Thema: Klimawandel: Anzeichen, Auswirkungen, Appelle - 03/2020

Aus Tansania Information
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Verursacher

Einzelne Staaten produzieren sehr unterschiedliche Mengen von Treibhausgasen; einige Beispiele (CO2, Zahlen von 2018):

  • Tansania pro Kopf/Jahr 0,23 t
  • China pro Kopf/Jahr 7,95 t
  • Deutschland pro Kopf/Jahr 9,15 t
  • USA pro Kopf/Jahr 16,14 t

Insgesamt erzeugt Afrika nur 3,8% der globalen klimaschädlichen Emissionen. Der wichtigste Faktor ist dabei die fortschreitende Vernichtung großer Waldflächen. Ostafrika verlor seit 1990 etwa 25% seiner Wälder. Tansania verbraucht jährlich 412.000 ha Wald. Die Herstellung von etwa 1 Mill. t Holzkohle in Tansania verbraucht 30 Mill. m³ Holz. Einzig Ruanda verdoppelte seit 1990 seine bewaldete Fläche von 13 auf 30%. - Tansania ist Mitglied im „Climate Vulnerable Forum“, einem Zusammenschluss von Entwicklungsländern im Engagement gegen den Klimawandel.

Guardian 22.02.19; East African 21.03.18; Climate Action Network Tanzania; www.co2online.de; www.thecvf.org

Ursachen, Anzeichen

Der Wetterbehörde TMA zufolge bringt der Klimawandel die langjährigen Wetter-Muster durcheinander. So bringen zunehmende Temperaturunterschiede zwischen der ostafrikanischen Küste und dem östlichen Teil des Indischen Ozeans („Dipol im Indischen Ozean“) Stürme und Starkregen mit sich. Hoch- und Tiefdruckgebiete sind stärker als bisher ausgeprägt und verhalten sich irregulär. Dies führt einerseits zu verlängerten Dürrephasen, andererseits zu tropischen Stürmen mit starkem und lang anhaltendem Regen. Der langjährige Mittelwert ging laut Wetterdienst um 5% zurück.

Wegen der verkürzten oder verschobenen Regenperioden versagen traditionelle Vorhersagen für Feldbestellung und Weidewechsel. Früher konnten die einheimischen Experten z.B. die Aussaat-Saison anhand von Sternkonstellationen, Vegetation oder Verhalten von Tieren und Insekten zuverlässig voraussagen.

Der Staatsminister im Büro der Vizepräsidentin erklärte, seit 1990 seien auf dem Kilimanjaro-Massiv Millionen ha von Wald vernichtet worden und viele Bäche und Flüsse versiegt. Mit dem Rückgang des Kilimanjaro-Wassers beginnen auch die Sumpfgebiete des Amboseli-Nationalparks in Kenia auszutrocknen. Das gefährdet die Tierwelt des Parks und die Mzima-Quellen, von denen viele Menschen abhängen. Daher sind Konflikte um Wasser abzusehen. Seit 1912 sind mehr als 90% des ursprünglich 12 km² großen Kilimanajro-Gletschers verschwunden. Eine Forschungsstation des Wetterdienstes soll die genauen Umstände des Abschmelzens untersuchen.

Durch unregelmäßige Niederschläge, aber auch Entwaldung, intensive Landwirtschaft und Viehhaltung führt der Mara-Fluss in der Serengeti-Region immer weniger Wasser. Darunter leiden sowohl die Bewohner, als auch die Wildtiere der Parks Serengeti (Tansania) und Maasai-Mara (Kenia). Eine ähnliche Entwicklung zeigt der Ruaha in Südtansania mit gravierenden Auswirkungen auf den Ruaha-Nationalpark und die Wasserkraftwerke Mtera und Kidatu.

Ein Hagelsturm zerstörte 2019 93 Häuser im Same-Distrikt, Kilimanjaro-Region.

Die skandinavischen Staaten boten Tansania weiterführende Hilfen für eine konsequente Aufforstung und nachhaltige Forstwirtschaft an. Das Land könne einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten, wenn es größere Flächen aufforste anstatt den Baumbestand laufend zu verringern.

