Aktuelles: Religion und Kirchen in der Gesellschaft - 03/2015

Aus Tansania Information
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Interreligiöse Zusammenarbeit

Der Interreligiöse Friedensrat (IRCPT) konferierte zum Thema „Frieden und soziale Gleichheit fordern: Die Rolle religiöser Führer“. U.a. hoben die Teilnehmenden hervor, dass Armut und Korruption unmittelbar zusammenhängen. Der Rat strebt an, mit Gleichgesinnten in der Ostafrikanischen Gemeinschaft zu kooperieren und einen Ostafrikanischen Friedensrat zu gründen. Seine Arbeit unterstützen die Konrad-Adenauerstiftung (www.kas.de/tansania) und die Norwegische Kirche. Soziologen verschiedener Universitäten lobten die Aktivitäten des IRCPT. Sie helfen verhindern, dass soziale Unzufriedenheit religiös überhöht werde. Christen und Muslime könnten unterschiedliche Meinungen frei von Feindbildern diskutieren. [Vgl. TI Jan. '15, S.9, Kilimanjaro IRCPT].

Auch das interreligiöse „Komitee für Frieden und Solidarität“ (CPS) betonte die politische Neutralität der Religionsgemeinschaften. Der Vorsitzende, Oberscheich Alhaj M. Salim sagte, Parteipolitik in Andachtsräumen verletze die ethischen Grundsätze jeder Religion. Die Politiker rief er auf, patriotisch zu sein und das nationale Interesse über das einer Partei zu stellen.

Das CPS will in diesem Sinn Gespräche mit der Wahlkommission (NEC) und allen Präsidentschaftskandidaten führen. Es befürwortet, ebenso wie die meisten Kirchen, das Verfassungs-Referendum aufzuschieben.

Sansibars Zweiter Vizepräsident warnte anlässlich der Feier von Mohammeds Geburtstag („Maulid“) alle Jugendlichen davor, auf Hassprediger hereinzufallen, die eigene Interessen verfolgten. Unter dem Vorwand, den Islam zu verteidigen, verleiteten Extremisten im In- und Ausland junge Menschen zu islam-schädlichen Taten.

Islamische Kadi-Gerichte

Das Parlament will die Verordnung über das Islamische Gesetz revidieren, um die von Muslimen immer wieder geforderten Kadi-Gerichte auch in Festland-Tansania etablieren zu können. Der Gesetzentwurf sieht vor:

  • Gegenstand von Kadi-Verfahren sind: Heirat, Scheidung, Erbschaft und Fürsorge für Kinder
  • Muftis können Verfahrensregeln für Kadi-Gerichte aufstellen
  • Der Innenminister stellt Richtlinien für die Durchsetzung von Urteilen und Beschlüssen islamischer Gerichte auf
  • Rechtssuchende rufen ein Kadi-Gericht auf freiwilliger Basis an
  • Die Gerichte finanzieren sich selbst ohne staatliche Subventionen

Der Tansanische Christenrat CCT hatte gegen den Gesetzentwurf Stellung genommen [TI Feb. 15, S. 6]. Dieser sei verfassungswidrig und gefährde die Gleichheit vor dem Gesetz. Der neue Generalstaatsanwalt G. Masaju wies die Bedenken zurück und bestritt, dass die Kadi-Gerichte mit der staatlichen Justiz kollidieren oder Nicht-Muslime beeinträchtigen könnten. Auf Sansibar funktionierten sie schon viele Jahre. - Ihre Einführung auch auf dem Festland war ein Wahlversprechen der CCM 2005 gewesen.

Nach Gesprächen mit den christlichen Spitzenorganisationen zog Premier Pinda den Gesetzesentwurf zu den Kadi-Gerichten zunächst zurück. Er soll nach weiteren Konsultationen im März beraten werden. Scheich Raja-Katimba vom „Rat Islamischer Organisationen“ forderte mehr Kompetenzen für die Kadi-Gerichte und sprach der BAKWATA (Nationaler Muslim-Rat) das Recht ab, für alle tansanischen Muslime zu sprechen.

Citizen 06.,09.02.14; DN 04.12.14; DN 19.,20.01.15; Guardian 19.01.; 04.02.15

Säkularer Staat – Automone Religion

Der Leitende Bischof der Lutherischen Kirche (ELCT) Dr. A. Malasusa forderte die politisch Verantwortlichen auf, sicherzustellen, dass Tansania ein säkularer Staat bleibt. Bei der Amtseinführung des neuen Bischofs der ELCT-Nord-Zentral-Diözese warnte er davor, Religion für Partei- Interessen zu instrumentalisieren und so die Nation zu spalten. Der Bischof versicherte, für Präsident Kikwete zu beten, damit dieser stets die Rechtsstaatlichkeit respektiere und seinem Nachfolger ein friedliches Land übergebe.

