Thema: Tourismus in Tansania: Touristische Ziele in Tansania - Diversifizierung - 11/2018

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Das Tourismus-Ministerium will erreichen, dass neben den klassischen touristischen Zielen wie Nationalparks und Stränden weitere Attraktionen Tansanias beworben und besucht werden. [Einzelheiten zu Nationalparks und Wild- und Waldschutzgebieten in TI Dez. 18]

UNESCO-Welterbe-Stätten in TZ

Die UNESCO hat in Tansania zehn Stätten als Welterbe anerkannt: Kilimanjaro-Nationalpark, Ruinen von Kilwa Kisiwani und Songo Mnara, Felszeichnungen von Kondoa Irangi, Ngorongoro Conservation Area, Ngorongoro-Lengai Geopark, Selous-Wildreservat, Serengeti-Nationalpark, und Stone Town auf Sansibar.

DN 10.10.17; Guardian 15.02.17

Strände

Premier Majaliwa hob beim Gipfeltreffen des Forums für Sino-Afrikanische Kooperation in Bejing hervor, dass Tansania mit über die schönsten und längsten Strände mit dem feinsten Sand verfügt. Zwar seien die Strände Sansibars gut bekannt und besucht, die weiten Uferzonen des Festlands am Indischen Ozean aber noch wenig erschlossen.

Citizen 30.07.18; Guardian 03.09.18

Kultur, Geschichte, Prähistorie

In Tansania gibt es bereits 60 Gruppierungen, die sich um „kulturellen Tourismus“ bemühen. 120 weitere haben die Anerkennung durch das Tourismus-Ministerium beantragt. Die oft von Frauen geleiteten Gruppen führen Interessierte in lokale Traditionen wie Erzählungen, Lieder, Tänze, Speisen und Getränke ein. Sie erhalten unter dem Aspekt der Armutsbekämpfung staatliche Hilfen, um Unterkünfte zu errichten.

Die Niederlande und die EU fördern den kulturellen Tourismus seit 2015 mit € 10 Mill.; z.B. den ehemaligen Sklavenmarkt und die Christuskirche auf Sansibar, Webereiprojekte von Frauen, Musikergruppen („Sound of Tomorrow“) und Künstlerforen („Nafasi Arts Space“). Die lutherische Tumaini-Universität Makumira erhielt 2017 ein Cultural Arts Centre, das traditionelle Musik, Tänze und Instrumente erforscht und an junge Talente vermittelt. Die EU steuerte dafür € 1,7 Mill. bei [vgl. TI April 2017, S. 8].

Beliebt sind Dörfer der Wamaasai und der Wabarabaig (Hanang-Distrikt, Babati-Region). Diese Tatoga sprechende Volksgruppe wanderte vor 1.000 Jahren aus dem Niltal nach Kenia, dann in das Morogoro-Gebiet, von wo sie im 19. Jahrhundert von den Wamaasai vertrieben wurden. Im Dorf Busuto ist der Tourismus inzwischen die wichtigste Erwerbsquelle. 85 Kinder erhielten von Touristen Hilfen für ihre Ausbildung.

Das Maasai-Dorf Elisilalei, Monduli-Distrikt in der Nähe des Manyara-Nationalparks errichtete eine „Julius-Kultur-Boma“ für ausländische Besucher, die Maasai-Traditionen kennenlernen und Souvenirs erwerben wollen. Durch einen Internetzugang können die Betreiber ihre Dienste international anbieten. Elisilalei wurde durch den 108-jährigen Patriarchen Laibon Meshuku ole Mapii bekannt, dessen gewaltige Familie 44 Ehefrauen, 80 Kinder und Hunderte von Enkeln umfasst.

Die Osiligilai Maasai Lodge in Sanya Juu bei Arusha besteht aus traditionellen Rundbauten und bietet afrikanisches Flair und Swimming Pool für $ 170 bis 500 pro Nacht.

