie aus dem Schutzgebiet vertreibt? Hat sie, während sie versucht, das erste Ziel zu erreichen, nachgedacht über ein Heilmittel für die "sekundäre" Umweltzerstörung? Das ist ein Dilemma für die Regierung. In den 45 Jahren seit der Unabhängigkeitserklärung ist es ihr noch nicht gelungen, die Hirten, die ein traditionelles nomadisierendes Leben führen, zu modernen Hirten zu machen. Für fortschrittliche Hirten reichen wenige Tiere aus, auch für die Nation insgesamt. Wir unterstützen den Kampf der Regierung gegen Umweltzerstörung. Wir drängen sie aber auch, ernsthaft mit der Veränderung des Lebensstils der Viehhalter zu beginnen. (Guardian 14.3.06)