Thema: Kirchen und Religionen: Konflikte und Kontroversen - 10/2018

Aus Tansania Information
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Präsident Magufuli erklärte, Kirchen und Moscheen hätten wiederholt darum gebeten, die ab 1967 verstaatlichten Schulen und Grundstücke zurückzuerhalten. Dies sei jedoch so kompliziert, dass er es ablehnen müsse. Auch den Erlass von hohen Steuerschulden der katholischen St. Jude-Schulen lehnte er ab, da der Fall vor einem Gericht verhandelt werde. Diese Schulen fördern begabte Kinder aus armen Familien von der Vorschule bis zum Abitur und gehören zu den wichtigsten privaten Bildungseinrichtungen in Arusha.

Präsident Magufuli entschied, dass eine umstrittene Moschee in Sumbawanga gebaut werden kann. Anwohner und Regionalregierung hatten seit 2012 den Bau wegen Lärmbelästigung in einem Wohngebiet abgelehnt und einen Baustopp erwirkt. Die lokalen Scheichs fühlten sich dadurch diskriminiert und gedemütigt.

Siedler, die sich auf einem Grundstück der „Evangelistic Assemblies of God“ in Tarime festgesetzt hatten, verklagten die Kirche, sie habe das Land geraubt. Eine Untersuchungskommission stellte fest, die Kirche habe das Grundstück legal erworben und dürfe unbehindert eine geplante Dispensary darauf errichten.

Die moravische Kirche im Rungwe-Distrikt befindet sich seit 26 Jahren in einem Landkonflikt mit den Bewohnern des Dorfes Kiwira. Diese fordern 2.600 ha Land zurück, die die Kirche als Avocado-Plantage an Investoren verpachtet hat. Das Land sei 1891 den moravischen Missionaren für 100 Jahre überlassen worden. Die Kirche habe aber 1991 den Besitztitel für weitere 99 Jahre verlängert, ohne die Bevölkerung zu konsultieren, die stark angewachsen sei und Land benötige. Die Kirche beruft sich auf vorhandene Landbesitzdokumente. Sie habe einzelnen Familien Land überlassen, aber nicht als Besitz übergeben. Die Avocado-Plantage gebe Hunderten einen guten Arbeitsplatz. Die Regierung hatte alle kirchlichen Besitztitel im Rungwe-Distrikt annulliert und das Land zur Verteilung freigegeben.

Die Lutherische Gesamtkirche (ELCT) entsandte eine Versöhnungskommission in die ELCT-Süddiözese. Sie soll zwischen dem dortigen Dekanat Mufindi, das verlangt, zu einer eigenen Diözese erhoben zu werden, und der Süddiözese vermitteln. Mufindi zählt etwa 35.000 Lutheraner/innen. Der Streit nahm erbitterte Formen an, nachdem die Diözesanleitung Kirchenmitglieder in Mufindi als Abtrünnige ausgeschlossen, bzw. vor Gericht angeklagt hatte.

Gemeindemitglieder klagten den Bischof der ELCT-Südost-Diözese L. Mbedule an, die Liturgie zu verändern, Gläubige zu beleidigen und Gelder zu missbrauchen. Mbedule bat um Vergebung. Eine ELCT-Kommission soll vermitteln.

Der Erzbischof der anglikanischen Diözese Dar-Es-Salaam V. Mokiwa wurde wegen erheblicher Unterschlagungen und Machtmissbrauchs abgesetzt. Sein Nachfolger ist Jackson Sosthenes. Auch die anglikanische Victoriasee-Diözese geriet in eine langwierige Krise bis Bischof B. Kwangu wegen Verschwendung von Kirchenbesitz seines Amtes enthoben und ein Stellvertreter eingesetzt wurde.

Psychologen und Geistliche führen die in Tansania verpönte Homosexualität auf verführerische Medien im Internet zurück. Hinzu käme unzureichende Erziehung im Elternhaus und fehlende Achtung für Gottes Gebote. Dadurch schwinde, so der stellvertretende Bischof der ELCT-Küstendiözese, die Verantwortung für die Familie und Verhaltensweisen, die man nicht einmal von Tieren kenne, nähmen zu. Der Regionalscheich für Dar-Es-Salaam sagte, Homosexualität sei ein großer Fluch und die schwerste Sünde nach dem Aberglauben. Sie würde hauptsächlich durch die sozialen Netzwerke gefördert.

Der Bischof einer „Agape Sactuary International Church“ wurde verhaftet, nachdem er Bauunternehmer und Bewerber für den Pfarrdienst und weitere Arbeiten um Milliardenbeträge betrogen hatte. Er hatte Prominente als Unterstützer gewonnen, den Bau von 100 Kirchen begonnen und Unzähligen gegen saftige Gebühren Anstellung zugesagt. Mehrere Unternehmen gingen dadurch Bankrott.

Immer neue „Kirchen“ entstehen durch selbst ernannte „Propheten“, die von ihren Anhängern den Zehnten einziehen und damit ein luxuriöses Leben führen. Ein „Pastor Tetemeko“ (Erdbeben) versprach allen Gläubigen, den „Fluch des Fußgänger-Seins“ zu durchbrechen. Jesus sei für uns zu Fuß gegangen, damit niemand mehr so leiden müsse. Die Autos Vieler würden vom Satan auf See festgehalten. Er könne sie befreien, wenn Interessierte mit einem Foto des gewünschten Fahrzeugs zum Spezialgottesdienst kämen und ein Opfer brächten. Er selbst sei zuversichtlich, demnächst einen Range Rover zu fahren. Dies erscheint angesichts des großen Andrangs frustrierter und spendenfreudiger Fußgänger wahrscheinlich (vgl. www.world miraclemission.org).

Ein selbst ernannter „Prophet Tito“ (44) gründete eine „Kirche der Trinker“ und trank beim „Predigen“ auf der Straße Bier. Er wurde zur Klärung seines Geisteszustands in eine Klinik eingewiesen. Die Polizei zeigte sich erstaunt darüber, wie viel finanzielle Unterstützung er gefunden hatte.

Die „Atheisten in Kenia“ (115 Mitglieder) forderten den 17. Februar als öffentlichen Feiertag für Ungläubige, an dem sie predigen wollen, dass es keinen Gott gebe. Die Gruppe war am 17. 02. 2016 registriert, später aber suspendiert und schließlich vom Verfassungsgericht wieder anerkannt worden.

Citizen 03.02.; 09.04.; 21.08.18; DN 24.01; 07.02.; 06.,19. 03.; 09.,11.04.18; Guardian 17.12.17; 21.09.18; Mwanahalisi 05.03.18; Mwananchi 15.12.17; 24.07.; 02.09.18