Thema: Umweltprobleme und Umweltschutz I: Bedrohte Wälder - 03/2019

Aus Tansania Information
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Entwaldung

Tansania umfasst eine Gesamtfläche von 94,5 Mill. ha; 5,5 Mill. ha sind Wasserflächen, 89 Mill. ha festes Land. Davon sind noch etwa 39 Mill. ha Wald oder Buschland [Andere Quellen: 48 Mill. ha], jedoch nur 7% davon sind geschlossene Wälder. 18 Mill. ha sind offiziell geschützt (Forest Reserve) Das Umweltministerium gibt an, jährlich würden 500- bis 600.000 ha Wald vernichtet. Dies ist mit über 1% die höchste Rate in Ostafrika: Äthiopien verliert 150.000 ha, Burundi 6000, Kenia 12.000, Uganda 88.000 ha Wald pro Jahr. Einzig Ruanda baut jährlich 6.000 ha Baumbestand auf und hat 2017 sein Ziel erreicht, 1/3 seiner Fläche mit Wald zu bedecken

Weltweit beträgt der Verlust an Waldfläche 0,5% pro Jahr. Ein Sprecher des Naturministeriums bezifferte den jährlichen Holzverbrauch Tansanias auf 62 Mill. m³, nur 42 Mill. m³ könnten aber nachwachsen [andere Quelle: 18 Mill. m³]. Ein UNDP-Bericht von 2010 hält fest, dass Tansanias Waldfläche pro Kopf seit 1961 von 6,3 auf 0,7 ha zurückging. In den Regionen Kilimanjaro und Mwanza beträgt sie nur noch 0,01 ha.

Die Wissenschaftskommission (COSTEC) und WWF Tanzania stellten fest, dass die Wälder in den Regionen Küste und Lindi in den letzten 30 Jahren besonders stark gelitten haben. Von Dar-es-Salaam aus schreitet die Zerstörung um 10 km pro Jahr fort. In zehn Jahren nahm die Bestandsdichte der Küstenwälder um 50%, das in Bäumen gebundene CO2 um 40% ab. Bauholz aus Mangrovenwäldern wird nach Erkenntnissen der Sansibar-Regierung über Sansibar in den Nahen Osten exportiert. In manchen Wochen erreichten die nächtlichen Transporte auf Dhaus 800 t illegal gefälltes und unversteuertes Holz.

Bayreuther und Frankfurter Forscher stellten fest, dass Tansanias große Berge zu Inseln der Biodiversität geworden sind. Die Vegetationsbrücken etwa zwischen Kilimanjaro und Mount Meru sind praktisch zusammengebrochen.

Citizen 13.02.19; DN 15.02.15; 25.07.16; 20.03.18; Guardian 13.03.; 23.04.16; 05.07.17; 08.1.18; Mwananchi 13.02.19

13 Bäume: Brennholz, Holzkohle

90% aller gefällten Bäume werden zu Brennholz (80%) oder Holzkohle (20%) verarbeitet. Jährlich werden 2,3 Mill. t Holzkohle verbraucht, Tendenz steigend. Jede/r Tansanier/in verbraucht jedes Jahr 13 Bäume nur für Holzkohle.

Zentren der Holzkohleproduktion sind die Distrikte Rufiji, Kilwa, Lindi und Tunduru. Bessere Straßen erschließen immer neue Waldgebiete. Die meisten Kommunen und Distrikte führen keine Statistik über Abholzungen und haben keinen Plan zur Forstverwaltung. Rings um die großen Flüchtlingslager Tansanias ist kaum noch Brennholz zu finden. Frauen und Mädchen müssen bis zu 10 km laufen, um Holz zu beschaffen, was sie beträchtlichen Gefahren aussetzt.

Citizen 25.08.17; 26.02.18; 13.02.19; Guardian 13.02.19

Forstverbrauch

Trotz des bedrohlichen Holzverbrauchs durch Holzkohle und Brennholz hält die Waldschutz-Gruppe (TFCG, s.o.) den Verlust durch Rodungen zugunsten von Acker- und Weideflächen für noch gefährlicher. Sie seien für 80% des vernichteten Baumbestands verantwortlich. Besonders verheerend wirkten sich landwirtschaftliche Aktivitäten an Fluss- und Seeufern und auf Steilhängen aus. In den meisten Fällen terrassiere man die Hänge nicht, so dass die Böden nach kurzer Zeit unfruchtbar würden.

