Zu den Flüchtlingen - 06/2010

Aus Tansania Information
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Nur noch zwei Flüchtlingslager

In einer Erklärung des UNHCR heißt es, seit 15 Jahren beherberge Tansania zum ersten Mal weniger als 100.000 Flüchtlinge. Es gebe nur noch zwei Flüchtlingslager, eines für Kongolesen, das andere für Burundier - mit insgesamt 99.000 Personen.

Die anderen beiden noch vorhandenen Flüchtlingslager wurden geschlossen, die Büroschlüssel dem Sekretär der regionalen Verwaltung übergeben. Die Distrikt-Verwaltungen erhielten die Besitztümer, Lagerhallen, Wohnanlagen, Fahrzeuge und Wassertanks.

Eine UNHCR-Verantwortungsträgerin betonte, der Abschied der Flüchtlinge und des UNHCR bedeuteten nicht das Ende der Unterstützung, die die UNO dem nordwestlichen Teil Tansanias gewährt. Zusammen mit den örtlichen Verwaltungen und UNO-Entwicklungsagenturen habe der UNHCR ein vom UNDP koordiniertes Programm erarbeitet, das einen Übergang von humanitärer Unterstützung zu nachhaltiger Entwicklung in NW-Tansania beinhaltet. Man werde die ehemaligen Gebäude der Lager sanieren und sich weiterhin um Gesundheitsversorgung und Bildung der Gemeinden in den Regionen Kagera und Kigoma kümmern. Der Regional Commissioner der Kagera-Region dankte dem UNHCR für seine Unterstützung während des Zustroms von Flüchtlingen und danach.

Im Jahr 2000 beherbergte Tansania afrikaweit die meisten Flüchtlinge. (DN 29.12.09; Guardian 27.11.09/17.4.10)

Einbürgerung von Burundiern

Tansania bürgerte 162.000 Burundier ein, in der Mehrzahl Hutu, die 1972 wegen ethnischer Konflikte in Burundi nach Tansania geflohen waren. Für viele kommt eine Rückkehr in ihre Heimat nicht in Frage, weil sie Land, das ihnen ehemals gehörte, kaum zurückbekommen. (Guardian 17.4.10; Media Global 30.4.10)

Seit den 60er Jahren wurde Tansania, während sich die Kämpfe um Befreiung von Kolonialismus und Apartheid verschärften, zu einem der wichtigsten Asylländer Afrikas. "Ich möchte der erste sein, der euch als Tansanier, nicht mehr als Flüchtlinge, willkommen heißt", sagte Innenminister Lawrence Masha, als er in der Katumba-Siedlung (Rukwa Region) die offizielle Liste der neuen Bürger anschlug.

Diese Erklärung fand ihr Echo in Bujumbura, der Hauptstadt Burundis. Mit "Dankbarkeit und Erleichterung" begrüßte man dort die Einbürgerung. In Burundi müht man sich noch immer darum, das eigene Haus in Ordnung zu bringen - nachdem mehr als 10 Jahre bei blutigen ethnischen Konflikten verschwendet worden waren.

Glücklicherweise hatten die Flüchtlingskinder unter der Obhut des UNHCR nicht auf Schulunterricht verzichten müssen; immer gab es medizinische Versorgung und andere lebenswichtige Dienste. Wenn sie sich irgendwo in Tansania an von ihnen gewählten Orten niederlassen, erwartet man, dass sie ihre Gaben und Güter einsetzen, um sich in den Gemeinden einzubringen. 98 % derer, die die Einbürgerung beantragt hatten, wurden akzeptiert. Der Rest kann erneut einen Antrag stellen. Wird er wieder abgelehnt, müssen UNHCR und die Regierungen von Burundi und Tansania gemeinsam über die zukünftige Ansiedlung entscheiden.

Die Neubürger benötigen in erster Linie Land, um ein Haus zu errichten und Landwirtschaft oder ein anderes Gewerbe zu betreiben. Der UNHCR ist bereit, ihnen bis 2011 zu helfen, bis sie ganz integriert sind.

