Zu einigen Bodenschätzen - 11/2010

Aus Tansania Information
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Edelsteine

Die Edelsteinausstellungen, die in den 90er Jahren jährlich in Arusha im Meru-Hotel stattfanden, um Tansanias Möglichkeiten auf diesem Gebiet zu zeigen, sollen wiederbelebt werden, und zwar in Arusha in Zusammenarbeit mit der Tanzania Mineral Dealers' Association (Tamida). Ein Verantwortungsträger des Ministeriums für Bodenschätze und Energie sagte, diese Ausstellungen seien für die Vermarktung der Edelsteine in Übersee wichtig. (Citizen 3.2.10)

Erdgas, Erdöl

Die Zukunft der mehr als 3 Mio. an der tansanischen Küste des Indischen Ozeans lebenden Menschen ist in Gefahr. Ein Experte sagte: "Wenn Firmen, die nach Erdgas und Erdöl suchen, Felsen sprengen, werden Fische und andere Lebewesen gestört; sie sind gezwungen, andere Gebiete aufzusuchen, die nicht geeignet sind für sie. Meistens werden die Korallenriffe und die Mangrovenwälder, Lebens- und Brutgebiet der Fische, zerstört. Die arme Küstenbevölkerung verliert ihren Lebensunterhalt." (Guardian 30.3.10)

Im September '10 untersuchte eine britische Handelsmission die Erdgas- und Erdölvorkommen. Noch im selben Monat werde man bei Mtwara off-shore mit Bohrungen beginnen, sagte die britische Hochkommissarin. Es bleibe viel zu tun auf dem Gebiet der Information und intensiver Ausbildung für den Betrieb; außerdem würden die Investitionen eine Menge kosten. Aber später werde man heimische Gesellschaften und die lokale Bevölkerung einstellen, damit eine Win-Win-Situation entstehe, sagte der Direktor des African Business Centre. (Guardian 20.9.10)

Ophir/BG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Ophir of Australia und der British Gas, entdeckten bei der Insel Mafia etwa 85 km von der Küste entfernt in 100 m bis 3.000 m Tiefe Vorkommen von Erdöl. Seit '06 forschen sie dort. Dies ist die erste Tiefseebohrung in Tansania. Ophir/BG kooperiert mit der Tanzania Development Petroleum Corporation (TPDC). Das bisher größte Vorkommen wurde '04 in Songo Songo entdeckt. (DN 30.10.10; Guardian 30.10.10)

Soda

<Vergl. Tans.-Inf. 10/07 S. 6; 11/08 S. 11>

Der National Environment Management Council (NEMC) betonte, Firmen, die das Soda-Projekt am Natronsee (Loliondo-Distrikt, Arusha-Region) errichten wollen, bekämen die Erlaubnis, vorausgesetzt, das Werk wird weit weg vom See gebaut, z. B. in Loliondo, 70 km entfernt.

Der amtierende NEMC-Generaldirektor brichtete: "Wir machten in Kihansi eine sehr peinliche Erfahrung, als dort ein Wasserkraftwerk errichtet wurde, was zum Auslöschen der Kihansi Gischtkröte führte. Folglich mussten wir Millionen ausgeben, um diese Tiere und das Ökosystem insgesamt wieder herzustellen. Am Natronsee haben wir Flamingos. Wir müssen auch sie schützen."

Grüne Aktivisten weltweit kämpfen gegen das Projekt. Tata, eine in Mumbai beheimatete Firma, hatte ihren ursprünglichen Plan endlich aufgegeben.

Deutsche Kolonialisten hatten sich Anfang des 20. Jahrhunderts schon für diese Vorkommen interessiert, als die Magadi Soda Ash Company (Kenia) Ltd., ein britisches Unternehmen, ähnliche Lager nördlich des Natronsees entwickelte. (DN 23.8.10)

Die Ecolife Development Agency (EDA) ist das 53. Mitglied der Lake Natron Consultative Group Im Interesse der Flamingos und der heimischen Bevölkerung verstärkte sie ihren Kampf gegen die geplante Soda-Fabrik am Natronsee. (Guardian 16.10.10)

Tansanit

1962 wurde dieser blaue Edelstein in Mererani (Simanjiro-Distrikt, Manyara-Region) entdeckt. Es gibt ihn ausschließlich hier.

