Thema: Städtische Zentren: Geschichte, Bauen, Wohnen – 6/2019

Aus Tansania Information
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Bauen und Wohnen

In DSM leben 55% der Einwohner in Mietwohnungen. Sie geben durchschnittlich 34% ihres Einkommens für Miete aus. Vermieter zahlen 10% Steuern auf ihre Einnahmen. Die Meisten wollen ein eigenes Haus besitzen und bauen je nach Finanzlage viele Jahre daran. Die Baupreise stiegen in den letzten Jahren wesentlich schneller als die durchschnittlichen Einkommen. Entgegen den Vorschriften leben und arbeiten in DSM viele Mieter in Rohbauten in verschiedenen Stadien der Fertigstellung.

In den städtischen Zentren herrscht großer Bedarf an erschwinglichen Wohnungen. Verschiedene Initiativen versuchten, hier Abhilfe zu schaffen. Wohnungsbau-Kooperativen scheitern jedoch oft an ihren chaotischen Finanz-Verhältnissen. In Chalinze baut eine Kooperative 350 Wohnungen mit Hilfe von Bankkrediten. Die Vereinigung der Gemeindebanken (Vicoba) plant, 18.000 Wohnungen in Arusha, Geita und Mbeya für ihre Mitglieder zu bauen. Die „Watumishi Housing Company“ baut und verkauft Häuser an Staatsangestellte für etwa TZS 50 Mill. / € 20.000 pro Haus. Ein Bauprogramm der staatlichen Bauagentur für 644 Wohnungen in Magomeni, DSM verzögerte sich erheblich, weil sich die Baustoffe verteuerten.

Eine chinesische Firma baut in den DSM-Vororten Mikocheni und Oysterbay hochpreisige Wohnanlagen nach südafrikanischem Vorbild. Sie sind mit Elektrozäunen und Überwachungskameras gesichert und bieten Villen, Appartements, Geschäfte, Dienstleistungen, Fitness-Einrichtungen und Parks.

Der ambitionierte Plan, in DSM-Kigamboni eine wohlgeplante Satellitenstadt für 500.000 Bewohner zu bauen, geriet ins Stocken. Eine chinesische Firma errichtet dort Avic Town, eine geschlossene Wohnsiedlung mit bisher 150 Gebäuden (4.000 geplant) für gehobene Ansprüche. Immerhin wurde die 700 m lange, mautpflichtige Nyerere-Brücke über die Mündung des Kurasini-Flusses 2016 fertiggestellt.

Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft musste die Arbeiten an der mit $ 2,2 Mrd. projektierten Satellitenstadt DSM-Kawe-Beach aus Kapitalmangel einstellen. Geplant waren acht 18-stöckige Wohngebäude, Wohnsiedlungen und Geschäftsviertel.

Auf Sansibar herrscht akuter Mangel an Bausand. Daher wird nach alternativen Materialien und vom Festland importiertem Sand gesucht. Statt täglich 3.000 dürfen nur noch 1.000 t Sand abgebaut werden. - Tansanische Firmen bieten inzwischen sowohl Verbundsteine an als auch Dachstühle aus Stahlprofilen, die besonders preisgünstig sind. Der „TZ Green Building Council“ propagiert nachhaltiges Bauen, bei dem Energie- und Baustoffverbrauch, Umweltbelastung und Kosten optimiert werden. Singapur ist bei den einschlägigen Technologien und Konzepten führend.

Feuerwehrkräfte wiesen darauf hin, dass man in DSM mit größeren Brandkatastrophen rechnen muss, weil die Feuerwehren schlecht ausgerüstet und die Straßen vielfach unpassierbar seien. Häufig fehle Löschwasser. Zudem erfüllten zahlreiche Hochhäuser nicht die Brandschutzvorschriften. Für fünf Mill. Einwohner gebe es drei voll ausgestattete Feuerwehrwachen, weitere seien geplant, aber ohne Finanzierung. Die meisten Brände entstünden durch Kurzschlüsse wegen unsachgemäß installierter Leitungen und Elektrogeräte.

Citizen 30.09.15; 22.05.16; 02.10.; 21.11.17; 12.08.18; DN 21.06.; 03.07.15; 31.01.; 30.07.17; 09.10.18; 15.01.19; Guardian 10.,27.02.; 21.,26.03.; 25.09.15; 04.07.16

Historisches

Im historischen Gebäude der Kolonialverwaltung „Old Boma“, DSM wurde das „Zentrum für Architektur-Erbe“ (DARCH) eingerichtet. Es wird historische Bauten dokumentieren und das Bewusstsein dafür bei Architekten und Bevölkerung fördern. Die EU finanzierte die Renovierung der Old Boma und weiterer Kulturerbe-Stätten in TZ mit € 7 Mill. DARCH-Mitglieder bedauerten, dass in DSM schon viele historische Gebäude abgerissen wurden, um gesichtslose Beton- oder Glasbauten zu errichten.

Die historischen Friedhöfe in DSM sind weitgehend belegt, geplante neue Begräbnisplätze sind oft durch Schwarzbauten blockiert. Daher wird für neue Begräbnisse oft wenig pietätvoll Platz auf Friedhöfen geschaffen. Da bei christlichen Begräbnissen meist Särge verwendet werden, verlängern sich die Liegezeiten, besonders mit schweren, repräsentativen Särgen. Die Einäscherung Verstorbener wird nur von Bürgern asiatischer Herkunft akzeptiert.

Die Regierung Sansibars bemüht sich nach einer ultimativen Aufforderung der UNESCO, die historischen Bauten in der Stone Town vor weiterem Verfall zu bewahren. 52 Bauten sind durch Schadstoffe, Vibrationen von Fahrzeugen und Vernachlässigung vom Einsturz bedroht. In den letzten Jahren stürzten mehrere Häuser ein. Eine 50 Jahre alte Schule soll einem Geschäftszentrum der OPEC-Länder weichen.

Citizen 27.09.15; 09.06.17; DN 07.01.15; 22.01.16; 01.07.17; Guardian 21.02.16; www.darchtz.org