Wirtschaft ‐ 06/2023

Aus Tansania Information
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Händlerstreik in Kariakoo

Nach einem dreitägigen Händlerstreik, in dem alle Läden zu blieben, hat am 19. Mai das Viertel um den Kariakoomarkt in Dar es Salaam wieder den Betrieb aufgenommen. Das Streikende kam nach einer öffentlichen Versammlung, in der Ministerpräsident Majaliwa den Protestierenden eine Reihe von Zusagen gemacht hatte.

Die Händler in Tansanias wirtschaftlichem Nervenzentrum hatten ihre Geschäfte aus Protest gegen neue Vorschriften der Regierung und die fortdauernden Schikanen durch Behörden geschlossen. Auslöser war eine Verordnung der Steuerbehörde, wonach alle Warenlager zu registrieren waren und mit einer weiteren Gebühr belegt wurden. Weitere Gründe für den Protest waren „arrogantes Auftreten von Behördenvertretern“, Schmiergeldforderungen einzelner Mitarbeiter der Steuerbehörde und der Polizei, die übermäßige Bürokratie im Hafen von Dar es Salaam sowie die Schikanierung ausländischer Händler. Firmen im Kariakooviertel sind für einen großen Teil des tansanischen Warenimports, vor allem aus China, Indien und den Freihandelszonen in den Arabischen Emiraten zuständig. Zahlreiche Händler aus Nachbarländern wie Kongo, Burundi, Sambia und Malawi kaufen in Kariakoo ein und sorgen für erhebliche Teile des Umsatzes.

Die Regierung reagierte schnell auf den Protest und versuchte es diesmal nicht mit Großeinsätzen der Polizei, sondern mit Gesprächen. Ein Vermittlungsversuch des neuen Regionalkommissars von Dar es Salaam scheiterte am Montag. Der Ministerpräsident kündigte für den Mittwoch einen Besuch in Kariakoo an und ordnete bis dahin die Öffnung der Geschäfte an, was aber ignoriert wurde.

Bei einer großen Versammlung unter freiem Himmel am Mittwoch erschien dann Ministerpräsident Majaliwa in Begleitung von Finanzminister Mwigulu Nchemba und Handelsministerin Ashatu Kijaji. Majaliwa lud die Anwesenden zu einer offenen Aussprache ein, was heftige, auch persönliche Kritik an den beiden anwesenden Ministern zur Folge hatte. Insbesondere Nchemba wurde für die Aktivität einer Sondereinheit Kariakoo der Steuerfahndung verantwortlich gemacht, die in letzter Zeit durch Beschlagnahme von Warenlagern und vorübergehenden Geschäftsschließungen zur Eintreibung von Steuerforderungen hervorgetreten war. Er sei persönlich für die „Arroganz der Steuerbehörde“ verantwortlich. Majaliwa versprach, die Beschwerden der Händler ernst zu nehmen und kündigte die offenkundig zuvor abgesprochene Einrichtung einer 14-köpfigen Kommission an, die zu gleichen Teilen von Vertretern der Behörden und der Händler besetzt sein soll. Die Sondereinheit Kariakoo wurde bis auf weiteres ausgesetzt. Daraufhin öffneten am Donnerstag die Geschäfte wieder.

Eine Reportage der Zeitung „Nipashe“ versuchte den Streik mit korrupten Großhändlern zu erklären, die seit Jahren containerweise Waren über den Hafen einführen und sie mit Hilfe von Bestechungszahlungen weithin zollfrei ins Land bekommen. Durch die Verbesserung der Arbeit des Zolls und der Steuerbehörde sei dies schwieriger und teurer für sie geworden. Die Steuereinnahmen seien stark angestiegen. Deshalb hätten diese Großhändler die vielen kleinen Firmen zum Streik angestachelt, indem sie sich die verbreitete Unzufriedenheit über Korruption, Bürokratie und Schikanen zunutze gemacht hätten, wobei die neue Verordnung über die Registrierung aller Warenlager den willkommenen Anlass bildete.

Das Kariakooviertel hat seinen Namen vom „Carrier Corps“ der britischen Armee im 1. Weltkrieg. Viele ehemalige Träger siedelten sich nach dem Krieg hier im „afrikanischen Viertel“ am Rande der damaligen kolonialen Hauptstadt an, während die Teile der Innenstadt Europäern, Indern und Arabern vorbehalten war. Um den großen Zentralmarkt des dicht besiedelten Stadtbezirks herum entstanden tausende von Geschäften, in denen von Gemüse über Maschinenteile bis hin zu Elektronik alles zu haben ist. Eine gängige Antwort auf die Frage, wo man in Dar es Salaam dies oder jenes kaufen könne, lautet „Geh nach Kariakoo“. Stadtviertel mit dem Namen „Kariakoo“ oder „Kariokor“ finden sich in verschiedenen ostafrikanischen Städten, so auch in Nairobi.