Seit 1964 ist der Baumbestand Tansanias um 50% zurückgegangen, seit 2000 gingen mehr als 6 Mill. ha Wald verloren. Das Naturministerium zählte 366 Dörfer, teils mit voller Organisationsstruktur, die in Forstreservaten gebaut sind. Im von Mangroven bewachsenen Rufiji-Delta ließen reiche Städter große Flächen für Reisanbau roden.

Der TFS wies darauf hin, dass auch in Städten nicht das letzte Grundstück bebaut werden dürfe. Es sei höchste Zeit, Grünflächen in die Stadtplanung einzubeziehen.

Riesige Viehherden in Waldreservaten sind zur Gewohnheit geworden. Der Verwalter eines Forstes in Sumbawanga, Rukwa-Region wurde suspendiert, weil er daran scheiterte 12.000 Rinder aus dem Wald zu entfernen. Er wurde auch beschuldigt, mit Holzdieben zusammenzuarbeiten. Das Kalambo-Wasserfall-Reservat wurde durch illegalen Einschlag verwüstet.

Goldgräber zerstörten Teile des Chome-Regenwaldes in den Pare-Bergen und vergifteten Wasserläufe mit Quecksilber. Die Chefin des Same-Distrikts sagte, der Wald stehe am Rand der Vernichtung. In einem Waldreservat im Chunya-Distrikt wurde eine Planierraupe beschlagnahmt, die für Schürf-arbeiten eingesetzt worden war. Auch in den Distrikten Bugombe und Mbogwe, Geita-Region fällten Goldgräber 30 ha Bäume für Stützstreben.

Der Abgeordnete von Chemba, Dodoma-Region beklagte, dass die Löwen, Elefanten und Giraffen im Mtungutu-Schutzgebiet verschwunden seinen, nachdem sich Jäger und Siedler in dem Wald ausbreiteten.

Die Hadzabe-Gemeinschaft im Mkalama-Distrikt, Singida-Region beklagte, dass Siedler, die in ihren Wald eindringen, ihre Nahrungsgrundlage (Früchte, Honig, Wurzeln und Wildtiere) immer mehr schmälern. Barabaig-Gruppen im Babati-Distrikt beschwerten sich andererseits über das Verbot, Bäume zu fällen, weil Leoparden, Löwen und Hyänen ihre Tiere fressen, wenn sie sie nicht mit Gestrüpp einzäunen können.

Weitere einschneidende Waldschäden (mehr als 25% zerstört) wurden gemeldet aus Schutzgebieten am Rungwe-Berg, den Uluguru-Bergen, in der Geita-Region und im Kilombero-Tal (Morogoro-Region), wo sich Tausende in geschützten Zonen niederließen und sogar die Wasserführung des Rufiji-Flusses beeinträchtigen.

Citizen 25.08.17; 05.,27.07.18; 13.02.19; DN 21.03.16; 26.03.18; Guardian 13.,14.03.; 23.04.16; 04.04.; 11.09.17; 07.01.; 04.06.; 05.07.; 08.12.18; Mwananchi 13.02.19

Folgen der Entwaldung

Oft werden zunächst die ältesten und größten Bäume entnommen, die am wichtigsten für die Regeneration und Wasser-Regulierung sind. Dadurch fließt Regenwasser schneller ab, Überschwemmungen, Bodenerosion und Dürreperioden sind die Folgen. Viele Bäche und kleinere Flüsse sind versiegt. Landwirtschaft, Industrie und Elektrizitätswerke sind auf stetigen Nachschub von Wasser angewiesen, der aber von intakten Wäldern abhängt. Durch Brennholz, Buschfeuer und Rodungen setzt Tansania jährlich etwa 130 Mill. t CO2 frei.

Die Primatenforscherin J. Goodall wies darauf hin, dass Schimpansen und andere Affen zunehmend menschliche Ernten schädigten, weil ihr natürliches Habitat immer weiter eingeschränkt wird. Es sei dringend erforderlich, einheimische Bäume zu schonen und erneut anzupflanzen. Wichtige Baumarten wie Mninga, Mpingo, Mpodo und Msandali stünden am Rand der Ausrottung.

