Zu den tansanisch-chinesischen Kontakten - 05/2010

Aus Tansania Information
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Beobachtungen, Anmerkungen

Seit der Liberalisierung der Wirtschaft, Ende der 80er Jahre, kommen immer mehr Chinesen nach Tansania.

Viele Tansanier beschuldigen sie illegalen Exports von Holz und Bodenschätzen, des Abschlachtens von Wildtieren, der Produktion gefälschter Artikel, des Drogenhandels und der Prostitution.

Kritiker der wachsenden Beziehungen zu Peking behaupten, viele Chinesen heirateten Tansanierinnen, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, Land und Firmen besitzen zu können. Für Ehemänner von Tansanierinnen ist es leicht, die Staatsangehörigkeit zu erwerben.

In Dar-es-Salaam verbreitete sich die Nachricht, viele der Männer, die in den letzten Jahren aus China nach Tansania strömten, hätten Interesse daran, tansanische Frauen zu ehelichen. In Wirklichkeit waren es nur einige wenige.

Eine junge Tansanierin berichtete, "am liebsten hätte ich jemanden aus dem Westen, aber es gibt nur wenige. Die Chinesen machen kein solches Getue. Sie sagen, sie seien Rassisten, aber sie mögen die einheimischen Frauen. Das Problem ist, dass es so viele Mädchen gibt, und ich bin nicht der richtige Typ. Sie mögen kleine dicke mit heller Haut. "Manche Frauen benützen eine Salbe, die die Haut heller macht. Wir nennen diese Mädchen Michel Jackson", erzählt sie. In den Bars versuchen viele junge Tansanierinnen ihr Glück. Die Konkurrenz ist groß.

Ein Verantwortungsträger der Confederation of Tanzania Industries sagte, er erkenne an der Anwesenheit der Chinesen nichts Positives, denn es handle sich bei ihrem Kommen um Einbahnverkehr. "Die Chinesen wollen mit ihren eigenen Produkten Handel treiben. In zehn Jahren wird es unsere heimische Industrie nicht mehr geben", fürchtet er.

Genau wie der Rest Afrikas profitiert Tansania von vielen größeren, von China durchgeführten infrastrukturellen Projekten. Bei einem Besuch gewährte Präsident Hu Jintao weitere 22 Mio. US$ - ohne Bedingungen. "Die Freundschaft zwischen China und Tansania ist beispielhaft für eine Beziehung der Ernsthaftigkeit, Solidarität und Kooperation zwischen China und einem afrikanischen Land", sagte er.

Viele Tansanier, vor allem diejenigen außerhalb der Regierung, sind sich in diesem Punkt nicht so sicher. (DN 24.10.09)

Kikwete, Sitta, Pinda zur Rolle Chinas

Präsident Kikwete sagte bei einer Ministerkonferenz in Ägypten, China sei für Afrika ein Leuchtturm der Hoffnung. Afrika solle zu diesem aufsteigenden Land engere Beziehungen knüpfen. Die sozial-wirtschaftliche Entwicklung, die China während der letzten 30 Jahre machte, gebe Afrika Hoffnung und Zuversicht. Afrikas Entwicklungsbemühungen benötigten Partnerschaft und Unterstützung von Freunden wie China. Er glaube, alle seine afrikanischen Kollegen wollten, genau wie er, weiterhin engere chinesisch-afrikanische Kooperation pflegen. Dringend brauche Afrika Handel, Investitionen und Technologie, Dinge, die es von China leicht bekommen könne. (Citizen 13.11.09)

Bei einer Pressekonferenz verteidigte Kikwete die wachsenden Beziehungen zwischen China und Afrika vehement. Er betonte, die Länder Afrikas hätten das Recht, eine Partnerschaft ihrer Wahl zu suchen und auf sie zu bauen. Jedes Land, das Unterstützung gewährt, sei höchst willkommen. "Es ist uns egal, welche Farbe die Katze hat, solange sie Mäuse fangen kann", betonte er. Es sei erstaunlich, dass Länder, die massiv in China investierten, die ersten seien, die die Kooperation Afrikas mit diesem Land beklagten. "Trotz Veränderungen auf der internationalen Bühne wurden die chinesisch-tansanischen Beziehungen in gesunder und behutsamer Art entwickelt, seit die beiden Länder 1964 diplomatische Verbindungen knüpften", betonte Kikwete. (DN 22.2.10; Guardian 22.2.10)

Bei der Begrüßung einer chinesischen Delegation sagte Parlamentspräsident Samuel Sitta, Tansania sei Chinas guter Freund. Die Freundschaft der beiden bestehe seit langer Zeit, sie sei Tradition.

Premierminister Minzengo Pinda lobte die bilateralen Beziehungen. Die Verbindung habe in den letzten Jahren dank häufiger hochrangiger gegenseitiger Besuche rasch an Festigkeit zugenommen. (Guardian 23.4.10)

Anmerkungen einiger ausländischer Politiker

Bei einem China-Afrika-Forum rieten unterschiedliche Teilnehmende, Tansania und andere Länder Afrikas sollten sich zugunsten eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums mit China verbinden, sich, was den Handel angeht, nun gen Osten wenden.

Der ehemalige in China akkreditierte Botschafter Ugandas berichtete, der bilaterale Handel zwischen Afrika und China sei zwischen 2000 und 2009 von 10 Mrd. US$ auf 106 Mrd. US$ angewachsen.

