Thema: Städtische Zentren: Einzelne Städte – 6/2019

Aus Tansania Information
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Dar Es Salaam

DSM ist mit 1,400 km² Fläche und 6 Mill. Einwohnern die größte Stadt in Ostafrika. Die Stadt beherbergte 1990 1 Mill. Menschen, 2030 werden 10 Mill. Einwohner erwartet. 10% aller Tansanier/innen leben in DSM. Das Global Cities Institute sieht DSM in 100 Jahren als drittgrößte Stadt der Welt mit 73 Mill. Einwohnern. Infolge seiner gravierenden Infrastruktur-Probleme zählt DSM konstant zu den 25 schmutzigsten Städten der Welt und gilt als die Schmutzigste Tansanias. Trotz vieler Herausforderungen steht Dar es Salaam bei ausländischen Direktinvestitionen an zweiter Stelle in Ostafrika hinter Nairobi. In DSM konzentrieren sich die Wohlhabenden des Landes. Der Privatbesitz der Einwohner wird mit $ 25 Mrd. angegeben. Damit ist DSM die zwölftreichste Stadt Afrikas.

Die Verwaltung ist kompliziert, denn es gibt einen Regionalkommissar (vom Staatspräsidenten ernannt), einen Oberbürgermeister und Bezirksbürgermeister (gewählt, z. Zt. mehrheitlich Oppositionsparteien angehörend), und fünf Distriktskommissare (wiederum vom Präsidenten ernannt). Die Bezirksverwaltungen gelten als wenig qualifiziert und werden regelmäßig bei Buchprüfungen gerügt.

Mehrere Stadtentwicklungspläne wurden entworfen, aber nicht ausgeführt. Derzeit ist nicht ersichtlich, wie DSM das UN-Entwicklungsziel Nr. 11 erreichen kann (Städte inklusiv, sicher, robust und nachhaltig machen). Nach seiner Wahl 2015 begann Präsident Magufuli damit, in großem Stil illegale Bauten auf Straßen, an Stränden und in Überschwemmungsgebieten abreißen zu lassen. Allein im Msimbazi-Tal sollten 17.000 Häuser beseitigt werden. Diese Aktionen wurden jedoch bald wieder eingestellt.

Nur die für den achtspurigen Ausbau der Morogoro-Road erforderlichen Abrissarbeiten gehen weiter. Die 2015/16 erstellten Straßenpläne (329 Straßen; großflächige Beseitigung von Schwarzbauten) können nicht in den neuen, mit japanischen Experten entwickelten Stadtentwicklungsplan Eingang finden. Dieser rechnet für 2040 mit 12 Mill. Einwohnern und einem Schnellbahnsystem, um Satellitenstädte anzubinden. Illegale Bauten sollen nun nurmehr in bescheidenem Rahmen beseitigt werden.

Inzwischen sagten Weltbank und Großbritannien $ 120 Mill. für eine grundlegende Sanierung des Msimbazi-Tals zu. Der Plan sieht 57 ha mit Appartement-Gebäuden für die bisherigen Bewohner vor, ferner 142 ha für Gewerbebetriebe, Sportanlagen und Parks. Das von Überschwemmungen verwüstete DART-Busdepot wird verlagert. Umfangreiche Baumpflanzungen sollen Erosion und Überschwemmungen abmildern.

Wie in anderen Städten Tansanias ist der Versuch, die unzähligen Straßenhändler (machinga) in Außenbezirke oder spezielle Zonen zu verbannen, auch in DSM gescheitert, u.a., weil vermögende Geschäftsleute sie als Subunternehmer anstellen. Seit der Präsident 2017 befohlen hat, die machinga in Ruhe zu lassen, wagen es die städtischen Behörden nicht mehr, ihnen Einschränkungen aufzuerlegen. Geschäftsinhaber beschweren sich aber darüber, dass die Straßenhändler ihre Preise unterbieten, weil sie keine Kosten wie Miete, Lizenzgebühren, Sozialabgaben und Steuern haben. Die städtischen Behörden schätzen, dass in DSM etwa 1 Mill. fliegende Händler und Straßenköchinnen unterwegs sind. Sie blockieren und verschmutzen Straßen und Gehwege.

Dar es Salaam will zusammen mit acht weiteren afrikanischen Großstädten bis 2050 frei von CO2-Emissionen sein, um die Vorgaben des Pariser Klimaschutz-Abkommens zu erfüllen. Besonders die Treibhausgas-Emmission aus Verkehr, Gebäudekühlung, Stromerzeugung, Holzkohle und Abfällen (Methan) muss dafür drastisch verringert werden. Der Nahverkehr muss bevorzugt ausgebaut und die Stromversorgung zuverlässiger werden. Die häufigen Strom-Ausfälle zwingen Geschäfte und Betriebe, private Generatoren zu betreiben. Das deutsche Umweltministerium fördert diese Initiative.