DN 07.10.17; 23.02.19; www.rootsandshoots.org www.thereddesk.org/countries/tanzania

Technische Lösungen

Effiziente Öfen bzw. Herde reduzieren den Holzverbrauch um die Hälfte. Einfache Modelle können für etwa € 10 gebaut werden. Dadurch sparen Frauen wöchentlich etwa 10 Arbeitsstunden und haben kaum noch Rauch in der Küche. Auch die häufigen Verbrennungen von Kindern gehen damit deutlich zurück. Einschlägige Schulungen gab es bisher aber nur durch NROs. Im Muheza-Distrikt, Tanga-Region übernehmen Viele nach anfänglichem Widerstand die aus Lehm und Steinen gebauten Öfen mit je zwei Kochfeldern. Dies schont die strapazierten Wälder Ost-Usambaras. Ein ähnliches Projekt im Same-Distrikt, Kilimanjaro-Region, finanziert von Norwegen, entlastet das Vumari-Waldreservat. Große Einsparungen bringen auch effiziente Kohle-Meiler.

Die St. James Sekundarschule in Moshi nutzt aus Fäkalien erzeugtes Biogas für Kochzwecke und spart damit monatlich 4 t Holz ein. Die Vizepräsidentin ordnete Anfang 2017 an, dass alle staatlichen Schulen, Universitäten und Gefängnisse bis Ende 2019 ihre Fäkaliengruben zu Biogas-Reaktoren umrüsten müssen, um daraus ihre Koch-Energie zu gewinnen.

Citizen 02.12.18; DN 15.02.; 24.08.15; 27.01.18; Guardian 23.10.18

Energiequellen

Tansania ist weltweit der siebtgrößte Produzent von Holzkohle. Umweltminister J. Makamba betonte, sie sei nur deshalb preiswert, weil der Preis die langfristigen Umweltschäden nicht reflektiere. Viele schlagen vor, den Handel mit Holzkohle zu formalisieren und zu besteuern. Dies erscheint schwierig, da Hunderttausende von Arbeitsplätze am Geschäft mit der Holzkohle hängen und deutlich erhöhte Verbraucherpreise angesichts nahender Wahlen unattraktiv sind. Die Holzkohle-Branche erwirtschaftet jährlich etwa € 750 Mill. bei einem BIP von etwa € 50 Mrd. [zum Vergleich: Kaffee: $ 60 Mill., Tee: $ 45 Mill.].

Die Waldschutzgruppe TFCG betreibt in den Distrikten Kilosa und Mvomero, Morogoro-Region Pilotprojekte für Holzkohle aus nachwachsenden Plantagen mit einem Ernterhythmus von 24 Jahren. Studierende der Uni Dar-es-Salaam entwickelten eine einfache Methode, Holzkohlebriketts aus Bambus herzustellen. Bambus ist im Unterschied zu Bäumen in drei bis fünf Jahren erntereif und wächst von selbst nach. Die Erfinder wurden mit dem Tony Elumelu-Förderpreis ausgezeichnet.

Viel Holzkohle könnte auch aus Abfallholz von Schreinereien und Zimmereien gewonnen werden. Bei der Möbelherstellung werden nur 35% des ursprünglichen Baumes verwendet, der Rest ist Abfall. Ein junger Unternehmer, der Pressen für Holzkohle-Briketts aus Restholz anbietet, forderte das Umweltministerium auf, die Bevölkerung intensiver über solche ressourcenschonenden Optionen aufzuklären. Viele wollten durchaus etwas für die Umwelt tun, wüssten aber nichts davon (Facebook/charcoalbriquett). Der junge Mann hat den WWF-Umweltpreis für Jugendliche 2018 erhalten. Die Shell Tanzania fördert derartige Projekte mit TZS 600 Mill. Finnland fördert eine Pilotanlage in Arusha, die Briketts aus Sägemehl, Papier- und Ernteabfällen herstellt.

Eine junge Firma für nachhaltige Holzkohle aus Sägemehl in DSM produziert monatlich 200 t, kann ihr Produkt bisher aber nur bei Flüchtlingslagern und staatlichen Einrichtungen absetzen. Eine steuerliche Förderung könnte alternative Angebote nach vorne bringen. Aus den leicht zugänglichen Kohlevorkommen in Liganga können energiereiche Briketts hergestellt werden.

