Zu Aufgaben und Problemen der Gesundheitsversorgung - 05/2011

Aus Tansania Information
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Zur Lebenserwartung

Unter den Ländern der East African Communion (EAC) hat Tansania die höchste Lebenserwartung. Sie beträgt 56,9 Jahre; bei Frauen sind es 57,7, bei Männern 56,1. Zum Vergleich: Kenia: 55,5; Uganda: 54,1; Burundi: 51,35; Ruanda: 51,05. (Simbabwe: 46,75; Japan: 86,6). (Citizen 21.10.10; East African 21.10.10)

Zur Empfängnisverhütung

Die überwältigende Nachfrage nach Empfängnisverhütungsmitteln veranlasste die Regierung, im Finanzjahr 11/12 die betreffenden Haushaltsmittel zu verdreifachen. Die Frauen verwenden vor allem die Spritze Depo-Provera. Die Zahl der Kinder pro Frau sank von 6,5 auf 5,7. Weil im ganzen Land Familienplanungsprogramme institutionalisiert werden sollen, könnte die Fruchtbarkeitsrate weiterhin sinken. Das Bevölkerungswachstum beträgt noch immer 2,9 %. (DN 30.1.11)

Zur Abtreibung

Abtreibung ist in Tansania verboten. Ein Gynäkologe sagte, viele Ärzte hielten sich nicht an ihre Arbeitsethik und verschrieben Abtreibungsmedikamente.

In Apotheken und Drogerien werden Abtreibungspillen, z.B. Misoprostol, erstaunlich preiswert angeboten. Während der ersten neun Schwangerschaftswochen könne zu Hause abgetrieben werden, sagt die Verkäuferin. Eine Quittung stelle sie nicht aus, weil die Mittel verboten seien, ohne Rezept abgegeben würden. Den Verkäufern fehlt es meistens an Ausbildung und Wissen. Häufig verkaufen sie rezeptpflichtige Medikamente illegalerweise. Diese Mittel können verhängnisvolle Nebenwirkungen haben. Misoprostol darf nicht ohne Verschreibung abgegeben werden. (Citizen 9.1.11)

Zu Lebensstil-Krankheiten

Zwei bekannte Ärzte äußerten besorgt, das Gesundheitssystem kümmere sich nicht angemessen um die Last der nicht-ansteckenden Krankheiten (NCDs), auch Lebensstil-Krankheiten genannt. Obwohl sie zunehmen, beachte man sie weniger als die ansteckenden wie HIV/AIDS, TB und Malaria. In den Krankenhäusern der Städte handle es sich bei 40-50 % der Zugänge um NCDs, Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes oder Nierenversagen. Genau wie viele Entwicklungsländer habe Tansania nun eine "doppelte Krankheitslast", ansteckende und nichtansteckende nähmen zu. Ein Hoffnungsschimmer ist, dass das Gesundheitsministerium begann, mit der WHO bei der Einschätzung der Häufigkeit von Diabetes, Bluthochdruck, Dislipdaemia, Rauchen und Alkoholgenuss zu kooperieren. (Guardian 11.4.11; Citizen 4.4.11)

Zu traditionellen Heilern und Medikamenten

Das Department of Traditional Medicine Research (NIMR) führte von 2001-10 mehrere Forschungsprojekte durch. Man erfasste Heilpflanzen, die in vier Distrikten traditionell bei der Behandlung von Malaria und anderen Krankheiten verwendet werden. Es gelang dem NIMR, für den Kampf gegen Moskitos eine Rezeptur für Produkte aus Kräutern zu entwickeln. In einer Durchführbarkeitsuntersuchung ging es um die heimische Produktion von Atermisinin und Dihydro-Atermisinin. Ferner wurde die Rolle traditioneller Heiler bei der Behandlung schwerer Malariafälle bei Kindern unter fünf Jahren untersucht. Zu den wichtigsten Erfolgen zählen die Herstellung der Kräutermedikamente TMS 2001 für Malaria, Hepacure für Hepatitis, Warburgistat für opportunistische Infektionen, Persican für Diabetes und Bluthochdruck u. a.

Kürzlich vollendete die Regierung in Dar-es-Salaam den Bau eines modernen Labors für Forschung und Entwicklung traditioneller Medikamente.

