Thema: Religionsgemeinschaften: Verschiedene Kirchen, Zusammenarbeit - 03/2017

Aus Tansania Information
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Dienst an der Gesellschaft

Der Christenrat (CCT) traf sich mit muslimischen Geistlichen, um über religiöse Radikalisierung zu sprechen. Dabei erkannte man auch die Notwendigkeit, zwischen Regierung und Opposition zu vermitteln. Präsident Magufuli hatte jede politische Betätigung in der Öffentlichkeit bis zur nächsten Wahl verboten und die manipulierte Wahl auf Sansibar verteidigt. Die Opposition hatte die Parlamentssitzungen boykottiert und zum Tag des Widerstands gegen „Diktatur in Tansania“ aufgerufen. Die Äußerungen beider Seiten waren mehr und mehr von Hass und Misstrauen geprägt: Die Regierung wirft der Opposition Aufwiegelung vor, diese findet, Magufuli zerstöre die Demokratie im Land.

Mit Unterstützung durch die bayerische und die schwedische lutherische Kirche, sowie Brot für die Welt und Tearfund (www.tearfund.org) nahmen die tansanischen Religionsführer Gespräche mit der oppositionellen Chadema auf und erreichten, dass die direkte Konfrontation durch eine verbotene Demonstration aufgeschoben wurde und die Abgeordneten der Opposition ins Parlament zurückkehrten. Allerdings gewährte Magufuli den Vermittlern nicht das erbetene Gespräch. Diese drückten ihre Hoffnung aus, Gott möge dem Land politische Reife und Weisheit gewähren. Der Verteidigungsminister forderte anlässlich des hinduistischen Lichterfestes die Religionsführer auf, weiterhin Frieden und Liebe zu predigen.

In der „Christian Social Services Commission“ (CSSC, gegründet 1992) arbeiten anglikanische, katholische, lutherische, mennonitische und moravische Kirchen zusammen, um Bildungs- und medizinische Dienste zu ermöglichen. Zu ihrem 25-jährigen Jubiläum erhielt die CSSC ein neues Gebäude im Arumeru-Distrikt. Bei diesem Anlass pries Altpräsident H. Mwinyi die hervorragenden Leistungen der Kirchen im Bildungs- und Gesundheitswesen.

Die christlichen Kirchen betreiben in Tansania 1.006 Bildungsinstitutionen (ebenfalls genannt: 691), darunter 28 Universitäten und Colleges, 126 Berufsbildungszentren, 14 Lehrerbildungsstätten, 362 Sekundarschulen 161 Primarschulen und mehr als 300 Vorschulen. Damit unterhalten die christlichen Kirchen etwa 10% der tansanischen Bildungseinrichtungen.

Hinzu kommen 42% der Krankenhäuser (auf dem Land: 56%), d.h. 202 Krankenhäuser, 102 Gesundheitszentren, 3.987 Dispensaries und Ausbildungsstätten für Mediziner und Pflegepersonal. Die Kirchen decken vor allem medizinische Dienste auf dem Land ab. Daher leiden sie besonders unter Personalmangel und hohen Gehaltsforderungen. Die bisher von der ELCT betriebene „Mission for Essential Medical Supplies“ wurde der CSSC übergeben.

Der Bischof der „Tanzania Joyful Church“ in Arusha ermahnte die junge Generation, ihre Eltern nicht zu vergessen. Es gebe eine schändliche Tendenz, die Alten auf dem Dorf zurückzulassen und sich eines üppigen Lebens in der Stadt zu erfreuen. Eltern, die viel in ihre Kinder investiert haben, hätten auch ein Recht auf Unterstützung.

CCT Press Release 05.09.; 05.12.16; DN 31.10.; 17.11.16; 13.02.17

Erfolge

Mitglieder der Sieben-Tage-Adventisten in Siha, Arusha spendeten Blut im Rahmen einer Kampagne des Präsidenten, dass jeder Distrikt 100 Blutkonserven aufbringen soll. Traditionell lehnen Adventisten Bluttransfusionen ab. Die hohe Zahl von Verkehrsunfällen führte zu einem hohen Bedarf und entsprechendem Mangel an Blutkonserven.

