Zu Problemen und Erfolgen der Tierhaltung und der Hirten - 10/2008
Forderungen an die Regierung
Bei der Parlamentsdebatte über den Haushaltsentwurf des Ministeriums für Entwicklung von Viehzucht und Fischerei drängten mehrere Abgeordnete die Regierung, die Viehhalter stärker zu unterstützen, damit die Produktivität zunehme. Es sei an der Zeit, loszukommen von der traditionellen Zwangsvorstellung, wichtig sei die Zahl der Rinder, nicht ihre Qualität, erklärte ein altgedienter Parlamentarier. Ein Abgeordneter forderte die Sanierung alter und den Bau neuer Tauchbäder. Auch müssten die Tiermedikamente genau so subventioniert werden wie die Produktionsmittel des Ackerbaus. (DN 5.8.08)
Parlamentarier zu Problemen wandernder Hirten
Während der Parlamentsdebatte über den Haushaltsentwurf des Ministeriums für Entwicklung von Viehzucht und Fischerei äußerten einige Abgeordnete, vor allem die aus Gebieten, in die Viehhalter eingewandert waren, die Umweltzerstörung durch Tierhalter mache ihnen Sorgen. Auf der Suche nach Wasser und Weideland hätten sie sich überall ausgebreitet.
Vor allem die Abgeordneten der Wahlkreise der nomadisierenden Gesellschaften verteidigten die Tierhalter. Man beute sie aus, klagten sie. Noch nie habe die Regierung die Viehhalter geachtet. "Immer gab es Programme und Pläne nur auf Papier; nie wurden sie verwirklicht", kritisierte einer. Der Haushaltsplan zeige nicht, wie man die Tierhaltung in Bezug auf Infrastruktur, Tiermedikamente und Subventionen fördern werde. "Die Landwirte können sich über vielerlei freuen. Die Viehhalter aber müssen für importierte Tiermedikamente 10 % Zoll zahlen", sagte er und fragte: "Ist das fair?" Es sei ein schwerer Fehler, zu verlangen, dass die Viehhalter ihre Herden verkleinern. Dieser Sektor müsse gestärkt werden, forderte er. Ein anderer sagte, man dürfe die Viehhalter nicht tadeln, denn die Regierung habe die Infrastruktur nicht so entwickelt, dass sie an einem Ort bleiben können. "Niemand mag auf der Suche nach Weideland überall herumziehen. Die mangelhafte Infrastruktur zwingt dazu", sagte er.
Ein Abgeordneter berichtete: "Viehhalter aus dem Sukumaland kamen mit einigen Rindern in die Rukwa-Region. Nun hat einer, der mit 50 Tieren kam, mehr als 5.000." Sie seien schuld daran, dass der Rukwa-See, die Bäche und Flüsse austrockneten. "Die Hirten haben das Tal des Rukwa-Sees und das Malgasasi Ramsar-Gebiet in der Kigoma-Region, eines der bekanntesten Feuchtgebiete, verwüstet", berichtete er. "Die Region ist in Schwierigkeiten, weil die Hirten die Bäume fällen." Einer forderte, die Regierung müsse die Viehhalter lehren, ihre Tiere in einem bestimmten Gebiet zusammenzuhalten. Sukuma-Hirten hätten bestes Ackerland verwüstet, fügte ein anderer bei. "Ich kapiere nicht, warum Hirten überall nach Weideland suchen dürfen und die Regierung schweigt. Aber wir müssen miteinander leben", räumte er ein. (Guardian 5.8.08)
Klage über nomadisierende Hirten
Der Vorsitzende der Oppositionspartei NLD berichtete, nomadisierende Hirten hätten in die Regionen Südtansanias Tierkrankheiten, die dort bis dahin unbekannt waren, eingeschleppt. Den herumziehenden Viehhaltern seien auch die Zerstörung der Wassereinzugsgebiete und die Verwüstung von Ernteprodukten zur Last zu legen. Sie hätten zu zwischenethnischen Konflikten geführt, sagte er. In den Masasi-Distrikt allein seien etwa 80.000 Rinder getrieben worden. Sie zerstörten die Umwelt, vor allem die Quellen. Die Einwohner des Distrikts baten die Regierung, zu verhindern, dass noch mehr Tiere aus dem Ihefu-Tal in die Regionen Südtansanias kommen. (Guardian 11.8.08)
