Zur Stromversorgung - 06/2008

Aus Tansania Information
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Stromsperren, -schwankungen

Der Stromverbrauch steigt ständig, weil Wirtschaft und soziales Engagement wachsen. Die Tanzania Electric Supply Company (Tanesco), ein staatseigenes Unternehmen, ist gezwungen, Strom unabhängiger Elektrizitätswerke zu kaufen. Die Generatoren ihrer Wasserkraftwerke setzt sie zurückhaltend ein, um Stromsperren infolge unsicherer Entwicklung der Niederschläge zu vermeiden.

Die Stadt Sumbawanga (Rukwa-Region) bezieht ihren Strom seit fünf Jahren aus Sambia. Weil die Kraftwerke defekt waren, kam es drei Monate lang immer wieder zu bis zu drei Tagen währenden Stromsperren und -schwankungen. Die Folge waren eine Unzahl sozialer und wirtschaftlicher Probleme der Stadt.

Die Tanesco plant, ihre marode Infrastruktur zu sanieren. Deshalb muss man voraussichtlich während der kommenden vier Jahre weiterhin mit Stromsperren rechnen. Laut Tanesco wurden die Maschinen seit ihrer Installation nicht gewartet, z. T. wegen finanzieller Probleme. Die Weltbank sagte ihre Unterstützung zu.

In Dar-es-Salaam hatten einige Stadteile zwei Wochen lang keinen Strom. Mehrere Betriebe waren gezwungen, Angestellte zu entlassen. "Weil der Strom plötzlich weg blieb, kurz darauf mit Hochspannung wieder kam, gingen meine elektrischen Geräte kaputt", klagte ein Dar-es-Salaamer. (DN 15.2.08; Guardian 1./21.3.08)

Kooperation

Die Länder der East African Community (EAC) planen, grenznahen Städten die Stromversorgung aus dem betreffenden Nachbarland zu ermöglichen. Im East African Power Master Plan (EAPMP) von 05 geht es um die Entwicklung von Projekten der Stromerzeugung und -verteilung in regionaler Perspektive. (Guardian 29.3.08)

Premierminister Pinda sagte in Mosambik nach einem Gespräch mit seinem Kollegen über die wirtschaftliche und politische Lage ihrer Länder, Tansania erwäge, wegen seines wachsenden Strombedarfs aus Mosambik Strom vom Cabora Bassa Stausee zu beziehen. Im Augenblick bekomme man Strom aus Sambia. (Agencia de Informacao Mocambique 7.5.08)

Zu Stromkosten, Lieferverträgen

Die Tanesco plante, die Stromtarife um 40 % anzuheben. Tatsächlich stiegen sie um 23 %. Für neue Anschlüsse müssen 100 % mehr bezahlt werden.

Ende Febr. forderten die Studierenden der Universitäten landesweit bei Demonstrationen eine Senkung der Stromtarife. An die Briefkastenfirma Richmond Development Company (RDC) <Siehe Tans.-Inf. 3/08 S. 4> müssten pro Tag 152m/-TSh bezahlt werden. Diese Kosten wälze man auf die Kunden ab. Die Regierung müsse dafür sorgen, dass die Stromtarife sinken.

Mitglieder der CUF demonstrierten ebenfalls für niedrigere Stromtarife.

Auch Abgeordnete drängen die Regierung, die Verträge zu revidieren.

In einigen Berichten hieß es, die Tanesco könne Pleite machen, wenn die mit ausländischen Firmen geschlossenen größeren Verträge nicht revidiert werden. Es geht vor allem um den Vertrag mit Richmond. Umstritten ist auch der Vertrag mit der Independent Power Tanzania Ltd. Der Tanesco-Betriebsdirektor erklärte jedoch, auch wenn die Verträge revidiert würden, die Tarife gingen nicht zurück, aber "ich würde sicherstellten, dass sie nicht noch mehr steigen. Wegen der Betriebskosten waren wir gezwungen, die Tarife zu erhöhen", die Preise für Öl und Gas blieben hoch. "Die Tansanier sollten für die Senkung der Preise für Öl und Gas demonstrieren. Nur dann können wir die Tarife senken." (Guardian 26.2.08; E. A. Business Week 18.2.08)

Regierung und Tanesco müssen an etwa sieben unterschiedliche private Stromerzeuger pro Jahr mehr als 240mrd/- TSh 'capacity charge' zahlen, egal, ob diese Strom ins landesweite Netz einspeisen oder nicht. Häufig müsste kein Strom zugekauft werden, weil die Wasserkraftwerke genug liefern. Die Tanesco nimmt pro Monat schätzungsweise 30mrd/- TSh ein. Die privaten Stromerzeuger bekommen also zwei Drittel davon. Die Tanesco muss trotz Anhebung der Tarife mit einem Defizit in Höhe von 50mrd/- TSh rechnen.

