Zu Fischerei und Fischhandel - 02/2009

Aus Tansania Information
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Entwicklung

Tansanias Fischindustrie erlebte während der letzten Jahre einen enormen Aufschwung. Fisch ist nun nach Gold das zweitwichtigste Exportprodukt. Die Versorgungskette für den Export wurde viel besser entwickelt als die für den Inlandbedarf.

Mehr als 60.000 Fischer, kleine und kommerziell arbeitende, verdienen durch Fischfang ihren Lebensunterhalt. Weitere 30.000 Menschen sind indirekt beteiligt als Fischverarbeiter oder -verkäufer, Hersteller von Netzen oder Booten u. a. 85 % des Fangs werden im Land verzehrt.

Während der letzten drei Jahre wurden 1.014.877 t Fisch im Wert von 783,3mrd/- TSh exportiert. (Guardian 18.6.08/ 8.1.09)

Im Haushaltsjahr 08/09 werden in kleinem Stil an der Meeresküste arbeitende Fischer mit 2mrd/- TSh unterstützt. Ein Umlauffonds ermöglicht ihnen den Kauf von Fischfang-Gerätschaften. (Guardian 15.8.08)

Illegale Praktiken

Im Nyumba ya Mungu-Stausee werden mit ungeeignetem, illegalem Gerät kleine Fische gefangen. Gehen die Behörden der Distrikte Mwanga, Moshi (Kilimanjaro-Region) und Simanjiro (Manyara-Region) nicht gegen die Verkäufer solcher Fische vor, wird es in diesem Stausee bald keine jungen Fische mehr geben. (DN 4.9.08)

Das Ausmaß der Dynamit-Fischerei ist alarmierend. Sie ist die Hauptursache der Zerstörung des Riffs. Obwohl unterschiedliche Organisationen über die Bedeutung des Riffs informierten und die Menschen sensibilisierten, nahm die Dynamit-Fischerei vor allem an der Küste vor Dar-es-Salaam und Tanga und auf der Insel Mafia zu. (Guardian 24.9.08)

Fischer von Bagamoyo

Das blühende Hotelgewerbe an Bagamoyos Küste drängt die Fischer ins Abseits, denn der Zugang zu ihren Fischgründen wird ihnen verwehrt. Die Besitzer der nahezu zehn Hotels, die an der Küste aufgereiht sind, in der Mehrzahl Ausländer, verbieten das Betreten des Geländes. Man vertreibt die Fischer, denn sie seien ein Sicherheitsrisiko, u. U. Diebe. "Warum verjagen sie uns von unserem Land? Wir gehören hierher, viel mehr als sie", klagte ein Fischer. "Unsere Vorfahren wurden als Sklaven ins Ausland verkauft. Jetzt sind wir hier Sklaven der Ausländer. Sie erlauben uns nicht, den Ozean zu nutzen." Im 19. Jahrhundert war Bagamoyo der Umschlagplatz des Sklavenhandels. (Observer 31.8.08)

Einschränkung des Fisch- und Krabbenfangs im Indischen Ozean

Weil die Krabben und Garnelen stetig abnehmen, verbot die Regierung auf unbestimmte Zeit, mit großen Schiffen kommerziell mit Schleppnetzen Garnelen zu fangen. Das ermögliche es den Krabbenbeständen, sich zu erholen, was etwa zehn Jahre dauere.

Früher wurden pro Jahr ca. 1.300 t Krabben gefangen, in letzter Zeit sind es nur noch 300 t. Die Zahl der Hummer, Tintenfische, Kraken und Seegurken ging ebenfalls sehr zurück.

Untersagt ist auch die Verwendung von Küsten-Schlagnetzen und Sprengstoff.

Die Verbote betreffen in kleinem Stil arbeitende Fischer und Krabbenfänger nicht, vorausgesetzt, sie verwenden gesetzlich zugelassenes Fanggerät.

69 in tansanischem Gebiet eingesetzten Fangschiffen, vor allem solchen im Besitz von Ausländern, wurde die Lizenz entzogen. Wollen sie weiterhin im Tiefsee-Gebiet Tansanias fischen, müssen sie einen neuen Antrag stellen.

Laut Schätzungen der Weltbank erleidet Tansania durch illegale, von Ausländern betriebene, Schleppnetzfischerei pro Jahr einen Verlust von mehr als 220mrd/- TSh. "Diese Gesellschaften stehlen unseren Fisch und verschwinden, ohne Steuern zu zahlen", kritisierte John Magufuli, Mi-nister für Entwicklung der Viehzucht und Fischerei.

Er sagte: "Einige ausländische Fischereifirmen sind in tansanisches Gebiet des Indischen Ozeans eingedrungen und haben begonnen, Fische zu fangen, als seien sie in Großmutters Garten. Gegen diese Saboteure werden wir schonungslos vorgehen." Die Regierung werde nun Sicherheitskräfte, incl. Heer für Patrouillenfahrten entlang der tansanischen Küste einsetzen.

