Lutherische Kirche (ELCT) - 09/2015

Aus Tansania Information
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Dr. F. Shoo Leitender Bischof der ELCT

Nach zwei Amtsperioden beendete Dr. Alex Malasusa verfassungsgemäß seinen Dienst als Leitender Bischof der Lutherischen Kirche Tansanias. Als Nachfolger wählte die 19. Vollversammlung der Kirche in Makumira den Bischof der ELCT-Norddiözese, Dr. Frederick Onael Shoo. Shoo stammt aus Machame, wurde 1986 zum Pfarrer ordiniert und arbeitete in den Gemeinden Lyamongo und Mwika. Er leitete die Bibelschule Mwika und war seit 10 Jahren stellvertretender Bischof der ELCT-Norddiözese. Shoo studierte Theologie in Deutschland und wurde dort promoviert. Die ELCT zählte Ende 2014 6,531,336 Mitglieder und erreichte damit einen Zuwachs von 3%; dies entspricht ungefähr dem Bevölkerungswachstum (Zuwachs 2013: 3,3%, 2012 und 11 je 5,4%).

Neuer Bischof der Nordwest-Diözese wurde Dr. Abednego Keshomshahara. Bischof Jacob Ole Paulo Mameo wurde als Bischof der Morogoro-Diözese wiedergewählt; im Amt bestätigt wurden auch die Bischöfe Michael Adam (ELCT-Mara-Diözese), Andrew Gulle (ELCT-Diözese östlich des Victoriasees) und Job Mbwillo (ELCT-Südwest-Diözese).

Jubiläen

Die ELCT-Nordost-Diözese beging in Mbuyukenda / Tanga das 125-Jahre-Jubiläum der Ankunft des Evangeliums. An diesem Ort siedelten die Betheler Missionare die ersten freigekauften Sklaven an. Präsident Kikwete würdigte in seíner Ansprache den Beitrag der ELCT zu Einheit, Frieden und Zusammenhalt des tansanischen Volkes.

Die Nordost-Diözese unterhält eine Universität, drei Sekundarschulen, eine Blindenschule und eine Grundschule für Kinder mit Autismus. Ein Krankenhaus, eine Krankenpflegeschule und ein Hospital für psychisch Kranke dienen der Gesundheitspflege. Demnächst soll der lutherische Radio-sender „Utume“ (Sendung) seine Arbeit aufnehmen.

Der Lutherische Weltbund veranstaltete im Mai unter dem Motto „Von Marangu nach Wittenberg“ in Moshi und Marangu (Kilimanjaro-Region) einen Kongress zum Gedenken an die erste Konferenz lutherischer afrikanischer Kirchenführer 1955 im Rahmen des LWB [s. TI 2015, Januar, S. 10]. Damit hatten die Kirchen die Idee afrikanischer Zusammenarbeit noch vor Gründung der OAU in Addis Ababa 1963 aufgegriffen.

Die zahlreich anwesenden afrikanischen Kirchenführer stimmten Pläne für die Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 ab, das der LWB auf seiner 12. Vollversammung in Windhoek, Namibia begehen will. Diskutiert wurde die „Reformation im Blick auf den Wandel in Afrika“. Als Konsequenz aus dem Motto „Befreiung durch Gottes Gnade“ wurden folgende zentrale Themen wurden hervorgehoben:* Die Schöpfung ist keine verkäufliche Ware, sie muss geschützt werden (Genesis 2)

  • Das Heil ist nicht verkäuflich (Apostelg. 8)
  • Die Menschenwürde verbietet jede Art von Versklavung (Amos 8; Jakobusbrief 5)

LWB-Präsident Bischof Dr. M. Younan bezeichnete den religiösen Extremismus als besondere Gefahr. Ihm müssten die Christ/ innen durch Dialog- und Versöhnungsbereitschaft konstruktiv entgegentreten. Bischof A. Malasusa (LWB-Vizepräsident für Afrika) tadelte Egoismus und Gewinnsucht mancher afrikanischer politischer Führer. Kirchliche Führer müssten mit Bedürftigen sympatisieren und entschieden für die bürgerlichen Rechte aller eintreten. Die Referentin des LWB-Afrikabüros benannte Korruption und Klimawandel als wichtige Probleme Afrikas, zu deren Lösung die Kirchen beitragen müssten.

Der katholische Bischof von Moshi, I. Amani sprach als Gast und warb für die Einheit der christlichen Konfessionen. Sie könne Afrika als Modell dienen für Frieden und Versöhnung, Gerechtigkeit und Menschenwürde, „sodass wir Materialismus und Korruption vermeiden“. Es sei höchste Zeit, dass alle Konfessionen für Erneuerung und Reformation zusammen arbeiten.

