Thema: Religionsgemeinschaften: Lutherische Kirche (ELCT) - 03/2017

Aus Tansania Information
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Statistik

Die ELCT zählt knapp 7 Mill. Mitglieder in 131 Dekanaten, 1.279 Gemeinden und 5.979 Predigtstellen. Die Zahl der Evangelisten beträgt 6.413 (Frauenanteil nicht angegeben).

Uhuru na Amani 2016/2

Reformationsjubiläum, Aktionsplan

Zur Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2017 führte die ELCT eine Fortbildungstagung für mehr als 1.500 Pfarrer/innen in der Universität Dodoma durch, die erste dieser Größenordnung seit 2010. Unter dem Motto „Unser Zeugnis“ beschäftigten sich die Hauptredner mit den Themen:

  • 500 Jahre Reformationsjubiläum
  • Christliche Bildungsarbeit
  • Erweckungsbewegungen und Pfingstgruppen
  • Seelsorge
  • Gottesdienst und kirchliche Einheit

Eine ELCT-Delegation unter Führung der Bischöfe Dr. F. Shoo und Dr. A. Malasusa besuchte auf Einladung der VELKD im März 2016 Lutherstätten und kirchliche Einrichtungen in Deutschland.

Die ELCT stellte einen Aktionsplan 2015 bis 2025 mit acht Arbeitsschwerpunkten auf:

Evangelisation (in Unterricht und Seelsorge) und Mission (in Kigoma, Tabora und Sansibar, sowie in den Nachbarländern Uganda, DR Kongo, Sambia, Malawi und Mosambik).

Diakonie: sie beschränkt sich nicht auf Almosen, sondern hilft Bedürftigen durch Rehabilitation, Bildung und Starthilfen zu einem selbständigen Leben.

Finanzielle Ressourcen: Die Kirche will unabhängiger von ausländischen Finanzhilfen werden. Dazu will sie die interne Spendenbereitschaft steigern, eigene Wirtschaftsunternehmen führen und vor allem in Aktien investieren. Generell will die ELCT Vorbild für die Bevölkerung im Umgang mit Geld sein.

Geschlechtergerechtigkeit, Familienbildung, Kinderrechte: Die Kirche will durch Bildungsangebote und Fürsprache die Rechte von Frauen, Kindern und Alten durchsetzen, besonders im Kampf gegen Kinderarbeit und Kinderehen.

Gesundheitsdienste und Bildung: Die ELCT stellt mit 24 Krankenhäusern und 148 Krankenstationen 14% aller Gesundheitsdienste im Land bereit. Die kircheneigene Medikamentenmission (MEMS) verbessert die teils prekäre Versorgung mit Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln (seit 2016 im Rahmen des CCT bzw. der CSSC; (s. u. S. 9 „Dienst an der Gesellschaft“).

Die ELCT unterhält 72 Sekundar- und 19 Grundschulen, davon 5 mit Spezialangeboten für Behinderte.

Politikanalyse und Fürsprache durch Eintreten für und Aufklärung über Bürgerrechte besonders in den Bereichen Landbesitz, Natur- und Bodenschätze und Klimawandel. Die ELCT strebt dabei an, eng mit anderen Konfessionen und Religionen zusammen zu arbeiten.

Fortbildung der Mitarbeitenden: Auf allen Ebenen werden Mitarbeitende und Mitglieder weitergebildet, um Kirche und Gesellschaft auf kompetente Weise zu dienen. Analog zur Kontrolle der lokalen Finanzverwaltungen (Public Expenditure Tracking System; vgl. TI 2016/02, S.11) führt die Kirche eine systematische Kontrolle des eigenen Finanzgebarens ein (Church Expenditure Tracking System), die vorbildlich für andere Institutionen sein soll.

Gute Haushalterschaft: Die ELCT möchte durch demokratische Gesinnung, Verantwortlichkeit, Ehrlichkeit und Gottesfurcht Vorbild für die Gesamtgesellschaft sein.

ELCT Press Release 05.10.16; http://www.elct.org/documents/2016.07.04.ELCT-PLAN-OF-ACTION-2015-2025-FinalCopy-for-ELCT-Consumption.xls; Uhuru na Amani 2016/2

Kirche und Gesellschaft

Die lutherischen Bischöfe setzten im Januar einen Sonntag des Gebets um Regen an. Sie forderten die Bauern auf, bei guten Preisen nicht die ganze Ernte zu verkaufen, sondern einen Notvorrat anzulegen. Händler sollten Nahrungsmittel nicht horten, um die Preise zu steigern.

Die Diözesen Kagera und Nord-West erhielten TZS 240 Mill. von anderen ELCT-Diözesen und Übersee-Partnern für die Erdbeben-Opfer in der Kagera-Region. Betroffene aller Religionen bekamen Decken, Zelte, Kleidung und Schulmaterial.

Der Lutheran World Relief (USA) verhalf mehr als 5000 Kleinbauern im Iringa-Distrikt zu stark erhöhtem Einkommen. Die Farmer organisierten sich in 23 Gruppen, die je ein Mobiltelefon, einen Computer und ein Fahrrad erhielten. Durch verbessertes Saatgut, intensive und zeitnahe Beratung, günstige Kredite und effektive Vermarktung vervielfachten sich die Erträge von Tomaten und anderem Gemüse. Dabei erwies sich die tägliche Kommunikation über Mobilfunk als besonders wirksam.

Die Finnische Evangelische Mission (FELM) fördert Maasai-Gemeinschaften in der Arusha-Region. Die weit verstreut wohnenden Wamaasai erhalten religiöse Unterweisung, Beratung zu Malaria und AIDS, medizinische Hilfe und landwirtschaftliche Beratung. Viele Kinder besuchen nun eine Grundschule. Die ELCT unterhält auch eine Bibelschule in Malambo.

