Thema: Umweltprobleme und Umweltschutz I: Umweltbewusstsein - 03/2019

Aus Tansania Information
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Warnungen, Appelle

Eine interreligiöse Konferenz in Dar-es-Salaam bekräftigte, dass alle Religionen ihre Gläubigen für die Bewahrung der Schöpfung verantwortlich machen. Vordringlich sei es, die Kinder dazu anzuhalten und den bestehenden Gesetzen Geltung zu verschaffen. Kirchen und Religionen rufen häufig zu Umwelt-Verantwortung auf, bleiben dabei aber eher allgemein. Zur Frage einer verantwortlichen Geburtenplanung äußern sie sich verhalten bis ablehnend.

Der Direktor des Stockholm Umweltinstituts Nairobi wies in Dar-es-Salaam darauf hin, dass rapides Bevölkerungswachstum und umweltschädliche Industrialisierung späteren Generationen hohe ökologische und soziale Kosten aufbürden und erreichte Entwicklungsfortschritte wieder in Frage stellen. Das Prinzip „Erst wachsen, dann aufräumen“ sei wesentlich teurer als Umweltverträglichkeit von vornherein einzuplanen und zu finanzieren.

Umweltminister J. Makamba erinnerte an den stetig wachsenden Holzkohle-Verbrauch: allein Dar-es-Salaam konsumiere jeden Monat 10- bis 15.000 t Holzkohle, mit steigender Tendenz. Allerdings vermutet der Naturminister, dass davon 2/3 über Sansibar nach Nahost und Asien exportiert werden. Dies ist seit 2017 verboten.

Weitere schädigende Faktoren seien:

  • Unprofessionelle Landwirtschaft (Erosion)
  • Verschwenderische Bewässerungsmethoden
  • Weiträumige Rodungen
  • Einschlag-Erlaubnisse ohne Kenntnis des Bestandes und der Regenerationsrate
  • Überweidung, Buschfeuer für Jagd
  • Rücksichtsloser Bergbau

Präsident Magufuli sagte, wenn die Tansanier ihre Umwelt im bisherigen Tempo zerstörten, müssten sie bald anderswo eine neue Heimat suchen. Die Wasserkraft-Projekte der Regierung seien in Gefahr, weil durch großflächige Abholzung immer weniger Flüsse genügend Wasser führten.

Vizepräsidentin S. Hassan zeigte sich besorgt über großflächigen und meist ungenehmigten Abbau von Sand auf Sansibar. Dieser könne, zusammen mit dem unkontrollierten Holzverbrauch, die Existenz der Insel gefährden. Ansteigender Meeresspiegel und beschleunigte Erosion hätten die Küstenlinie in 15 Jahren an einzelnen Stellen um 300 m landeinwärts verschoben. Palmen und Mangroven lieferten 90% des Brennmaterials zum Kochen auf Sansibar. Felder und Siedlungen zehrten die verbliebenen Wälder auf. Kürzlich hätten Siedler 100 ha Mangrovenwald verbrannt, um Felder anzulegen.

In Gesamt-Tansania zeigten 61% der Vegetationsflächen Anzeichen beginnender Desertifikation, besonders deutlich in nördlichen Regionen wie Arusha, Dodoma, Manyara, Mara, Mwanza, Singida und Simiyu.

DN 15.,18.06.; 25.07.16; 04.03.; 24.07.17; 07.04.; 03.06.18; Guardian 27.01.15; 03.06.18; 13.02.19; Raia mwema 24.08.17

Umweltbehörde NEMC, Waldverwaltung

Der National Environment Management Council (www.nemc.or.tz) prüft, ob Industrie-, Bau- und Farmprojekte die gesetzlichen Umweltauflagen einhalten. Der NEMC-Vorstand wurde aufgelöst und neu besetzt, nachdem mehrere Bestechungsaffären, Mauscheleien mit Konsultationsfirmen und gefälschte Zertifikate seinen Ruf erschüttert hatten. In zwei Fällen wurde sogar die Unterschrift des Umweltministers gefälscht. Umweltminister J. Makamba hatte den Vorstand bereits Mitte 2017 entlassen, musste ihn aber damals „auf höhere Weisung“ wieder einsetzen.

Der neue NEMC-Vorstand beeilte sich zu bestätigen, dass der riesige Rufiji-Stausee im Selous-Wildschutzgebiet keine negativen Auswirkungen haben werde. - Um Investoren zu ermutigen, wurden die Gebühren für Verträglichkeitsprüfungen deutlich reduziert. Investoren erhalten nun innerhalb von drei Tagen ein vorläufiges Umwelt-Zertifikat. Der stellvertretende Umweltminister erklärte, Umweltprüfungen sollten Investitionen nicht behindern, sondern im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben erleichtern. Alle Gesetze müssten strikt eingehalten werden.

Auf lokaler Ebene muss jede Gebietskörperschaft einen Umwelt-Ausschuss und einen Umweltbeauftragten einsetzen. Baumbestand und Wälder sollen durch Mitbestimmung bis auf Dorfebene geschützt werden („Participatory Forest Management“ - PFM). Dies betrifft insgesamt 14 Mill. ha Baumbestand. Teilweise ist dieser Eigentum der Kommunen, die dann 100% der Verkaufserlöse erhalten, teilweise bleibt er im Besitz des Staates, wobei diesem 60% und der Kommune 40% der Erlöse zustehen. Waldeigentümer können Subventionen aus dem Programm zur Emissionsreduzierung von Waldzerstörung (REDD+) erhalten.

