Verkehr ‐ 05/2022

Aus Tansania Information
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Internettaxis

Zwischen den Transportvermittlungsdiensten Uber und Bolt sowie der Behörde für Straßenverkehr LATRA ist es zu einem offenen Konflikt gekommen. Mit neuen Vorschriften für die Mitfahrtaxis hat die tansanische Verkehrsbehörde LATRA den sogenannten Ridesharing-Sektor an den Rand des Stillstands gebracht. Die Verordnung legt fest, dass die Grundvergütung für einen Kilometer von TSh 450 auf TSh 900 (€0,37) steigt und Vermittlungsdienste nur noch 15% des Fahrpreises einbehalten dürfen. Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass private Fahrer mit ihren eigenen Fahrzeugen sich bei einem Dienst registrieren und von diesem Aufträge zugeteilt bekommen. Fahrgäste buchen auf ihrem Handy mittels der jeweiligen App eine Fahrt und nach Ankunft wird der Preis aus Entfernung und Zeitaufwand berechnet. Bezahlt wird entweder über das Handy oder bar beim Fahrer. Die Fahrer suchen regelmäßig ein Büro des Vermittlungsdienstes auf und rechnen ab. Bisher verlangte Uber 25% und Bolt 20% der Einnahmen. Fahrer hatten schon lange Unzufriedenheit über diese Abzüge geäußert, insbesondere da, trotz gestiegener Benzinkosten, die Fahrpreise nicht angepasst worden waren. Uber stellte nach Verkündigung der neuen Regeln seinen Betrieb erst mal ein und kündigte Verhandlungen mit der Regierung an. Bolt kündigte an, unter Protest vorübergehend weiterzumachen, forderte aber auch Verhandlungen; man mache nur weiter, um guten Willen zu zeigen, könne dies aber nicht auf Dauer akzeptieren. Die meisten der ca.10.000 in Dar es Salaam am Ridesharing beteiligten Fahrzeuge dürften vorerst weitermachen, da fast alle Fahrer bei beiden Diensten registriert sind. Seit Einführung des aus den USA importierten Geschäftsmodells waren diese Dienste in den großen Städten populär geworden; Fahrgäste können vor der Bestellung auf dem Handy sehen, wie viel die Fahrt voraussichtlich kosten wird, wodurch das Feilschen mit Taxifahrern weithin ausgeschaltet wurde. Neben den internationalen Diensten wie Uber (USA) und Bolt (Estland, mit starker Stellung in Afrika) gibt es auch noch zwei wenig bekannte tansanische Anbieter.

Citizen 08.04.22, Jamiiforums April 2022, Nipashe 29.04.22, Techcrunch 20-04.22

Buspreise steigen

Die Straßenverkehrsbehörde LATRA setzte Ende April neue Preise für Busreisen fest. Die Vereinigung der Daladalabetreiber hatte eine Erhöhung des innerstädtischen Grundpreises von TSh 400 auf TSh 900 gefordert. Begründet wurde dies mit den gestiegenen Treibstoff- und sonstigen Kosten. Dieser Forderung ist die LATRA nicht nachgekommen.

Im innerstädtischen Verkehr klettert der Preis für kürzere Strecken bis 10 km von TSh 400 auf TSh 500, für Entfernungen bis 30 km von TSh 750 auf TSh 850.

Die Fahrpreise für Langstreckenbusse werden um 11% von TSh 36 auf TSh 41 pro Kilometer erhöht.

Citizen 21. + 30.04.22

Fehlinvestition Chato?

