Gesundheit - 05/2021

Aus Tansania Information
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Covid 19 unter Hassan

Präsidentin Hassan hatte bald nach ihrem Amtsanritt eine deutlich andere Tonart gegenüber der Covid-Epidemie angeschlagen und eine Kommission angekündigt, die eine nationale Strategie gegen die von ihr auch benannte Krankheit ausarbeiten sollte. Bis Redaktionsschluss war von dieser Kommission weiter nichts zu hören gewesen. Ende April verkündete das Gesundheitsministerium eine 10-Punkteliste zur Eindämmung von Covid, die aber nicht über bisher bekannte Empfehlungen wie Händewaschen, Maskentragen und Vermeidung von Ansammlungen hinausging. Insbesondere wurden keine verbindlichen Regeln angekündigt wie Maskenpflicht im öffentlichen Raum und Begrenzung der Passagierzahlen in Bussen, die im Vorjahr vorübergehend bereits einmal in Kraft waren. Bis Ende April wurden keine neuen Testzahlen veröffentlicht.

Auch beim Sonderparteitag der CCM zur Wahl von Hassan zur Vorsitzenden waren nur wenige Maskenträger unter den dicht bei dicht sitzenden 1800 Delegierten zu sehen.

Testpflicht- Kehrtwende

Bei Redaktionsschluss wurde ein Erlass bekanntgegeben, wonach alle Einreisenden ein negatives Testergebnis vorzulegen haben. Wer aus Ländern mit von der WHO aufgelisteten Virusvarianten kommt, unterliegt einer zweiwöchigen Quarantäne.

Covid 19-Debatte nach Magufuli

Geändert hat sich die Berichterstattung der Zeitungen, die offener mit dem Thema umgehen. Nach wie vor ist das Gesetz in Kraft, wonach nur die Regierung Nachrichten über ansteckende Krankheiten bekanntgeben darf. Inzwischen trauen sich aber auch tansanische Mediziner, über das Thema zu reden. Der Epidemiologe Godbless Charles beklagt, dass es bis heute keine Daten gibt, aus denen er den Verlauf der Ansteckungen abschätzen kann. Der Lungenspezialist Elisha Osati sagte, dass es aufgrund der politischen Tabus keine standardisierte Empfehlung gab und die Krankenhäuser sich nicht austauschen konnten, wie sie mit Covidfällen umgehen und deshalb jedes Haus gezwungen war, seine eigenen internen Vorschriften zu erarbeiten. Der Dar es Salaamer Arzt Zakayo Mmbaga fand es demoralisierend, einerseits Patienten sterben zu sehen und auf der anderen Seite Politikerreden zu hören, in denen die Existenz von Covid in Tansania geleugnet wurde. Viele Menschen hätten angefangen zu glauben, dass Selbstbehandlung mit Kräutermedizin ausreichend sei und hätten deshalb zu spät ärztliche Hilfe gesucht.

Einen Ehrenrettungsversuch für Magufulis Position unternahm der australische Arzt und ehemalige WHO-Mitarbeiter David Bell. Nach seiner Einschätzung habe Magufuli tausende von Leben gerettet, in dem er korrekterweise Malaria, TB und Aids unter afrikanischen Bedingungen für gefährlicher einstufte als die Sterblichkeit durch Covid-19 und deshalb keine Stilllegung des öffentlichen Lebens anordnete. Diese hätten in anderen afrikanischen Ländern auch laufende Gesundheitsprogramme angehalten und darüber hinaus die Hungerprobleme verschärft. Er habe nicht die knappen Ressourcen seines Gesundheitswesens darauf verschwendet, viele symptomfreie Menschen zu testen, anstatt weiter Malaria und TB zu bekämpfen. Magufuli habe wie jemand gehandelt, der sich an vernünftige Regeln für das öffentliche Gesundheitswesen hält. Tansania scheine im Ganzen gesundheitsmäßig besser durch das vergangene Jahr gekommen zu sein als die meisten armen Länder, in denen Sterblichkeit und Nahrungsversorgung direkt zusammenhängen.

Mwananachi 30.04.21, Newsafrica 15.04.21, British Medical Journal 27.04.21

Dampf gegen Covid

Eine gute Woche nach Magufulis Beerdigung forderte der CCM-Abgeordnete und Arzt Khamis Kigwangalla aus Tabora, den Abbau der Inhalationskabinen im Muhimbilikrankenhaus. Sie waren im Februar aufgestellt worden, nachdem Präsident Magufuli wiederholt das Inhalieren von Kräutermischungen als wirksame Vorsorge gegen Coronaerkrankungen propagiert hatte. Kigwangalla bezeichnete die Kabinen als peinlich (“aibu”) und forderte alle führenden Politiker auf, mit Maskentragen ein Vorbild zu sein und für Impfungen zu sorgen. Auf sozialen Medien wurde er prompt als Heuchler bezeichnet, weil er zu Lebzeiten Magufulis die Kabinen lobte. Die Leitung Muhimbilis teilte mit, die Kabinen würden bleiben. - Ein Kommentar im Internet lautete; „Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch“(Paka akiondoka panya hutawala.)