Trotz unverminderter Bemühungen der Regierung, die Sabotage zu stoppen, beobachtete man nach Inkrafttreten der Verbote noch mehrere Monate ungeregelten und illegalen Fischfang. Das Überfischen habe noch zugenommen, sagte ein Verantwortungsträger eines Fischerverbandes. (DN 21.6./7.7./13.8.08; Guardian 13.8./1.12.08; ThisDay 8.7./13.8.08)

Zum Fischfang im Viktoriasee

Der Nilbarsch-Bestand schrumpfte von 750.000 t im Jahr 05 auf 375.000 t Anf. 08.

Schuld am Schwinden des Nilbarschbestandes sind das Überfischen während der letzten 20 Jahre und die Verwendung zu engmaschiger Netze, mit denen auch junge Fische gefangen werden. Mindestens zehn Fischverarbeitungsfabriken mussten schließen, die verbliebenen 25 sind nicht ausgelastet. Anfang der 80er Jahre fischten etwa 10.000 Schiffe mit je ca. fünf Mann Besatzung. Um 2000 waren es ca. 60.000 Schiffe mit je etwa drei Mann Besatzung. Um dem Überfischen zu wehren, müssten sich die drei am Fischfang beteiligten Länder, Kenia, Tansania und Uganda, über Regelungen einigen, z. B. die Zahl der Fangschiffe bedeutend reduzieren.

Minister Magufuli berichtete, die drei Länder hätten ein den Kampf gegen illegalen Fischfang in der Region Ostafrika betreffendes Abkommen unterzeichnet.

In Tansania darf der Nilbarsch nur mit Netzen einer Mindestmaschenweite von 12,7 cm gefangen werden. Ebenso wichtig ist, dass die Fabriken nicht für Fisch unterhalb der Mindestgröße bezahlen.

Dank des Nilbarsch-Rückgangs und der die Netze betreffenden Vorschriften erholen sich die Bestände kleiner Fische, z. B. der in Tansania sehr beliebten Sardinen (dagaa). (DN 3.11.08; Guardian 13.8.08; ThisDay 5.11.08)

'Operation rettet den Nilbarsch, reinigt den Viktoriasee'

Ziel dieser zweimonatigen Kampagne zur Rettung des Nilbarsches, des 'Erlösers' der Wirtschaft des Sees, ist, Fischer zu verhaften und vor Gericht zu stellen, die mit schädlichen Methoden fischen und illegales Gerät verteilen, so wie Händler, die jungen Fisch verkaufen. Regierungsfunktionäre, Verteidigungs- und Sicherheitskomitees von der Dorfebene aufwärts beteiligen sich an dieser Aktion. Fischer, die verbotene Geräte freiwillig abliefern oder Informationen weitergeben über Kollegen, die mit illegalen Methoden fischen, werden belohnt. Die Kampagne sollte am 1.12.08 starten. Weil viele Fischer positiv reagierten und Gerätschaften ablieferten, wurde der Beginn auf den 6.1.09 verschoben. (Guardian 30.11.08; Observer 21.12.08)

Zum 'Mapanki'-Geschäft

Unter dem Schwinden des Nilbarschbestandes leidet auch das Geschäft mit 'mapanki', den Resten, die beim Filetieren des Nilbarsches übrig bleiben. Es hatte die Lebensbedingungen vieler Einwohner des Nyamagana-Distrikts (Mwanza-Region) verbessert. 300 Geschäftsleute konnten sich ein Haus bauen, das Schulgeld ihrer Kinder bezahlen und wirtschaftlich unabhängig werden. Die 'mapanki' werden vor allem als Tierfutter verwendet, ein Teil sogar nach Uganda, Kenia, Simbabwe und in die Demokratische Republik Kongo exportiert. Doch nun mangelt es an Nachschub. (DN 7.1.09)

Gesetz in Vorbereitung

Die Regierung bereitet Regelungen und Verordnungen für ein Tiefseefischerei-Gesetz vor. Es wird beim Kampf gegen illegale Fischerei im Viktoriasee und in Tansanias Hohheitsgewässern im Indischen Ozean eine entscheidende Rolle spielen. (DN 22..9.08)

Erholung des Meereslebens bei der Insel Mafia

Dank des erfolgreichen Umweltschutzes im Mafia Island Marine Park (MIMP), tauchte Meeresleben, das man für ausgestorben hielt, wieder auf, wie wissenschaftlich bewiesen. In diesem Gebiet wurde die Dynamit-Fischerei ausgemerzt, führte man umweltfreundlicheres Fischereigerät ein. "Heimische Fischer beobachten mindestens zweimal pro Monat Seekühe. Der Wal-Hai tauchte bei den das Schutzgebiet umgebenden Dörfern auf. Man beobachtete Meeresschildkröten und Seepferdchen, ein Zeichen dafür, dass das Wasser sauber ist. Immer mehr Dörfer erschlossen alternative Einkommensquellen, Zucht von Meeresalgen, Imkerei und Herstellung kunsthandwerklicher Artikel. Die Zahl der Besucher stieg von 343 im Finanzjahr 00/01 auf 3.341 im Finanzjahr 07/08. Am Eingang zahlen Ausländer 10.000/- TSh. (DN 24../25.1.09)