Tansania mit seinen historischen Beziehungen zu China solle engere Kooperation pflegen, um von der Wirtschaftsmacht dieses asiatischen Giganten zu profitieren, sagte ein anderer Diplomat aus Uganda. Das chinesisch-afrikanische Netzwerk sei nicht von Peking, sondern von afrikanischen Botschaftern initiiert worden. Ein Geschäftsmann riet Tansania, nicht länger zu beklagen, man werde von Chinesen, die auf den Straßen Dar-es-Salaams Spielzeug verkaufen, verdrängt. "Auch wenn wir auf dem Gipfel des Kilimanjaro gegen die Chinesen demonstrieren - sie werden kommen. Das ist die Realität... Wir müssen unsere Einstellung ändern", sagte er. (DN 17.4.10)

Unterstützung, Kooperation, Darlehen

Ein Minister berichtete im Parlament nach seiner China-Reise, China werde die Einrichtung einer Landwirtschaftsbank, Fischfang, Bergbau, die Sanierung der Infrastruktur der TAZARA und die Erweiterung des Flugplatzes von Sansibar unterstützen. Viele Chinesen strömten nach Tansania und hätten einen Antrag auf Arbeitserlaubnis gestellt. Einige Anträge seien genehmigt, andere abgelehnt worden.

Ein Abgeordneter forderte die Regierung auf, die Zulassungen der Chinesen zu überprüfen; in Dar-es-Salaams überschwemmten sie den Kariakoo-Markt.

Die Ministerin für Industrie, Handel und Vermarktung sagte, Kariakoo werde das Hong Kong Afrikas. Tansania und China planten, in Tansania einen Industriepark einzurichten, auf dem in Partnerschaft zwischen Chinesen und heimischen Investoren chinesische Waren lokal produziert werden könnten. (DN 4.2.10)

Die Exim Bank of China gewährt Tansania ein Darlehen von ca. 100 Mio. US$ für die Verbesserung seiner Kommunikationstechnologie und von ca. 70 Mio. US$ für den Ausbau des Flugplatzes von Sansibar. (Guardian 23.4.10)

In Partnerschaft mit der chinesischen Firma Suntech wird die Rex Investment Ltd. (RIL), der führende heimische Unternehmer für Solarenergie, in Tansania und seinen Nachbarländern Ein-Megawatt-Solarpanele verteilen. Der RIL-Betriebsdirektor sagte, will man zu billigem umweltfreundlichem Strom kommen, sei es wichtig, dass preisgünstige Panele zur Verfügung stehen. (DN 4.4.10)

Spenden

Um die Bildung der Mädchen zu fördern spendete die Huawa Company für Mädchenschulen 100 Computer. "Gemischte Schulen kommen später dran", sagte ein Angehöriger der chinesischen Botschaft. Man lasse die Jungen nicht links liegen. Salma Kikwete, Ehefrau von Präsident Kikwete, dankte der Firma. Sie sagte, Computer förderten die Unternehmen der Frauen. (DN 13.3.10; Guardian 18.3.10)

Die chinesische Regierung spendete den Einwohnern des Arusha- und des Longido-Distrikts, des Gebiets, durch das die von China gebaute Straße führt, Fahrräder, Nähmaschinen und Bälle. Der Regional Commissioner dankte und erklärte, mit den Fahrrädern können die Leute dieser dünn besiedelten Gegend ihre Waren zum Markt bringen, die Nähmaschinen helfen den verarmten Frauen ihren Lebensunterhalt zu verdienen, die Bälle fördern den sportlichen Geist der Jugendlichen. Er rief zu guter Zusammenarbeit zwischen China und Tansania zum Wohl beider Länder auf. (Arusha Times 26.3.10)

Zur Gefährdung der Chinesen in Tansania

Bei der Trauerfeier für einen chinesischen Geschäftsmann, der in Dar-es-Salaam in seinem Haus von Banditen getötet worden war, äußerte ein Repräsentant der chinesische Botschaft, die Sorgen hinsichtlich der Sicherheit ihrer Landsleute, die in Tansania Unternehmen hätten, nähmen zu.

Mehr als 100 chinesische Firmen betreiben Textilwerke, landwirtschaftliche, infrastrukturelle, so wie Bauunternehmen und sind als Mediziner tätig. Die Sicherheitsmaßnahmen müssten verstärkt, die chinesischen Investoren geschützt werden.

Ein Botschaftsangehöriger forderte die chinesische Gemeinschaft auf, praktische Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. Der regionale Polizeikommandant sagte, auch Angehörige anderer Nationen, Tansanier incl., würden überfallen. "Das Problem bei den Chinesen ist, dass viele ihr Geld nicht an einem sicheren Ort, z. B. bei einer Bank, deponieren. Wir beobachten, dass sie Unsummen in ihren Wohnungen aufbewahren." (Guardian 10./12.3.10)

Die Tanzania Roads Agency warf (TANROADS) der chinesischen Firma, die die Straße von Arusha nach Namanga repariert, vor, die Arbeit werde verzögert. Diese erwiderte, schuld seien die Einheimischen. Die Angestellten würde angegriffen, Ausrüstung beschädigt und gestohlen. Bei drei Anschlägen im Februar und März seien mehrere Arbeitnehmer, unter ihnen sieben Chinesen, verletzt worden. Jeden Tag würden 8.000 l Diesel gestohlen.

Der Polizeikommandant der Arusha-Region sagte, es sei schwierig für die Polizei auf der 105 km langen Strecke präsent zu sein. "Ich riet den Verantwortungsträgern der Firma, private Sicherheitsgesellschaften zu beauftragen. Im Augenblick haben sie nur einfache Wächter", berichtete er. "Außerdem stecken hinter manchen Fällen von Diebstahl Angestellte der Firma, die wegen des geringen Lohnes unzufrieden sind und mit Kriminellen von außerhalb Material und Treibstoff stehlen."

Die Arbeit soll im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Wegen der genannten Probleme sei das u. U. nicht möglich, legt die Firma in einem Brief dar. (DN 11.3.10; Guardian 9.3.10; Arusha Times 13.3.10)