Gut organisiert ist der historische Tourismus in 10 Dörfern, die unter dem Namen Old Moshi ab 1890 den örtlichen deutschen Regierungssitz bildeten. Man findet dort den Baum, an dem der „aufständische“ Häuptling Mangi Meli mit etwa 30 Jahren gehängt wurde, deutsche Gräber, Ruinen von Verwaltungs-, Gerichts- und Militärgebäuden und Reste eines Sklavenlagers des berüchtigten Arabers Lila. Es gibt gut erschlossene Wanderwege mit pittoresken Ausblicken zu dem 120 m hohen Wasserfall Kwa Mambori. Der 85-jährige Enkel des getöteten Häuptlings Meli möchte ein Denkmal für seinen Großvater errichten und dessen in Deutschland befindlichen Schädel zurück erhalten.

Erfolgreich arbeiten die Kulturtourismus-Gruppen in Chemka, Hai-Distrikt (Baden in warmen Quellen), Machame-Nkweshoo und Mulala, Meru-Distrikt (Höhlen-Verstecke aus der Zeit kriegerischer Konflikte mit den Wamaasai). Alle Gruppen bieten geführte Wanderungen, Einblick ins Alltagsleben und traditionelle Tänze und Musik.

Das vom örtlichen Pfarrer gegründete Kulturdorf Bashay bei Karatu führt in Gebräuche und Geschichte der Iraqw-Ethnie ein. Nach der Tradition kam sie vor vielen Jahrhunderten aus Mesopotamien über Äthiopien zum Ngorogoro, musste dort den Wamaasai und Watatoga weichen und kam über Zentraltansania in ihr heutiges Siedlungsgebiet zurück.

Das Mto wa Mbu Cultural Tourist Centre (Karatu-Distrikt) wurde bei der Swahili International Tourism Expo als hervorragend und bestes im Land ausgezeichnet. Es verzeichnet jährlich 7.000 Gäste, die $ 126.000 ausgeben und 17.600 Personen beschäftigen.

2019 soll der Bau eines modernen Museums über den 3,6 Mill. Jahre alten Fußabdrücken des Frühmenschen Australopithecus Afarensis beginnen. Auf einer Länge von 30 m kann man in Laetoli im Ngorongoro-Schutzgebiet (NCA) die versteinerten Spuren eines Mannes, einer Frau und eines Kindes betrachten. Die Baukosten werden auf $ 30 Mill. geschätzt. [vgl. TI Juni 17, S.4].

Das Tourismus-Ministerium beabsichtigt, eine der zehn weitläufigen Amboni-Höhlen in der Nähe von Tanga für den Tourismus zu erschließen. Die insgesamt 234 km² großen Kalkstein-Höhlen entstanden vor 150 Mill. Jahren.

Eine Gruppe von 36 Afro-Amerikanern besuchte Tansania, um Spuren und Kultur ihrer Vorfahren zu erforschen. Sie besuchten u.a. die Sklaven-Insel Changuu bei Sansibar und das Maasai-Dorf Elisilalei [s. o. S. 10], wo sie Solarlampen und Schulmaterial übergaben.

Citizen 04.,07.02.; 06.11.16; 19.,28.09.17; 08.06.18; DN 16.07.; 06.08.; 24.10.18; Guardian 04.,08.09.; 13.11.17; 28.05.; 03.08.18; www.awf.org/projects/esilalei-womens-cultural-boma

Konferenz- und Erlebnistourismus

Die Tourismus-Behörde TTB gründete nach dem Muster Ruandas und Südafrikas ein eigenes Büro, um große Konferenzen nach Tansania zu locken und deren Organisation zu erleichtern. Das Büro arbeitet mit dem AICC [s.o.S. 8] zusammen.

Die Ngorongoro-Verwaltung (NCAA) verhandelt mit privaten Investoren über Einrichtungen, die erlebnisorientierte Gäste anziehen können. Einzelne Nationalparks werden zukünftig solche Angebote machen wie Reiten, Wandern, Radfahren, Kanu- oder Bootsfahrten, Sportfischen und Ballon- und Drachenfliegen. Gehobene Lodges bieten zunehmend Leistungen wie biologische Nahrung, Sauna, Massagen und Heil- und Pflegebäder an. Das Institut für Traditionelle Medizin erklärte, es gebe noch keine Erkenntnisse, inwiefern traditionelle lokale Heilmethoden in den Wellness-Bereich Eingang finden könnten.

