Zum Thema Agrarprodukte für Treibstoff - 08/2008

Aus Tansania Information
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Zu den in Tansania für die Herstellung von Agrar-Sprit verwendeten Pflanzen gehören Zuckerrohr, Kokospalmen, Jatropha, Zuckerrohr, Weizen, Maniok und Sonnenblumen. (The East African 22.7.08)

Vorsicht bei Landvergabe angemahnt

Immer stärker interessieren sich ausländische Investoren für den Anbau von Jatropha in großem Stil in Tansania. Aktivisten, die sich Landbesitzfragen widmen, schlugen der Regierung nun vor, durch Verordnungen zu verhindern, dass fruchtbares Land von in großem Stil wirtschaftenden, profitgierigen Energie Wirten übernommen wird. Gebiete mit verarmtem Boden könnten für den Anbau von Pflanzen für Agrar Sprit ausgewiesen werden. Doch müsse es klare Richtlinien geben, damit minderwertiges Land saniert werde. (Guardian 10.4.08)

Laut einer Studie wurden 641.170 ha fruchtbares Land für die Produktion von Agrar-Sprit zugeteilt, vor allem an Ausländer.

Die Reaktionen der Regierung in Bezug auf Agrar Sprit sind zwiespältig. Ein Regierungsmitglied sagte, man werde gründlich untersuchen, inwieweit Tansania von Agrar Sprit profitieren und gleichzeitig eine Versorgungskrise vermeiden kann. Zwar schaffe die Produktion von Agrar Sprit Arbeitsplätze und fördere die Wirtschaft, doch müsse man auf die Versorgungssicherheit achten. Sie sei nicht ernstlich gefährdet betonte ein anderer, denn nur 6 % der geeigneten Fläche werde genutzt.

Um einer Jagd nach Land vorzubeugen, erarbeitet die Regierung Leitlinien, die bei der Vergabe von Land an Investoren zu beachten sind. Sie sollen sicherstellen, dass die Agrar Sprit Industrie nicht auf Kosten der Versorgungssicherheit entwickelt wird. Land, das sich für Mais oder Reisfelder eignet, werde nicht an Investoren gegeben, die Jatropha in großem Stil anbauen wollen.

Laut einer Studie des Africa Biodiversity Network kann die Entwicklung der Agrar Sprit Projekte in Tansania, Uganda, Sambia und Benin katastrophale ökologische und soziologische Auswir-kungen haben. Die Lebensmittelpreise steigen weltweit, wobei die Verwendung von Agrarprodukten für Treibstoff eine Mitschuld hat. (DN 23.5.08; Guardian 13.5.08; Citizen 13.5./24.7.08; The East African 9.6.08)

Der Plan, im Kisarawe Distrikt (Küsten Region) für Agrar Sprit großflächig Jatropha anzubauen, erfüllt Umweltexperten mit Sorgen. Er werde zu Umweltzerstörung führen, prophezeien sie. Investoren wollen dort auf 18.000 ha Jatropha anbauen. 9.000 ha wurden bereits für ausländische Investoren reserviert. Elf Dörfer sind betroffen. Umweltexperten fürchten, für künftige Generationen werde es keinen Platz mehr für Hauser geben. Auch für Felder, Schulen, Krankenhäuser gebe es dann kein Land mehr. 'Ich kann den Jatropha Zirkus nicht leiden', sagte einer der Umweltexperten. (Guardian 31.5.08)

Bei einem Staatsbesuch in China sagte Präsident Kikwete, die internationale Gemeinschaft müsse vorbeugende Maßnahmen ergreifen, um zu vermeiden, dass weniger Lebensmittel produziert werden, wenn man nach alternativen Energiequellen, vor allem Agrar Sprit, sucht. Afrika jedoch könne angesichts seines Reichtums an Land leicht Lebensmittel produzieren und gleichzeitig alternative Energiespender. (Guardian 14.4.07)

Projekte

Der Koordinator des SKAKUVI Programms <SKAKUVI: Projekt, das Arbeitsplätze schaffen und die Armut unter Jugendlichen verringern soll> berichtete, die Investoren würden mit Kleinbauern Verträge über die Produktion eines bestimmten Quantums Jatropha abschließen. Man werde ihnen technische Hilfe angedeihen lassen. In verschiedenen Gebieten Tansanias solle auf 500.000 ha insgesamt Jatropha angebaut werden. Das schaffe 2,5 Mio. Arbeitsplätze. (Guardian 4.12.07)

Acht Investoren beantragten eine Lizenz für Agrar Sprit Projekte, die 6.553 Arbeitsplätze schaffen sollen. (Citizen 13.5.08)