Der internationale Flughafen in Chato droht ein „weißer Elefant“ zu bleiben, also eine Investitionsruine. Der verstorbene Präsident Magufuli hatte in seinem Heimatort Chato in Nordwesttansania einen Flughafen bauen lassen, der mit einer Start- und Landebahn von 3.000 m für große Düsenflugzeuge ausgelegt ist. Im Bericht des Rechnungshofes wurde das Projekt nun kritisiert. Es sei ohne Bedarfsprüfung und ohne den gesetzlich vorgesehenen Parlamentsbeschluss errichtet worden. Die bisherigen Kosten für den Flugplatz in Höhe von Tsh17.79 Mrd. ($ 7.7 Mil.) seien das Dreifache des ursprünglich geplanten Betrages. Die Finanzierung sei teilweise durch Mittel aus anderen Projekten erfolgt, die aber bisher nicht zurücküberwiesen wurden. Diese Gelder würden jetzt für die Fertigstellung von Straßen bei Arusha und Tarime sowie den Ausbau des nationalen Datenkabelnetzwerks fehlen. Der Prüfungsbericht sieht ein hohes Risiko, dass hier Steuergelder verschwendet wurden. Die staatliche Air Tanzania beteuert seit Magufulis Zeiten, dass der Betrieb der Linie nach Chato gewinnbringend sei, legt dafür aber keine Zahlen vor und steuert den Platz mittlerweile nur noch zweimal pro Woche an. Die Entfernung zum nächsten großen Flughafen in Mwanza beträgt nur 200 km.

Präsidentin Samia hat es bisher stets vermieden, sich öffentlich von Vorhaben ihres Vorgängers zu distanzieren, wozu auch dessen Ankündigung zählt, Chato zu einer eigenen Region zu machen. Erst im März 2022 kündigte sie an, alle von Magufuli begonnenen Projekte zu Ende führen zu wollen, wobei es ihr offenkundig auch um die Beruhigung der nach wie vor vorhandenen Magufulianhänger in der CCM geht. In sozialen Netzen ist sowohl der Flugplatz als auch die angekündigte Aufwertung Chatos zu einer Regionalhauptstadt mit anderen persönlichen Präsidentenprojekten wie dem einstigen Ausbau von Gbadolite im Kongo verglichen worden, wo Präsident Mobutu einen Palast sowie einen Flugplatz für das Überschallflugzeug Concorde erstellen ließ.

Im Bericht des Rechnungshofs wird auch auf die anhaltenden Verluste von Air Tansania hingewiesen, für die Magufuli Flugzeuge im Wert von rund $ 700 Mil. bestellte.

Laut Rechnungshof wurde auch der Staudamm am Rufiji bisher nur zur Hälfte anstatt der geplanten 94% fertiggestellt, was mit der Coronaepidemie sowie häufigem Hochwasser des Flusses begründet wurde.

East African 30.04.22, Jamiiforums 14.04.22

Bajajiproteste in Dar es Salaam

In Dar es Salaam demonstrierten behinderte Bajajifahrer gegen eine Anordnung von Verkehrsminister Bashungwa, der Beschränkungen in der Innenstadt von Dar es Salaam für Bajaji und Bodaboda aufgehoben hatte. Bajaji sind die verbreiteten Motordreiräder mit einer Kabine für den Personenverkehr. Bodaboda sind Motorräder, die für Personen- und Kleingütertransport eingesetzt werden. In Dar es Salaam galt die Regel, dass im Bereich der Innenstadt nur Behinderte eine Zulassung für den Betrieb von Bajajis erhalten; Bajaji aus anderen Stadtteilen und Bodaboda ohne Sondererlaubnis waren hier nicht zugelassen.

Im April hatte der CCM-Abgeordnete des Dar es Salaamer Wahlkreises Ukonga im Parlament gefordert, Beschränkungen für Bodaboda aufzuheben, da dies ein wichtiger Sektor sei, in dem junge Leuten ein Einkommen finden. Verkehrsminister Bashungwa hatte daraufhin erklärt, dass er die Beschränkungen für die Motorräder und Bajaji in der Innenstadt aufhebt.

Hiergegen protestierten am 21. April hunderte von behinderten Bajajifahrern vor dem Amtssitz des Regionalkommissars, da die Anordnung gegen eine ausgehandelte Vereinbarung verstoße, die zwischen den behinderten Fahrern und Vertretern der Bodaboda unter Beteiligung der stattlichen Stellen erreicht worden war. Regionalkommissar Makalla erreichte daraufhin telefonisch beim Minister die Rücknahme der Anordnung.

Citizen 21.04.22, Mwananchi 21.04.22