Zu nachwachsenden Rohstoffen - 04/2009

Aus Tansania Information
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Ethanol

Die schwedische Firma Sekab will in Tansania in den kommenden 10-15 Jahren auf 400.000 ha mehrere Zuckerrohrplantagen anlegen, dafür fruchtbares Land des Rufiji-Deltas erwerben. 20.000 ha sind bereits angelegt. Sekab plant, ab '12 pro Jahr 100 Mio. l Ethanol zu produzieren, auch in Mosambik zu investieren. (DN 18.9.08; Guardian 27.10.08)

Der Tanzania Sugar Board (TSB) macht sich Sorgen wegen der Ethanol-Produktion in Tansania und weltweit. Der TSB-Direktor sagte, die Produktion von Ethanol müsse vorsichtig angegangen werden. Man habe Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass die Zuckerproduktion intakt bleibt. Er drängt alle Interessenvertreter der Zuckerindustrie, sich voll und ganz der Produktion von mehr Zuckerrohr zu widmen, um die weltweite Nachfrage zu befriedigen. Man sei nicht gegen die Produktion von Ethanol aus Zuckerrohr, denn sie diene der Diversifizierung der Ressourcen Tansanias. Bisher zeigen mehr als 40 Firmen Interesse daran, in dieses Geschäft einzusteigen. (Guardian 27.10.08)

Biogas

In Nairobi wurde das für zehn Jahre angelegte Projekt Biogas for Better Life Africa Initiative offiziell gestartet. Zwölf internationale Organisationen unterstützen es finanziell und praktisch. Beaufsichtigt wird es von der niederländischen Organisation SNV. Sie will mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Regierung von Nepal kooperieren. Nepalesische Experimente beweisen, dass das Projekt sehr erfolgreich sein kann. Laut Centre for Agricultural Mechanism and Rural Technology (CAMARTEC) wurde Tansania als einer der größeren Nutznießer des Projektes ausgewählt. (Guardian 15.9.08, Arusha Times 12.7.08)

Die Dar-es-Salaamer Stadtverwaltung plant ein Müll-Gasprojekt, 'Taka-Gasprojekt' genannt. Man will allen dafür geeigneten Müll als Rohstoff für die Erzeugung von Biogas verwenden. Die Durchführbarkeitsprüfung ist bereits abgeschlossen. (Guardian 15.9.08)

Jatropha

Das Jatropha-Öl kann als Treibstoff und in den meisten Geräten auch als Petroleum verwendet werden. Was die Landwirte nicht selbst verbrauchen, können sie verkaufen. Die arme Stadtbevölkerung bekommt dieses Öl vielleicht für die Hälfte dessen, was normales Petroleum kostet. Was nach dem Auspressen des Öls übrig bleibt, kann als eine Art Holzkohle oder als hochwertiger Dünger Verwendung finden. (DN 24.7.08)

Die Tanga Cement Company erklärte, um die Produktion von Agro-Treibstoff zu beschleunigen, kaufe sie Kleinbauern Jatropha-Früchte ab. Aus den Überresten werde man Gas gewinnen. (Guardian 30.8.08)

Die Einwohner eines Dorfes der Küsten-Region, die ihr Land an Investoren, die Jatropha anbauen wollen, verkauften, richten nun auf deren Rat Konten bei der National Microfinance Bank (NMB) ein, damit der Kaufpreis überwiesen werden kann. Der Investor benötigt 20.000 ha Land, hat bisher aber erst 9.000 ha bekommen. (Guardian 18.9.08)

Während in Tansania ein Streit zwischen Umweltschützern und Regierung über die Auswirkungen des Jatropha-Anbaus wütet, plant eine der angesehensten Universitäten Japans, in Kooperation mit dem in Tanga ansässigen Milingano Agricultural Research Institute und der japanischen Firma Sekisui Chemical Co. Ltd. ab April 09 genaue Untersuchungen zu starten. In den Regionen Kilimanjaro, Küste und Morogoro gibt es bereits Experimentier-Pflanzungen. "Es geht vor allem um die Auswirkungen des Jatropha-Anbaus auf Umwelt und menschliche Gesundheit und um angemessene Produktionsverfahren, die sich auf die Umwelt und die Gesellschaft insgesamt nicht negativ auswirken", sagte ein japanischer Professor. Das habe man noch nicht geprüft, obwohl "wir Zeugen einer raschen Ausdehnung der Jatropha-Produktion weltweit sind. Nachdem Jatropha in trockenen Gebieten gedeiht, sollte man sich nun darauf konzentrieren, zu untersuchen, wie derartiges Land vernünftig genutzt werden kann, statt dass man weite Flächen für Ackerbau geeigneten Landes auf Kosten der Nahrungsproduktion für Jatropha verwendet", riet er.