Die PROKON Bioenergie GmbH, eine deutsche Firma mit einem Zweig in der Rukwa Region, errichtet eine Fabrik zur Gewinnung von Agrar Sprit. Sie soll pro Tag 40.000 t Jatrophasaat verarbeiten, 1.500 Arbeitsplätze schaffen. Den Rohstoff will man direkt von den Landwirten der Region beziehen. 1.600 Landwirte bereiteten für Jatropha Bäume insgesamt 15.000 ha vor. Mit kleinen Maschinen hat die Firma bisher 2.400 l Jatropha Agrar Sprit erzeugt. Er eignete sich für Kocher und Fahrzeuge. Die Firma will aus Deutschland Agrar Sprit Lampen importieren, die erschwinglich sind. (DN 25.5.08)

Zu Gefahren für die Bevölkerung

Sun Biofuels Tanzania Ltd. will im Kisarawe Distrikt (Küsten Region) auf 18.000 ha Jatropha pflanzen. Für die Entschädigung von 2.840 Familien, die freiwillig 9.000 ha abgetreten hatten, die sie bisher als Ackerland nutzten, teilte die Firma 8.000m/ TSh zu. In den ersten fünf Jahren würden 50 75 Mio. l Agrar Diesel produziert, heißt es. Ein Verantwortungsträger des Dorfes betonte, die Dorfbewohner hingen von der Holzkohle Produktion ab. Sie würden nun ein elendes Leben führen. 'Man versprach uns 4.000 Arbeitsplätze. Aber wir sind nicht sicher, ob wir sie bekommen, weil die meisten von uns nicht qualifiziert sind. Nur sechs haben einen Führerschein', sagte er. Ein Experte für Agrar Sprit der Universität von Dar es Salaam erklärte, die Produktion von Agrar Sprit benötige Bewässerung sowie viel Ackerland und bedeute Abholzung. (Guardian 27.5.08)

Konkurrierende Interessen und Meinungen

Im Rufiji Distrikt (Küsten Region) raufen sich in und ausländische Gesellschaften, die in die Produktion von Agrar Sprit investieren wollen, um fruchtbares Land. Eine der sieben Firmen, die im Rufiji Delta Land wollen, ist die schwedische SEKAB BioEnergy Tanzania. Sie will auf 400.000 ha Zuckerrohr anbauen. 20.000 ha sind bereits bestellt, weitere 50.000 ha sollen entwickelt werden, insgesamt Land, das als für Lebensmittelproduktion ideal gilt. Andere Firmen wollen in die Produktion von Jatropha, Mais, Palmöl, Maniok, Baumwolle und Paprika investieren. Es heißt, sie verwendeten alle möglichen Methoden, um die Dorfbewohner zum Verkauf von Land zu verlocken.

Doch diese wollen ihre Felder nicht an reiche Investoren verlieren, die ihnen wenig dafür geben. 'Ein Investor bewirtete uns mit Reis und HuhnA, berichtete einer. `Sie reden nur über Vorteile der Produktion von Agrar Sprit, erwähnen nicht, wie negativ das für die Versorgungssicherheit ist.' Zuckerrohr benötigt viel Wasser. Auch ein See mit reichen Fischbeständen solle verwendet werden. Für Fischfang, Ackerbau u. a. reiche das Wasser dann nicht mehr.

Der zuständige Distrikt Commissioner aber meint, diese Investitionen seien für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Distrikts von fundamentaler Bedeutung. Die Investoren versprächen 10.000 Arbeitsstellen, Verbesserung von Infrastruktur und sozialen Diensten. Tansania sei ideal für die Gewinnung von Ethanol.

Ein Oxfam Fachmann aber betont, Vor und Nachteile der Produktion von Agrar Sprit müssten gegeneinander abgewogen werden.

Ein Mitarbeiter des Ministeriums für Energie und Bodenschätze sagte, eine Arbeitsgruppe erarbeite Leitlinien für die Produktion von Agrar Sprit. Es werde festgelegt, wie viel Land dafür zur Verfügung gestellt wird. 'Wir sollten nicht zulassen, dass man Agrar Sprit produziert, wo Nahrungsmittel gedeihen', betonte er. (Guardian 24.5.08)

Ein Umweltfachmann sagte, die Regierung solle Investoren den Einstieg in Agrar-Sprit-Projekte erst dann erlauben, wenn sie Leitlinien festgelegt habe. Viele hatten darauf hingewiesen, dass für Agrar-Sprit geeignete Pflanzen, Jatropha z. B., dem Boden schaden könnten. Seit 05 verlieh das Tanzania Investment Centre (TIC) acht Gesellschaften die Lizenz, in die Agrar-Sprit-Erzeugung zu investieren, 30 weitere Einrichtungen sind bereits auf diesem Gebiet tätig.

Premierminister Pinda sagte, die Regierung könne laufende Projekte nicht stoppen, noch nicht begonnene aber müssten warten, bis die Leitlinien abgeschlossen sind. (Citizen 10.7.08; The East African 22.7.08)