Wirtschaft ‐ 05/2025
USA-Handel und -Zölle
Die neuen US-Zölle heben faktisch die Zollbefreiungen aus dem African Growth and Opportunity Act (AGOA) für afrikanischen Exporten in die USA auf. Damit ist der Zugang zum amerikanischen Markt verschlossen. Bisher hatten vor allem Südafrika, Kenia, Nigeria, Ghana, Lesotho, Madagaskar und Äthiopien von AGOA profitiert, jedoch hatten nur die Hälfe der berechtigten Länder die Vorteile des Programms gewinnbringend ausgenutzt. Südafrikas Fahrzeug- und Kenias Bekleidungsproduktion profitierten am deutlichsten unter AGOA. Bislang hatte das Programm Technologie sowie digitale Dienste ausgeschlossen und hätte daher einer Erneuerung bedurft. Jetzt sieht es aber eher so aus, als werde das Programm ganz abgeschafft. Tansania gehört zu den Ländern, deren Exporte in die USA mit zusätzlichen 10 % besteuert werden. Andere wie Lesotho müssen mit 50 % rechnen. DR Kongo, Angola und Sambia sind aufgrund der Pläne zum Lobito-Korridor nicht betroffen. Die Antwort auf diese Wachstumsbremse und Inflationsbeschleunigung müsse, so der kenianische Staatssekretär des Außenamts Korir Sing’oei, ein verstärkter innerafrikanischer Handel sein.
EastAfrican, 05.04.2025
2023/2024 exportiere Tansania Waren im Wert von 255,6 Mrd. TZS in die USA und importierte für 950,2 Mrd. TZS aus den USA. Die auferlegten Basiszölle belaufen sich auf 10 % und werden seit dem 5. April erhoben. Tansania exportiert Hülsenfrüchte, Kaffee, Textilien, Edelsteine, Cashew-Kerne, Kakao, Bienenwachs und Häute in die USA. Aus den USA importiert das ostafrikanische Land Laborausrüstung, Maschinen sowie elektronische und pharmazeutische Produkte. Im September wäre das AGOA-Programm ohnehin ausgelaufen. Es werden ungünstige Einflüsse auf Schuldendienst und ausländische Investitionsbereitschaft befürchtet. Doch hofft man, dass Firmen evtl. ihre Produktionsstätten aus China abziehen und überzeugt werden könnten, sie nach Tansania zu verlagern. Allerdings stehe dem die begrenzte Infrastruktur und die geringe Industriekapazität im Wege und bevorteile Südostasien.
Citizen, 07.04.2025
TZS-Vorrang
Der am 28. März in Kraft getretene Vorrang, den Tansania seiner eigenen Währung einräumt, hat Auswirkungen auf die Handelsbeziehungen mit Kenia. Zahlungsvorgänge für Waren und Dienste in Devisen sind nur noch in Ausnahmesituationen gestattet. Bestehende Verträge müssen innerhalb von zwölf Monaten umgestellt werden. Die Regelung könnte zu Wechselkursverlusten bei Handelspartnern in Kenia und in and anderen Partnerländern führen. Im zurückliegenden Jahr hat der KES gegenüber dem TZS 15,3 % zugelegt, was ein Hinweis auf die jetzt mögliche Verlusthöhe sein könnte. Gegenwärtig gibt es mehr als 500 kenianische Unternehmen, die Ableger etwa in den Bereichen Bankwesen, Telekommunikation und Herstellung in Tansania betreiben.
EastAfrican, 12.04.2025
Auf dem 57. Gipfeltreffen afrikanischer Finanzminister in Nairobi wurde von der leitenden UN-Wirtschaftskommissarin für Afrika, Hanan Morsy, für ein panafrikanisches Zahlungssystem jenseits des Dollar geworben, um den innerafrikanischen Handel zu befördern und afrikanische Länder von ihrer Dollarabhängigkeit zu befreien. Die Lösung sehe sie in der Einführung des panafrikanischen Zahlungs- und Abrechnungssystems, das im März 2025, gestützt von 15 afrikanischen Zentralbanken in Gang gesetzt wurde und bis zum Jahresende den Dollar als Mittelwährung überflüssig machen soll. In Tansania sind Firmen in den Bereichen Immobilien, Tourismus, Gastwirtschaft, Finanzdienstleistung, Im- und Export sowie NGOs seit dem 28. März aufgefordert, ihre finanziellen Transaktionen innerhalb eines Jahres auf TZS umzustellen.
Citizen, 03.04.2025
Internationaler Währungsfonds (IMF)
Unter dem Extended Credit Facility und dem Resilience and Sustainability Facility Programmen des IMF erhält Tansania zusätzliche 441 Mio. $. Ein IMF-Team unter Nicolas Blancher hielt sich vom 2.-17. April zu Besuch in Tansania auf, um entsprechende Gespräche zu führen. Die Zustimmung der IMF-Exekutive wird für die kommende Woche erwartet. Die beiden Programme sollen Tansania helfen, makroökonomische Stabilität und nachhaltiges sowie inklusives Wachstum zu erreichen und eine Anpassung der Wirtschaft im Hinblick auf den Klimawandel zu ermöglichen. Für 2025 erwartet die IMF ein Wirtschaftswachstum von 6 %.