32 Restaurants und Cafés beteiligen sich an dem jährlichen Stone Town Food Festival auf Sansibar mit lokaler und internationaler Küche. Die Ethiopian Airlines verbinden Sansibar täglich mit Addis Abeba.

Citizen 13.09.17; 10.07.18; DN 30.09.; 07.11.; 10.,23.12.17; Guardian 27.08.18;

Natur und Landschaft

Das Natronsee-Ökotourismus-Projekt will die Besucherzahl von derzeit 4.000 auf 10.000 oder mehr steigern. Das große Feuchtgebiet liegt 300 km von Arusha entfernt und beherbergt neben großen Flamingo-Beständen viele Vögel und den noch aktiven Vulkan Oldoinyo Lengai. Hinderlich sind bisher schlechte Straßen und gleich drei Distrikte, die die Fahrt mit Bezahlschranken unterbrechen.

Der nur zu Fuß erreichbare Ngozi-See im Mporoto Ridge Waldreservat (Mbeya-Region) ist vulkanischen Ursprungs und 74 m tief. Die Wasseroberfläche zeigt faszinierende Farbwechsel, die lokalen Sagen zufolge von einer riesigen Seeschlange verursacht werden. Die heißen Quellen im und um den See werden auf ihre Eignung zur Energiegewinnung geprüft. Die geschützten Wälder von Rungwe und Mporoto leiden stark unter Raubbau für Bauholz und Holzkohle. Daher bemühen sich drei Ranger-Stationen, die Bevölkerung aufzuklären und für Naturschutz und Ökotourismus zu gewinnen.

Die St. Augustin-Universität in Mwanza will zusammen mit dem Tanzania Tourist Board den Nationalpark auf der Insel Saanane im Vicoria-See ins Bewusstsein rücken. Nahe bei Mwanza ist dort Tansanias kleinster Park (2 km²) mit 92 Vogelarten.

Citizen 10.04.18; DN 02.10.17; 21.03.; 04.04.18; vgl. TI Dezember 18 „Nationalparks und Schutzgebiete“

Neue Ziele

Die Kilimanjaro Nationalpark-Behörde beabsichtigt, den bisher schwer zugänglichen Mawenzi-Gipfel auf dem Kilimanjaro-Massiv für Bergsteiger zu erschließen. Dieser dritthöchste Gipfel Afrikas erfordert spezielle Ausrüstung und Erfahrung. Eine geführte Besteigung soll etwa $ 750 mehr kosten als der Weg zum Kibo-Gipfel (€ 700).

Der am Fuß des Kilimanjaro stehende höchste Baum Afrikas misst 81,5 m und ist etwa 500 Jahre alt. Er gehört zur Familie der Mahagoni-Bäume und wurde von Forschern der Universität Bayreuth entdeckt. Der Baumriese soll für Touristen zugänglich gemacht werden.

Der 1.650 km² große Mahale Mountains-Nationalpark ist nach dem Bau einiger Brücken und einer Straße auf dem Landweg zugänglich. Der am Tanganyika-See gelegene Park beherbergt noch etwa 800 Schimpansen, weitere Affenarten und viele Vögel. Die Schimpansen sind vom Aussterben bedroht, weil die schnell wachsende Bevölkerung immer mehr Waldgebiete rodet. Im nordwestlich gelegenen Gombe-Nationalpark sind weite Flächen gerodet, wie Satellitenaufnahmen zeigen. Die dortigen Schimpansen müssen daher gefüttert werden.

Die kleine Insel Mafia zieht jährlich etwa 5.000 Besucher an, die dort Walhaie und Seeschildkröten beobachten können. Der WWF und weitere NROs gaben € 3 Mill. für ein Schutzprogramm. Die Fischer erhielten Aufklärungskurse, wie die seltenen Meerestiere zu schonen sind. Nachdem die Wale seit 1960 verschwunden waren, gibt es nun wieder etwa 150 Exemplare der 2 bis 10 m langen Meeressäuger.