Citizen 13.04.16;15.08.; 12.09.17; 22.,25.05.; 26.08.18; 14.03.; 12.,13.05.19; DN 28.07.18; 15.01.; 25.02.; 12.05.19; Guardian 18.01.16; 14.05.18; 20.,22.02.19

Dodoma

Dodoma wurde zur sechsten Großstadt (City, Jiji) des Landes erhoben. Das Wajibu-Institut und die GIZ schulten die Stadträte in Finanzverwaltung und -kontrolle. Präsident Magufuli trieb die Übersiedlung aller Ministerien und Behörden von Dar es Salaam nach Dodoma sehr energisch voran. Etwa 9.000 Mitarbeiter sind bereits umgezogen (Bisherige Kosten: € 5,5 Mill.). Manche Minister mussten mit provisorischen oder halbfertigen Büros vorlieb nehmen. Das Regierungsviertel im Vorort Ihumwa/Mtumba (617 ha Fläche, 30 km von Dodoma) ist im Aufbau begriffen. Dieser wird 10 Jahre in Anspruch nehmen und etwa € 4 Mrd. kosten. In Mtumba werden auch Botschaften und Firmenzentralen angesiedelt. Die Residenz des Staatspräsidenten befindet sich im Stadtteil Chamwino.

Die Afrikanische Entwicklungsbank AfDB finanziert mit einem Kredit von € 160 Mill. ein neues Ringstraßensystem von 110 km Länge um Dodoma. Im Ortsteil Msalato wird ein internationaler Flughafen gebaut, in Ihumwa ein Bahnhof für die neue Zentralbahn. Ebenfalls neu errichtet wird ein Busbahnhof (250 Busse) und ein zentraler Markt im Ortsteil Nzuguni. Die Wasserversorgung der Stadt wird bis 2020 von 53 auf 63% ausgebaut, u.a. wird ein großer Trinkwasserspeicher errichtet. Seit 2018 finden umfangreiche Baumpflanzungen statt [vgl. TI März 19, S. 12]. Eine Mülldeponie (40 ha), die private Entsorgungsfirma Green Waste [vgl. S. 8] und ein Spezialfahrzeug zur Straßenreinigung sollen die Stadt sauberhalten.

Geologen warnten davor, in Dodoma Häuser mit mehr als zwei Stockwerken zu errichten. Die Stadt liege in einer vom Ostafrikanischen Graben ausgehenden Erdbebenzone, wo häufig Beben mit einer Stärke bis zu 6,5 auf der Richterskala auftreten.

Citizen 13.,16.04.19; DN14.12.18; 08.,17.04.; 02.05.19; Habari Leo 10.03.19; Guardian 16.07.16; 14.09.18; 22.02.19

Weitere Städte

Im Rahmen des „Strategischen Stadtentwicklungsprojekts“ ($ 400 Mill., finanziert durch Weltbank-Kredite und Finanzhilfen Dänemarks) wurden seit 2014 in den Städten Arusha, Dodoma, Kigoma, Mbeya, Mtwara, Mwanza und Tanga Infrastruktur-Verbesserungen durchgeführt: Umgehungsstraßen (141 km), Gehsteige, Brücken, Abwasserleitungen (15 km), Müllabfuhr (5 abgedichtete Deponien), Straßenbeleuchtung und 6 Busbahnhöfe. Weitere von der Weltbank finanzierte Stadtentwicklungsprogramme: Dar es Salaam Metropolitan Development Project ($ 300 Mill., hauptsächlich neue Kanalisation und Verkehrswege), Urban Local Government Strengthening Programme, Sansibar Urban Services Project.

Arusha, Stadt seit 1980, Großstadt seit 2012, umfasst 278 km² und hat mehr als 600.000 Einwohner, etwa 50 Fabrikbetriebe und zahlreiche Touristik-Unternehmen und Hotels. Die Stadt führte im Rahmen des von Stadtplanern aus Singapur entwickelten Rahmenplans wichtige Infrastruktur-Maßnahmen durch: Baumpflanzungen, Hochwasser-Sicherung, (Abflusskanal), Ringstraßen, Mülldeponie (in Terat). Die Wasserversorgung wird komplett erneuert, ihre Kapazität verdreifacht. In der Innenstadt wurden Überwachungskameras installiert, um die Sicherheit zu erhöhen. Sozialversicherungen und die Ngorongoro-Behörde errichteten fünf Hochbauten mit bis zu 15 Etagen. Sie sind jedoch nur zum Teil vermietet. Die Regierung beabsichtigt, in Arusha für $ 250 Mill. ein internales Konferenzzentrum mit 10.000 Plätzen zu errichten.

