Wirtschaft ‐ 03/2024

Aus Tansania Information
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Zuckerkrise

Seit November 2023 hat sich der Zuckerpreis von 2.300 auf 4.000 TSh/kg fast verdoppelt. Es herrscht landesweite Knappheit, doch Hersteller, Importeure und Händler werden einer künstlichen Verknappung und der Preistreiberei beschuldigt. In der Folge hat Landwirtschaftsminister Hussein Bashe für die Zeit vom 23.01.-30.06.2024 einen Preisdeckel bei 2.700 bis 3.200 TSh/kg festgesetzt, was zu Protest der sieben tansanischen Zuckerfabriken führte. Die Situation kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da an Ramadan (10.03.-09.04.) die Nachfrage nach Zucker am höchsten ist. (East African, 03.02.2024)

Nach der Einführung des Preisdeckels genehmigte die Regierung für Januar und Februar den Import von je 50.000 Tonnen – das Geschäft mit dem Zucker ist in Tansania seit 20 Jahren geschützt und Importe müssen eigens genehmigt werden. Die Knappheit sei wegen der schweren Regenfälle entstanden, so die Zuckerproduzenten, die Ernteunterbrechungen erzwungen hätten. Gegenwärtig liefe die Zuckerproduktion langsam wieder an. Händler, die den Preisdeckel unterliefen, würden mit Gefängnis bestraft. (Citizen, 22.02.24)

Der Landwirtschaftsminister Hussein Bashe kündigte außerdem an, den Zuckerhandel zu liberalisieren, damit örtliche Produzenten mit eingeführten Produkten konkurrieren müssen. Die Zuckerhersteller, denen Zuckerimport genehmigt wurden, wiesen darauf hin, dass sie Zucker nicht über Nacht beschaffen könnten. Der Transport von Brasilien nach Tansania dauere lange. (Tanzania Times, 28.02.2024)

Hafenerweiterung in Dar es Salaam

Am 06.02.2024 fand die Eröffnung des Kwala-Trockenhafens von Dar es Salaam statt. Er soll zukünftig als Umschlagplatz für 60 % der Güter dienen. Über den Hafen vor Dar werden nicht nur der Bau von Großprojekten wie der Normalspurbahn, des Rufiji-Wasserkraftwerks und der Ostafrikanischen Rohöl-Pipeline vom Albertsee nach Tanga abgewickelt, sondern auch der Kupferexport aus Sambia und DR Kongo wie auch anderer Warenverkehr für Ruanda, Uganda, Burundi, Malawi und Simbabwe. Um die Leistungsfähigkeit des Hafens zu erhöhen, gelangen zukünftig alle Güter zunächst nach Kwala und werden vor dort weiterverteilt, so der Hafenleiter Mrisho Mrisho bei einer Pressekonferenz. Die Kapazität des Trockenhafens sei für 3.800 Transitcontainer ausgelegt. Im Januar hätten 86 Frachter in Dar es Salaam angelegt. Zuletzt seien 2,5 Mio. Tonnen Fracht pro Monat abgewickelt worden, im gleichen Monat des Vorjahrs nur 1,9 Mio. Tonnen. Zuckerlieferungen seien in Anbetracht der gegenwärtigen Krise immer am Tag ihrer Ankunft abgearbeitet worden. Nach Abschluss des Kwala-Trockenhafens werde die Erweiterung des Hafens um vier weitere Liegeplätze in Angriff genommen. Außerdem sollen Ankerplätze für Petroleumfrachter geschaffen, der Hafen von Bagamoyo und ein weiterer Umschlagplatz in Kurasini gebaut werden. (Citizen, 05.02.2024)

