Thema: Kirchen und Religionen: Gesellschaftliches Engagement religiöser Gemeinschaften - 10/2018

Aus Tansania Information
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Gesellschaft und Fürsprache

Bei einer Arbeitstagung zu „Geschlechtergerechtigkeit und Kinderrechte“ in Dar-Es-Salaam erinnerte LWB-Präsident Dr. M. Filibus daran, dass Kirchenleitende sich selbst prüfen müssten, bevor sie andere kritisierten; die Kirchen müssten daher Integrität, Ehrlichkeit und Transparenz ausstrahlen, um prophetisch auf die Gesellschaft einwirken zu können. Ferner sollten sie positive Alternativen zu den monierten Zuständen aufzeigen. Die Kirchen wendeten sich entschieden gegen Kinderhandel und Kinderarbeit. Sie bekämpften Strukturen, die Frauen, Jugendliche und Behinderte benachteiligen. Dies sei Voraussetzung einer gesunden wirtschaftlichen Entwicklung.

„Under the same sun“ und „Religions for Children“ veranstalten zusammen mit religiösen Leitungspersonen in der Seen-Region eine Kampagne zum Schutz von Personen mit Albinismus. Die Religionen könnten am wirksamsten gegen abergläubische Vorstellungen vorgehen, die Menschen mit Albinismus immer noch zum Verhängnis werden.

Der Tansanische Christenrat CCT veranstaltete zusammen mit World Vision ein Frauenforum in Dodoma zu geschlechtsbezogener Gewalt. Die Teilnehmenden forderten erneut, die Ehegesetze zu novellieren, da sie Kinderehen ermöglichten und Mädchen ihrer Entfaltungsmöglichkeiten beraubten.

Die NRO „Kingdom Leadership Network Tanzania“ lud Kirchenführer, Geschäftsleute und Regierungsbeamte zu ihrem dritten Nationalen Gebetsfrühstück in Dodoma ein. Ziel sei es, für die Nation zu beten und Führungspersonen anzuleiten, als gottesfürchtige, ethisch orientierte und engagierte Patrioten zu arbeiten.

Premier K. Majaliwa lobte die in der Mwanza-Region von Dorf- bis Regionsebene arbeitenden Interreligiösen Friedenskommitees. In den Jahren 2014 bis 16 hatte die Seen-Region Gewalttaten gegen christliche Einrichtungen erlebt. [TI April 2015, S.11; Feb. 16, S.12].

Nach mehreren schweren Verkehrsunfällen mit 25 Toten am Mbalizi-Gefälle bei Mbeya hielten Kirchen und Moscheen gemeinsame Gebete mit prominenten Regierungsvertretern und Sondergottesdienste ab, um weiteres Unheil von der Region abzuwenden. Traditionelle Führer der Safwa-Ethnie arrangierten eigene Zeremonien, um herauszufinden, ob bösartige Personen die Unfälle durch Schad-Zauber verursacht haben, und gegebenenfalls erzürnte Geister zu besänftigen.

Die Ephata-Kirche versuchte vergeblich, Störungsgeister zu vertreiben, die Schülerinnen der 5. und 6. Klasse Grundschule im Nkasi-Distrikt, Rukwa-Region befallen haben. 20 von 900 Schülerinnen sind betroffen [vgl. TI Mai 18, S.5]. Der Gesundheitsdienst hält die verbreiteten Malaria-Infektionen für die Ursache der irritierenden Phänomene.

Citizen 12.07.18; DN 13.,21.03.18; ELCT Press Release 30.10.; 10.11.17; Guardian 08.02.; 11.06.; 09.07.; 17.09.18; www.underthesamesun.com; www.gnrc.net

Diakonische Aktivitäten

Die Lutherische Kirche (ELCT) erbaut in Kimara, Dar-Es-Salaam für TZS 5 Mrd. ein Fünf-Sterne-Krankenhaus. Es wird zugleich für Training und Forschungsvorhaben der lutherischen Tumaini-Universität dienen. Bischof Dr. A. Malasusa betonte bei der Grundsteinlegung, dass neben professioneller Behandlung auch spirituelle Betreuung den Heilungsprozess voranbringe. Neben der Klinik entsteht auch ein Waisenhaus für 100 Kinder.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Lutherischen Kilimanjaro-Klinik (KCMC) mit der Gesundheitsstiftung Northumbria, England kam in die engere Auswahl für den renommierten Preis des Health Service Journal, London. Die Partnerschaft ermöglichte Ausbildung und Ausstattung für laparoskopische Chirurgie am KCMC, sowie Ultraschall-Diagnose-Einrichtungen für Schwangere in den umliegenden Distrikten.

Das KCMC richtete eine spezielle Krebs-Abteilung ein und führt umfangreiche Kampagnen zur Aufklärung und Früherkennung von Cervix-Krebs im Umland durch [vgl. TI Sept. 2018, S. 10]. Bisher wurden 3.500 Personen untersucht und 60 Krebsfälle entdeckt. Im Aufbau ist eine Abteilung für In-vitro-Befruchtung für Paare mit Kinderwunsch [TI Sept. 18, S. 12].