Zur tiermedizinischen Versorgung
Bei einer vom Community Animal Health Network (Cahnet) organisierten Arbeitstagung sagten Fachleute, schuld am schlechten Zustand der Haustiere sei die mangelhafte tiermedizinische Versorgung. Weil die Krankheiten überhandnehmen, seien die Leistungen der Tierhaltung mangelhaft, sagte der Regional Commissioner der Arusha-Region. Er drängte Cahnet, durch den Austausch von Informationen Einfluss zu üben auf die gemeindliche tiermedizinische Gesundheitsversorgung. Cahnet, 2001 gegründet, ist in ganz Ostafrika vertreten. In Tansania hat es 44 Mitglieder, kommunale Organisationen, Forschungszentren, Lieferanten von Medikamenten, Privatleute u. a. (Citizen 26.8.08)
Ein Landwirtschaftsfachmann riet den Tierhaltern zu großer Vorsicht beim Kauf von Tiermedikamenten. Überall böten unehrliche Geschäftsleute gefälschte, schädliche Medikamente an, die die Tiere schwächen, sagte er. (Guardian 5.8.08)
Zur künstlichen Besamung
Der Direktor des National Artificial Insemination Centre (NAIC) sagte, die heimischen kleinen Milchviehhalter nutzten die Angebote dieses in Usa-River (Arusha-Region) beheimateten Zentrums noch nicht genug. Sie wüssten nicht, dass es vor ihrer Türe so etwas gibt. Das NAIC exportiere seinen Service, beliefere Milchviehhalter im Ausland, berichtete er. NAIC hat 23 Stiere und plant, zehn weitere anzuschaffen. Es hat einen Zweig für das Südliche Hochland in Mbeya, für das Gebiet am Viktoriasee einen in Mwanza, einen für Zentral-Tansania in Dodoma und für die Küste und den Ostteil des Landes einen in Dar-es-Salaam.
Ein Haupthindernis für ein Wachstum der Milchwirtschaft sei der Mangel an Angeboten für künstliche Besamung, betonen kleinere Milchviehhalter. Eine normale Milchkuh liefere pro Tag maximal 6 l, Zuchtvieh dagegen pro Tag bis zu 20 l, berichtete die Vorsitzende einer Milchviehhalterinnen-Gruppe. (Guardian 17.9.08; Arusha Times 6.9.08)
Zur Milchwirtschaft
Vor vier Jahren erwarb die kenianische Brookside Dairy Ltd. die ehedem staatliche Tansania Dairys Factory in Arusha. Seither erlebt die Milchproduktion Nordtansanias, die bis dahin ständig schrumpfte, eine Rückkehr ihrer glanzvollen Geschichte. Brookside investierte massiv in Maschinen. Nun wird ein Sammel- und Kühlsystem mit einer Kapazität von mindestens 40.000 l aufgebaut mit Zentren in Moshi, Marangu, Machame und Sanya Juu (Kili-manjaro-Region). In jedem sollen nicht weniger als 20 Menschen Arbeit finden.
In den Regionen Kilimanjaro und Arusha sind die meisten Milchproduzenten Frauen. Ehe Brookside kam, mussten sie Milch zum Verkauf in 20-Liter-Behältern bis zu 14 km tragen und waren nie sicher, ob sich Käufer finden werden. Die Firma prüft die Möglichkeit, den Frauengruppen Aluminiumkannen zur Verfügung zu stellen. Sie zahlt für 1 l 300/- TSh. Weil pro Tag nur 6.500 l, in der Regenzeit bis zu 13.000 l geliefert werden, nicht genügend für eine lohnende Verarbeitung in Tansania (60.000 l würden benötigt), exportiert Brookside die Rohmilch nach Kenia und reimportiert sie dann. (Guardian 13.9.08; Arusha Times 20.9.08)
Zum Auftreten der Tsetsefliege
Laut Regierung werden von 49 Mio. ha als Weide geeigneten Landes nur 26 Mio. ha genutzt. Bei ca. 13 Mio ha ist Viehhaltung wegen der Tsetsefliege nicht möglich. Am stärksten betroffen sind die Regionen Arusha, Kigoma, Rukwa und Tabora. Es heißt, die Tsetsefliege sei in etwa einem Drittel Afrikas ein Problem. (DN 18.9.08)