Seit '09 verlassen einige Bergleute das Gebiet, weil sie überzeugt sind, es gebe keinen Tansanit mehr.

Der TanzaniteOne-Generaldirektor hält diese Annahme für falsch, denn im Augenblick werde nur in einem kleinen Teil der Vorkommen geschürft. Man rechne mit großen, unerforschten Lagern. Im Augenblick grabe man zusätzlich zu den vier vorhandenen einen neuen Schacht. '09 seien 9,5 t gefördert worden. (Arusha Times 6.3.10)

Um den wirtschaftlichen Beitrag dieses Edelsteins zu steigern, untersagt die Regierung den Export unbearbeiteten Tansanits von mehr als 5 Karat. Einige Tansanit-Händler begrüßte das. Es gibt in Tansania 400 ausgebildete und gut ausgestattete Edelsteinschleifer. Doch aus Mangel an unbearbeiteten Edelsteinen verließen sie ihren Job.

Der Direktor der Confederation of Tanzania Industries (CTI) sagte: "Nicht nur für Tansanit benötigen wir eine Verarbeitungsindustrie, sondern für alle Edelsteine, die ins Ausland verkauft werden." Das würde viele Arbeitsplätze schaffen.

Mererani wurde zum Kontrollgebiet erklärt. Es soll demnächst umzäunt werden. Aber das Geld hierfür fehlt. (Guardian 24.4.10; Citizen 7.6.10)

Für Tansanit, der mehr als 1 g wiegt, setzte die Regierung das Exportverbot vorübergehend aus, damit dauerhafte heimische Schleifereien aufgebaut werden können. TanzaniteOne darf also vorläufig unbearbeiteten Tansanit ausführen.

Der Verband der Edelsteinhändler ist wütend. Dieses Vorgehen beweise, dass der Staat jener Firma hilft, ein Monopol aufzubauen. Sie führt mindestens 35 % der gesamten Exportmenge aus.

Interessenvertreter drohten, die für April '11 in Arusha geplante Edelsteinausstellung abzusagen, denn sie sei sinnlos. Weil die Käufer die ungeschliffenen Steine bekommen können, sei mit wenigen Besuchern zu rechnen. Die Regierung rief die Organisatoren der Veranstaltung zu einer Krisensitzung zusammen, um das Problem auszubügeln

Der zuständige Minister sagte, er hoffe, dass die heimische Bearbeitungsindustrie bis 31.12.10 so weit entwickelt ist, dass die gesamte Tansanit-Ausbeute im Land poliert werden kann.

Doch der Vorsitzende der Tamida fürchtet, lässt man die Edelsteinindustrie in privater Hand, entmutigt man diejenigen, die sich um Wertvermehrung des Tansanit und um Schaffung von Arbeitsplätzen mühen. (DN 4./10./12.10.10; Guardian 2./9.10.10)

Uran

<Vergl. Tans.-Inf. 1/08 S. 3; 6/09 S. 3; 10/09 S. 6; 2/10 S. 6>

Zwei Firmen fanden in den Regionen Mtwara, Singida und Dodoma Uranium-Oxyd im Wert von 2,2 Mrd US$. Sie wollen demnächst mit dem Abbau beginnen.

Mantra Tanzania Ltd., eine Tochter der australischen Mantra Resources, betreibt am Mukuyu-Fluss (Namtumbo-Distrikt, Ruvuma-Region) ein Uran-Projekt. Christine Ishengoma, Regional Commissioner, rühmt, die Firma kümmere sich um soziale und ökologische Fragen. Sie werde die Lebensmittel vor allem lokal kaufen, wirtschaftliche und soziale Aktivitäten unterstützen, während der Anlage der Mine 1.200, dann 600 feste Jobs schaffen. Die Mine könne pro Jahr 1.650 t Uran-Oxyd fördern. Sie erwartet, der Uran-Abbau könne dieser armen Region zu großer Bedeutung landes-, wenn nicht afrikaweit verhelfen. Tansania werde der drittgrößte Uran-Produzent in Afrika sein, dreimal so viel Uran fördern wie Südafrika. Durchführbarkeitsuntersuchungen der Firma zeigten, dass der Abbau des Urans viel lohnender ist, als erwartet: man könne 82 % der Uranvorkommen gewinnen, nicht nur 79 %. Pro Jahr würden an Devisen nahezu 220 Mio. US$ erwirtschaftet.

