Wirtschaft ‐ 09/2022

Aus Tansania Information
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Bakhresa steigt in Zuckerproduktion ein

In Bagamoyo nahm jetzt die Zuckerfabrik der Firma Bakhresa ihre Arbeit auf. Sie kann 30-40.000 t Zucker jährlich herstellen und weiter ausgebaut werden. Zucker ist immer wieder Mangelware im Lande und saisonalen Preisschwankungen unterworfen, aus denen Importeure große Gewinne erzielen. Die Regierung hat immer wieder mit wenig Erfolg versucht, in diesen Phasen den Markt zu kontrollieren. Bakhresa hat 1200 ha mit Zuckerrohr bestellt und nimmt auch die Ernte von Kleinbauern an. Die Bakhresagruppe ist Tansanias größter Produzent von Nahrungs- und Genussmitteln und stellt Süßigkeiten, Speiseeis, Gefriernahrung und Getränke wie Fruchtsäfte und Trinkwasser her. Auch die “Kilimandscharo Fast Ferries” zwischen Dar es Salaam und Sansibar werden von Bakhresa betrieben.

Citizen 09.07.2022

Sprit wird teurer trotz Subventionen

Bis Anfang März hatten die Benzinpreise in Dar es Salaam bei etwa TSh (€ 0,96) 2.500 gelegen. (In entfernten Gegenden wie Kigoma kostete der Liter aufgrund der Transportkosten um bis zu TSh 200 mehr). Im März begannen sie zu steigen und waren Anfang Mai bei TSh 3.150. Im Juni hatte die Regierung Treibstoff subventioniert und damit den Literpreis für Dar es Salaam wieder unter die Grenze von TSh 3.000 gedrückt. Dennoch setzten sich aufgrund der Kostenentwicklung auf dem Weltmarkt der Preisanstieg bis auf TSh 3.410 im August fort.

Da die Entwicklung auch den etwas günstigeren Dieseltreibstoff betrifft, haben sich im ganzen Lande die Transportkosten erhöht und tragen so zum allgemeinen Preisanstieg bei Waren aller Art bei.

Citizen 03.08.2022, East African 06.07.2022

Mietsteuer

Die Finanzbehörde möchte die Zahlung der Steuern für die Mieten auf die Mieter übertragen. Mit einer geplanten Gesetzesänderung sollen die Mieter verpflichtet werden, 10% ihrer Haus- oder Wohnungsmiete einzubehalten und an das Finanzamt zu zahlen. Damit will die Behörde der Zahlungsmoral der Hausbesitzer aufhelfen, die nach geltender Gesetzeslage zur Versteuerung ihrer Mieteinnahmen verpflichtet sind. Das Finanzamt ist anscheinend nicht in der Lage, diese Steuer im Bereich der privaten Vermieter durchzusetzen. Wie das nun gegenüber der weit größeren Zahl der Mieter gelingen soll, wurde nicht berichtet.

Citizen 13.08.2022

Mehr Aufträge für tansanische Firmen

Die Straßenbaubehörde Tarura schließt 969 Verträge mit örtlichen Firmen für Unterhalt, Reparatur und Ausbau von Straßen und Brücken im ganzen Lande ab. Präsidentin Samia Suluhu Hassan sagte bei der Unterzeichnung der ersten 10 Verträge, dass ihre Regierung damit einen neuen Schwerpunkt setzen wolle. In der Vergangenheit habe dieser auf strategischen Großprojekten wie Bahnbau und dem Nyerere-Staudamm gelegen, die durch ausländische Firmen ausgeführt werden.

Citizen 15.08.2022

Touristenzahlen steigen weiter

Die Zahlen der Besucher in Tansania steigen nach der Coronaflaute weiter an. Von Januar bis Juli 2022 wurden 742.000 Touristen gezählt, gegenüber 456.000 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dabei waren Kenia mit 86.000, Burundi mit 55.000, USA mit 51.000, Frankreich mit 47.000, Deutschland mit 31.000, Polen mit 29.000, Großbritannien mit 28.000 und Malawi mit 27.000 Besuchern vertreten. Die Statistik zählt dabei alle Einreisen mit einem Touristenvisum.

Im ersten Coronajahr 2020 kamen nur 620.000 Kurzzeitbesucher insgesamt ins Land. Die höchste Zahl wurde 2019 mit 1,5 Millionen verzeichnet.

Tansania setzt unter seiner neuen Präsidentin verstärkt auf Tourismus als Wirtschaftsfaktor. Samia Suluhu Hassan hatte im vergangenen Jahr selbst im Film “Tansania – The Royal Tour” mitgewirkt, in dem sie die touristischen Attraktionen des Landes vorstellt.

