Thema: Wasserversorgung: Ressourcen, Versorgungsgrad, Konflikte – 10/2019

Aus Tansania Information
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Ressourcen

Unter den afrikanischen Ländern gilt Tansania als gut mit Wasserquellen ausgestattet. Da sich jedoch in den vergangenen 25 Jahren die Bevölkerung verdoppelt und die Wirtschaftsleistung verdreifacht hat, sank die erneuerbare Frischwassermenge pro Kopf von 3000 auf 1.600 m³. International gilt eine Menge unter 1.700 m³ als bedenklich. Für 2025 wird mit einem Wert von 1.400 m³/Person gerechnet. Ein deutliches Anzeichen für „Wasserstress“ ist der Große Ruaha. Früher ein ganzjähriger Strom, versiegt er heute für 2 bis 4 Monate im Jahr. Dies gefährdet sowohl die Tiere im Ruaha-Nationalpark als auch die Elektrizitätserzeugung des im Bau befindlichen Rufiji-Großkraftwerks. Eine Hydrologin warnte davor, dass die Flusssysteme Wami und Ruvu bald saisonal austrocknen könnten, wenn die landwirtschaftlichen Aktivitäten wie bisher fortgesetzt würden.

Die wichtigsten Ursachen für den Wassermangel sind:

  • Veränderte Niederschlagsmuster infolge des Klimawandels. Die Regenperioden werden kürzer und weniger berechenbar, andererseits gibt es vermehrt Starkregen und Überflutungen, deren Wasser schnell abfließt und daher die Grundwasser-Reserven nicht auffüllen kann.
  • Die schnell wachsende Bevölkerung rodete oder reduzierte Waldbestände in Quellgebieten.
  • Den meisten Flüssen wird zu viel Wasser für landwirtschaftliche Bewässerungsanlagen entnommen, die z. T. unrationell arbeiten und dazu noch ausgeweitet werden sollen. Derzeit verbraucht die Landwirtschaft 89% des verfügbaren Wassers.
  • Einträge von Düngemitteln, Pestiziden, Waschmitteln und Haushaltschemikalien vermindern vielerorts die Wasserqualität.
  • Ungeregelter Abbau von Sand gefährdet die Stabilität der Flussufer.

Während der letzten 15 Jahre erlebte Tansania sieben größere Trockenperioden, die im Durchschnitt jährliche Ernteverluste von $ 200 Mill. verursacht haben. Die Weltbank meint, Wassermangel könnte die wirtschaftliche Entwicklung beeinträchtigen und rät, den Umgang mit Wasser sorgfältiger zu planen und verlässliche Daten zu Ressourcen und Verbrauch zu erheben. Dafür wurde das „Integrated Water Resources Management“ gegründet.

Die international tätige Organisation WaterAid warnt davor, aus Untergrund und Flüssen mehr Wasser zu entnehmen als sich auf natürliche Weise regeneriert. Das 60-m-Abstandsgebot von Quellen und Wasserläufen für alle Siedlungen und landwirtschaftlichen Aktivitäten werde weitgehend missachtet. Der Bevölkerungsdruck in empfindlichen Wasserschutzgebieten nehme zu.

88% des Verbrauchs kommen aus Oberflächenwasser (Flüsse 50%, Seen 16%, Stauseen 10%), 12% aus Grundwasser. Die Planungsbehörde will verstärkt Grundwasser für die landwirtschaftliche Nutzung einsetzen. Politiker der Opposition forderten dagegen, mehr Regenwasser durch Dämme und Zisternen zu speichern.

Die UN unterstützen mit $ 27 Mill. Anstrengungen, die Einzugsgebiete der Flüsse Ruvu und Zigi vor weiterer Zerstörung zu schützen. Schnell wachsende Siedlungen, nicht nachhaltige Landwirtschaft, überhöhte Viehbestände und Abholzung führten zum Rückgang der Wassermengen in den beiden Flüssen, von denen etwa acht Mill. Menschen in den Regionen Dar es Salaam, Küste, Morogoro und Tanga abhängen.

Das Wasserministerium wies 298 Wasserschutzgebiete aus; 103 Quellgebiete werden zurzeit markiert; 18 Schutzzonen sind offiziell als solche verkündet worden.

Citizen 28.07.; 11.11.17; 22.03.19; DN 16.03.17; Guardian 21.02.; 30.05.16; 17.12.17; 26.03.; 02.04.; 14.06.19

Versorgung

Eine Twaweza-Umfrage von 2016 (später wurden private Umfragen verboten) ergab, dass 36% der Bevölkerung Zugang zu Leitungswasser haben, 35% verwenden Brunnen, 18% Bäche und Flüsse, 11% öffentliche Zapfstellen. In städtischen Siedlungen verwendeten 69% Leitungswasser, auf dem Land nur 41%. Dort klagten die Meisten über verunreinigtes Wasser, während in den Städten die unregelmäßige Bereitstellung als Hauptproblem genannt wurde. Die unterschiedlichen Versorgungszahlen ergeben sich daraus, dass manche Umfragen untersuchen, ob jemand im Bereich eines Leitungsnetzes wohnt, andere aber, ob und wie oft aus der Leitung auch tatsächlich Wasser fließt. Die Kontrollbehörde EWURA teilte mit, 44% der im Bereich von Leitungsnetzen Wohnenden hätten Zugang zu einer Wasserleitung.