Uranex Tanzania, ebenfalls Tochter einer australischen Firma, betreibt im Bahi- (Dodoma-Region) und im Manyoni-Distrikt (Singida-Region) Uran-Projekte.

Immer mehr ausländische Firmen zeigen Interesse daran, in Erforschung und Abbau von Uran zu investieren. Es heißt, Tansania könne zu den sieben wichtigsten Uran-Produzenten gehören. (DN 19./ 24.7./7./30.9.10; Guardian 28.10.10; Citizen 7.9.10; East African 12.4.10)

Viele Experten und Politiker beunruhigt die Behandlung des Atommülls noch mehr als der Abbau des Urans. Tansania fehle es an der nötigen Infrastruktur. Die Lagerung sei ein globales Problem, sagte ein Leiter der Tanzania Atomic Energy Commission (Taec). Während des Abbaus übersteige die Strahlenbelastung das 'akzeptierbare Maß', sie gefährde die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen. Die Regierung müsse Maßnahmen anordnen, die eine derartige Auswirkung minimieren. Taec und National Ecological Commission (NEMC) hätten die Regierung verpflichtet, "schon vor Beginn des Abbaus" Bestimmungen für die Kontrolle des Abbaus von Uran zu entwickeln. (Citizen 15.6.10)

Einer der Teilnehmer eines Seminars über 'Einführung der Atomkraft in Tansania' für die Dozenten der University of Dar-es-Salaam sagte: "Wir fürchten, wenn wir die Technologie haben, könnte das Land eines Tages wie der Iran sein. (DN 30.9.10

Der Stellvertretende Minister für Energie und Bodenschätze beschwichtigte, Ängste wegen negativer Auswirkungen des Abbaus von Uran seien unbegründet. Es gehe um Uran-Oxyd, das den Menschen nicht schade. Anfangs werde nur untersucht, verpackt und exportiert. "Später werden wir unsere Kapazität ausbauen und vielleicht beginnen, das Material für die Gewinnung von Atomstrom anzureichern." Die Regierung verabschiede Gesetze, die Entdeckung, Erforschung, Verpackung und Transport des strahlenden Materials regeln. Für Menschen, die in den Minen arbeiten, sei die Gefährdung minimal; sie könne wirkungsvoll eingedämmt werden. (DN 14.7.10)

Ein Verantwortungsträger der Regierung sagte, Tansania werde die Verwendung der Atom-Technologie ausbauen; auch in Medizin, Wasserversorgung, Landwirtschaft, Produktion, Bergbau, Sicherheit und Ernährungssicherheit finde sie Anwendung. (DN 19./24.7.10)

Indien untersucht z. Zt. den Einsatz von Atom-Energie. Vor allem wegen ihrer großen Möglichkeiten und ökologischer Faktoren interessiert man sich dafür. Indien sei mehr als bereit, sich mit Ländern Afrikas, die viel Uran und Kohle haben, partnerschaftlich zu verbinden, sagte der Außenminister Indiens.

Auch der französische Stromkonzern Areva zeigte Interesse an der Entwicklung der tansanischen Uranvorkommen. (DN 18.10.10)

Kommentar: Die ökologischen Folgen des Uran-Abbaus müssen bedacht werden. Es wird enorm viel Wasser, das dort schon jetzt knapp ist, verbraucht. Das Uran wird in offenen Gruben abgebaut; riesige Krater bleiben übrig. Die Erde enthält normalerweise radioaktives Material; der Staub kann vom Wind weit verbreitet werden und die Menschen gefährden. Welche Pläne gibt es, die sicherstellten, dass die Bergerbeiter und die dortige Bevölkerung geschützt werden? (...) Ohne ein umfassendes Rahmenwerk bezüglich aller Folgen des Uran-Abbaus, ist Tansania in Gefahr, sich zu öffnen für den Missbrauch durch Gesellschaften, die auf kurzfristigen Gewinn aus sind und sich kaum um Langzeitfolgen für Umwelt und Gesundheit des Gastlandes kümmern. (Daily Nation (Nairobi) 20.10.10)

<Mehr dazu: Habari: Zeitschrift des TANZANIA-NETWORK.DE e.V., März 2010;

MartinKurz@gmx.de; www.uranium-network.org; www.wise-uranium.org>