Zum Heiler Mwasapile in Samunge - 05/2011

Aus Tansania Information
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<Vergl. Tans.-Inf. 4/11 S. 10>

Obwohl starke Regenfälle die nach Samunge führenden Erdstraßen fast unpassierbar machten, viele Autos unterwegs stecken blieben, riss der Strom der Heilung Suchenden nicht ab. Sie kommen auch aus den Nachbarländern. Die Warteschlange der ca. 4.000 Autos wuchs auf bis zu 55 km. Die Regierung beabsichtigt nicht, das Behandlungszentrum zu schließen, denn alle Tansanier hätten das Recht, zu reisen, wohin sie wollen.

In drei Wochen kamen 700 Patienten aus Kenia, einige aus den Vereinigten Emiraten, den USA, Südafrika und aus europäischen Ländern.

Einige Fluggesellschaften machen ein Bombengeschäft. Aus mehreren Städten Ostafrikas bringen sie Patienten. Vier bis fünf kleine Flugzeuge landen pro Tag auf der Landebahn bei Loliondo, Hubschrauber kommen direkt zum Dorf Samunge.

Die Firma Airtel sorgt dafür, dass Samunge und seine Nachbardörfer an ihr Netz angeschlossen werden.

Ende März sagte Mwasapile, etwa eine Woche lang sollten sich keine neuen Patienten auf den Weg machen, bis alle ca. 24.000 Wartenden versorgt seien. Danach könne er pro Tag 2.000 Patienten behandeln.

Am 19. April gab Mwasapile bekannt, über Ostern werde er kein Medikament ausgeben. Doch das kümmert kaum einen. Manche kommen mit Zelten, Decken und Kochutensilien.

An mehreren Kontrollstellen wurden die Autos gestoppt, 100, die aus Richtung Viktoriasee kamen. Unzählige mussten in Mto-wa-Mbu bleiben.

Alle Autos, die nach Samunge fahren wollen, müssen sich in Zentren in Moshi, Arusha und Musoma registrieren und auf Fahrtüchtigkeit kontrollieren lassen. Sie bekommen eine Nummer und einen Aufkleber. Nur Geländewagen und Busse werden zugelassen, Lastwagen nicht mehr.

Viele kommen über nicht zugelassene Routen, vor allem in der Nacht. Sie tricksen die aus, die in Samunge warten. "Vergesst nicht, für alle, die sich vordrängen, ist das Heilmittel nur wie Wasser", erinnerte einer, dies sei ein heiliger Ort. "Wir müssen auf Recht und Menschlichkeit achten, denn Babu (Großvater, so wird Mwasapile meistens genannt) sieht alles."

In Arusha kämpfen einige Autobesitzer - auch mit Fäusten - um Kunden, die nach Samunge reisen wollen, denn es gibt nun viele alternative Routen. Der Preis fiel von bis zu 130.000/- TSh auf 50.000/- bis 80.000/- TSh. Alle wollen ein Geschäft machen. Die Verwaltung von Arusha verlangt 10.000/-, die von Loliondo 2.000/- TSh pro Fahrt. Was eine 'von Gott gegebene Heilung' war, verwandelt sich in einen Rummel.

Mwasapile riet der Distriktverwaltung, von jedem Fahrzeug 5.000/-, von Hubschraubern 150.000/- TSh zu verlangen. Er bat die Regierung, die Straße auszubessern und in der Umgebung für Sauberkeit zu sorgen. Premierminister Pinda wies die Behörde des Ngorongoro-Distrikts an, die Infrastruktur zu verbessern, eine große Gesundheitsstation einzurichten, Zelte aufzustellen, sanitäre Einrichtungen zu schaffen, die Straße zu verbessern, einen Friedhof auszuweisen u. a.

Vielen Wartenden gehen Wasser, Lebensmittel und Geld aus. Manche Patienten bringen nicht genug Medikamente mit. Im Dorf Samunge wurden Fleisch, Wasser und Getränke sehr teuer.

Die ELCT plant in der Nähe von Samunge ein großes 'Gebetshaus' und ein Gebäude für Kranke zu errichten. "Gott zeigte mir wie und wo das Andachtsgebiet und die Unterkunft für die Kranken aussehen sollen", sagte Mwasapile. Die Kirche sammelt Geld dafür.

Mindestens 78 Patienten, unter ihnen einige Kinder, starben ehe sie das Medikament erhielten oder danach. Manche mussten zehn Tage in der Schlange warten. Mwasapile sagte, Krankenhauspatienten müssten auf alle Fälle genügend Medikamente mitbringen, Sterbenskranke, die im Krankenhaus liegen, sollten nicht gebracht werden. Unklar ist, ob HIV/AIDS-Patienten, ARVs nehmen sollen oder nicht.

Etwa zwölf Menschen starben während der Reise bei einem Autounfall.

Zur für Ökologie zuständigen Staatsministerin, die kam, um die Umweltzerstörung zu prüften, sagte Mwasapile: "Wir reißen den Mugariba-Baum nicht aus, nehmen nur etwas von seinen Wurzeln."

Für die Ökologie am Natronsee sind die vielen Fahrzeugen eine Bedrohung.

Die Regierung ließ Mwasapiles Medikament untersuchen und stellte fest, es sei in der verabreichten Dosis nicht schädlich. Das sage nichts aus über seine Wirksamkeit, wurde betont. Man werde etwa 200 Personen, die das Medikament genommen haben, beobachten.

Einige Apotheken klagen, viele ihrer Kunden kauften keine Medikamente mehr. Doch manche kämen nach einiger Zeit wieder.

Kritik

Viele kritisieren die Zurückhaltung der Regierung in Bezug auf die Wirksamkeit des Mittels.

Fachleute äußerten, die Heilung von HIV/AIDS sei ein Gerücht; bei Diabetes sei eine Wirkung vorstellbar.

Die kenianische Gesundheitsministerin sagte, bei der 'Wunderheilung' handle es sich um eine Lüge. Mwasapile sei lediglich ein traditioneller Heiler, müsse verhaftet werden. Die Glaubensheilung könne die Erfolge der Gesundheitsversorgung in Ostafrika zunichte machen, vor allem weil Resistenz gegen TB-, HIV/AIDS- u. a. Medikamente entstehen könne. Mwasapile müsse verhaftet werden, forderte sie.

Der Vorsitzende der Tanzania Medicinal Plant Foundation (TMPF) äußerte, Mwasapile sage in Bezug auf den für das Heilmittel verwendeten Baums nicht die Wahrheit. Es gehe um zwei Bäume. Seit Urzeiten würden sie zur Heilung chronischer Leiden verwendet. Niemand solle behaupten, Gott habe das Mittel in einem Traum offenbart.

Politiker, Führungskräfte, Lehrer, Akademiker und Journalisten glauben diesem gefährlichen Gerücht. Minister, die sich behandeln ließen, sagen moralische und finanzielle Hilfe zu.

(DN 19./23./25./29./31,3./6./8./ 11./21./22.4.11; Guardian 25./28./ 29.3./1./9./19./21./22.4.11; Citizen 23./24./25./26./ 28./29./31.3./1./2./ 4./5./7./9./11./19./22.4.11; Mwana Nchi 1.4.11; Arusha Times 25.3./2./ 9./16.4.11; IRIN 4.4.11)