Zu den Kindern - 11/2011

Aus Tansania Information
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Zur Unterhaltszahlung der Väter

Die Ministerin für Justiz und Verfassungsfragen berichtete, die Regierung wolle das Eherecht verbessern, damit das Wohl der Kinder geschiedener Eltern geschützt werde; dafür sammle sie die Meinung des Volkes. Sie wisse sehr wohl, dass viele Väter nicht für die Grundversorgung ihrer Kinder aufkommen, dass ihr Leben schwierig ist, dass sie gerettet werden müssen. Ein Problem seien die Unterschiede bei Tradition, Sitten und Religion der Tansanier. Im neuen Ehegesetz werde genau festge-legt, mit welchen juristischen Schritten zuwiderhandelnde Väter zu rechnen haben.

Die Ministerin reagierte damit auf die Frage einer Abgeordneten. Diese schlug vor, Väter, die der die Kinder versorgenden Partnerin kein Geld geben für das Notwendige wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft, u. U. lebenslang zu inhaftieren. (DN 10.8.11; Guardian 10.8.11)

Zur Ernährung der Kinder

Bei der Präsentation des Buches 'Kochen mit traditionellen Blattgemüsen: Indigene Pflanzen in der tansanischen Küche' riet Reginald Mengi, IPP-Exekutivvorsitzender und WFP Hunger Ambassador, den Eltern, entschiedener gegen den Hunger der Primarschulkinder zu kämpfen. Er sei die Ursache dafür, dass jedes Jahr 78 % der Schule den Rücken kehren. Viele meinten, schuld seien die frühen Schwangerschaften, doch in Wirklichkeit sei es der Nahrungsmangel. Die Regierung sei dafür verantwortlich, dass die Schulkinder etwas zu essen bekommen, doch auch die Eltern müssten eine Rolle spielen. "Wir können nicht alles der Regierung überlassen." Er bat die Mitglieder der Regent Estate Senior Women Group (RESEWO), beim Kampf gegen den Hunger in den Schulen zu helfen.

RESEWO ist die Herausgeberin des Buches 'Cooking with Traditional Leafy Vegetables: Indigeneous Plants in the Tanzanian Kitchen', in Swahili 'Kupika Kwa Mboga za Zamani - Mboga za Asili katika Jiko la Tanzania'. (Guardian 11.8.11)

Unterstützung

Die Azania Bank Tanzania spendete Lebensmittel u. a. im Wert von 5m/- TSh für die 114 Kinder eines Waisenzentrums in Dar-es-Salaam. Das größte Problem sind die Schulkosten. 18 Kinder besuchen eine Primar-, 96 eine Sekundar- und 6 eine Hochschule. (Guardian 3.10.11)

Untersuchung zur Festnahme von Kindern

Die Commission on Human Rights and Good Governance der Regierung stellte in einer von der UNICEF unterstützten Untersuchung fest, dass die Bedingungen in den Haftanstalten für Jugendliche schauderhaft sind. Die Probleme sind schlechte Ernährung, Mangel an medizinischer Versorgung und Missbrauch. Es gibt nur sechs Erziehungsheime für 10-15-Jährige und nur eine einzige Erziehungsanstalt. Deshalb sperrt man einige Jugendliche unter 18 Jahren vor der Gerichtsverhandlung in Gefängnissen für Erwachsene ein. Die meisten werden jedoch nicht verurteilt.

Ein Mitarbeiter des Jugendgefängnisses in Dar-es-Salaam berichtete, sie hätten Platz für 70 Kinder unter 18. Weniger als 10 Mädchen würden pro Jahr gebracht. Die Jungen seien zum Großteil 13-14 Jahre alt. Neben der Rehabilitation während ihres Aufenthaltes==,== hätten sie Zugang zu Bildung. Drogenabhängige würden nicht von den anderen getrennt, doch die meisten von ihnen würden gebessert. Sehr wichtig sei, dass die Kinder in den Jugendgefängnissen nicht traumatisiert werden. Sogar die Gefängniswärter müssten normale Kleidung tragen, wenn sie Kinder zum Gericht bringen, denn Uniformen würden den Kindern Angst machen.