Der CCT veranstaltete in der Singida-Region eine erfolgreiche Kampagne gegen die Genitalverstümmelung weiblicher Kinder und Säuglinge (FGM). Alle Babies werden nun überprüft und Schuldige angezeigt. Meist stehen Frauen hinter dem grausamen Ritual. Der CCT führt seine Kampagne über die Dorfgemeinschaftsbanken und die Sonntagsschulen durch, die mit Gedichten und szenischen und musikalischen Darbietungen die FGM anprangerten.

Im Serengeti-Distrikt vernichtete im Rahmen einer CCT-Kampagne eine angesehene und gesuchte Beschneiderin („Ngariba“) ihr Werkzeug in einem feierlichen Gottesdienst. Sie hatte ihre Karriere, wie es die Tradition verlangt, mit der Beschneidung ihrer eigenen Tochter begonnen und pro Saison (jedes gerad-zahlige Jahr) mehr als 5.000 Mädchen verstümmelt. Die Beschneiderin erklärte, sie sei zwar von ihrer verstorbenen Großmutter im Traum als Ngariba berufen worden, nun aber von der Schädlichkeit dieser Tradition überzeugt. Als traditionelle Geburtshelferin habe sie unzählige durch die Verstümmelung verursachte Komplikationen erlebt. Ferner wolle sie wieder Mitglied ihrer kirchlichen Dorfgemeinschaftsbank werden, die ihr wegen ihrer Tätigkeit gekündigt hatte. Sechs weitere Beschneiderinnen folgten ihrem Beispiel.

Der CCT veranstaltet seit 2010 ein Programm für Jugendliche: „Community Monitors“ (Gemeinde-Überwacher). Die Teilnehmenden werden dazu ausgebildet, schädliche Einflüsse im Nahbereich zu erkennen und dagegen anzugehen, z.B. Umweltzerstörung, Arbeitslosigkeit, Klimawandel, Menschenhandel und Machtmissbrauch durch Regierungsstellen. Das Programm wird von der norwegischen Kirche (NCA) gefördert. Die NCA zeichnete 2016 drei CCT-Programme als besonders erfolgreich aus: Behördenkontrolle im Bahi-Distrikt, Dodoma Region; Rechtshilfe für Bedürftige in Gairo, Morogoro; Innovative Wirtschaftsförderung in Chunya, Mbeya.

CCT Press Release 11.10.; 15.,16.11.16; 09.,11.,12.01.17; DN 12.08.16

Schwarze Schafe

Der anglikanische Erzbischof Dr Chimeledya (Mpwapwa) forderte den Bischof der Diözese Dar-Es-Salaam, Dr. V. Mokiwa wegen ethischer Verfehlungen zum Rücktritt auf. Letzterer wird beschuldigt, den Verbleib von TZS 216 Mill. nicht belegen zu können und fragwürdige Pachtverträge abgeschlossen zu haben. Er wies jedoch alle Anklagen zurück und weigerte sich, zurückzutreten.

Ein Bischof der „Tanzania Evangelism Field Church“ in Shinyanga wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er eine Schülerin vergewaltigt hatte, die er zu ihrem Schulort bringen sollte.

Ein moravischer Pfarrer in der Katavi-Region wurde zu 20 Jahren verurteilt, weil in seinem Büro 20 kg Elfenbein im Wert von TZS 90 Mill. gefunden worden waren.

Drei Angeklagte erhielten lebenslänglich, weil sie die lutherische Kirche von Mushasha, Bukoba-Distrikt niedergebrannt hatten. 2016 wurden in den Distrikten Bukoba und Karagwe fünf Kirchengebäude, die meisten von Pfingstgemeinden, angezündet.

Citizen 09.,10,11.01.17; DN 13.08.; 24.09.; 14.11.16; 09.02.17