Mitglieder der lutherischen Spar- und Kreditgenossenschaft der ELCT-Norddiözese spendeten Blut, um dem chronischen Mangel an Spenderblut abzuhelfen.

Das katholische St. Joseph Hospital in Moshi kooperiert mit einem Hubschrauber-Rettungsdienst, der Höhenkranke oder sonst erkrankte Kilimanjaro-Touristen in kurzer Zeit einer Spezialbehandlung zuführen kann.

Ein von der moravischen Kirche mit dänischer Finanzierung am Tanganyika-See betriebenes Projekt verbesserte die Gesundheitsversorgung erheblich. Seit 2006 leistet es gesundheitliche Aufklärung in Dorf-Komitees, Schulklubs und bei der Fortbildung des medizinischen Personals. Seit Kurzem verfügt es über Schnellboote, um Patienten und Schwangere zu Gesundheitszentren zu transportieren.

Die African Inland Church betreibt zusammen mit der Geita Goldmine und schottischen Unterstützern ein Medizinschiff auf dem Victoriasee. Es vermittelt den etwa 450.000 Inselbewohnern Gesundheitsberatung, Mutter-Kind-Betreuung, Impfungen, AIDS-Tests und Zahnbehandlung.

Die AIDS-Kommission TACAIDS führte ein Seminar für Religionsführer durch. Diese wurden aufgefordert, AIDS-Infektionen nicht automatisch mit unsittlichem Verhalten zu assoziieren. Sie sollten vor allem Männer ermuntern, sich auf HIV testen zu lassen und gegebenenfalls die erforderlichen Medikamente gewissenhaft einzunehmen.

Eine katholische Nonne, die per Motorrad dörfliche Gemeinschaften in der Shinyanga-Diözese besucht, erklärte, nur persönliche Kontakte könnten Vertrauen bilden und eine effektive AIDS-Vorbeugung und -Behandlung ermöglichen. Sie verteile, den Vorschriften ihrer Kirche entsprechend, zwar keine Kondome, gebe ihren Klienten aber alle Informationen für eine wirksame Vorbeugung gegen eine HIV-Infektion nach den UN-Richtlinien. Die Geistlichen seien in der Kondomfrage unterschiedlicher Meinung: manche folgten konsequent den päpstlichen Instruktionen, andere verträten einen pragmatischen Ansatz.

Die Muslim University Morogoro errichtet eine Zweigstelle in Kigamboni, Dar-Es-Salaam für 5.000 Studierende der Betriebswirtschaft. Sie soll internationale Dozenten und Studierende anziehen und TZS 47 Mrd. kosten.

Das Wali ul Asr-Bildungszentrum in Kibaha hat bisher 787 Lehrkräfte ausgebildet, die an öffentlichen Schulen unterrichten. Es betreibt auch Vor-, Grund- und Sekundarschulen. In seiner 30-jährigen Tätigkeit hat es 800 Brunnen in der Küstenregion gebohrt. Das Zentrum wird von den seit 1988 in Tansania aktiven „World Islamic Propagation and Humanitarian Services“ finanziert.

Citizen 26.03.18; DN 06.11.; 01.,12.,15.,23.12.17; 15.,24., 28.03.; 28.05.; 19.08.; 11.09.18; Guardian 27.11.17; 07.05; 24.07.18; www.wipahs.com

Umweltschutz

Hinduistische, muslimische und christliche Geistliche diskutierten über „Glaubensüberzeugungen zum Umweltschutz“. Sie hielten fest, dass die jetzige Generation für die Erhaltung der Schöpfung verantwortlich sei und Schuld und schwere Konsequenzen auf sich lade, wenn sie ihre Umweltverantwortung weiter vernachlässigt. Umweltschutz-Gesetze seien bisher „zahnlos“ und müssten konsequenter durchgesetzt werden.

Der CCT-Vorsitzende Bischof Dr. A. Cheyo erinnerte daran, dass die Kirchen im Bereich Klimaschonung und erneuerbare Energien Vorbild und Anreger seien. Mit Hilfe von Brot für die Welt und der Firma Mobisol hätten sie eine Reihe von Pilotprojekten und Aufklärungskampagnen realisiert. Der Staat solle nun bürokratische Hindernisse für derartige Vorhaben beseitigen und die Erfahrungen der Kirchen für seine Gesetzgebung und Regelwerke nutzen.

Der Vorsitzende des Muslim-Rates (BAKWATA) rief die Geistlichen aller Religionen auf, aktiv gegen die Umwelt-Zerstörung aufzutreten. „Uns glauben die Leute, wir müssen sie mobilisieren“. Wenn der gegenwärtige Trend anhielte, könnten 60% Tansanias zur Wüste werden. „Es ist unsere Entscheidung, ob wir zu Klimaflüchtlingen werden“.

Citizen 23.12.17; DN 03,06.; 21.07.18