Die Pfarrerinnen und Theologinnen der ELCT trafen sich im Mai in Bukoba zu ihrem jährlichen Kongress. Die 170 Teilnehmerinnen feierten u.a. das 25-jährige Dienstjubiläum von Alice Kabugumila, der ersten Frau, die zur Pfarrerin ordiniert wurde. Die ELCT beschäftigt zur Zeit 274 Pfarrerinnen.

Gesellschaftspolitische Aktivitäten

Die ELCT gründete an der lutherischen Universität Makumira (TUMA) ein Institut für traditionelle Kultur und Kunst (Cultural Arts Centre - http://cac.makumira.ac.tz). Es soll traditionelle Kunstformen Nordtansanias wie Riten, Zeremonien, Schmuck, Musik, Instrumente und Tanz dokumentieren und der jungen Generation vermitteln und damit zugleich Verdienstquellen erschließen. Bischof Malasusa sagte bei der Grundsteinlegung, die Kirche respektiere viele traditionelle und kulturelle Werte und wolle dazu beitragen, die guten und bewahrenswerten Elemente auszuwählen und zu erhalten.

Die 1999 gegründete Abteilung für Fürsprache (advocacy) der ELCT gab ein Handbuch zur Bürgerkunde heraus, das wichtige Rechte der Staatsbürger, vor allem bei Wahlen, erklärt. Seit 2011 widmet sie sich dem Kampf gegen gesellschaftliche Unterdrückung. Dazu wurde bis 2013 ein Pilotprojekt zu Frauendiskriminierung und Genitalverstümmelung in drei Diözesen der Seenregion erfolgreich durchgeführt. Es wird daher mit Unterstützung durch die dänische und die norwegische Kirche fortgesetzt.

Die ELCT-Abteilung für Politik-Konzepte analysiert gesellschaftliche Probleme und politische Vorhaben und legt sie der ELCT-Kommission für Gerechtigkeit und Frieden, sowie der Interreligiösen Konferenz (CCT, TEC, PCT und BAKWATA) vor. Sie vermittelt Begegnungen von Abgeordneten, Politikern und Ministerialbeamten mit Religionsführern zu aktuellen Fragen wie Klimawandel, Bürgerrechte, sowie Frauen- und Kinderrechte. Die Abteilung wird von der norwegischen Kirche finanziell unterstützt.

Mit Hilfe deutscher Partner startete die ELCT in der Pare-Diözese ein Programm für gesunde Ernährung von Schüler/innen an 35 Schulen. Die Kinder erhalten jeden Morgen eine kräftige Mahlzeit. Eine besondere Rolle spielt dabei Amaranth, das als ausgewogenes und wertvolles Nahrungsmittel gilt.

Die „Bishop M. F. Shao Stiftung“ will Herzpatienten, die sich eine Behandlung nicht leisten können, unter die Arme greifen. Sie wurde in Moshi von Bischof F. Shoo vorgestellt und konnte noch am Eröffnungstag TZS 253 Mill. einnehmen. Großspender war der Besitzer der IPP-Gruppe, Dr. R. Mengi mit TZS 200 Mill.

Der ELCT-Generalsekretär B. Killewa gab bekannt, dass die Lutherische Kirche gezielt in Umweltschutz investiert. Im Rahmen des laufenden Biogas-Programms seien bereits TZS 800 Mill. aufgewendet worden, um in 1.140 Haushalten Biogas-Anlagen einzurichten. Bei 43 Mill. Stück Vieh könne Tansania leicht mit Hilfe von Biogas den Raubbau an den Wäldern verringern. Das Programm „Leben und Umwelt“ stellt Setzlinge für Obst- und Neembäume zur Verfügung. Zudem führt es Kurse durch zum Anlegen von Küchengärten und Kleintierhaltung.

Ein Dozent der Makumira Universität warnte bei einer Predigt in Arusha vor der Tendenz, wirtschaftlichen Gewinn über soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu stellen. Dagegen sei auch die Kirche nicht gefeit, wenn z.B. in Krankenhäusern wohlhabende Patienten bevorzugt behandelt würden. Die Liebe zum Geld dürfe keinesfalls die kommenden Wahlen bestimmen.

Vermittlern der ELCT gelang es in mehrjährigen Verhandlungen, die zerstrittenen Fraktionen der Lutherischen Kirche in der Demokratischen Republik Congo (ELCC) auszusöhnen. Diese Kirche mit demnächst acht Diözesen war aus Hörern von Sendungen des ELCT-Senders „Stimme des Evangeliums“ (www.sautiyainjili.org) entstanden, die um Missionare aus der ELCT baten.

DN 15.03.; 18.,19.,25.05.; 01.06.; 17.08.15; ELCT Press Release 06.06.15; Uhuru na Amani 2015/01