8% der Koch-Energie kommen aus Kerosin / Petroleum und Flüssiggas. Diese Energieträger werden als zu teuer empfunden. Ein Sprecher der Flüssiggas-Firma Oryx Tanzania legte jedoch dar, eine Familie gebe bis zu TZS 90.000 monatlich für Holzkohle aus, für Flüssiggas müsste sie nur TZS 20.000 aufwenden. Teurer sei lediglich anfänglich ein entsprechender Herd und das Pfand für einen Gaszylinder. Der Gaspreis werde zudem stark sinken, wenn tansanisches Erdgas im Land verflüssigt werde. Immerhin sei der Gasverbrauch seit 2006 von 5.000 auf 80.000 t jährlich gestiegen. Flüssiggas ist von Mehrwertsteuer und Zoll befreit. Kenia plant, Millionen von Flüssiggaszylindern zu einem stark subventionierten Preis auszugeben, musste das Projekt aber aufschieben, weil die von einer lokalen Firma hergestellten Zylinder defekte Ventile aufwiesen. Der Acumen-Fonds gab Startkapital für 50.000 Gaszylinder und -Herde der Firma Kopa-Gas.

Die staatliche Ölgesellschaft TPDC plant, zunächst küstennahe Zentren wie DSM, Mtwara und Lindi, später auch Tanga, Arusha, Dodoma, Mbeya und Mwanza mit Gas über Rohrleitungen zu erschließen. Zunächst werden mit Hilfe der japanischen Entwicklungsagentur JICA Planstudien und Karten erstellt. Die Leitungen sollen in Partnerschaft mit privaten Firmen verlegt werden.

Der Umweltminister erinnerte daran, dass staatliche Einrichtungen wie Kliniken, Schulen, Universitäten, Gefängnisse und das Militär sehr viel Holzkohle konsumieren. Solche Einrichtungen sollten sich schnell auf Flüssiggas umstellen. Das Ministerium verhandele mit Anbietern, um die Grundausstattung dafür kostenlos zur Verfügung zu stellen. Den Anfang solle die Uni DSM machen, die noch große Mengen Holzkohle verbrauche.

UNIDO und GEF (Globale Umwelt-Fazilität) wollen, dass 110.000 Haushalte in DSM Kochstellen für Bio-Äthanol erhalten, um den Holzkohle-Verbrauch zu reduzieren.

Die für das Kochen benötigte Energie kann auf lange Sicht nicht durch elektrischen Strom aufgebracht werden (derzeit 2%). Dazu wäre eine installierte Kapazität von 70.000 Megawatt nötig (aktuell sind etwa 1.600 MW installiert, das geplante Rufiji-Wasserkraftwerk soll weitere 2.100 MW hinzufügen). Dezentrale alternative Stromquellen könnten in Verbindung mit innovativen Wärmespeichern preisgünstige Koch-Energie liefern. Sie erfuhren bisher allerdings wenig Förderung.

Citizen 26.02.; 29.08.18; 13.,15.02.19.; DN 04.08.17; 18.04.; 02.06.18; Guardian 27.05.; 18.12.17; 22.08.; 15.09.18; 13.02.19; Mwananchi 13.02.19; www.acumen.org

Zwangsmaßnahmen, Regulierungen

Bis Ende 2017 verteidigte die Fünfte Regierung die Forst-Reservate mit drakonischen Maßnahmen. Im Misenyi-Distrikt, Kagera-Region wurden 100 Familien evakuiert, ihre Häuser und Felder im geschützten Busenye-Wald zerstört. Sie hatten 1.000 ha des 7.000 ha umfassenden Waldreservats gerodet und hatten Aufforderungen zum Wegzug ignoriert. Im Chunya-Distrikt, Mbeya-Region wurden 200 Häuser eingeäschert, die in einem geschützten Wald standen.

In der Katavi-Region wurden 30 Personen zu je einem Jahr Gefängnis verurteilt, nachdem sie im Luangwa-Wald Felder und Häuser errichtet und auch nach dreimaliger Vertreibung zurückgekehrt waren.