In den meisten Entwicklungsländern bleiben Wertschätzung traditioneller Heiler und Medikamente vor allem in ländlichen Gebieten weit verbreitet. Tansania habe den möglichen Beitrag traditioneller Heiler anerkannt, sagte der NIMR-Leiter. (DN 4.1.11)

Die Regierung untersagt, mit Plakaten auf traditionelle Kräutermedikamente aufmerksam zu machen. Es sei traditionellen Heilkundigen und Privatärzten verboten, durch Anzeigen für sich zu werben. Landesweit hatten traditionelle Heilkundige auf öffentlichen Plätzen angezeigt, sie könnten chronische und tödliche Krankheiten heilen. (Guardian 11.4.11)

Zum Ärztemangel

Die Regierung äußerte, der Ärztemangel sei noch lange nicht überwunden, denn die Hochschulen seien nicht imstand, genügend Fachleute auszubilden. Sie plane, mehr Ausbildungsstätten zu bauen und die vorhandenen zu verbessern. (Guardian 25.2.11)

Tansania bräuchte nahezu 5.000 Zahnärzte zusätzlich. Ein Zahnarzt muss sich hier um 118.694 Personen kümmern. Empfehlung der WHO: ein Zahnarzt für 7.500 Personen. Einige tansanische Zahnärzte arbeiten nun auf einem anderen Gebiet. Ein Abgeordneter empfahl, mobile Zahnarztkliniken einzurichten. Das sei sehr kostspielig, antwortete die Stellvertretende Gesundheitsministerin. Doch die Regierung tue alles, um mehr Zahnärzte auszubilden. (DN 9.4.11; Guardian 11.4.11)

Zu Missständen in Krankenhäusern

Unangekündigte Inspektionen der Regierung in privaten und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen in vier Regionen offenbarten viele Mängel. Manche Krankenstationen haben keine Lizenz, einige geben gefährliche, verfallene Medikamente aus, verwenden Blut, dessen Haltbarkeit abgelaufen ist, Ausrüstung staatlicher Krankenhäuser gelangte in private, bisweilen wird die Zulassung von Ärzten, die bereits gestorben sind, verwendet, mehrere Einrichtungen sind verschmutzt, in manchen sind die Operationssäle am Einfallen, mancherorts werden die Patienten allein gelassen, weil kein Mitarbeiter Dienst hat, oder Diensthabende abwesend sind; skrupellose Angestellte stahlen Medikamente, die kostenlos ausgegeben werden sollen; manche Mitarbeiter führen Abtreibungen durch, verdienen dabei unter der Decke eine Menge; sie werden verhaftet und der Justiz übergeben. Einige Einrichtungen wurden geschlossen, manche vorübergehend, damit Verbesserungen durchgeführt werden können. Manche Mitarbeiter wurden suspendiert. Es gibt jedoch auch vorbildliche Einrichtungen. (DN 29.1.11; Guardian 29.1.11)

Zum Überweisungskrankenhaus KCMC

Die Einwohner der Kilimanjaro-Region sollen für Sanierung und Erweiterung des Kilimanjaro Christian Medical Centre (KCMC) 2mrd/- TSh aufbringen, alle Gesunden zwischen 15 und 64 Jahren je 500/- TSh. In allen Krankenstationen, Korridoren und den Büros der Pflegekräfte drängen sich die Patienten. Es gibt keinerlei Privatsphäre. Zwischen den Betten ist ein Abstand von nur ca. 75 cm. Im Jahr liegen in jedem Bett durchschnittlich 1.700 Kranke; normal sind 500. Pro Tag werden 800 Patienten ambulant behandelt. Der Direktor der KCMC wirft den Krankenhäusern der Umgebung vor, sie versorgten die Patienten nicht angemessen. Seit Monaten bittet er das Gesundheitsministerium um Ärzte und Pflegekräfte. 356 sind angestellt, benötigt würden 500. Am KCMC arbeiten 72 Ärzte; man bräuchte 130.

Das KCMC wurde 1971 eingeweiht; es war für 2,5 Mio. Menschen geplant, muss sich nun um 8 Mio. kümmern. Bei Sanierung und Ausbau soll das Krankenhaus auf das Dreifache vergrößert werden.

In der Augenklinik des KCMC werden pro Jahr 25.000 Patienten behandelt. Sie kommen aus ganz Tansania und den anderen Ländern der East African Community (EAC). Premierminister Pinda weihte ein Gebäude der Augenklinik ein. Er sagte, das KCMC sei eines der Krankenhäuser, die am meisten Vertrauen genießen. Er dankte der Verwaltung und den Mitarbeitern für ihre gute Arbeit und betonte, die Augenklinik müsse den Albinos Priorität einräumen, denn die meisten hätten Augenprobleme. Sein Amt werde für die Einrichtung der Klinik 15m/- TSh zur Verfügung stellen; dem KCMC und den Serengeti Breweries werde es gelingen, die anderen 82m/- TSh aufzubringen. (DN 26.1.11; Guardian 29.1./16./ 28.3.11)