Kommentar: Das Transportministerium sucht proaktiv nach Investoren für die Erweiterung des Hafens in Dar es Salaam um die Liegeplätze 13-15, unter anderem in Ägypten. Das Interesse von Investoren ist groß. Präsidentin Hassan fördert dabei besonders das Zusammengehen von privaten und öffentlichen Investoren, um Leistungsfähigkeit und Wachstum zu steigern. Das sei löblich, jedoch müsse die Regierung für solche Kooperation zunächst ein Regelwerk entwickeln, um eine klare Aufgabenverteilung unter eindeutigen rechtlichen Bedingungen zu gewährleisten. Außerdem falle der Regierung die tragende Aufgabe zu, für die privaten Investitionen mit einer funktionalen Infrastruktur, i.e. Straßen und Eisenbahnstrecken, in Vorleistung zu gehen. Erst dann könne sich Tansanias Wirtschaftspotential zur Gänze entfalten. Im Transportwesen habe die Regierung ja mit der Vergabe des Baus der Normalspurbahnstrecke an private Investoren diesen Weg bereits beschritten. So ließen sich entscheidende Infrastrukturvoraussetzungen beschleunigt schaffen. (Citizen, 21.02.2024)

CO2-Handel

Der Staatsminister des Vizepräsidentenbüros, Dr. Selemani Jafo, berichtet, dass sich Tansania bei der COP28 in Dubai für den CO2-Zertifikate-Handel ins Spiel gebracht habe und dass bis Ende 2023 35 Anträge für verschiedene CO2-Guthabenprojekte vorlägen, die insgesamt einen Beitrag von einer Mrd. $ zum BNP des Landes beitragen könnten. Tansania macht sich große Hoffnung, dass es mit seinem Waldbestand von 48 Mio. Hektar zu den großen, profitierenden Playern gehören wird. (Guardian, 06.02.2024)

Überweisungen von Diaspora-Tansaniern

Drei Billionen TSh (10 Mrd. Euro) überwiesen im Ausland lebende 1,5 Mio. Tansanier im Jahr 2022 nach Hause, berichtet die Bank of Tanzania, eine Steigerung von 60% verglichen mit dem Vorjahr. Dieser Zuwachs sei eine Folge der Regierungskampagne, die tansanische Ex-Pats motivieren sollte, mehr zur Entwicklung ihres Landes beizutragen. Die Auslandstansanier wünschen sich ihrerseits die Möglichkeit einer doppelten Staatsangehörigkeit. (Citizen, 14.02.24)

Gemüseexport nach Deutschland

Anfang Februar entsandte Taha, die Dachorganisation der tansanischen Gemüsebauern, eine Delegation zur Fruit Logistica nach Berlin. Ihr Ausstellungspavillon erwies sich als der beste unter den afrikanischen. Der Großhändler Daily Green Company aus Frankfurt zeigte sich so beeindruckt, dass er seinerseits Mitarbeiter nach Arusha entsandte, um dort Lieferverträge mit örtlichen Produzenten abzuschließen. Unter anderem wurde der Export von jährlich mindestens 2.340 Tonnen Okraschoten vereinbart, außerdem mindestens 2.880 Tonnen Bittermelone und 520 Tonnen Vogelaugenchili. Darüber hinaus konnte Taha Investoren für die tansanische Gemüseindustrie interessieren. Tahas Entwicklungsmanager Anthony Chamanga will sich außerdem dafür einsetzen, dass sich vor allem Frauen und junge Kleinbauern in diesem Geschäftsfeld etablieren können. Damit will er die Regierungsinitiative „Building a Better Tomorrow“ unterstützen. (Citizen, 28.02.2024)

Erste Testfahrten auf der neuen Normalspurstrecke

Auf der elektrifizierten Normalspurstrecke zwischen Dar es Salaam und Morogoro absolvierten die ersten Züge ihre Testfahrten erfolgreich. Tansania fällt mit dieser Strecke eine Vorreiterrolle im östlichen und südlichen Afrika zu. Auf einer Versammlung des Transportsektors in Arusha lud Verkehrsminister Makame Mbarawa alle, die ihre Dienste auf der neuen Strecke anbieten wollten, dazu ein, sich Lokomotiven und Waggons zu besorgen. Zuletzt soll die Strecke Dar es Salaam mit Mwanza am Viktoriasee sowie mit Kigoma und Mpanda am Tanganjikasee verbinden und ein 2.000 km langes Schienennetzwerk umfassen. In der Folge sollen auch Teilstrecken nach Ruanda, Burundi und in die DR Kongo realisiert werden. (Tanzania Times, 28./29.02.2024)