Das Ministerium für Naturschätze und Tourismus versicherte die TFS-Mitarbeiter seiner Unterstützung im Kampf gegen Holzdiebstahl und illegale Rodung. 107 TFS-Angestellte erhielten militärisches Training. Kürzlich war der TSF kritisiert worden, weil bei Räumungsaktionen fünf Personen durch Schüsse schwer verletzt worden waren. 11 TSF-Mitarbeiter wurden suspendiert, weil sie in großem Stil illegales Baumfällen begünstigt hatten. Der Präsident verurteilte korrupte CCM-Politiker, die Waldbesetzungen erlaubten, um Stimmen zu fangen.

Theoretisch wird für Bauholz eine 5%- und für Holzkohle eine 50%-Abgabe fällig. Nur von der Forstbehörde markierte Bäume dürfen gefällt werden. Holzhändler im Rufiji-Distrikt beklagten, dass sie seit 20 Jahren die Baumpflanzungsabgabe zahlten, aber der Distrikt habe das Geld anderweitig verbraucht.

Die strengen Ausfuhrbestimmungen für Edelhölzer verstimmen viele Touristen, die Schnitzereien kaufen, sie dann aber ohne Genehmigung nicht ausführen können.

Verantwortliche im Bahi-Distrikt, Dodoma-Region beschuldigten korrupte Beamte im Naturministerium, sie stellten Einschlag-Lizenzen aus, gegen die die Waldhüter des Distrikts nichts ausrichten könnten. Mehr als 100 Goldgräber im Bahi-Distrikt haben die meisten Bäume gefällt, um ihre Gruben abzustützen. Sie müssen nun Streben aus Zement oder Stahl verwenden. Diese Technik hat sich in den Tansanit-Gruben in Mererani, Manyara-Region bewährt.

Eigentlich entscheiden die Distrikte über Holzeinschlag in den Reservaten und dem Staatsland. Hingegen sind die Kommunen in ihren eigenen, sehr umfangreichen Forsten zuständig (außer für speziell geschützte Baumarten). Die Waldschutzgruppe TFCG befürchtet, dass in 30 Jahren nur noch kleine Restwälder übrig bleiben, wenn die Kommunen nicht gut ausgebildetes Personal für die Forstverwaltung aufstellen. Dies werde besonders im Blick auf die Wasserversorgung gravierende Auswirkungen haben.

Das Umweltministerium bildete eine Kommission, die die 139 invasiven Pflanzenarten in Tansania ermitteln und bekämpfen soll. Im Ngorongoro-Krater wandern Wildtiere ab, weil Neophyten die lokalen Grasarten verdrängt haben. Besonders aggressiv breitet sich das Karottenkraut (Parthenium Hysterophorus) und die Guttenbergia cordifolia aus. Die invasiven Pflanzen nehmen dort überhand, wo Böden überweidet oder ausgelaugt sind. Es erwies sich als kontraproduktiv, solche Pflanzen abzufackeln, da dies bei einigen Arten ihre Verbreitung fördert (Samenkapseln explodieren). Versuche ergaben, dass ein Sud aus der Desmodiumpflanze (in Asien als Futterpflanze verbreitet) einige Neophyten absterben lässt.

Radikale Kursänderung

In letzter Zeit machte die Regierung illegalen Siedlern in Schutzgebieten weitreichende Zugeständnisse. Vom 72.000 ha großen Makere-Wald (Kigoma-Region) wurden landsuchenden Bauern 10.000 ha zugewiesen. Dr. Magufuli lehnte ungeplante Landnahmen in Schutzgebieten weiter ab, gebot aber, künftig mit den Eindringlingen zu diskutieren und nicht einfach ihre Häuser abzubrennen. 2016 waren zwei TFS-Mitarbeiter getötet worden, als sie 1.400 illegal weidende Rinder aus dem Makere-Wald vertreiben wollten. Im Chunya-Distrikt wurden 1.300 Familien aus illegalen Siedlungen vertrieben, 300 Häuser abgebrannt. Sie werden nun wieder zurückgesiedelt, nachdem festgestellt wurde, dass sie doch legal auf kommunalem Land gewohnt hatten.

