Thema: Umwelt II - Gewässer, Industrie, Abfälle: Gewässer

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Der 2. Vizepräsident Sansibars wies die Mitglieder des Repräsentantenhauses darauf hin, dass die Inseln bereits Anzeichen von Wasserknappheit und Grundwasserversalzung aufwiesen. Dies sei Folge unbedachter Aktivitäten der Bewohner.

Eine groß angelegte Kampagne gegen Raubfischerei ergab, dass die Fischereigesetze weitgehend ignoriert werden. 90% der gefangenen Fische sind kleiner als erlaubt, was mehrere Arten akut bedroht. Tausende von illegalen Netzen wurden beschlagnahmt. 35 Mitarbeiter des Ministeriums wurden entlassen, weil sie illegales Fischen gedeckt hatten, zahlreiche lokale Aufsichtspersonen mussten Geldbußen zahlen.

Der Fischbestand geht laufend zurück, ebenso die Fänge, trotz vermehrter Fischerboote. Tansania verbraucht jährlich 730.000 Tonnen Fisch, davon kommen 360.00 t aus eigenen Fängen, der Rest wird importiert, vor allem aus China. 171 tansanische Fischarten gelten als bedroht.

DN 01.03.19; Guardian 15.10.; 03.,11.,12.18

Flüsse

Vizepräsidentin und Umweltminister beauftragten 2017 alle Gebietskörperschaften, alle Quellen, Wasserläufe und Seen zu erfassen und auf Einhaltung der Umweltschutz-Bestimmungen zu prüfen.

Viele Bäche und Flüsse, die durch Dar-es-Salaam ins Meer fließen, sind durch Fäkalien und Industrie-Abwässer verseucht und oft durch Abfälle verstopft. Das Siedlungsverbot entlang dieser Wasserläufe wird trotz regelmäßiger Überschwemmungen konsequent missachtet. Umweltminister Makamba bezeichnete den Pollutionsgrad als schockierend.

Tanga musste das Leitungswasser rationieren, weil das Wasser im Mabayani-Speicher erosionsbedingt zu trübe für die Aufbereitungsanlagen ist.

Das Mazingira (Umwelt) Network im Mufindi-Distrikt wies darauf hin, dass viele Bäche und Flüsse durch Abholzung und Wasserentnahme ausgetrocknet sind. Der Distrikt zähle 1969 Quellen, von denen viele trockengefallen sind.

Der Chef der Mbeya-Region erklärte, zwei Wälder seien besonders zu schützen, weil sie Quellgebiete des Ruaha-Flusssystems und des Ngozi-Sees sind: das Mporo Ridge- und das Rungwe-Waldreservat. Ersteres ist seit 1937, Letzteres seit 1949 geschützt, nun aber durch Holzdiebstahl und Wilderei gefährdet. Die beiden Wälder seien für das lokale Klima und die Wasserversorgung Südtansanias unentbehrlich.

Vizepräsidentin S. Hassan rief dazu auf, im Rahmen der Tourismusförderung in Südtansania das Ökosystem des Großen Ruaha-Flusses zu rehabilitieren. Er müsse wieder ganzjährig Wasser führen. Weil im Quellgebiet Kipengere-Berge Wälder abgeholzt wurden und Großfarmen im Usangu-Feuchtgebiet sehr viel Wasser entnehmen, kommt es im Ruaha-Nationalpark immer wieder zu Fischsterben und Epidemien wie Anthrax, wenn sich zu viele Tiere um wenige Wasserstellen drängen.

Auch die Elektrizitätserzeugung brach ein, weil der Ruaha zu wenig Wasser lieferte. Damit ist auch das geplante Rufiji-Großkraftwerk mit einem Fragezeichen versehen, denn der Rufiji bezieht 22% seines Wassers aus dem Ruaha-Becken. Anordnungen der Vizepräsidentin, die mit starken Motorpumpen betriebenen illegalen Bewässerungsanlagen stillzulegen, wurden bisher nicht verwirklicht. Einige Investoren, die den 60-m-Abstand für Pflanzungen an Wasserläufen nicht einhielten, wurden mit Geldstrafen belegt. 2017 wurde eine Ruaha-Sonderkommission gebildet. Sie soll dem Austrocknen der Zuflüsse im 87.000 km² großen Ruaha-Becken entgegenwirken.