Ein ehemaliger Inhaftierter bekannte, dass die Jungen im Gefängnis sexuell schwer missbraucht würden. Es handle sich um Straßenkinder, die von ihren Familien verstoßen wurden, niemand kümmerte sich um sie. Das mache ihr Leben in der Haft noch schlimmer. (DN 28.5.11)

59 % der interviewten Kinder sagten, sie seien während der Haft fair behandelt worden, aber 31% berichteten, man habe sie geschlagen, gefoltert, ihnen keine Nahrung und kein Wasser gegeben. Die Kinder klagten, sie hätten nicht gewusst, warum man sie verhaftet oder angeklagt hatte. Die Kommission drängte die Polizei, dafür zu sorgen, dass hinsichtlich der Vorwürfe von Folter und menschenunwürdiger Behandlung angemessen vorgegangen wird. (Guardian 3.8.11)

Bei der UN General Assembly lobte die für das Thema Gewalt gegen Kinder zuständige UNO-Beauftragte Tansania als gutes Beispiel. Als einziges Land habe es die Lage der verhafteten Kinder untersucht. Andere Länder sollten davon ermutigt werden.

65 Einrichtungen wurden besucht, 491 Kinder befragt. Sie betonte, die Ergebnisse der Untersuchung dürften nicht in der Schublade landen; sie müssten in Gesetze und Leitlinien umgesetzt werden, die die Rechte der Kinder in den Mittelpunkt stellen. (DN 19.9.11, Citizen 19.9.11)

Zu Kinderarbeit, Straßenkindern, Kriminalität

Manche Eltern verteidigen die Kinderarbeit. Die Kinder müssten ihre Talente, ihre geistigen Fähigkeiten und ihre Kraft entwickeln und lernen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, sagen sie.

Man sieht junge Kinder, wie sie Steine kleinschlagen, Schuhe putzen, Karren schieben, nach Sand graben, auf dem Feld, beim Fischen und im Haushalt helfen, Brennholz sammeln, Bretter sägen u. a. Man trifft sogar Fabrikarbeiter und Prostituierte.

Viele Kinder leben auf der Straße. Sie schlafen in kaputten Autos, verlassenen Kiosken, am Strand oder in stinkenden Schuppen. In Mülltonnen suchen sie nach Essen. Sie trauen niemandem und tragen immer ein Messer bei sich, um sich verteidigen zu können.

Im heuten Tansania kümmern sich wohlhabende Familien kaum um die Kinder anderer. Damit verabschieden sie sich von der traditionellen afrikanischen Kultur.

Leicht kommen Kriminelle in Kontakt zu Straßenkindern, beuten sie aus, schicken sie zum Stehlen und geben ihnen fast nichts von der Beute. Die Kinder riskieren, gefasst, verprügelt oder von der wütenden Menge totgeschlagen zu werden. Oft werden sie von Drogenhändlern benützt, weil man nicht erwartet, dass Kinder teure Drogen kaufen können. (DN 15.10.11)

Zu Gewalt gegen Kinder, Missbrauch

Die Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder sagte, der Mangel an Liebe und Solidarität in der Familie, einhergehend mit Gewaltanwendung und sexueller Gewalt gegen Kinder, wurden in vielen Familien zu einem ernstzunehmenden Problem.

Eine Untersuchung zeigt, dass psychologische Folter, physischer Missbrauch, Grausamkeit und sexuelle Belästigung in sehr wohlhabenden Familien ausgeprägter sind als in normalen. Weil die Eltern mit dem Geldverdienen sehr beschäftigt sind, lassen sie ihre Kinder in der Obhut von Hausangestellten, Verwandten oder Familienangehörigen. Manche missbrauchen oder quälen die Kinder.

Es gibt auch Fälle von sexuellem Missbrauch kleiner Jungen durch Hausdiener. 50 % der Kinder werden in der Schule missbraucht. Wenn Kinder erleben, dass andere Grausamkeit und Quälerei ausgesetzt sind, ist das psychische Folter für sie. (DN 23.5.11)

Während der letzten fünf Jahre wurden 30 Kinder von ihren leiblichen oder von Stiefeltern brutal umgebracht. In den meisten Fällen waren Instabilität und Missverständnisse der Familien die Ursache. Außerdem werden in jeder Region jedes Jahr etwa 200 Kinder Opfer von Vergewaltigung, Quälerei und Verletzung. (Guardian 23.6.11)

Der Justizminister Sansibars forderte die Sansibarer auf, bei den Verwaltungsstellen Menschen anzuzeigen, die Kinder missbrauchen und erniedrigen. Diese könnten die Missetäter verhaften und vor Gericht bringen.