Anfang 2019 stoppte Präsident Magufuli Planungen, 366 illegal in geschützten Gebieten erbaute Dörfer zu räumen. Die Grenzen sollen nun so verschoben werden, dass die Siedlungen legalisiert werden können. Ferner werden in einem Sofortprogramm die Grenzen von 100 Dörfern zu nahegelegenen Wäldern vermessen und markiert.

Darüber hinaus ordnete Magufuli an, Schutzgebiete, die kaum noch Bäume oder Wildtiere beherbergen, für landsuchende Tierhalter und Siedler freizugeben. Das Naturministerium solle bei der Bewertung „Weisheit“ walten lassen, da die Bevölkerung auf 55 Mill. und die Weidetiere auf 35 Mill. angewachsen seien. Der Minister für Viehzucht Mpina lud die Herdenbesitzer ein, Gebiete aufzulisten, die de facto keine Schutzzonen mehr sind. Die Regierung werde sie dann als Viehweiden freigeben. Magufuli will auch das Wasserschutz-Gesetz überprüfen, demzufolge Felder und Siedlungen 60 m Abstand von Gewässern halten müssen.

Citizen 04.03.16; 26.09.; 08.10.17; DN 24.,26.07.; 12.11.17; 26.03.; 30.07.;07.,29.09.; 18.11.18; 12.,20.01.19; Guardian 21.01.16; 26.02.; 19.,23.07.18; 07.,16.,18.01.; 05.,13.,22.02.19; Mtanzania 17.12.18

Waldschutz und Aufforstung

Tansania schloss sich der „African Forest Landscape Restauration Initiative“ (www.afri 100.org) an, die die „Bonn Challenge“ verwirklichen will, nämlich bis 2030 weltweit 350 und in Afrika 100 Mill. ha Waldfläche wiederherzustellen. Tansania verpflichtete sich, 5,2 Mill. ha wieder aufzuforsten und damit seinen CO2-Ausstoß um 10 bis 20% zu verringern. Die Initiative wird von neun Geberländern, u.a. Deutschland, sowie der Weltbank finanziert. Laut Umweltministerium müsste Tansania jährlich 280 Mill. Bäume pflanzen, um die Verluste in 17 Jahren wieder auszugleichen.

WWF-Tansania sieht mittelfristig keinen Ersatz für den Energieträger Holz in Tansania. Daher müssten zerstörte Wälder systematisch durch schnell wachsende Baum-Plantagen ersetzt werden. Dieses Konzept konkurriert aber mit der ebenfalls vorgesehenen Nutzung dieser ruinierten Wälder als Weideflächen [s.o. „Kursänderung“].

In 41 Dörfern der waldreichen Distrikte Kilwa, Rufiji, Namtumbo und Tunduru laufen Programme zur nachhaltigen Nutzung der Wälder für Bau- und Brennholz. Ein TFS-Sprecher schätzt, dass die Aufforstung bereits zerstörter Flächen 20 Jahre in Anspruch nehmen wird. - Das Mwanga/Same-Umweltzentrum will 500.000 Menschen in der Umgebung des Chome-Regenwaldes (Pareberge) über Umweltschutz aufklären.

Die Gasfirma Songas der IPP-Gruppe schult Dorfbewohner in den Eastern Arc Mountains (Regionen Kilimanjaro, Tanga, Morogoro) zum Waldschutz durch Kurse in angepasster Landwirtschaft und Nutzung der Wälder für Tourismus, Bienenzucht und pharmazeutische Pflanzen. - Der Nyerere-Wald in Butiama, Mara-Region wurde als neues Schutzgebiet ausgewiesen.

Die Wasserbehörde von Tanga unterstützte mit TZS 100 Mill. die Pflanzung von 3 Mill. Bäumen in Ost-Usambara (Muheza-District). Damit sollen die großen Erosionsschäden am Zigi-Fluss repariert werden. Die Sedimente des Zigi haben die Kapazität eines Trinkwasserspeichers für Tanga bereits um 40% verringert.

Die stark verwüsteten Waldreservate Isabe und Salanga (12.600 ha) im Kondoa-Distrikt, Dodoma-Region wurden rehabilitiert und weisen sogar neue Bäche auf. Dies gelang einem Verbund von NROs, finanziert von Norwegen, durch das Konzept des „Participatory Forest Management“, das die lokale Bevölkerung in den Naturschutz einbindet und ihr alternative Verdienstmöglichkeiten anbietet (Ziegelfabrikation, Herstellung von Honig).