Auf Sansibar und Pemba erhalten 80% der Bewohner Leitungswasser, die restlichen 20% sollen bis 2020 an eine Wasserleitung angeschlossen werden. Präsident Dr. Shein erwartet allerdings Versorgungsengpässe, da die Bevölkerung stark zunehme, das Wasserangebot aber wegen Rodungen und Bebauung abnehme.

Laut Wasserministerium werden in Festland-Tansania 64% der Bevölkerung mit Leitungswasser versorgt, in Städten seien es 75, 78 oder 80%, auf dem Land 53, 60 oder 71%. Wasserminister M. Mbarawa kritisierte allerdings die Erfolgsberichte der Regulierungsbehörde für Wasserversorger EWURA. Deren statistische Fortschrittsmeldungen nützten niemand, wenn sich die Versorgung der einfachen Bürger nicht tatsächlich verbessere. EWURA hatte für 2018 eine 24%-Steigerung der Wasserversorgungskapazität gemeldet. WaterAid ermittelte, dass 35% aller ländlichen Zapfpunkte außer Betrieb sind. 131.370 Zapfstelle sollten 32,8 Mill. Menschen versorgen. Aber nur 86.700 davon arbeiteten planmäßig und versorgten nur 25,4 Mill. Personen mit Wasser.

Nach einem WHO-Bericht von 2018 verwenden 37% der Tansanier/innen unsicheres Wasser mit Risiken für Cholera, Typhus und andere Durchfall-Erkrankungen. Diese belasten das Gesundheitswesen mit $ 500 Mill. pro Jahr, das seien 70% aller Aufwendungen in diesem Sektor.

Ein Beispiel ist der Vorort Buza in Dar es Salaam. Die Siedlung wuchs in kurzer Zeit auf mehr als 60.000 Einwohner an. Als vor 25 Jahren ein zentraler Vorratstank ausfiel, brach die öffentliche Wasserversorgung zusammen. Private Unternehmer bohrten flache Brunnen und beliefern je 15 bis 40 Haushalte mit Wasser. Dieses ist jedoch häufig hoch mit Keimen belastet, da Latrinen in unzulässiger Nähe der Brunnen gegraben werden. Der Grundwasserspiegel sinkt laufend weiter ab.

In den Außenbezirken Tangas fallen immer wieder Frauen und Mädchen beim Wasserschöpfen im Zigi-Fluss Krokodilen zum Opfer. Die Einwohner verlangten eine Wasserleitung, da sie nur damit das Abstandsgebot (60 m) zum Fluss einhalten könnten. Citizen 22.03.18; Guardian 27.11.15; 01.,

13.02.; 08.,25.12.18; 22.03.; 02.07.19; DN 23.06.16; 03.10.17; Thomson-Reuter 27.11.15; Twaweza.org 20.03.17

Konflikte

Mehrere Dörfer im Arumeru-Distrikt baten den Wasserminister, im Streit mit den Distriktsbehörden zu vermitteln. Letztere wollen Wasser aus dem Engarenarok-Fluss nur noch gegen Bezahlung abgeben. Die Dorfbewohner seien aber auf den von ihnen angelegten Bewässerungskanal angewiesen.

Die bewässerte Anbaufläche Tansanias sollte von 460.000 ha in 2016 auf 1 Mill. ha in 2020 zunehmen. Bewässerte Flächen ermöglichen vielerorts zwei oder drei Ernten im Jahr, benötigen aber stetige Wasserversorgung und sind von Versalzung bedroht. Sowohl begrenzte Finanzmittel als auch abnehmende Wassermengen verzögerten diese Pläne. Im Einzugsgebiet des Ruaha z.B. konkurrieren Bewässerungsprojekte und Wasserkraftwerke um ein abnehmendes Wasseraufkommen [vgl. TI April 19, S. 6]. Das am Unterlauf des Rufiji entstehende Großkraftwerk wird durch hohen Wasserbedarf und eine riesige Verdunstungsfläche die Problematik verschärfen.

CCM-Abgeordnete forderten ultimativ, die Wasserabgabe von TZS 50 (€-Cent 2) pro Liter Treibstoff zu verdoppeln und Brunnenbohrmaschinen steuerfrei zu stellen. Der Nationale Wasserfonds müsse unbedingt aufgestockt werden. Der Liter Treibstoff ist bereits mit jeweils TZS 100 für die Elektrifizierung belastet. Der Wasserminister bedauerte, dass im Finanzjahr 2018/19 nur 51% der für Wasserprojekte budgetierten TZS 673 Mrd. tatsächlich angewiesen wurden. Dies verzögere wichtige Vorhaben.

Citizen 03.,04.05.19; DN 11.09.16; Guardian 18.07.16; 03.05.19