Am Katuma-Fluss beim Katavi-Nationalpark wurden 40 illegale Bewässerungskanäle zugeschüttet, nachdem der Wassermangel zu einem Nilpferd-Sterben geführt hatte.

Der Mara und wichtige Zuflüsse führen weniger Wasser, weil Quellgebiete durch Landbau und Viehherden austrocknen. Schürfarbeiten führen zu verstärkter Erosion und Vergiftung durch Quecksilber. Der WWF klärt die Bevölkerung auf und organisiert Baumpflanzungen, um Uferzonen zu stabilisieren.

Die 11 Anliegerstaaten des Nils versuchen in der „Nil-Becken-Initiative“ (NBI, unterstützt von EU und Deutschland), Quellen und Lauf des Flusses zu schützen. Verringerte Wasserführung, Groß-Staudämme in Äthiopien und Kenia und wachsender Bevölkerungsdruck lassen es geraten erscheinen, intensiver zusammenzuarbeiten. Frankreich gab € 1,4 Mill., um die Mitarbeitenden der NBI fortzubilden.

Acht Anliegerstaaten des Sambesi, darunter Tansania, arbeiten in einer Kommission zusammen, um einem weiteren Rückgang der Wasserführung entgegenzuwirken. Am 2.500 km langen Lauf des Flusses leben mehr als 40 Mill. Menschen.

Tansania wird gemeinsam mit Malawi einen Staudamm am Songwe-Fluss (Kyela-Region) bauen, der Überschwemmungen regulieren, 180 Megawatt Strom erzeugen und 6.200 ha Land bewässern soll.

Citizen 25.04.; 03.05.; 28.05.17; 02.10.18.; DN 03.,20.,25.05.; 23.10.17; 13.02.18; 07.01.19; Guardian 29.04.; 09.10.17; 25.,26.06.;19.07.; 21.12.18; 30.01.; 01.,12.,13.03.19

Seen, Staudämme

Die Distriktskommissarin von Babati begrüßte es , dass „Wildaid“ und „Rafiki Wildlife Foundation“ in den Dörfern rings um den Babati-See Schautafeln zur Umwelt-Erziehung aufstellten. Sie forderte die Verantwortlichen auf, die Umweltregelungen endlich durchzusetzen. Äcker und Weiden direkt am See, Fällen von Bäumen, Abfall im See und Überfischen seien eine ernste Gefahr. 2016 wurde die Schutzzone um den See auf 200 m erweitert; sie wird jedoch nicht beachtet. Der Babati-See zieht sich weiter zurück, Wasserhyazinthen bedecken zunehmend die Uferzonen.

Im Victoria-See (68.800 km²) sind Fische und andere Lebewesen durch große Mengen von Plastik-Abfällen bedroht. Kenya hat daher die Herstellung und Verwendung von Plastiktüten verboten. Der früher als der Artenreichste angesehene See (1954: mehr als 500 Fischarten) hat bereits viele endemische Fischarten verloren. Das Durchschnittsgewicht der gefangenen Nilbarsche ging von 50 auf 10 kg zurück, Einbrüche gab es bei allen Nutzfischen wie Tilapia und Sardinen. Der Biodiversitäts-Bericht der „Internationalen Union zur Bewahrung der Natur“ (IUCN) bildet die Situation von 204 Arten im Victoria-Becken ab.

Zahlreiche illegale Bauten innerhalb des an sich geschützten 60-m-Bereichs beeinträchtigen die Uferzone des Sees. Industrielle und Haushaltsabwässer verschmutzen den See, Algen und Wasserhyazinthen führen zu Sauerstoffmangel im Wasser. Die 35 Mill. Anwohner des Victoria-Sees gefährden damit zunehmend ihre Existenzgrundlage. In den tansanischen Regionen Geita, Mara, Mwanza, Shinyanga und Simiyu laufen mehr als 200 Projekte, die Imkerei, Fischzucht, Bewässerung und Aufforstung umfassen. 42 kommunale Gruppen reduzierten den Befall mit Wasserhyazinthen mit mechanischen (Ausreißen) biologischen Methoden (Rüsselkäfer) von 520 ha auf 116 ha (2016).