Die Umweltbehörde NEMC gewann einen Prozess gegen Siedler, die einen schon seit 1928 geschützten Mangrovenwald bei DSM weitgehend zerstört hatten. 8.000 ha werden nun wieder aufgeforstet. Mangroven binden fünf Mal mehr O2 als andere Bäume. Der Rotary-Club DSM und die Vereinigung der Aqua-Farmer wollen jährlich 10.000 Mangrovenbäume neu anpflanzen. Eine niederländische NRO finanziert mit € 12 Mill. die Wiederaufforstung von Mangrovenwäldern im Rufiji-Delta (Kibiti-Distrikt, Küstenregion). „Wetlands International“ klärt die Bewohner des Rufiji-Deltas über die ökologische Bedeutung der Mangrovenwälder auf.

In Arbeitsprogrammen der Armutsbekämpfung der Weltbank (TASAF) stabilisierten Küstenbewohner auf der Insel Pemba einen Strand, indem sie 12 ha Mangroven pflanzten. Sie können nun die vorher häufig überfluteten Felder wieder bearbeiten.

Das „Kilimanjaro Project“ will mit Hilfe prominenter Politiker und Musik-Stars Umweltbewusstsein und Baumpflanzungen fördern. Eine spezielle App und themenbezogene Khangas sollen zum Pflanzen, aber auch zum Pflegen neuer Bäume motivieren. Das Projekt wird u.a. von einer Großbrauerei unterstützt. Die Initiative „Tuje Pamoja Challenge“ verbreitet das Anliegen über die Sozialen Netze. Seit 2013 wurden in der Kilimanjaro-Region von verschiedenen Initiativen insgesamt 24.221.496 Bäume neu gepflanzt, von denen 19.548.271 überlebten.

Das Filmprojekt „Visiki Hai“ (Leben aus Baumstümpfen) propagiert in der Dodoma-Region das Regenerieren von Baumstümpfen. Solche neuen Austriebe wachsen schneller und sicherer als frisch gepflanzte Schösslinge, von denen ohne Pflege nur jeder Tausendste überlebt. In drei Jahren sollen zusätzlich 180.000 Haushalte 1,4 Mill. neue Bäume in der Region pflanzen.

Bienenzucht soll in zahlreichen Projekten die lokale Bevölkerung zum Schutz von Wäldern motivieren. In den Distrikten Kongwa und Mpwapwa erhielten 600 Haushalte Bienenkörbe und Schulungen (durch LEAD Foundation, UN-Entwicklungsprogramm). Das Projekt will die fortgeschrittene Abholzung der Kiboriani-Berge aufhalten. Ein von der Schweiz finanziertes größeres Imkerei-Projekt im Kilosa-Distrikt soll Alternativen zur Holzkohleproduktion bieten. Tansania hat 11 staatliche und 14 kommunale Bienenreservate, die auf den Waldschutz durch Imker setzen.

Jedes Ministerium muss im neuen Regierungsviertel Ihumwa in Dodoma 1.000 Bäume anpflanzen. Bisher kamen 13 von 24 Ministerien dem Gebot nach. Der TFS selektierte 32 Baumarten, die für das semi-aride Klima der Dodoma-Region geeignet sind. Jeder Haushalt im Dodoma-Distrikt muss im Rahmen der „Make Dodoma Green Campaign“ drei Bäume pflanzen oder TZS 15.000 Strafe zahlen. Hochschulen pflanzen 1.000, Sekundarschulen 200 Bäume auf ihrem jeweiligen Gelände.

Die „Imperial Tobacco“ pflanzt für $ 1 Mill. 5 Mill. Bäume in der Kigoma-Region. Dies soll die Schäden verringern, die durch Anbau und Trocknen von Tabak entstanden sind. Frühere Aufforstungsversuche waren gescheitert, weil die Schösslinge nicht ausreichend gepflegt wurden.