Die Regierung muss die heimische Bevölkerung sensibilisieren, um Konflikten vorzubeugen.

Dank Albert Einstein German Academic Refugee Initiative (DAFI) wurde einigen Neubürgern geholfen, in tansanischen Einrichtungen höherer Bildung zu studieren.

Die Einbürgerung so vieler Menschen bewahrt Burundi vor einer Situation, die möglicherweise explodieren könnte. Hätten die ehemaligen Flüchtlinge für Repatriierung optiert, bestünde das Risiko, dass das Land eine Rückkehr der schlimmen früheren Tage der Zwistigkeiten um Land erlebt. (ThisDay 27.4.10)

Kommentare zur Einbürgerung

Eine Sprecherin des UNHCR nannte die Einbürgerung der Burundier einen historischen Vorgang, den großzügigsten, den es je gab. Andere Länder sollten ihn nachahmen. Die Geberländer müssten Tansania bei der Integration der Neubürger helfen, sagte sie. Die meisten seien bereits weitgehend in die Gesellschaft und die Wirtschaft Tansanias integriert. (Guardian 17.4.10; Media Global 30.4.10)

Auch das Criminal Tribunal for Rwanda (ICTR) der UNO, das seinen Sitz im Arusha hat, begrüßte die Einbürgerung. "Auch größere und reichere Nationen würden zweimal überlegen, ehe sie Flüchtlinge aufnehmen, vor allem, wenn es sich um so viele handelt", sagte eine Verantwortungsträgerin des ICTR. Während der 15 Jahre, die das Tribunal der UNO in Arusha tätig war, habe Tansania dafür gesorgt, dass sich alle Mitarbeiter zu Hause fühlten. Einige überlegten sogar, die Einbürgerung zu beantragen. (DN 22.4.10)

Einige von denen, die kürzlich eingebürgert wurden, berichteten, sie hätten noch keine Bescheinigung bezüglich ihrer Einbürgerung erhalten; man habe ihnen gesagt, sie dürften die Siedlung, in der sie lebten, nicht verlassen. Man werde sie in einem anderen Gebiet ansiedeln. Erst dort werde ihnen die Bescheinigung ihrer Staatszugehörigkeit ausgehändigt. Noch dürfen sie sich nicht frei bewegen.

Ein anderes Problem sind die Personen, deren Antrag auf Einbürgerung abgelehnt wurde. Was wird aus ihnen?

Außer diesen gibt es die 36.000 Flüchtlinge im letzten Flüchtlingslager für Burundier. Der Druck, nach Burundi zurückzukehren, steigt. Die Bedingungen in diesem Lager verschlechterten sich im letzten Jahr. Die Schulen wurden geschlossen, das heißt, etwa 12.000 Kinder haben keinen Unterricht. Gewinnbringende Betätigung ist nicht mehr möglich. Sogar Gottesdienste waren vorübergehend verboten; unter strengen Bedingungen kann man nun wieder Andachten halten. Medizinische Grundversorgung und Hilfsdienste werden angeboten. (Pambazuka News 30.4.10)

Illegale Einwanderer

In den Fischerdörfern am Tanganjikasee (Rukwa-Region) erschienen in letzter Zeit viele illegale Einwanderer aus der DRKongo und aus Burundi. Bei diesen handelt es sich um solche, die freiwillig heimgekehrt waren; doch plötzlich kamen sie zurück und hoffen nun, eingebürgert zu werden. Als man sie festnahm, erklärten sie, sie seien auf der Durchreise nach Malawi, letztendlich nach Südafrika, um ein besseres Leben zu führen, denn in ihrer Heimat seien die Bedingungen schlecht. Einige Burundier sollen sich an bewaffneten Überfällen beteiligt, andere in Dörfern Feuerwaffen verkauft haben. (DN 5.5.10)