Einige Umweltaktivisten haben Vorbehalte dem Jatropha-Anbau gegenüber. Viele Landwirte könnten zum Anbau von Pflanzen für Agro-Treibstoff verlockt werden. Teilt man den multinationalen Investoren große Ländereien zu, würden Dorfbewohner vertrieben, was zu sozialen und wirtschaftlichen Problemen führe. (Guardian 23.2./22.3.09)

Vorsichtige und kritische Anmerkungen

Die Regierung müht sich sehr, sicherzustellen, dass die Entwicklung des Agro-Treibstoffs in nachhaltiger Weise geschieht. "Es geht heutzutage nicht darum, ob Agro-Treibstoff gefördert werden soll oder nicht, sondern um die Garantie für eine Win-Win-Situation aller Beteiligten, der Menschen, des Planeten und der Wirtschaft", sagte William Ngeleja, Minister für Energie und Bodenschätze bei einer Arbeitstagung für Interessenvertreter der Agro-Treibstoffe. Die in Frage kommenden Pflanzen seien u. a. Jatropha, Hirse, Zuckerrohr und Palmen. Er betonte, die Regierung habe die Bedeutung und die Notwendigkeit der Entwicklung alternativer Energieträger erkannt, denn sie spielten eine entscheidende Rolle beim Verringern des Treibhausgases. (DN 9.9.08)

Einige Abgeordnete äußerten, die jüngste Entwicklung der Landwirtschaft sei besorgniserregend. Internationale Energiekonzerne aus Europa, Asien und Nordamerika drängten ins Land, weil sie sehr daran interessiert seien, in die Produktion von Agro-Treibstoff einzusteigen. Weltfirmen versprächen riesige Investitionen. Dem Tanzania Investment Centre gelinge es nicht, zu widerstehen. Diese Firmen benötigten riesige Flächen. Wir scheinen viel Land zu besitzen. Aber wenn wir hören, dass Dorfleute Entschädigung erhalten, damit sie ihre Felder für den Anbau von Energieträgern hergeben, kommen uns Zweifel. Warum sollten die Behörden diesen Multis nicht unbebautes Land zeigen, statt dass man die Fehler wiederholt, die beim Bergbau gemacht wurden. Brauchen wir diese korrupten Beamten, die halb-analphabetische Dorfleute überreden, ihre Felder für eine geringe Entschädigung, die ihnen einige Monate reicht, zu verlassen? Agro-Treibstoffe und Investitionen sind gut für unser Land. Aber wir benötigen verantwortungsbewusste Leute an der Spitze, die den Investoren zeigen können, wohin sie gehen sollen, um ihr Geld dazulassen. (ThisDay 11.11.08)

Mindestens fünf Regionen sind die ersten Opfer der Gier nach Land ausländischer Firmen. An der Küste wurden zwischen Tanga und Mtwara mehr als 1.000 km entweder direkt von ausländischen Gesellschaften oder von wohlhabenden Tansaniern, die für multinationale Firmen agieren, mit Beschlag belegt. Obwohl Experten des Landwirtschaftsministeriums warnten, erhielt ein 'Investor' kürzlich für Zuckerrohranbau Tausende von ha. Die schwedische Firma Sekab, die British Sun Biofuels u. a. jagen nach Land. In der Arusha-Region erhielten 'Investoren' Tausende ha für den Anbau von Blumen, Kaffee und Aloe Vera. Die Einheimischen haben nichts mehr und müssen sich auf ihrem eigenen Land als Arbeitnehmer verdingen. Ähnlich ist es im Rufiji-Distrikt (Küsten-Region); Tausende mussten ihr Land verlassen. (E. A. Business Week 7.2.09)