Kikwetes Regierung hat die meisten Verträge von der vorhergegangenen geerbt. Sie versprach, man werde alle Verträge des Energiesektors einer gründlichen Prüfung unterziehen. (ThsDay 21.2.08)

In der Kilimanjaro-Region trieb die Tanesco 6,8m/- TSh an Bußgeldern für illegale Stromverbindungen ein. Die meisten, die illegal Strom entnehmen, sind diejenigen, deren Verbindung man wegen unbezahlter Rechnungen un-terbrochen hatte. (DN 6.5.08)

Privatisierungspläne

Angesichts ihrer finanziellen Krise ist die Tanesco bestrebt, einen Teil des Stromnetzes an eine ausländische Gesellschaft zu verpachten. Sie verhandelte mit Kanadas ARTUMAS Group Inc. über die Versorgung des südtansanischen Regionen Lindi und Mtwara. Noch hat die Tanesco das Monopol für die Stromversorgung des ganzen Landes; der private Sektor ist auf Stromerzeugung in begrenztem Maß beschränkt. Die Regierung plant die Privatisierung. Sie will für Stromerzeugung, Übertragung und Verteilung drei unterschiedliche Rechtspersönlichkeiten schaffen.

Ob ARTUMAS gestattet wird, seine eigenen Tarife einzuführen, ist noch nicht klar.

Die Tanesco produziert etwa 560 MW - vor allem in ihren Wasserkraftwerken. Von unabhängigen Stromproduzenten werden zusätzlich 200 MW bezogen.

ARTUMAS verhandelt mit Regierung, Tanesco, Tanzania Petroleum Development Corporation und Bergbau Interessenten über die Errichtung eines mit Erdgas aus der Mnazi Bay betriebenen 300 MW-Kraftwerkes in Mtwara und einer Hochspannungsleitung als Verbindung zum landesweiten Netz. Im Dez. 06 produzierte ARTUMAS erstmalig in Mtwara Strom. Die ARTUMAS verlangt für einen neuen Anschluss 60.000/- TSh bis 80.000/- TSh, die Tanesco 400.000/- TSh bis 500.000/- TSh. (Guardian 22.4.08; ThsDay 25.2.08)

Die Regierung werde das landesweite Netz nicht privatisieren, noch parallele Netze erlauben, betonte der Minister für Energie und Bodenschätze. Nur in Gebieten, die nicht ans landesweite Netz angeschlossen sind, würden private Beteiligung an Stromerzeugung, Stromleitungen und -verteilung zugelassen. (DN 23.3.08)

Zu einem Gesetzesentwurf

In zwei Seminaren informierte die Regierung die Abgeordneten über einen Gesetzesentwurf zur Stromversorgung.

Die Parlamentarier stellten Fragen und forderten befriedigende Antworten ehe sie ihre Zustimmung geben würden.

Die meisten sind mit den Auskünften nicht zufrieden. Ein CUF-Abgeordneter sagte, die Tanesco liege auf der Intensivstation; eine falsche Entscheidung und sie lande im Grab. Jeder weiß, dass der Tanesco Abkommen mit mehreren ausländischen Gesellschaften unter unglaublichen Bedingungen aufgezwungen wurden, die diesen erlauben, sie vollkommen auszusaugen. Einige Abgeordnete bezweifeln, dass die ausländischen Firmen in die Versorgung ländlicher Gebiete investieren werden, wenn sie nicht schnell zu Geld kommen. Im Augenblick hat dort nur 1 % der Bevölkerung Strom; landesweit sind es 10 %.

Bei den Seminaren und in einschlägigen Parlamentsausschüssen sprachen sich die meisten Abgeordneten gegen den Gesetzesentwurf aus.. (DN 18./19.4.08; Guardian 30.3.08)

Gesetzesentwurf im Parlament

Die Meinung des Parlaments war gespalten. Ca. 50 Abgeordnete meldeten sich zu Wort, eine Zahl, die absolut unüblich ist. Für die Diskussion musste mehr Zeit eingeräumt werden, als vorgesehen. Besonders hitzig war die Debatte, weil einige Abgeordnete der CCM erstmalig Mkapa, ehedem Präsident, und Yona, seinerzeit Finanzminister, vorwarfen, sie hätten die Tanesco sabotiert, durch zweifelhafte Vereinbarungen die Versorgungskrise verursacht. Ein Abgeordneter fragte: "Warum machen staatliche Firmen Verluste, private Profit?"

Manche Abgeordnete sprachen sich entschieden gegen die Zulassung privater Investoren im Energiesektor aus. Ein Abgeordneter der Opposition sagte: "Wir sollten nicht die gleichen Fehler machen wie im Bergbausektor. Wir übertrugen diese Projekte fremden Investoren, aber die Tansanier haben absolut nichts davon." Ein Angeordneter der CCM forderte, die Regierung solle die steuerlichen Ausnahmeregelungen bei Investoren abschaffen, denn sie schaffe Schlupflöchter für Korruption, sie würden von Investoren missbraucht. Viele forderten besondere Achtsamkeit bei der Vergabe von Lizenzen. Einige warnten vor Missverständnissen, Doppelungen der Zuständigkeiten. Andere fürchten Desinteresse in Bezug auf das flache Land. Eine Abgeordnete lobte das neue Gesetz.

Der ursprüngliche Gesetzesentwurf von 07 war durchgefallen, denn er sei für die Tansanier nicht von Vorteil, hieß es. (DN 19./21.4.08; Guardian 22./23.4.08; Citizen 23.4.08; The East African 5.5.08)