Citizen 04.04., DN 05.04., Jamiiforums 04.04., Mwananchi 04.04.21

Test für Touristen

In Arusha wird das zweite landesweit zugelassene Testlabor für Covid eröffnet. Es soll den Tourismus fördern und zielt vor allem auf die erhofften ausländischen Besucher der Serengeti, die am Kilimanjaro landen. Das Tourismusministerium verkündete die Ankunft von 15 israelischen Besuchern. Tourismusminister Ndumbaro kritisierte die Sitte, im Internet Todesfälle mit Covid in Verbindung zu bringen, weil dies dem Tourismus schaden könne.

Guardian 12.04.21

AAR verlässt Tansania

Der Klinikbetreiber AAR Healthcare schließt seine 8 Einrichtungen in Tansania aus finanziellen Gründen. Die in Kenia ansässige Firma (Air Rescue Africa) hat seit 20 Jahren ein Netz von Kliniken mit einer dazugehörigen Versicherung in Ostafrika aufgebaut und reagierte jetzt auf die Verluste, die in Tansania aufgrund der Covid-Epidemie entstanden.

East African 07.04.21

Pille danach für Schülerinnen

Aus Kasulu in der Region Kigoma am Tanganyikasee wird über den Gebrauch von Verhütungsmitteln berichtet. Laut dem leitenden Distriktsarzt Robert Rwebangira benutzen viele Frauen die „Pille danach“ (P2 pill), unter ihn auch Schülerinnen im Alter von 15 bis 19 Jahren. Zahlreiche verheiratete Frauen würden nach Verhütungsspritzen verlangen, da sie nicht mit ihren Ehemännern darüber sprechen wollten. Im Jahr 2020 hätten im Distrikt 6000 die Verhütungsspritze erhalten, in 4600 Fällen sei die P2-Pille ausgegeben worden. Der Arzt äußerte Bedenken gegen die Anwendung dieser Verhütungsmethoden ohne ärztlichen Beistand, da dies gesundheitliche Nachteile wie Unfruchtbarkeit nach sich ziehen könne. – Die Zeitung zitierte eine Einwohnerin aus der Gegend, wonach Frauen die heimliche Verhütung wählen, weil ihre Männer einfach nur Kinder zeugen wollen, ohne sich um die Ernährung der Familie zu kümmern.

Mwananchi 09.04.21

Malaria geht zurück

In der Region Kagera wurde ein Rückgang der Malariaansteckungen verzeichnet. Zwischen 2015 und 2018 wurden 2 Millionen imprägnierte Moskitonetze über Schulen und Krankenhäuser verteilt. Dadurch sank die Häufigkeit von Ansteckungen von 41% auf 15% der Bevölkerung. Die Vorsorgeimpfungen gegen verschiedene Krankheiten wurden in der Region fortgeführt; in den einzelnen Distrikten wurden 85% - 90% aller Kinder geimpft.

DN 11.04.21

Wohlstandskrankheiten

Auch in Bahi, 60 km westlich von Dodoma, scheinen die Wohlstandskrankheiten angekommen zu sein. Bei einem Seminar wiesen hier Vertreter des Gesundheitsministeriums auf die Notwendigkeit gesunder Ernährung und körperlicher Bewegung hin, um Erkrankungen wie Bluthochdruck und Diabetes zu vermeiden.

DN 15.04.21

Drohnen am Viktoriasee

Die Medikamentenversorgung für die 400.000 Bewohner der 27 Inseln des Ukerewedistrikts im Viktoriasee ist durch den Einsatz von Flugdrohnen verbessert worden. Die Gesundheitsbehörden arbeiten in dieser Gegend mit dem Paketdienst DHL und der amerikanischen Firma Zipline zusammen. Gesundheitsstationen auf den Inseln geben ihren dringenden Bedarf über Mobiltelephon an das regionale Apothekenlager in Mwanza durch. Von hier bringen die ferngesteuerten Kleinsthubschrauber das Päckchen mit Medikamenten oder auch Blut für Transfusionen umgehend zum Besteller. Im Gegenzug werden Blut- und Gewebeproben ins regionale Labor in der Stadt zur Untersuchung gebracht. Täglich können hunderte Sendungen transportiert werden. Zipline ist eine junge Firma aus Kalifornien, die einen Kurierdienst mit Flugdrohnen betreibt und 2016 in Ruanda mit der Versorgung ländlicher Kliniken beauftragt wurde. Sie ist seitdem auch in Ghana tätig und hat mit dem Aufbau von Zentren in Indien und Nordnigeria begonnen.

Anadolu 19.04.21