Zu HIV/AIDS - 09/2010

Aus Tansania Information
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Zur Verbreitung

2004 waren 1,12 Mio. Tansanier (7 %) mit dem HIV infiziert. 2008 waren es 1.06 Mio. (5,7 %), 200.000 verwendeten ARVs. Momentan bekommen etwa 250.000 Personen ARVs; nahezu 200.000, die sie benötigen, können sie nicht erhalten. (DN 7.5./31.7.10, Citizen 12.7.10)

Zu Beschneidung als Schutzmaßnahme

Der Koordinator eines AIDS-Projektes sagte: "Untersuchungen zeigen, dass Beschneidung der Männer die Gefahr der Ansteckung um nahezu 60 % verringert." Mehr Männer sollten sich beschneiden lassen, riet er. Auch die World Health Organisation empfehle Beschneidung als eine der bes-ten Methoden, gegen die Ausbreitung von HIV/AIDS zu kämpfen, sagte er. (DN 7.3.10)

Fachleute sagen, die verbreitete Information, beschnittene Männer seien absolut sicher vor Ansteckung, sei falsch, Beschneidung sei keine Entschuldigung dafür, kein Kondom zu verwenden. Häufig beschleunige die traditionelle Beschneidung die HIV-Ausbreitung sogar, weil sie oft unter unhygienischen Bedingungen durchführt werde. (Citizen 22.3.10; Arusha Times 21.8.10)

Zur Behandlung

Im Korogwe-Distrikt (Tanga-Region) wurde ein modernes Care and Treatment Centre (CTC) errichtet. Gut ausgebildete medizinische Kräfte bieten kostenlose, lebensrettende AIDS-Behandlung mit Antiretroviralen (ARVs) an, Maßnahmen, die die HIV-Übertragung von der Mutter auf das Kind verhindern, HIV-Tests und Beratung, sowie Hilfe für alle HIV-positiven Menschen. (Arusha Times 7.8.10)

Zu ARVs

Experten warnen davor, ARVs ohne Empfehlung eines Arztes unbedacht einzunehmen. Es wird berichtet, manche Personen mit HIV, denen ARVs verschrieben wurden, teilten diese mit anderen, die HIV-positiv sind, und mit Leuten, die AIDS-Symptome zeigen, aber nicht getestet wurden, manche glaubten auch, ARVs könnten vor Ansteckung schützen. Ein Fachmann betonte: "ARVs können zu plötzlichem Tod führen, wenn sie wahllos, ohne Beachtung der Instruktionen eingenommen werden."

Eine fünffache Mutter berichtete, seit fünf Jahren nehme sie ARVs ganz ohne Gesundheitsprobleme. (DN 29.3.10)

Zur Impfung

Demnächst beginnt der zweite Abschnitt des Pilotprojektes mit dem HIV-Impfstoff 'TaMoVac-1'. Beteiligt sind 120 Freiwillige von guter Gesundheit, HIV-negativ, zwischen 14 und 40 Jahre alt, und in einer Umgebung lebend, in der man sich leicht infiziert. Sie müssen bereit sein, den Forschern zu assistieren und sich jederzeit zu Hause aufsuchen zu lassen. Sie haben das Recht, ohne Bedingungen auszusteigen.

Man erwartet keine Beschwerden. Wer doch Komplikationen merkt, soll es sofort melden. (Guardian 10.5.10)

Versuch, Ausbreitung einzudämmen

Die Regierung startete bei Gemeinden entlang der im Bau befindlichen Straßen eine Initiative zum Schutz vor HIV/AIDS. Es geht um Verteilung von Kondomen und Information über Vorbeugemaßnahmen. "Hat man in einer Gegend Straßenarbeiter, ist eines der Gewerbe, die gedeihen, die Prostitution", berichtete ein Gesundheitsbeauftragter. "Am Tag verkaufen Frauen und Mädchen den Straßenarbeitern Lebensmittel, in der Nacht ihren Körper." Die Regierung fordert von den Straßenbaufirmen die Durchführung von HIV-Vorbeugemaßnahmen für ihre Angestellten und die Bevölkerung.

Ein 35-jähriger Lastwagenfahrer, sechsfacher Vater, sagte: "Meine Familie ist weit weg. Nach der Arbeit brauche ich eine Frau. Ich verwende immer ein Kondom."

