Thema: Städtische Zentren: Verkehr – 6/2019

Aus Tansania Information
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Öffentlicher Nahverkehr

Nur Dar es Salaam besitzt ansatzweise öffentliche Nahverkehrsbusse. Die erste Phase (von sechs) des „DSM Rapid Transit“ (DART) startete 2016 mit großen Erwartungen. Theoretisch verkürzte sich die Fahrzeit über die Gesamtstrecke von vier Stunden auf 40 Minuten, da für die Schnellbusse eigene Fahrspuren reserviert sind. Da jedoch statt der benötigten 305 Gelenkbusse (à 140 Plätze) nur 140 im Einsatz sind, sind die Fahrzeuge überlastet, können den Fahrplan nicht einhalten und nutzen sich schnell ab. Überfüllte Busse fuhren an Haltestellen vorbei, um Beschädigungen und Gewaltausbrüche zu vermeiden. Frustrierte Fahrgäste blockierten die Busspuren. Kinder schaffen es oft nicht, sich in einen Bus zu zwängen und versäumen dadurch Unterricht. Trotz der nicht kostendeckenden Fahrpreise sind die Schnellbuslinien 50% teurer als die privaten Kleinbusse (daladala). Viele zahlen damit für eine Hin- und Rückfahrt etwa 30% ihres Tagesbudgets.

Unglücklicherweise baute man Hauptverwaltung und Busdepot entgegen der Warnung des Umweltrats in das überschwemmungsgefährdete Jangwani-Tal. Daher erlitten bereits 79 Busse Wasserschäden, 30 davon fielen gänzlich aus. Neue Busse blieben im Zoll hängen, da DART die Einfuhrzölle nicht bezahlen konnte.

Die Regierung hatte sich im Blick auf die optimale Auslastung des Systems eine Dividende erhofft. Da sie jedoch den Fahrpreis auf TZS 650 / € 0,25 festgelegt hat, fährt DART alljährlich ein Defizit ein; dieses wurde durch Veruntreuungen weiter erhöht. Damit gerät die Kreditrückzahlung an die Weltbank (€ 180 Mill.) ins Wanken.

Um mehr Investitionskapital zu mobilisieren, möchte die Regierung den DART in Partnerschaft mit Privatfirmen betreiben („PPP“). Für die bisherige Strecke (21 km mit 27 Haltestellen) müsste ein Investor weitere 165 Busse anschaffen.

2019/20 soll die 2. Phase des DART von DSM-Zentrum zum Stadtteil Mbagala (20 km) von einer chinesischen Firma ausgebaut werden. Deren Kosten von € 60 Mill. deckt ein weicher Kredit der Afrikanischen Entwicklungsbank. Die Gesamtlänge der geplanten sechs Schnellbus-Strecken soll 137 km betragen. Täglich soll das Schnellbus-System dann mehrere Millionen Passagiere bewegen und die Luftbelastung um 60% reduzieren. Allerdings haben die Busse aus China trotz der reichen Gasvorkommen Tansanias noch konventionelle Dieselmotoren.

2017 gab die Weltbank € 186 Mill. für neue Fernbus-Terminals in 11 Regionen Tansanias.

Die Bahngesellschaft TRC plant, in Dar es Salaam und Dodoma Schienenstrecken für den Nahverkehr einzurichten, bzw. zu rehabilitieren. In DSM sind als Terminals vorgesehen: Pugu, Ubungo, Mbagala, Flughafen und Bagamoyo. Ein Nahverkehrszug – so er verkehrt – transportiert 2.000 Passagiere.

African Business Week 28.11.17; Citizen 14.,21.,24.05.; 04.12.18; 26.02.; 25.03.19; The Conversation 22.02.19;DN 26.01.17; 16.04.19; Guardian 08.08.17; Habari Leo 10.12.18; Nipashe 13.02.19

Individualverkehr

In Dar es Salaam kommen 35 PKW auf 1000 Einwohner. Von den jährlich etwa 50.000 nach Tansania eingeführten Autos werden etwa 70% in DSM zugelassen. Die meisten PKW-Halter verwenden mehr Geld auf den Unterhalt ihres Wagens als auf den der Familie. Die alltäglichen Verkehrsstaus verursachen neben der Umweltbelastung jährlich Kosten von € 270 Mill.

Zusammen mit der japanischen Entwicklungsagentur JICA entwarf die Regierung den neuen „Dar es Salaam Transportation Master Plan“. Er sieht bis 2042 ein Ring- und Radialstraßensystem zwischen dem zentralen Geschäftsviertel und vier Unterzentren vor.

Die Ausfallstraße Morogoro Road wird auf 19 km bis Kibaha auf acht Spuren ausgebaut. In DSM wurden bereits im Temeke- (Mfugale Flyover, japanischer Kredit € 38 Mill.) und im Kinondoni-Distrikt (Nyerere-Brücke, € 112 Mill.) große Straßenüberführungen gebaut. An sieben weiteren wichtigen Kreuzungen sollen demnächst aufwendige Überführungssysteme den Verkehr verflüssigen. Eine koreanische Firma baut die neue Selander-Brücke zum Stadtteil Msasani (6,2 km, € 109 Mill., koreanischer Kredit). Ein chinesisches Unternehmen errichtet die dreistöckige Ubungo-Kreuzung (€ 69 Mill., Weltbank-Kredit).

Mitfahr-Rufdienste wie Taxify und Uber sind in Arusha, DSM, Dodoma und Mwanza aktiv. Während sich Autobesitzer damit Einkommen verschaffen, verlieren viele Taxifahrer ihre Kunden.

Citizen 25.05.; 05.12.17; 08.,10.02.; 27.04.; 23.,24.07.; 26.09.; 20.12.18; DN 16.09.18; Guardian 11.04.; 31.05.; 26.09.18