Citizen 25.06.18; 25.,28.03.; 07.12.19; DN 26.04.19; East African 21.03.18; Guardian 06.07.17; 04.,22.04.; 02.09.19; 05.02.20

Auswirkungen des Klimawandels

Die jüngsten extremen Regenfälle in Ostafrika verursachten

  • Erosion von Ackerböden
  • Erdrutsche, die ganze Dörfer begruben
  • Hohe Verluste an Ernten und Vorräten
  • Zerstörung von Straßen, Brücken, Transportmitteln, Wohnhäusern, Krankenstationen und Schulen. Die tansanische Zentralbahn musste im Februar 2020 ihren Betrieb auf 120 km zwischen Morogoro und Dodoma einstellen
  • Ausfall von Märkten und damit Einkommenseinbußen

In Ostafrika litten zahlreiche Menschen unter Wetterextremen:

  • Zimbabwe: Mehrere Millionen Geschädigte
  • Kenia: 16.000 Betroffene, 132 Tote
  • Dschibuti: 250.000 Betroffene, 9 Tote
  • Somalia: 547.000 Betroffene, 37.000 Dislozierte
  • Sudan: 570.000 Betroffene, 50.000 Häuser zerstört
  • Das Welternährungsprogramm WFP kaufte in Tansania 36.000 t Nahrungsmittel für Klimageschädigte in Kenia (Dürre) und Mosambik (Überschwemmung) an.

Auswirkungen in Tansania:

  • In Tansania starben 2020 75 Menschen durch Überschwemmungen, davon 21 Personen im Februar in der Lindi-Region; 15.000 Personen sind obdachlos
  • 1750 Häuser wurden durch Fluten zerstört, Ernten und Nutztiere vernichtet, Brücken, Straßen, Schulen und Krankenhäuser beschädigt
  • Die jüngsten Überschwemmungen betrafen besonders die Regionen Lindi, Manyara (Babati), Mbeya (Mbarali), Morogoro, Mwanza und Songwe
  • Kleine Inseln in den Regionen Tanga und Mtwara wurden vom Indischen Ozean überflutet
  • Mangrovenwälder wurden durch hohen Wellenschlag geschädigt oder zerstört
  • Salzwasser dringt in Küstennähe ins Grundwasser ein und macht Brunnen unbrauchbar
  • In Küstennähe müssen Gebäude und Straßen durch Dämme geschützt werden
  • Wildtiere aus Schutzgebieten auf Wassersuche dringen in Felder und Wohngebiete ein
  • Umgekehrt treiben Viehhalter auf der Suche nach Weideflächen trotz Verboten große Herden in Nationalparks; diese gefährden den Wildbestand

Einschneidende Auswirkungen von Wetterextremen werden auch in Zukunft besonders in der tansanischen Küstenregion, Dar es Salaam, Tanga und der Insel Pemba erwartet.

Generell verschärft der Klimawandel bestehende Probleme. So wies die Vizepräsidentin darauf hin, dass die unzureichende und überlastete Infrastruktur (Leitungen, Kanalisation, Straßen) in Dar es Salaam die Folgen extremer Wetterereignisse unkontrollierbar macht. Die Stadt wächst jährlich um 120.000 Bewohner, die überwiegend in ungeplanten Siedlungen leben.

Human Rights Watch und das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten weisen auf einen Zusammenhang zwischen klimabedingten Ernteausfällen bzw. Viehverlusten und vermehrten Kinder-Heiraten hin. Dies wiederum lässt gerade arme Bevölkerungsschichten schneller anwachsen. Wirtschaftlich gestresste Familien verheirateten ihre Töchter möglichst frühzeitig, um Nahrungsmittel zu sparen und sich den Brautpreis zu sichern, bevor dieser weiter fällt. Zudem brächen viele Kinder ihren Schulbesuch ab, wenn Schulen durch Unwetter zerstört oder Schulwege zu gefährlich werden.

Klimafaktoren wie anhaltende Dürreperioden beschleunigen bzw. verstärken Migrations- und Fluchtbewegungen, deren primäre Ursachen in Bevölkerungszunahme, politischer Instabilität und wirtschaftlichen Fehlentwicklungen gesehen werden. Ebenso verstärken Klimaänderungen bestehende Stressfaktoren wie fehlende Weideflächen und Überweidung bei stetig wachsenden Viehbeständen und zunehmender Bevölkerung, sowie Bodenerosion durch Entwaldung und unsachgemäß angelegte Felder.

Einem Bericht der Weltbank zufolge verursachen Dürreperioden vier Mal höhere ökonomische Kosten und wirken länger nach als Flutschäden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels werden Tansania in den nächsten Jahren bis zu 2% des Bruttosozialprodukts kosten. Unterschiedliche Schätzungen nennen als jährliche Vorbeugungs- und Reparaturkosten $ 2 Mrd. oder TZS 4,5 Bill. / € 1,8 Mrd.

Citizen 27.05.18; 29.03.; 10.08.; 07.12.19; 06.,15.02.20; East African 21.03.19; Guardian 28.09.; 28.10.; 19.11.17; 16.04.18; IPS 12.12.19