Obwohl viele die Gewalt gegen Kinder bekämpfen, die Bedeutung des Kinderschutzes immer mehr bewusst wird, bleibt dieses Übel eine große Herausforderung für Sansibar. Die Sonderbeauftragte riet, die Kinder in der Schule über 'Gewalt gegen Kinder' zu informieren, damit sie sich dagegen wehren könnten. (DN 23.9.11; Guardian 23.6.11)

In Tansania sind Missbrauch von und Gewalt gegen Kinder weit verbreitet. Das ist vor allem bei den Mädchen oft schuld daran, das sie der Schule den Rücken kehren. Es sind meistens Bekannte, enge Verwandte wie Onkel, Vettern, sogar Stiefväter, die die Kinder missbrauchen. Das erklärt vielleicht die Tatsache, dass viele Fälle nicht bekannt werden. Die Leute halten lieber den Mund, einfach "wegen der Notwendigkeit, den Ruf der Familie zu schützen".

Es verdient Lob, dass die Regierung in den Polizeistationen eigene Gender and Children's Desks einrichtete. Sie behandeln Fälle, bei denen es um Gewalt und Grausamkeit geht, in einer vertrauensvollen Atmosphäre. Im Hai-Distrikt (Kilimanjaro-Region) lehrte die UNICEF 40 Polizis-ten, wie bei Gewalt gegen Kinder vorzugehen sei.

Der Bildungsminister berichtete, die Regierung habe körperliche Züchtigung in der Schule verboten. (DN 10.8.11; Guardian 5.8.11; Citizen 5.8.11)

Laut einer Untersuchung, bei der 3.739 Jungen und Mädchen zwischen 13 und 24 befragt wurden. erlitt eine von drei Mädchen, einer von sieben Jungen sexuelle Gewalt ehe sie 18 Jahre alt wurden. Meist geht es um Berührung unterschiedlicher Körperteile, gefolgt von versuchtem Beischlaf. Die meisten Interviewten sagten, ihre erste sexuelle Erfahrung sei gewalttätig gewesen, sie wurden vergewaltigt. Dreiviertel der Befragten wurden von Eltern, Verwandten oder Lehrern körperlich missbraucht.

Von zehn Jungen und Mädchen erlitten sechs körperliche Gewalt von seiten Verwandter, eine/r von zwei durch Lehrkräfte. 78 % der Mädchen, 67,4 % der Jungen berichteten, sie seien von einer Lehrkraft öfter als fünfmal mit der Faust geschlagen, verprügelt oder gekickt worden. Ein Viertel berichtete sie hätten emotionale Gewalt erlebt, Drohungen, dass man sie verstößt, tötet oder hinauswirft aus dem Haus der Eltern oder Verwandter.

Zu dieser von der UNICEF finanzierten Untersuchung sagte Asha-Rose Migiro, Stellvertretende Generalsekretärin der UNO, Tansania sei das erste Land Afrikas, das, wie von Ban Ki-moon 2008 vorgeschlagen, eine Untersuchung der Art und des Ausmaßes der Gewalt gegen Kinder durchführt. Die Ergebnisse seien "schockierend". (DN 10.8./6.10.11; Guardian 5.8.11; Citizen 10.8.11; IRIN 9.8.11; UN News 10.8.11)

Die tansanische Regierung startete ein National Program for Prevention and Response to Violence against Children. Es soll alle Arten von Gewalt gegen Kinder, sexuelle, körperliche und emotionale, beenden. Man will u. a. die Verschwiegenheit, die Gewalt gegen Kinder umgibt, aufbrechen. (Catholic Infromation Service 30.9.11)

Die Ministerin für Entwicklung der Gesellschaft, Frauen und Kinder betonte, um Missbrauch zu verhindern, sollten die Eltern ihren Kindern aufmerksam zuhören, ernstnehmen, was sie sagen, und sie liebevoll behandeln. "Kindsmissbrauch beginnt meistens zu Hause und in der Schule. Die Kinder verlieren dadurch das Vertrauen und suchen bei den falschen Leuten Anerkennung", sagte sie. (DN 19.10.11)