Reuters, 17.04.2025, EastAfrican, 19.04.2025
CO2-Handel
Der Staatsprüfer bescheinigt Tansania entgangene Einnahmen von 1,26 Bill. TZS. Zwischen 01/2023 und 07/2024 habe Tansania lediglich 36 Mrd. TZS aus dem CO2-Handel generiert, nur 3 % und ungenutztes Potential. Von den 56 im Zeitraum registrierten Projekten hätten es nur vier in die Umsetzungsphase geschafft, während die übrigen 52 in der Planungsphase bzw. im Büro des zuständigen Vizepräsidenten steckengeblieben seien. Die Hälfte der verbleibenden Projekte bezögen sich auf den forstwirtschaftlichen Bereich und nur ein Drittel auf den Energiesektor. Transport und Produktion würden CO2-Handel bisher gar nicht berücksichtigen. Außerdem verlasse sich Tansania bei der Verfolgung seiner eigenen Emissionszertifikate auf internationale Datenbanken, was Transparenz verhindere und auf Dauer keine gute Lösung sei. Dem Büro des Vizepräsidenten fehle es zur schnellen Abarbeitung der Anfragen an Expertise und finanziellen Mitteln. Es hapere außerdem an Mechanismen zur Nachverfolgung und Umsetzungskontrolle. Zudem flössen die eingenommenen Gelder nicht in Umweltprojekte, wie zu erwarten sein, sondern versickerten all überall. Ausgerechnet in die Forstwirtschaft, die einen Großteil der CO2-Einnahmen generiere, werde kaum investiert. Es mangele an belastbaren Rahmenbedingungen. Der Staatsprüfer empfahl die Einrichtung einer eigenen Behörde. Der Umweltökonom Dr. Amani Mwaqkalinga bezeichnet diesen Zustand als verpasste Gelegenheit. CO2-Handel sei für Entwicklungsländer eine Goldgrube. Mit den daraus erzielten Einnahmen ließen sich ökologische Landwirtschaft, Aufforstung und grüne Energieprojekte in abgelegenen Regionen fördern. „Doch mit diesem Grad der Desorganisation verlieren wir Geld und Glaubwürdigkeit.“
Guardian, 21.04.2025
Mtwara-Korridor
Der Mtwara-Korridor ist ein Entwicklungsprojekt, das über 812 km hinweg Mtwara-Hafen im Südosten Tansanias über Schiene mit Mbamba Bay am Malawisee verbinden und damit das bodenschatzeiche tansanische Hinterland, Malawi, Mosambik und Sambia erschließen könnte. Es besteht bereits seit der Jahrtausendwende. Diese Infrastrukturmaßnahme würde einen Zugang zum Mchuchuma-Kohlerevier mit 545 Mio. Tonnen Kohle, zum Liganga-Eisenerzlager mit 0,2-1,2 Mrd. Tonnen Eisenerz und zusätzlich zu Abbaugebieten für Vanadium und Titanium schaffen. Eine Normalspurstrecke von Mtwara nach Mbamba Bay würde die Fahrzeit von zwölf auf fünf Stunden verkürzen und nicht nur den Abbau von Bodenschätzen erleichtern, sondern auch der Landwirtschaft etwa für den Transport von Cashew nutzen. Und das Frachtgut, so der Kommentator, sei bereits vorhanden, sodass der Mtwara-Korridor vom ersten Tag an Einnahmen erzielen und die Industrialisierung voranbringen würde. Bisher sei Tansanias Süden vernachlässigt worden. Dort gebe es keine Universitäten, kaum Strom, schlechte Straßen und extreme Jugendarbeitslosigkeit.
Citizen, 24.04.2025
Handelszank mit Malawi und Südafrika
Malawi verhängte ein zweijähriges Importverbot auf tansanische Waren, insbesondere auf Maismehl, Frischmilch, Reis und verschiedene Früchte, um die Fortsetzung der Bezahlung in eigener Währung zu erzwingen. Daraufhin verkündete Landwirtschaftsminister Hussein Bashe ein Importverbot für malawische und südafrikanische Güter. Außerdem stehe Tansania nicht mehr als Transitroute für Waren nach Malawi zur Verfügung und stelle mit dem 1. Mai die Belieferung des Landes mit Dünger ein. Beobachter mahnten zu diplomatischen Lösungen. Malawi sei als Binnenland auf seine Handelsrouten angewiesen und solle das Gespräch suchen. Das Wochenende brachte eine Einigung und die Aufhebung aller Strafmaßnahmen.
Daily News, 25./28.04.2025