Die „Lake Victoria Basin Commission“ versucht, unterstützt von der Weltbank, gemeinsame Schutzmaßnahmen der Anliegerstaaten zu koordinieren. Das seit 1997 laufende Victoriasee-Umweltschutzprojekt ($ 42,5 Mill.) zog harsche Kritik auf sich. Gelder wurden verschwendet und kaum konkrete Ergebnisse, etwa bei Pollutionskontrolle, Erosionsschutz oder nachhaltiger Fischerei erzielt. Eine für $ 1 Mill. angeschaffte Erntemaschine für Wasserhyazinthen liegt seit drei Jahren ungenutzt im Hafen von Kigoma. Politische Spannungen zwischen Anrainerstaaten verhinderten eine effektive Zusammenarbeit.

Die EAC-Staaten beschlossen, die Operation „Rettet den Nilbarsch“ fortzusetzen. Erste Erfolge zeigten sich, nachdem bedeutende Mengen illegaler Netze zerstört worden waren. 5% der Fische erreichten wieder eine Größe von 80 cm, 32% mäßen 50 cm. 2017 erntete Tansania 300.000t Nilbarsch, Kenia 50.000 t und Uganda 350.000 t. Tansanias Fischereiminister sagte, bei sachgemäßer Bewirtschaftung könnte der Victoria-See ganz Afrika mit Fisch versorgen.

Der Tanganyika-See ist der zweitgrößte (250.000 km²) und zweittiefste weltweit. Sein Wasserstand geht stetig zurück, teils durch Klima-Erwärmung, teils durch vermehrten Abfluss ins Kongo-Becken, aber auch durch ausgedehnte Bewässerungsprojekte. Das berühmte Motorschiff Liemba kann an manchen Stellen nicht mehr anlegen, weil das Wasser zu seicht geworden ist. Abwässer von Betrieben und schnell wachsenden Siedlungen verschmutzen den See und gefährden den Fischbestand. Ende 2018 wurden im Rahmen der Kampagne gegen illegales Fischen 93 Boote, 32 Autos, 16 Motorräder, 3.250 Netze und 5.000 t Fisch beschlagnahmt. Eine Reihe von Fischereibeauftragten, die illegales Fischen geschützt hatten, wurde verhaftet.

Der Jipe-See (30 km²) im Mwanga-Distrikt, Kilimanjaro-Region verlandet zusehends durch Sedimente aus Flüssen, die vom Kilimanjaro und den Parebergen kommen. Die Zuflüsse transportieren viel Material von Berghängen, die durch unsachgemäß angelegte Felder abgetragen werden.

Landwirtschaft und große Viehherden schädigen den Mtera-Stausee, der seit 40 Jahren zur Stromerzeugung dient. Nachdem Präsident Magufuli befohlen hatte, Übertretungen der Landgesetze flexibel zu handhaben, beschloss eine Delegation von acht Ministern, die den Mindu-Damm in der Morogoro-Region besuchten, die schon angeordnete Evakuierung von 133 Familien auszusetzen. Diese haben ihre Gebäude innerhalb der 500-m-Sperrzone errichtet.

Tansania besitzt 4,9 Mill. ha geschützte Feuchtgebiete, die jedoch durch Abholzung, Landwirtschaft und Viehherden beeinträchtigt sind. Besonders gefährdet ist die Malagarasy Ramsar Site in der Kigoma-Region und die Lake Natron Ramsar Site in der Arusha-Region.