Citizen 07.08.17; 08.07.18; DN 11.10; 01.,22.11.18; 11.,31.01.19; Guardian 15.10.18; www.theredddesk.org/countries/tanzania

Auszeichnungen

Der parlamentarische Umwelt-Ausschuss lobte bei einem Besuch der Sao-Hill-Forstplantagen die gute Arbeit des Forst-Dienstes Tanzania Forest Service TFS. Die Agentur soll in den Rang einer Behörde (Authority) erhoben werden und dann für alle, auch die gemeindlichen Forsten zuständig sein.

Der Tansania-Direktor der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt G. Bigurube erhielt durch den Bundestagspräsidenten den Preis der Deutschen Afrika-Gesellschaft 2018 für sein Umweltschutz-Engagement. Er wies auf die zunehmenden Konflikte zwischen Wildtieren und der stetig wachsenden Bevölkerung und deren Nutztieren hin.

Das Schnellbus-System „Dar-es-Salaam Rapid Transport erhielt zwei amerikanische Preise für nachhaltigen Nahverkehr. Das System befindet sich in der ersten von sechs Ausbau-Phasen.

Das UN-Umweltprogramm (UNEP) platzierte Tansania an dritter Stelle in Afrika bei Gesetzgebung und Regulierung gefährlicher Chemikalien. Die ersten Plätze nahmen Südafrika und Nigeria ein.

Das Netzwerk zum Schutz von Gemeindeforsten (MJUMITA) wurde mit dem Equator-Award des UN-Entwicklungsprogramms ausgezeichnet. Es klärt Dorfgemeinschaften über Umweltfragen auf und kämpft für ihre Rechte an Land und Ressourcen.

Der Umweltschützer E. Loure erhielt den Goldman-Umwelt-Preis für seine Verdienste um traditionellen Lebensstil und Schutz der biologischen Vielfalt in Nordtansania. Der Mitbegründer und langjährige Leiter des „Ujamaa Comunity Resource Team“ erreichte, dass Gemeinschaften von Maasai und Hadzabe kollektive Landbesitz-Urkunden erhielten und so teilweise ihr Land gegen Jagdfirmen und Ackerbauern verteidigen konnten. Sie erhielten auch Fördermittel aus CO2-Ausgleichsprogrammen [vgl. REDD+].

Der Unternehmer R. Mengi erhielt den Umweltpreis der Kilimanjaro-Region für seine langjährige Förderung von Baumpflanzungen, auch über die Region hinaus. Er ließ seit 1998 27 Mill. Bäume pflanzen und hofft, die Zahl von 100 Mill. Pflanzungen zu erreichen. Auch das Kaffeeforschungsinstitut TACRI wurde ausgezeichnet.

Die Recycling-Firma Zaidi Gen. Enterprises erhielt einen Förderpreis der BMCE-Bank. Sie verwertet Papier- und Karton-Abfälle in neun Städten. Bisher werden in Tansania erst 10% davon wiederverwertet.

Citizen 04.10.15; 07.12.17; 10.01.18; DN 19.04.16; 09.05.17; DW 27.11.18; Guardian 2812.17; 28.11.18; 24.01.; 16.02.19; www.deutsche-afrika-stiftung.de; www.mjumita.org; www.tfs.go.tz; www.zaidi.co.tz; www.ujamaa-crt.org

Umwelterziehung

Schulanfänger müssen neben ihren Schulbüchern je einen Baum-Schössling zum Schulbeginn mitbringen, Sekundarschul-Anfänger sogar drei Pflänzchen. Während der sieben bzw. vier Schuljahre sollen sie dann ihre Bäumchen betreuen und pflegen, was schließlich auch im Schlusszeugnis bewertet wird.

Sechs Grundschulen im Muheza-Distrikt, Tanga-Region arbeiten mit EU-Unterstützung als „Eco-Schools“. In Dörfern nahe den artenreichen Wäldern der „Eastern Arc Mountains (Ost-Usambara) lernen Lehrkräfte und Schüler/innen theoretischen und praktischen Umweltschutz. Jede Schule hat eine Baumschule, deren Schösslinge auf dem Schulgelände und bei den einzelnen Wohnstätten gepflanzt werden. Weltweit gibt es 51.000 Öko-Schulen in 67 Ländern mit insgesamt 19 Mill. Schülern.

Ein aus leeren Plastikflaschen erbauter Pavillon am Coco-Strand in Dar-es-Salaam dient als Ausstellungs- und Lehrzentrum für Schüler und Erwachsene. Die weltweite „Let‘s do it“-Bewegung und die „Nipe-Fagio“-Kampagne („Her mit dem Besen“) wollen die städtische Bevölkerung gegen die allgegenwärtige Flut von Plastikabfällen sensibilisieren.

Citizen 20.10.16; 25.11.18.; East African 20.10.16; Guardian 02.09.18; www.ecoschools.global; www.fee.global;

NROs, Projekte