Citizen 19.08.2022

Kilimandscharo ist (endlich !?) online

Das Internet hat den Kilimandscharo erreicht. Die staatliche tansanische Tele-kommunikationsfirma TTCL hat im August die Internetverbindung per Glasfaserkabel bis auf 3270 m Höhe installiert. Ab Oktober soll die Verbindung bis zum Gipfel am Uhuru Peak (weiland Kaiser-Wilhelm-Spitze) stehen. Tourismusminister Nape Nnauye erhofft sich davon mehr Touristen, die nun jeden Schritt bildlich via WhatsApp und andere Dienste umgehend der weiten Welt und den Lieben daheim übermitteln können. Auch das Selfie kann nun zeitnah verschickt werden. Was offenkundig dringend nötig ist, wenn man der Zeitangabe “21. Jahrhundert” glauben darf. Was sich wiederum Kaiser Wilhelm vermutlich nicht so richtig hätte vorstellen können.

East African 17.08.2022

Kaffeeanbau

Der Kaffeeanbau in Tansania wird wieder ausgeweitet. In den vergangenen Jahren hatten viele Bauern ihre Pflanzungen aufgrund schlechter Erträge aufgegeben oder nicht mehr gepflegt. Im Vorjahr waren wegen Ernteausfällen in Brasilien die Preise auf dem Weltmarkt gestiegen, und auch in diesem Jahr wird mit weiter guten Preisen gerechnet.

Die tansanische Regierung hatte bereits 2021 Kaffeesetzlinge verbesserter Sorten unentgeltlich an Bauern verteilt, sodass die Anbauflächen wieder vergrößert wurden.

Citizen 16.08.2022

Ölfunde im Eyasibecken

Im Becken des Eyasisees im Gebiet der Regionen Arusha, Simiyu und Singida hat die staatliche Gesellschaft TPDC jetzt Erdölvorkommen gefunden. Dies ist der erste Erdölfund in Tansania. Jetzt soll die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Erschließung geprüft werden. Seit 2019 hat TPDC hier Probebohrungen bis auf 300 m Tiefe durchgeführt. Das Becken ist Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs; in dessen Verlauf wurde auch in Kenia und Uganda bereits Öl gefunden. Bisher wird in Tansania Erdgas aus Vorkommen im Indischen Ozean gefördert.

Citizen 05.07.2022

Graphitabbau

Die Regierung hat dem australischen Batterieproduzenten Magnis eine Lizenz zum Abbau von Graphit bei Ruangwa in der Region Lindi gegeben. Magnis produziert in Australien und den USA Lithium-Ionen-Batterien, die als Grundstoff reines Graphit verwenden. In Tansania tritt Magnis in Gestalt ihrer Tochtergesellschaft Uranex auf. Die Abbaufläche betrifft das Gebiet von 7 Dörfern. Die Einrichtung des Tagebaus soll etwa € 250 Mil. kosten und 350 dauerhafte Arbeitsplätze schaffen. Für 59 Familien, deren Gebäude im Bereich des Bergwerks liegen, werden neue Häuser gebaut. Von einer Weiterverarbeitung des Graphits oder einer Batteriefertigung in Tansania ist im Bericht nicht die Rede.

Einwohner der Gegend forderten, dass bei der Besetzung von Arbeitsplätzen vorrangig Einheimische berücksichtigt werden sollten.

Guardian 06.07.2022

Erdgasnutzung

Die staatliche Erdölgesellschaft TPDC strebt an, die örtliche Nutzung von Erdgas weiter auszubauen. Erdgas wird aus dem Meer vor der südlichen Küste gefördert und bisher überwiegend exportiert. Über eine Leitung aus dem Kilwagebiet nach Dar es Salaam wird dort ein Kraftwerk für die Stromerzeugung beliefert. Bisher sind in Tansania lediglich 1500 Häuser, 45 Fabrike, 2 Institute und 4 Schulen an das Erdgasnetz der TPDC angeschlossen. 1400 Fahrzeuge treiben ihre Motore mit Gas an. Jetzt soll in Dar es Salaam eine Anlage zur Gasverflüssigung gebaut werden, um so einheimisches Flaschengas weiter zu verbreiten.

Guardian 06.07.2022

Erneuerbare Energien

Die staatliche Elektrizitätsgesellschaft Tanesco hat einen Vertrag mit der Firma Masdar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten abgeschlossen, durch den Anlagen zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen für 2000 Megawatt gebaut werden sollen. Zur Zeit kann Tansania insgesamt 1600 Megawatt erzeugen. Der im Bau befindliche Nyerere-Staudamm am Rufijifluss soll nach Fertigstellung weitere 2100 MW produzieren.

Solar- und Windenergie spielen bisher kaum eine Rolle und tragen insgesamt lediglich 4 MW bei.