Die Regierung will mit Hilfe der Gates-Stiftung die Forst-Reservate Lwafi und Kalambo in der Rukwa-Region verbinden und dort naturnahen Tourismus entwickeln. Eine besondere Attraktion ist der Kalambo-Wasserfall und die anschließende Schlucht am Tanganyika-See. Dort gibt es auch bis zu 250.000 Jahre zurückreichende archäologische Funde.

Die Wildschutzbehörde TAWA will den im Selous-Reservat geplanten Stausee zum Touristenziel machen. Die Besucher können dann fischen und Floß- und Bootstouren unternehmen. TAWA verwaltet 28 Wildreservate, 45 Wildschutzzonen und verschiedene Feuchtgebiete. Sie führte 2016 TZS 45 Mrd. an den Staat ab. Naturschützer äußerten schwere Bedenken gegen das Aufstauen des Rufiji-Flusses für ein gigantisches Wasserkraftwerk (Zweitgrößtes in Afrika). Sie warnen vor unabsehbaren Auswirkungen am Unterlauf des Rufiji durch Wasserverdunstung und Zurückhalten von Wasser und Sedimenten.

Citizen 29.11.16; 02.01.; 26.09.18; DN 02.03.; 29.,30.06.; 07.07.; 16; 27.01.; 12.08.17; 24.09.18; Guardian 27.01.; 28.02.; 18.11.; 08.12.17

Luxus-Tourismus

Fünfmal im Jahr fährt der Luxuszug Rovos in 15 Tagen von Cape Town, Südafrika über Botswana, Simbabwe und Sambia via Tanzania-Sambia-Bahn (TAZARA) nach Dar-Es-Salaam. Seine 16 Waggons befördern 72 Passagiere, die je $ 10.000 oder mehr bezahlen und auch in Tansania gehobene Dienstleistungen in Anspruch nehmen.

Das Tourismus-Ministerium eröffnete in Iringa das erste Golfturnier im Süden Tansanias. Es wurde von etwa 80 meist afrikanischen Golfspielern besucht. Auch die Region Mufindi verfügt über einen Golfplatz. Iringa erhält als Tor zu den Nationalparks Ruaha und Udzungwa-Berge einen neuen Flugplatz.

Der Mafia-Distrikt und Fischerdörfer auf der Insel beschwerten sich darüber, dass die Verwaltung der Meeresparks (MPRU) eine kleine Insel (10 ha) im Shungi Mbili-Meerespark und die umliegenden Korallenriffe für die Fischer gesperrt und exklusiv für ein schwedisches Luxushotel reserviert hat. Im Fünf-Sterne-Hotel Thanda kostet die Suite $ 10.000 pro Nacht, die Mindestbuchung beträgt $ 70.000. Mafia will an den üppigen Einnahmen beteiligt werden. Die MPRU betonte, die Thanda-Insel sei nicht verkauft, sondern verpachtet. Die Betreiber entrichteten zudem erhebliche jährliche Gebühren.

Im Nordosten Sansibars entsteht auf 650 ha für $ 1,6 Mrd. das luxuriöse Zanzibar Amber Resort. Innerhalb einer Umfassungsmauer sind geplant: 4 km Privatstrand, mehrere Luxushotels, 3.500 Luxus-Appartments, 1.900 Luxus-Villen (in Erbpacht für 99 plus 49 Jahre), Unterwasser-Restaurant, Reitstall, Golfplatz, internationale Schule und eigenes Krankenhaus. Dazu ein eigener Tiefwasserhafen und ein Flugplatz. Die Bewohner genießen Zoll- und weitgehende Steuerfreiheit. Für Einheimische sollen etwa 5.000 Arbeitsplätze, Schulen, ein Kunstzentrum und eine Polizeistation entstehen.

2015 besuchten etwa 43.000 Multimillionäre afrikanische Ziele, davon weilten ungefähr 2.000 in Tansania. Am attraktivsten für die Reichen und Schönen waren Marokko, Botswana, Kenia und die Seychellen mit jeweils mehr als 3.000 Besuchern.

Citizen 24.10.16; 30.07.18; DN 31.12.15; 17.12.16; 16.,18.07.17; 02.09.18; Guardian 04.03.16; 15.02.; 23.,25.04.; 16.10.; 26.11.17