Citizen 25.01.; 19.02.17; 15.02.19; DN 14.03.16; 21.01.; 03.,07.,13.11.17; 02.04.18; 01.01.; 05.03.19; East African 10.10.18; Guardian 19.02.16; 23.,29.01.; 17.02.17; 06.04.; 02.05.; 19.07.; 02.08.; 03.11.18; 05.02.; 05.03.19; www.iucn.org/tags/regions/tanzania www.lvbc.org

Küsten, Meer

Tansania hat drei Meeresparks (offen für Touristen, jährlich 45.000 Besucher) und 15 Meeres-Reservate, in denen Fischen verboten ist. Das Schutzgesetz für Meeresparks soll erweitert werden, insbesondere, um Laichgründe zu schützen. Das Tourismus-Ministerium fährt eine Kampagne, die Strände von Plastikabfällen, besonders Flaschen zu reinigen. Verschmutzte Strände stießen Besucher ab. Mehrere der fünf Schildkröten-Arten seien bedroht. Eier, Fleisch, Haut und Panzer der Tiere werden vermarktet, obwohl das Töten geschützter Arten mit drei Jahren Gefängnis bedroht ist.

Das Internationale Institut für Umwelt und Entwicklung und das Ozeanographische Zentrum Southampton stellten fest, dass weit entfernte Hochsee-Zonen (im Fall Tansanias z.B. der Golf von Bengalen oder das Maskarenen-Plateau nordöstlich von Madagaskar) Biodiversität und Fischreichtum an den Küsten stark beeinflussen. Dies geschieht einerseits durch Meeresströmungen, andererseits durch Wanderungen von Meereslebewesen. Verschmutzung oder Schutz dieser internationalen Gewässer beeinflussen daher entscheidend Wohl und Wehe von Millionen Küstenbewohnern.

Die Umweltbehörde NEMC stellte beträchtliche Schäden an Stränden und Korallenriffen an den 1.400 km der tansanischen Küstenlinie des Indischen Ozeans fest. Besonders betroffen sind die dicht besiedelten Gegenden um Tanga, Dar-es-Salaam und Mtwara. - Mit $ 8,3 Mill. aus Klimaanpassungs-Fonds wurden 2.400 m Deiche zum Schutz von Siedlungen aufgeschüttet.

Die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft SADC schätzt, dass ihre Mitgliedsländer im westlichen Indischen Ozean jährlich bis zu $ 500 Mill. durch illegale Fischerei verlieren. Destruktive Fangmethoden wie überhöhte Beifänge von Schildkröten, Säugetieren und Vögeln und Zerstörung des Meeresgrunds gefährdeten zusätzlich die Meeresfauna. Auch die Verschmutzung durch Öl, Plastik, Abwässer und landwirtschaftliche Chemikalien nehme stetig zu. Die zahlreichen Pläne, Protokolle und Strategien zum Schutz des Ozeans würden nicht wirksam umgesetzt.

In Zusammenarbeit mit der UN-Kampagne für saubere Meere besucht ein komplett aus an Stränden eingesammelten Plastikteilen hergestelltes Segelboot Küstenorte in Kenia, Tansania-Festland und Sansibar. Es will auf die Gefahren von Plastik im Meer aufmerksam machen.

Auf Sansibar wird sehr viel Sand für Bauten verbraucht. Die Regierung musste den Abbau drastisch einschränken und will Sand vom Festland einführen oder auf gepresste Ziegelsteine ausweichen. Präsident Dr. Shein beklagte, dass Privatleute Sand außerhalb der genehmigten Flächen abbauen und die ausgebeuteten Flächen nicht renaturieren, etwa durch Baumpflanzungen. Auf Unguja und Pemba verkehrten 915 schwere Lastwagen, die täglich Sand transportierten. Bei anhaltendem Bevölkerungswachstum (derzeit etwa 1,5 Mill.) müsse Sansibar nach dem Vorbild Singapurs Land aus dem Meer gewinnen.

Citizen 28.03.16; 26.10.17; 10.08.18; DN 31.01.; 27.02.17; 15.10.18; Guardian 15.10.18; 13.01.; 04.,16.,18.03.19; www.issafrica.org 10.10.18; www.iied.org; www.noc.ac.uk