Eine 17-Jährige, die einen Straßenbauarbeiter als Freund hat, unterstützt ihre Mutter. Sie sagte, er müsse entscheiden, ob er ein Kondom verwendet oder nicht. "Ich habe die Schule verlassen, um mit ihm zu leben; alles, was ich tue, ist, mit ihm schlafen und seine Wäsche waschen."

Ein Anti-AIDS-Aktivist berichtete, die Arbeiter hätten mehr Geld als die Bevölkerung. "Sie verwenden es, um Mädchen und sogar verheiratete Frauen zu sexuellen Beziehungen zu verlocken. Die Regierung sollte etwas gegen die Armut tun. Das wäre die beste Vorbeugemaßnahme", betonte er. (IRIN 8.6.10)

Zur Stigmatisierung

Ein Fachmann sagte bei einer Journalisten-Tagung zum Thema HIV/AIDS-Stigma, obwohl die Verbreitung von HIV/AIDS in Sansibar weniger als 1 % betrage, sei die Stigmatisierung die größte Herausforderung bei den Bemühungen, die Ausbreitung der Pandemie auf den Inseln zu stoppen. Untersuchungen zeigten, dass viele wegen Stigmatisierung Angst vor einer Untersuchung oder Behandlung haben. Er berichtete, seine Organisation schule in einer einjährigen Kampagne gegen Stigmatisierung 250 Jugendliche, die später andere über dieses Problem aufklären sollen. "Wir planen, auch Flugblätter, Broschüren und die Medien einzusetzen. Wir erwarten, dass die Journalisten Nachrichten verbreiten, die von Stigmatisierung abraten", sagte der Aktivist.

Laut einer Untersuchung sind Stigmatisierung und Diskriminierung die Hauptursachen für den frühen Tod von Menschen, die mit HIV/ AIDS leben. "Sie verhindern, dass die Menschen zu freiwilligen Tests und Beratungen gehen. Und sogar diejenigen, die infiziert sind, zögern, sich ARVs verschreiben zu lassen", sagte eine Mitarbeiterin der HIV/AIDS Home Based Care. (DN 14.4./31.7.10)

Africa Network of Religious Leaders Living with or Personally Affected by HIV/ AIDS (Anerela)

Amin Sendewa, ein Pfarrer der Lutherischen Kirche, Studentenpfarrer an der Sokoine University of Agriculture in Morogoro, berichtete, beim HIV-Test habe er erfahren, dass er HIV-positiv sei. Bei seiner Ehefrau war es während der Schwangerschaft festgestellt worden. Sie starb in seinen Armen. Er ist überzeugt, die Stigmatisierung habe sie umgebracht. Auch eine seiner beiden kleinen Töchter starb kurz darauf infolge von AIDS.

Die Hausangestellte verließ sie. Überall begegnete man ihm mit Misstrauen. Auch andere Pfarrer mieden ihn. Eine Kirchenälteste fragte ihn am Telefon: "Empfinden Sie Reue?"

Sein Vertrag als Studentenpfarrer wurde nicht erneuert. Es hieß, er solle in seine Heimatdiözese zurückkehren. Dort stellte man ihm drei Fragen: "Meinst du, eine Gemeinde ist bereit, dich zu nehmen? Die Gemeindearbeit ist sehr anstrengend, schaffst du das? Du brauchst teure Medikamente. Welche Gemeinde ist bereit, die zu übernehmen?" Damals kosteten die ARVs noch sehr viel. Er war nun ohne Anstellung und begann Weizen anzubauen.

Drei Jahre später erfuhr er von Anerela. Sendewa berichtet: "Ich beschloss, an die Öffentlichkeit zu gehen, und gründete einen Zweig für Tansania, das Tanerela.

Tanerela hat nun 270 Mitglieder. "Wir verlangen nicht, dass sie sich offenbaren, aber wir geben ihnen die Kraft, es endlich zu tun", betont er. Auch Muslime seien willkommen, aber jedes Mitglied müsse Geistlicher sein. Er ist überzeugt, eine Meinung, die in der Kirche begraben werden solle, sei der Glaube, Gebet heile HIV/AIDS. "Wir raten den Leuten, zu beten und die Medikamente zu nehmen, denn wir meinen, sie sind Gottes andere Hand."

Sendewa plant, wieder zu heiraten. "Sie weiß, dass ich HIV-positiv bin, und akzeptiert mich, so wie ich bin", sagt er. (Citizen 17.7.10)