Arusha will sich als Hauptstadt des Grünen Tourismus in Ostafrika profilieren. Wie weit geplante Satellitenstädte gediehen sind, ist nicht bekannt (BondeniCity, etwa 15 km vom Zentrum; Safari City, ca 10 km außerhalb; Usa River Satellite City). Die ausführende National Housing Corp. musste bereits mehrere Projekte wieder einstellen. Mit Ausführung des Rahmenplans erweitert sich das Stadtgebiet Arushas auf 608 km². - Stadtentwicklungspläne sind auch für Dodoma, Iringa, Mtwara und Singida in Arbeit.

Mwanza, die zweitgrößte Stadt Tansanias, zählt etwa 3,5 Mill. Einwohner. 70% von ihnen leben in informellen Siedlungen ohne Infrastruktur, oft an steilen Hängen. Seit 2015 entwickelt eine Firma aus Singapur [vgl. o. Arusha] den „Mwanza Masterplan 2035“. Er integriert die Städte Ilemela und Nyamagana und umfasst eine Fläche von 437 km². Der Plan rechnet mit einer auf das Dreifache wachsenden Bevölkerung und 1,5 Mill. Arbeitsplätzen. Auch ein Schnellbus-System (Bus Rapid Transit) ist vorgesehen.

Der Magu-Distrikt plant die Kisesa-Isangijo-Satellitenstadt, 20 km von Mwanza entfernt. In Mwanza wurde ein offizieller Goldmarkt eingerichtet, der für den internationalen Handel ausgebaut werden soll. Die Region produzierte 2018 125 kg Gold. Mwanza verfügt mit der „Rock City Mall“ über das größte Einkaufszentrum in Ostafrika.

Mbeya erhält ein neues Stadtviertel mit 50.000 Grundstücken. Land- und Siedlungsminister Lukuvi kritisierte, die Stadt tue zu wenig gegen Schwarzbauten (fast 90%). Alle Häuser müssten nun legalisiert und zur Haussteuer herangezogen werden.

Moshi soll demnächst den Großstadt-Status erhalten. Nach Einbeziehen von Teilen der Distrikte Hai und Moshi-Land wird das Stadtgebiet dann 142 km² umfassen. Moshi wurden wiederholt als sauberste Stadt Tansanias ausgezeichnet. Der Bürgermeister erklärte diesen Erfolg mit konsequenten Erziehungsmaßnahmen und ebenso konsequenter Bestrafung von Verschmutzern. Die Stadt leidet aber unter einer Invasion von Fledermäusen, die durch nächtlichen Lärm und säurehaltige Ausscheidungen unangenehm auffallen. Auch Moshi muss sich wie viele Städte mit den zahlreichen Straßenhändlern befassen, die das Stadtzentrum verunreinigen und den Verkehr behindern. Eine neue Marktanlage und ein Busterminal sind im Bau.

Tanga ist ältester Hafen Tansanias (seit dem 6. Jahrhundert). Es erlebte Blütezeiten unter den omanischen Sultanen (1500 bis 1750) und den deutschen Kolonialisten, die Tanga zur Hauptstadt Deutsch-Ostafrikas machen wollten. Mit der Verstaatlichung der Sisalfabriken begann Tangas Verfall. Erst spät erkannte die Bevölkerung die Bedeutung formaler Bildung über das Koranwissen hinaus. Tanga erhofft sich neue Impulse aus Zementfabriken, erneuertem Sisalanbau, einer Öl-Pipeline und touristischen Attraktionen wie Stränden, Korallenriffen, den Amboni-Höhlen und dem Saadani-Nationalpark.

Sansibar lässt von einer ägyptischen Ingenieursfirma eine neue, durchgeplante Stadt neben der historischen Stone Town errichten. Auch die Altstadt soll dabei gründlich saniert werden.

Citizen 23.09.15; 06.04.; 19.,27.06.16; 01.03.17; DN 24.06.; 04.,21.12.15; 10.02.; 07.04.; 26.05.; 13.06.16; 26.04.; 12.05. 12.07.; 07.08.17; 09.04.18; 10.05.19; East African 02.06.18; Guardian 20.,24.06.18; 02.02.19; TZ Strategic Cities Project bei www.tamisemi.go.tz;