Bei der Amtseinführung des neuen Bischofs der ELCT-Norddiözese, Dr. F. Shoo, forderte Präsident Kikwete Christen und Muslime auf, für einen geordneten und friedlichen Verlauf der Wahl zu beten. Kirchen und Moscheen sollten keinesfalls für ParteiPropaganda missbraucht werden. Religion und Kirche müssten strikt getrennt bleiben.

Der neue Bischof Dr. Shoo bezeichnete die Probleme im Gesundheits- und im Bildungswesen als die wesentlichen Herausforderungen des Landes. Arbeitslose Jugendliche, die keine Hoffnung mehr hätten, gefährdeten ernsthaft den Frieden. Finanzprobleme seien dabei nicht entscheidend. Tansania habe genügend Ressourcen, wenn sie nur konstruktiv und korrekt eingesetzt würden. Der Bischof begrüßte die Schritte des Parlaments gegen korrupte Politiker und Verwaltungskräfte. Er warb für eine moderne Landwirtschaft, wo viele Jugendliche sinnvoll arbeiten könnten.

Der anglikanische Erzbischof von DSM Dr. Mokiwa warnte vor Politikern, die Wähler/innen mit großen Versprechungen täuschen. Er nannte einige Orientierungspunkte für die Wahl von Präsident und Abgeordneten:

  • Das Gesundheitswesen ist unzureichend. Daher lassen sich hochgestellte Politiker auf Kosten der Steuerzahler im Ausland behandeln.
  • Tansanias Schulen und Hochschulen bereiten nicht realistisch auf ein modernes Berufsleben vor. Die Curricula müssen revidiert werden.
  • Die Sicherheit besonders an den Landesgrenzen ist unzureichend. Daher gedeihen Menschenhandel, Drogenschmuggel und Einfuhr gefälschter Waren.
  • Der nächste Präsident muss entschlossener gegen die schwere Korruption vorgehen.
  • Die neue Verfassung muss den Willen des Volkes berücksichtigen wie er im 2. Verfassungsentwurf der Warioba-Kommission erfasst ist. Dies wendet sich gegen den Entwurf, der im April zur Abstimmung steht.

Auch Prediger evangelikaler Kirchen warnten Politiker davor, die Wählerschaft zu bestechen und ihre Rivalen zu verunglimpfen. Der Generalsekretär der Moravischen Kirche forderte Kirchen und Zivilorganisationen auf, die Bevölkerung vor der Wahl über den Verfassungs-Entwurf und weitere wichtige Themen aufzuklären.

Kardinal P. Pengo, DSM, warnte anlässlich der Wahlen dieses Jahres vor unseriösen Politikern. Auch der Bischof der katholischen Moshi-Diözese zeigte sich besorgt darüber, dass das elektronische Wählerverzeichnis möglicherweise nicht rechtzeitig und fehlerfrei fertig werde und damit Manche ihr Wahlrecht nicht ausüben könnten.

Citizen 12.,27.01.15; DN 12.01.15; Guardian 02.,03.,12.01.15;

Anglikaner gegen Homo-Ehe

Bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der anglikanischen Diözese DSM lobte Außenminister B. Membe die Haltung der anglikanischen Kirche Tansanias (ACT); diese lehnt gleichgeschlechtliche Ehen entschieden ab. Die ACT hatte 2003 nach der Konsekration des ersten offen homosexuellen Bischofs in den USA (New Hampshire) die Kirchengemeinschaft mit der amerikanischen Episkopalkirche aufgekündigt. Sie hält daran fest, dass Homosexualität gegen Gottes Willen sei. Der Minister sieht dadurch die Haltung der Regierung und des Volkes von Tansania gegen westlichen Druck zu mehr Toleranz gestärkt.

DN 05.01.15; Guardian 05.01.15

ELCT startet landwirtschaftliche Uni

Die ELCT-Karagwe-Diözese plant eine landwirtschaftlich orientierte Hochschule mit Kursen zu Ackerbau, Viehzucht, Informationstechnologie und Umweltschutz für etwa 300 Studierende. Damit will man dem Mangel an landwirtschaftlichen Beratern abhelfen.

DN 02.02.15;