Der lutherische Pfarrer W. Chamshana (Tanga-Regierungskrankenhaus) beglückwünschte Präsident Magufuli zu seinen Reform-Erfolgen. Jedoch sollten die Staatsdiener nicht nur aus Furcht vor Strafe ihre Pflicht korrekt erfüllen. Ihre Verunsicherung sei nicht zielführend. Auch solle die Regierung kritische Stimmen nicht einfach als unpatriotisch diskriminieren. Kirchliche Schulen sollten Steuererleichterungen erhalten, da sie im Unterschied zu anderen Privatschulen keinen Profit machten.

Die Steuerbehörde TRA teilte mit, dass mit konsequenter Durchführung des Mehrwertsteuer-Gesetzes der Missbrauch von Steuererleichterungen durch Religionsgemeinschaften zurückgegangen sei.

Brief der ELCT-Bischöfe 17.01.17; Citizen 21.01.17; ELCT Press Release 29.07.; 18.11.16; Guardian 16.11.2016; Habari Leo 13.12.16

Sekundarschulen ausgezeichnet

Bischof Dr. Shoo zeichnete die 10 besten lutherischen Sekundarschulen aus. Bei den Examina zur Mittleren Reife schnitten zwei Diözesen besonders gut ab: Die Süddiözese mit drei Schulen (Kidugala Seminar, Mufindi Mädchen, Igumbilo) und die Norddiözese (Agape Seminar, Masama Mädchen, Boloti). Es folgten mit je einer Secondary Morogoro, Meru, Nordwest und Karagwe.

Uhuru na Amani 2016/2

Kirchliche Krankenhäuser

Das lutherische Krankenhaus Selian (Arusha) hat sich auf Fistula-Operationen spezialisiert. Es verfügt über einen australischen Facharzt und zwei in Äthiopien ausgebildete Fistula-Spezialisten und kann jährlich bis zu 180 Operationen ausführen, die für die Patientinnen kostenlos sind. Das Hospital behandelt Klientinnen aus neun Regionen und erhielt nun einen neuen Landcruiser für sein großes Einzugsgebiet.

Das Christliche Kilimanjaro-Krankenhaus (KCMC) erhält mit Hilfe einer Stiftung in Minnesota, USA eine Spezial-Abteilung zur Krebsbehandlung mit einem Linearbeschleuniger. Später kommt ein Hostelgebäude für Kinder und Eltern hinzu. Bisher ist eine Strahlentherapie nur am Ocean Road Hospital in Dar-Es-Salaam möglich.

Uhuru na Amani 2016/2

Personen

Pfarrer Elias K. Nassari wurde als zweiter Bischof der Meru-Diözese in sein Amt eingeführt. Der 63-Jährige war bereits stellvertretender Bischof und hat 10 Jahre als Pfarrer in den USA gearbeitet.

Durch Teilung der ELCT-Pare-Diözese entstand im Juli 2016 die neue Mwanga-Diözese. Als erster Bischof wurde Pfarrer Dr. E. Sendoro gewählt. Der 47-Jährige hat Buchführung und Theologie in Tansania und Finnland studiert. Stellvertretender Bischof wurde Pfarrer J. Msangi. Die Lutherische Kirche Tansanias umfasst nun 25 Diözesen.

Gläubige und Kirchenälteste in Mtwara zogen mit Transparenten in den Gottesdienst ein und verlangten, dass Bischof L. Mbedule suspendiert und ein Untersuchungsausschuss eingesetzt wird. Sie beschuldigen ihn, Mitarbeitende zu belästigen, Gelder zu unterschlagen und die Kirchenverfassung zu verletzen.

86 Professoren und Hilfskräfte am Mbeya-Zweig der lutherischen Makumira-Universität (TUMA) traten in Streik, nachdem sie seit acht Monaten kein Gehalt erhalten hatten. Die Finanzverwaltung hatte Gelder veruntreut und war geschlossen suspendiert worden. Die 925 Studierenden verließen die Uni, nachdem keine Lehrveranstaltungen mehr stattfanden. Die TUMA zählte 2016 insgesamt 10.502 Studierende.

Citizen 21.01.17; ELCT Press Release 12.08.16; 17.01.17; Mwananchi 29.08.16; Uhuru na Amani 2016/2

Frauen im Kirchendienst, Pfarrer

Die ELCT und ihre Theologinnen feierten 2016 bei verschiedenen Anlässen das 25-Jahre-Jubiläum der ersten Pfarrerinnen. Nach intensiver Diskussion hatte die Kirche 1990 in Morogoro die Ordination weiblicher Geistlicher beschlossen. Besonders gedachte man der Pfarrerin A. Kabugumila, die als erste Frau 1973 in Makumira ihr theologisches Examen ablegte und erst nach 33 Jahren 2006 ordiniert wurde. Die ELCT hat etwa 2.209 Geistliche, davon 274 Frauen.

Schon die ELCT-Vollversammlung 2015 hatte beschlossen, die Frauen-Ordination in die Kirchenverfassung aufzunehmen und sie in allen Diözesen durchzusetzen, unabhängig von der Auffassung ausländischer Partner. Neu errichtete Diözesen müssen die uneingeschränkte Ordination von Frauen von vornherein anerkennen. Frauen sollen besonders gefördert werden und Zugang zu Leitungsfunktionen erhalten.

Alle Pfarrer/innen sollen regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen, um mit den gesellschaftlichen Entwicklungen (z.B. Internet) Schritt halten zu können und theologisch gesprächsfähig zu sein. Alle Geistlichen sollen sich auf ihr Alter vorbereiten und sich der ELCT-Versorgungskasse anschließen.

ELCT Press Release 15.08.16; Uhuru na Amani 2016/2