Masdar ist eine große Firma mit Sitz in Abu Dhabi, die in erneuerbare Energien investiert und international tätig ist. Sie gehört dem staatlichen Investmentfonds Mubadala, der im Besitz der Vereinigten Arabischen Emirate ist. Laut Vereinbarung sollen im ersten Schritt Anlagen für 600 MW aus Windkraft und Solarenergie gebaut werden, die später auf 2000 MW erweitert werden. Der Vertrag zwischen Tanesco und Masdar ergab sich aus dem Staatsbesuch der Präsidentin in den Emiraten im Februar 2022, den sie im Rahmen ihrer Wirtschaftsdiplomatie unternahm.

East African 16.08.2022

Leiter der Hafenbehörde entlassen

Präsidentin Samia hat Eric Hamisi als Leiter der Hafenbehörde entlassen. Sie hatte kurz zuvor in einer Rede die Ineffizienz des Hafens kritisiert. Es gebe immer noch zu viele bürokratische Hindernisse, die die Abwicklung der Fracht im Hafen und damit das Wirtschaftswachstum des Landes verlangsamen. Dies könne Tansania sich nicht leisten. Die Häfen in Nachbarländern würden nicht schlafen und ihre Abläufe verbessern. Damit dürfte sie insbesondere ein Auge auf den kenianischen Häfen haben, wo Mombasa im Wettbewerb mit Dar es Salaam für den Transitverkehr in die zentralafrikanischen Nachbarländer steht.

Hamisi war erst im April 2021 auf seine Stelle ernannt worden, nachdem sein Vorgänger wegen Korruptionsvorwürfen entlassen worden war. Sein Stellvertreter wurde zum Nachfolger ernannt.

Citizen 04.07.2022, Mwanahalisi 04.07.2022

Welle von Unfalltoten

Im August ereigneten sich wieder mehrere schwere Verkehrsunfälle, bei denen mehr als 50 Menschen starben und viele verletzt wurden. Am 15. August versagten die Bremsen eines mit Sand beladenen LKWs, der bei Mbeya auf einen Bus prallte und diesen auf einen voll besetzten PKW schob. Dabei kamen 19 Menschen um, 10 wurden verletzt. Wenige Tage später überschlug sich ein Bus bei Singida wegen zu hoher Geschwindigkeit, wobei 5 Passagiere starben und 15 verletzt wurden. Aus dem gleichen Grund starben 6 Insassen eines Fahrzeugs, das sich auf dem Wege von Arusha nach Singida überschlug.

In der Öffentlichkeit wurde diese neuerliche Folge von Verkehrsopfern breit diskutiert. Der landesweite Kommandant der Verkehrspolizei kündigte Kontrollen der Fahrer auf Alkohol an, die es bisher kaum gibt. Ein Sprecher des Busbesitzerverbandes fragte, warum die Geschwindigkeitskontrollen so unwirksam sind. Tatsächlich stehen an allen Fernstraßen Polizisten mit Messgeräten und halten Fahrzeuge an. Für jegliche Überschreitung gilt ein Bußgeld von TSh 30.000 (ca. € 12). Allerdings lässt sich das in vielen Fällen durch TSh 5.000 – 10.000 ohne Quittung regeln.

Citizen 17. + 21.08.2022, Guardian 19.08.2022, Mwananchi 20.08.2022

Taxiwehen

Der Markt für Taxivermittlung hat sich stark verändert. Bis Jahresanfang waren in den tansanischen Städten die internationalen Firmen Uber und Bolt vertreten. Tausende von tansanischen Autofahrern waren bei einer oder auch beiden Vermittlungsdiensten registriert. Sie konnten über das Handy zu vorher feststehenden Preisen engagiert werden und verdienten so ihren Lebensunterhalt. In der ersten Jahreshälfte traten dann neuen Bestimmungen in Kraft, mit denen die Straßenverkehrsbehörde die Vermittlungsgebühren der Firmen auf 15% des Fahrtpreises beschränkte, die vorher bei 25% (Uber) bzw. 20% (Bolt) gelegen hatten, und generell die Preise nach Entfernung und Zeitaufwand vorschrieb. Uber hatte daraufhin seine Tätigkeit in Tansania eingestellt und Bolt vorerst nur unter Protest fortgesetzt. Im August stellte nun auch Bolt die Vermittlung an Barzahler ein. Dies betrifft die Masse der Passagiere. Es werden nur noch Kunden vermittelt, die mit Kreditkarte zahlen.

Jetzt sind noch einige kleine Anbieter wie Paisha, Little Ride und Ping am Markt, die aber wenig bekannt sind. Bisherige Uber- und Boltfahrer klagen über Kundenmangel und Verdienstausfälle und fordern die Regierung zum Einschreiten auf. Traditionelle Taxiunternehmer, die durch die Vermittlungsdienste ihre Preise senken mussten, freuen sich hingegen über den Wegfall der Konkurrenz.

Citizen 22.08.2022