Ab 2019 muss jeder Distrikt jährlich 1,5 Mill. Bäume anpflanzen. Nach mehreren gefälschten Statistiken werden die tatsächlich existierenden Bäume ermittelt. Der Ilemela-Distrikt hat seit 2015 14 Mill. Obst-, Blüten-, Schatten- und Nutzholzbäume gepflanzt.

Der Regionalkommissar von Rukwa sieht die Baumpflanzungsaktionen in Frage gestellt, weil Jäger auf der Suche nach Ratten regelmäßig große Feuer legen. Die Tiere gelten als lokale Delikatesse. Er empfahl, die Tiere ersatzweise mit Insektiziden zu erlegen.

Im Pasiansi Wildschutz-Institut, Mwanza werden TFS-Agenten militärisch ausgebildet, um gegen bewaffnete Waldfrevler vorgehen zu können. Zunehmend werden Wälder mit Sensoren (aus China) und Drohnen überwacht, z.B. das Rufiji-Delta.

Die mit $ 60 Mill. von England finanzierte „Kilombero Valley Teak Company“ baut auf 8.000 ha auf Rotationsbasis Teak-Bäume an und verarbeitet das Holz für den lokalen (40%) und den asiatischen Markt (60%, ca 11.000 m³). KVTC unterstützt 350 private Teakplantagen auf etwa 1.500 ha im Rahmen des von Finnland finanzierten „Private Forestry Programme“. Teakbäume werden nach 16 bis 18 Jahren geerntet.

Citizen 22.03.; 08.,18.,21.06.; 04.,25.08.17; 18.04.; 10.,13.12.18; 13.02.19; DN 01.01.; 05.,27.06.; 14.,15.08.; 12.09.; 14.12.18; 22.01.; 18.02.19; Guardian 27.04; 01.05.17; 14.02.; 04.,11.,29.03.; 17.05.; 04.06.; 04.,15.08.18; 13.,18.02.19; Habari Leo 02.09.18; Mwananchi 09.06.18; www.thekilimanjaroproject.org;

Tierschutz

Nach umfangreichen illegalen Tier-Exporten nach Oman und anderen Ländern wurde die Ausfuhr lebender Tiere verboten. Das Verbot gefährdet allerdings wichtige Klimaschutzprogramme wie die Schmetterlingsfarmen im Muheza-Distrikt in den Usambara-Bergen, die vor allem Frauen ein verlässliches Einkommen schufen. Naturschützer fordern daher für gezüchtete Tiere eine Ausnahme-Genehmigung. Sie fürchten, die Schmetterlingsfarmer könnten sich vom Forstschutz ab- und wieder dem illegalen Baumfällen zuwenden.

Bis zum Verbot führte Tansania viele Vögel aus. Ein Pelikan brachte $ 250 ein, ein Flamingo $ 350. Gefährdete Arten wie Schuhschnabel bis zu $ 20.000. Das Exportverbot verursacht Steuerausfälle von jährlich € 300 Millionen. Viele Tiere werden nach wie vor über Nachbarländer außer Landes geschmuggelt. In Singida wurde ein Mann mit seltenen Schildkröten ertappt.

Chadema-Abgeordnete kritisierten, dass die Firma „Green Miles Safari“ nach gravierenden Verstößen zwar ihre Jagdlizenz verloren habe, aber dennoch weiter aktiv sei. Sie müsse eine Erlaubnis „durch die Hintertür“ erwirkt haben.

Durch den massiven Rückgang der Küstenwälder sind nur hier vorkommende Affen, Vögel, Amphibien und Krokodile sowie 325 endemische Pflanzenarten gefährdet. „Birdlife International“ hält 23 in Tansania endemische Vogelarten für bedroht. Als meist gefährdete Vögel werden der Langschwänzige Schneidervogel und der Uluguru-Würger genannt. Insgesamt finden sich noch etwa 1.000 Vogelarten in Tansania.

Seeschildkröten sind zwar geschützt, dienen aber dennoch vielen Küstenbewohnern als Nahrung. Ihr Fleisch wird für TZS 1000 / Kilo verkauft. Sie haben wichtige ökologische Funktionen, sind aber in ihrem Bestand bedroht.

Citizen 26.05.; 17.07.; 06.08.16; 11.09.18; DN 26.05.16; Guardian 11.,12.04.; 30.06.; 17.12.18; 13.,27.02.19