Africanews 18.05.2023, Citizen 16.,17., 18. + 19.05.2023, Nipashe 18.05.2023,

Gasförderung

Die Verhandlungen zwischen Tansanias Regierung und einer Gruppe von internationalen Energiekonzernen über die Ausbeutung des Erdgasfeldes vor der südtansanischen Küste stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Ein Sprecher der Firma Shell, die zusammen mit der norwegischen Equinor die Hauptpartner darstellt, gab die Einigung über einen Rahmenvertrag bekannt, der die Aufteilung der Pflichten und Rechte einschließlich der Gewinne zwischen Regierung und beteiligten Firmen klärt. Nach den bisher bekannten Informationen soll das im Meer geförderte Gas beim südtansanischen Lindi an Land kommen, hier gereinigt und verflüssigt werden. Ein Teil des Gases soll in ein tansanisches Leitungsnetz gespeist und der größere Teil als Flüssiggas exportiert werden.

Citizen 19.05.2023

Wechsel auf Gasantrieb

Tansania möchte seine erwartete Versorgung mit Gas dazu nutzen, Transportkosten zu senken und Umweltverschmutzung zu verringern. Die Regierung wirbt für ein Programm, mit dem Kraftfahrzeuge auf Erdgas umgerüstet werden. In Dar es Salaam und bei Lindi wurden die ersten Gastankstellen eingerichtet. Die Fahrzeuge der städtischen Schnellbusstrecke sollen zunehmend auf Erdgas umgerüstet werden. Bisher gibt es 60 Busse mit Gasantrieb; die neue Strecke nach Mbagala soll ausschließlich mit ca 700 gasbetriebenen Bussen versehen werden.

Mwananchi 21.05.2023, New Times (Uganda) 22.05.2023

Hafenwettstreit Dar - Mombasa

In einer Rangliste der effektivsten Häfen hat der Hafen von Dar es Salaam seinen ewigen Konkurrenten Mombasa überholt. Der „Container Port Performance Index“ der Weltbank bewertete Dar es Salaam mit Platz 312 unter 348 Häfen weltweit, was offenkundig noch viel Platz für Verbesserungen lässt. Mombasas Hafen fiel aber auf Platz 326 zurück. Der Index bewertet die Zeit, die ein Schiff benötigt, um seine Ladung abzusetzen und den Hafen wieder verlassen zu können.

Mombasa hat mit 34 Mil. Tonnen Güterumschlag fast doppelt soviel Umsatz wie Dar es Salaam mit 18 Mil. Tonnen, aber in den letzten Jahren sind vor allem Transitgüter für Kongo, Ruanda, Burundi und auch Uganda zunehmend nach Dar es Salaam abgewandert.

Die kleineren tansanischen Häfen Tanga (942,000 to) und Mtwara (592.000 to) spielen in der Region bisher keine wichtige Rolle.

Citizen 22.05.2023

Ausbau des Mobilfunknetzes

Die Mobilfunkversorgung der ländlichen Regionen soll mit 758 neuen Sendemasten verbessert werden. Dies geht aus einem Vertrag hervor, der jetzt zwischen Regierung und den 4 großen Mobiltelefongesellschaften Tigo, Vodacom, Airtel, Halotel sowie der staatlichen TTCL unterzeichnet wurde. Seitens der Regierung gibt es einen Zuschuss von 40% zu den Baukosten für die Anlagen, während die Firmen die übrigen Kosten tragen und die Masten betreiben werden. Weitere 300 Masten sollen im Rahmen der Vereinbarung von 2G auf 3G bzw. 4G aufgerüstet werden. Präsidentin Samia wohnte der Unterzeichnung bei und forderte alle kommunalen Verwaltungen auf, innerhalb von 4 Wochen die notwendigen Genehmigungen auszustellen.

Von der verbesserten Mobilfunkversorgung werden Impulse für höheres Wirtschaftswachstum in den ländlichen Gebieten erwartet. Mit den jetzt geschlossenen Verträgen werden 713 von insgesamt 763 Gemeindebezirken auf dem tansanischen Festland über Mobiltelefon erreichbar sein. Auf Sansibar liegt die Quote bereits bei 99%.

Citizen 14.05.2023

Weltraumpläne

Tansania ist offenkundig vom Weltraumfieber angesteckt, nachdem seine Nachbarländer Kenia, Ruanda und Uganda in den letzten Monaten jeweils einen eigenen Satelliten in eine Erdumlaufbahn brachten. Präsidentin Samia kündigte nunmehr einen tansanischen Satelliten an. Bei den Objekten der beiden Nachbarländer handelte es sich jeweils um Miniatursatelliten, die ausgestattet mit einer Kamera Aufnahmen in unterschiedlichen Spektralbereichen machen und zur Erde senden. Solche Aufnahmen können Daten über landwirtschaftliche Flächen und Veränderungen der Umwelt liefern.

Die Miniatursatelliten der Nachbarländer wurden teilweise mit technischer Hilfe aus dem Ausland von einheimischen Ingenieuren gebaut und dann „huckepack“ bei Raketenstarts der großen Weltraumagenturen oder von Elon Musks Firma SpaceX ins All mitgenommen. Die Satelliten Ugandas und Ruandas konnten bisher keine erfolgreiche Verwendung vermelden.

In den sozialen Medien wurde die Ankündigung teils mit Begeisterung, teils spöttisch kommentiert.

Citizen 19.05.2023, East African 19.05.2023, Jamiiforums Mai 2023