Thema: Städtische Zentren: Luft, Wasser, Entsorgung – 6/2019

Aus Tansania Information
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Luftbelastung

Neben dem Straßenverkehr belasten Industriebetriebe die Umwelt. Da die meisten Firmen im Großraum Dar es Salaam arbeiten, werden hier 88% aller schädlichen Gase und Feinstäube emittiert. Eine Umwelt-Analyse der Weltbank und Schwedens empfahlen, dies bei der Industrie-Panung zu berücksichtigen. Umweltschutz müsse von vornherein einbezogen werden, um die hohen Kosten späterer Korrekturen zu vermeiden.

Citizen 09.05.19

Wasser, Abwasser

Mit einem €-204-Mill.-Kredit der Afrikanischen Entwicklungsbank baut Arusha seine Trinkwasserleitungen von 312 auf 580 km Länge aus. Damit erhalten die 600.000 Einwohner statt bisher täglich 40.000 nun 105.00 m³ Frischwasser. Die Verlustrate soll von 40 auf 20% sinken. Dabei werden Wasserschutzgebiete angelegt und mit Mauern geschützt. Das Abwasser-System wird von 46 auf 276 km erweitert. Das behandelte Wasser wird zur Bewässerung von Hortikulturen verwendet. Eine chinesische Firma führt die Arbeiten aus.

Niederländische und tansanische Hydrologen fanden im Oberflächen- und Grundwasser in Slum-Siedlungen Arushas 25 gefährliche Virusarten, darunter Herpes-, Pocken- und Papilloma-Viren.

Das Abwasser-System Dar es Salaams ist rudimentär. Pläne sind nicht auffindbar. Es wird mit einem koreanischen Kredit (€ 80 Mill.) ausgebaut. Dadurch sollen statt bisher 10 etwa 30% der Einwohner an eine reguläre Kanalisation angeschlossen werden und entsprechend weniger ungeklärte Abwässer in den Indischen Ozean fließen. Besonders dicht besiedelte Zonen mit Hochhäusern überfordern die bestehende Kanalisation um das Zehnfache. Eine neue Kläranlage soll täglich 200 Mill. Liter Wasser reinigen. Auch die Städte Lindi, Musoma, Mwanza, Sumbawanga und Tanga sollen neue oder erweiterte Abwassersysteme erhalten.

Die NRO „Wateraid Tanzania“ errichtete im DSM-Stadtteil Temeke eine Pilotanlage ein, die Fäkalien aus den ortsüblichen Latrinen zu Dünger und Biogas verarbeitet. Das behandelte Wasser dient zur Bewässerung von Gärten. Weitere Projekte erproben Methoden, aus Fäkalien Dünger, Gas und Brennstoffe zu gewinnen. Die Agence Française de Développement gab € 205 Mill. für den Bau von Kläranlagen in Temeke, Mbezi Beach und Kurasini (DSM) und Morogoro.

Citizen 16.08.18; DN 06.04.15; 30.08.17; 16.08.18; 28.02.19; Guardian18.12.17; 23.02.; 27.10.; 29.11.18; East African 09.04.19; Mwananchi 09.05.18

Müll-Entsorgung

Die meisten Stadtteile in Dar es Salaam konnten bisher noch keine zuverlässig funktionierende Müllabfuhr organisieren. Von den täglich anfallenden 5.000 t Festmüll werden nur 40 bis 60% deponiert. Kompliziert ist das Eintreiben der Gebühren und die Abrechnung mit den privaten Entsorgern. Sehr viel Abfall wird in Flüsse und Kanäle geworfen und ins Meer gespült. Zunehmend werden auch Latrinen und Industrieabwässer in die Wasserläufe entleert. Diese sind so hoch belastet, dass ihr Wasser nicht einmal zum Gießen verwendet werden kann. Der Oberbürgermeister verbot den Krankenhäusern, Spritzen und andere kontaminierte Abfälle im Ozean zu entsorgen. Der Regionalchef von DSM will die Bürger mit Hilfe des Nationalen Arbeitsdienstes JKT über die Müllprobleme aufklären und zu mehr Reinlichkeit zwingen.

Die Weltbank gab 2017 $ 23 Mill. für neue Mülldeponien in größeren Städten. Die NRO „Swiss Contact Africa“ trainierte seit 2013 in Ilemela und Nyamagana (beide Mwanza) sowie Morogoro 400 Müllsammler und 95 Verarbeiter. Damit wurde der Abfall von 12.000 Haushalten produktiv entsorgt.

Die Firma „Green Waste“ übernahm mit geschultem Personal und fachgerechter Ausrüstung die Müllabfuhr und Reinigung in Teilen von Dodoma, DSM und Mwanza.

In Moshi, einer der saubersten Städte Tansanias, steigerte sich der Müllanfall auf 225 t täglich, so dass man zeitweise nur 70% des Abfalls entsorgen konnte. Die Stadt schaffte zahlreiche Mülltonnen an und führte ein Strafgeld von TZS 50.000 für Verunreinigung öffentlicher Flächen ein. Zu den fünf vorhandenen werden noch drei moderne Müllfahrzeuge angeschafft.

Die für ihre Safari-Fahrzeuge („war bus“) bekannte Firma Hanspaul in Arusha entwickelte den lokalen Bedürfnissen angepasste Müllsammel-Fahrzeuge, die in Arusha hergestellt werden.

Etwa 50 kleine Unternehmen verwerten in DSM Papier (zu Briketts), Glas, Plastik und Eisenschrott. Es gibt noch keine Mülltrennung, die das Recycling erleichtern würde. In den Stadtteilen Kigamboni und Mlonganzila wurden 150 bzw. 120 ha für Aufbereitungsbetriebe bereitgestellt. Die Niederlande finanzieren das in Planung befindliche „Integrated Solid Waste Management Project“. Es sieht mehrere Sortieranlagen in DSM vor, die eine rationelle Recycling-Industrie speisen sollen. Das Umweltministerium erstellte Richtlinien für Firmen, die in Müllabfuhr, -verwertung und Beseitigung gefährlicher Abfälle investieren wollen.

Die Stadt Hamburg unterstützte den Bau einer Kompostierungsanlage in DSM-Kinondoni. Sie soll 50 von den 300 t organischer Abfälle kompostieren, die täglich auf den 10 Großmärkten Dar es Salaams anfallen.

Citizen 28.04.17; 17.07.18; 08.,16.,30.04.19; DN 06.11.17; 02.09.; 25.11.18; Guardian 08.08.17; 10.,26.07.18