Thema: Rausch und Betäubung: Drogen: Alkohol und Tabak - 05/2020

Aus Tansania Information
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Legaler und illegaler Alkohol

Die chinesische Staatsfirma Moutai gründete in Tansania eine Destillerie für ihren gleichnamigen Likör aus Sorghum. Die Fabrik wurde in Anwesenheit zahlreicher Würdenträger eröffnet.

Zwei Geschäftsleute wurden in Moshi wegen Wirtschaftsverbrechen angeklagt. Sie hatten 1500 Liter Alkohol destilliert und als Gin, Wodka und Konyagi angeboten. Sie hatten auch gleich die erforderlichen Steuermarken selbst fabriziert.

Im Hai-Distrikt, Kilimanjaro-Region beschlagnahmte die Polizei 480 Liter illegalen Schnaps („gongo“) und Destillationsgeräte. Der Fusel wird in abgelegenen Dörfern destilliert und in Moshi und Bergbauregionen wie Mirerani verkauft. Sein Genuss führt häufig zu sexuellen Übergriffen und Gewalttätigkeit. Geschäftsleute in Dodoma beklagten, dass große Mengen Schnaps illegal in Plastikflaschen verkauft wird. Es wird geschätzt, dass dem Staat durch illegale alkoholische Getränke etwa TZS 1 Trillion / € 4 Mrd. jährlich an Steuern entgehen.

Geläufige Namen für die großenteils illegal hergestellten Destillate sind: Gongo, Kangara, Kindi, Komoni, Mbege und Waini. Sie enthalten ungenormte Ethanol-Anteile und häufig auch Aflatoxine. 2017 kamen in Dar es Salaam zehn Personen ums Leben, nachdem sie illegal destillierten Alkohol konsumiert hatten.

Die Regierung konnte die Steuereinnahmen bei Alkoholika steigern, nachdem sie anstelle der oft gefälschten Steuermarken aus Papier die elektronische Produkterfassung und -nachverfolgung (ETS) einer Schweizer Firma eingeführt hatte. Die Einnahmen stiegen um 34%. Illegal arbeitende Firmen können leichter verfolgt werden. Die elektronische Besteuerung wurde auch für Säfte, Mineralwasser, Zigaretten und Musik-Datenträger eingeführt.

Ein neues Alkohol-Gesetz auf Sansibar soll den moralischen Verfall aufhalten, der auf die zahlreichen Bars und Alkohol-Klubs in Wohngebieten zurückgeführt wird. Das Gesetz ersetzt die alten Vorschriften von 1928 und verschärft die Regelungen zu Einfuhr, Verkauf und Konsum von Alkoholika. Verkäufer und Konsumenten müssen zukünftig älter als 25 Jahre sein. Auf den Inseln dürfen keine alkoholischen Getränke mehr hergestellt werden. Import und Verkauf kontrolliert eine neue Lizenzierungsbehörde. Zuwiderhandlungen werden mit fünf Jahren Haft oder TZS 5 Mill. Strafe bedroht.

Citizen 25.05.17; 20.11.19; DN 06.10.17; 29.12.18; 04.12.19; 05.04.20; Guardian 16.02.18; 13.05.; 06.09.19; 08.04.20

Alkoholsucht, Folgen, Entwöhnung

In den Regionen Iringa und Njombe stellen viele Kleinfabriken das traditionelle Getränk „Ulanzi“ her, einen vergorenen Bambussaft. Allerdings ist es noch nicht gelungen, Ulanzi auf Flaschen zu ziehen, dafür müsste der Gärungsprozess gestoppt werden. Gesundheitsexperten bedauern, dass das Getränk immer noch Kindern verabreicht wird, bei denen es zu Wachstums- und Entwicklungsverzögerungen führt. Unmäßiger Ulanzi-Konsum trage auch zur Ansteckung mit dem HI-Virus und unerwünschten Schwangerschaften bei.

Die Regionalkommissarin von Singida drohte, alle Kneipen zu schließen, die lokal gebrautes Bier (pombe) nicht nach den Vorschriften zur Corona-Prävention servieren. Jeder Gast müsse die Hände mit fließendem Wasser und Seife waschen, ein individuelles Trinkgefäß bekommen und einen Sicherheitsabstand einhalten. Trunkenheit werde generell als Corona-Gefährdungstatbestand bestraft.

Ernährungsberaterinnen in der Iringa-Region wandten sich gegen den Irrglauben, Männer könnten sich von ihrem Alkoholismus befreien, indem sie die Milch ihrer stillenden Frauen trinken. Dies sei wirkungslos und schade den Säuglingen. Ebenso verurteilten sie die Gewohnheit, Kleinkinder mit alkoholischen Getränken ruhigzustellen. Etwa 1/3 der Schwangeren konsumierten regelmäßig Alkohol, was nicht nur den ungeborenen Kindern schade, sondern auch das Familienleben gefährde.

Kardinal Pengo beklagte Alkohol-Exzesse unter Jugendlichen. Diese hielten sie von produktiver Arbeit ab und behinderten die wirtschaftliche Entwicklung. Das Verbot, Schnaps in kleinen Plastikbeuteln („viroba“) anzubieten, reduzierte den Konsum unter Jugendlichen nur wenig, weil der Alkohol inzwischen an vielen Kiosken in Gläsern verkauft wird. Nach einer WHO-Untersuchung betrinken sich 40,6% der tansanischen Männer (über 15) und 23,3% der Frauen regelmäßig.

Bei einer neuntägigen Gebets- und Fastenaktion der Katholiken im Rombo-Distrikt, Kilimanjaro-Region sagte ein Pfarrer, Tansania verliere viele begabte junge Leute durch Alkoholismus. Dieser werde durch Unterbeschäftigung verursacht. Viele ließen sich unter Alkoholeinfluss auf kriminelle Handlungen ein. Alkoholmissbrauch führe zu Gewalttaten, verminderter Fruchtbarkeit, Erziehungsmängeln und Ehekrisen. Auch die weiter anwachsende Zahl der Straßenkinder sei darauf zurückzuführen. Die Regierung solle energischer gegen die 52 im Rombo-Distrikt gebrauten Sorten von Alkoholika vorgehen, die weitgehend unversteuert und illegal verkauft würden.

Citizen 28.03.19; DN 25.08.16; Guardian 28.06.15; 21.01.18; 29.04.19; 08.04.20; Mtanzania 03.09.; 23.12.19

Tabak

Das Tanzania Tobacco Control Forum TTCF forderte die Regierung auf, den Tabakkonsum zu erschweren und den Anbau von Tabak nicht mehr zu fördern. Die Behandlung von Raucher-Erkrankungen koste den Staat wesentlich mehr als er aus dem Tabakverkauf einnehme. Die Kinder von Tabakbauern nähmen beim Ernten und Sortieren der Tabakblätter sehr viel Nikotin auf. Zudem müssten Kinder von Tabak-Anbauern besonders viel arbeiten und fielen in der Schule zurück.

Als einziges Land in Ostafrika habe Tansania noch immer kein Gesetz zur Kontrolle des Tabakmissbrauchs, wozu es sich 2007 verpflichtet habe. Das TTCF erreichte, dass sich 70% der Tabakbauern im Namtumbo-Distrikt, Ruvuma-Region auf alternative Pflanzen wie Sonnenblumen umstellten.

2016 verbot die Regierung das unter Jugendlichen beliebte Rauchen mit Wasserpfeifen (shisha). Mehr und mehr hatten die Konsumenten dem aromatisierten Shisha-Tabak Haschisch oder Kokain beigemischt.

Citizen 11.03.18; DN 10.11.19; Guardian 20.09.15