Zur Ermordung von Menschen mit Albinismus - 03/2010

Aus Tansania Information
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Einige Fakten

Schätzungsweise gibt es in Tansania 170.000 Menschen mit Albinismus. Seit '06 wurde bekannt, dass Albinos getötet werden, weil viele überzeugt waren, ihre Körperteile könnten im Bergbau und beim Fischfang zu Reichtum verhelfen. Seit '07 wurden mindestens 54 Albinos, in der Mehrzahl Kinder, ermordet, vor allem in den Regionen am Viktoriasee, Kagera, Mara, Mwanza und Shinyanga. '08 wurden mehr als 20 Morde bekannt, '09 sieben Personen zum Tod verurteilt. (DN 8.2.10; Guardian 23.11.09;ThisDay 10.7.09) <Siehe Tans.-Inf. 3/09 S. 8>

Zur Lage

Anfang '09 wurden weniger Albinos ermordet, Mitte '09 aber beobachtete man, dass das Übel wieder aufflammte. Es zeigte sich, dass die Mörder noch immer frei herumlaufen, die Verhaftungen und Verurteilungen sie nicht abschreckten. Die Regierung hat nicht genug getan. Ihr Aufruf, des Mordes Verdächtige in einem Referendum anzugeben, war gut gemeint, aber nutzlos. Es war eine Verschwendung von Mitteln und von Korruption behindert. (ThisDay 10.7.09)

Zu Verurteilungen

Im September 09 verurteilte der High Court drei Albino-Mörder zum Tod durch den Strang. Mitglieder der Tanzania Albino Society (TAS) reagierten erfreut auf diese Nachricht.

Im November 09 wurden vier Personen zum Tod verurteilt, weil sie Ende 08 einen Mann mit Albinismus ermordet hatten.

Die TAS forderte eine öffentliche Hinrichtung. Das würde zeigen, dass es der Regierung ernst ist mit dem Kampf gegen diese Verbrecher.

Die Albinos richteten ihre Bitte, die Hinrichtung der Verurteilten miterleben zu können, auch an das Legal and Human Rights Centre (LHRC). Doch der LHRC-Geschäftsführer wies auf die ablehnende Haltung des LHRC der Todesstrafe gegenüber hin. (DN 3.11.09; Guardian 3.11./7.12.09; Citzen 24.9.09)

Zwischen Juni 07 und März 09 wurden 90 Personen wegen des Mordes an Albinos verhaftet und angeklagt. Acht waren Medizinmänner.

Die Regierung versprach, alle Verstecke der Menschen, die des Mordes, der Verstümmelung, Einschüchterung und Belästigung von Albinos verdächtigt werden, "auszuräuchern", alles zu tun, um "ein für alle Mal" die Allianz aufzulösen, die zwischen diesen übelmeinenden Menschen und den Medizinmännern, die sie zu den Verbrechen verleiten, besteht. (DN 4.11.09; Guardian 5.11.09)

Materielle Not

29 Kinder mit Albinismus zwischen drei und 15 Jahren, die die Mugeza Special School für behinderte Kinder besuchen, benötigen Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Die Schule hat Platz für 70, im Augenblick leben dort 117 Kinder. Sie begegnen jedem Besucher mit Argwohn; man muss sehr auf sie eingehen. (DN 15.2.10)

Aktivitäten für Menschen mit Albinismus

Die Foundation for Civil Society (FCS) stellt 177.588.900/- TSh zur Verfügung, damit die barbarischen Morde an Albinos beendet werden. Sie will mit künstlerischen Darstellungen, in Seminaren und Versammlungen Bewusstsein schaffen, sich für die Belange der Albinos einsetzen, um die Gesellschaft zu sensibilisieren, damit dieses abscheuliche Problem beendet werde. Man will lokale Verantwortungsträger, traditionelle Heilkundige, Journalisten, Lehrkräfte, führende Leute der Religionsgemeinschaften und Älteste an den Advocacy- und Sensibilisierungskampagnen beteiligen. (ThisDay 21.11.09)

Der Vorsitzende der TAS sagte, die Regierung solle besondere Zentren einrichten, die die Albinos aufnehmen. (Guardian 10.8.09)

Die deutsche Regierung lobte die Bemühungen der tansanischen Regierung bei der Behandlung der abergläubischen Albino-Morde. In einigen Gebieten seien sie zurückgegangen. In Anerkennung dieser Mühen werde die deutsche Botschaft für den Druck eines Heftes, das im Zusammenhang mit Albinismus häufig gestellte Fragen enthält, 20.000.- € zur Verfügung stellen. Korrekte Information und genaues Wissen erreichten, dass die Bevölkerung Albinos als normale Menschen mit gleichen Rechten, Gefühlen und Bedürfnissen akzeptiert. (DN 11.12.09)

Mariamu Stanford, eine Tansanierin mit Albinismus, die in Mwanza '08 brutal niedergeschlagen worden war, dabei beide Arme verlor, erhielt in den USA zwei künstliche Arme, Spende einer Amerikanerin.

Eine andere, Susan DuBois, Mutter von zwei Albino-Kindern, gründete die Organisation Asante Mariam, damit das Abschlachten der Menschen mit Albinismus beendet werde. (Citizen 3.2.10)

Anteilnahme im Ausland

Ein Mitglied des American Congress forderte Barack Obama auf, Kikwetes Regierung unter Druck zu setzen, dass sie die Morde an Albinos beende.

Auch Ban Ki-moon hatte bei seinem Besuch in Tansania '09 die Morde beklagt und die Regierung gedrängt, diesen ein Ende zu bereiten.

Die Mitglieder der EU verurteilten in einer Resolution die Morde und forderten von Tansania und Burundi, den am stärksten betroffenen Ländern, Taten. (Citizen 3.2.10)

Untersuchung

Eine Studentin aus den USA und ein Student aus Tansania führen eine wissenschaftliche Studie zum Thema Tötung von Albinos in Tansania durch. Die Studentin sagte, es gehe um die Rolle der okkulten Kräfte der Zauberei. "Wir wollten herausfinden, warum und wie sich das Verhalten der Menschen seit 2006, als erstmalig von Morden an Albinos berichtet wurde, veränderte. (DN 8.2.10)