Thema: Kultur und Gesellschaft: Kiswahili - 04/2017

Aus Tansania Information
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Geschichte und Verbreitung

Kiswahili wird in Tanania von 100%, in Kenia von 80%, in Uganda, Ruanda und Burundi von 50% der Bevölkerung verwendet und in den meisten ost- und südafrikanischen Ländern bis hin zu den Komoren verstanden. Weltweit sprechen etwa 200 Mill. Menschen Kiswahili. Es ist offizielle Konferenzsprache in der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) und der Afrikanischen Union. Nach und nach sollen alle internationalen Verträge Tansanias auf Kiswahili zugänglich gemacht werden.

Historisch entwickelte sich Kiswahili als Handelssprache an der ostafrikanischen Küste aus lokalen Bantusprachen mit arabischen und einigen indischen und persischen Einflüssen. Die deutsche und die englische Kolonialregierung übernahmen Kiswahili als Verwaltungssprache für die unteren Ebenen und als lingua franca. In Teilen Ugandas wurde es eine Zeitlang als Sprache der arabischen Sklavenhändler abgelehnt.

Manche Fachleute sind besorgt darüber, dass sich mit zunehmender Verbreitung des Kiswahili in Ostafrika ausgeprägte lokale Dialekte bilden, z.B. in der DR Kongo oder in Nairobi („Sheng“, eine Mischung aus Kiswahili, Englisch und lokalen Sprachen).

Sprachenpolitik

Kulturminister N. Nnauye kündigte eine neue nationale Sprachenpolitik an, um Entwicklung und Gebrauch des Kiswahili zu fördern. Es werde Richtlinien geben für gesprochene und Zeichensprache, sowie für Blindenschrift. Nnauye lobte Präsident Magufuli, weil dieser auch bei internationalen Begegnungen Kiswahili spreche. Der nationale Kultur-Rat (Basata) forderte, Kiswahili als Lehrfach an Journalisten-Schulen wieder einzuführen und speziell ausgebildete Lehrkräfte für Kiswahili an Schulen einzusetzen.

Auch an Universitäten sollte die Landessprache Tansanias bewusst verwendet werden. Die Uni Dar-Es-Salaam benutzt Kiswahili in allen Sitzungen, außer bei Lehrveranstaltungen. Experten betonten allerdings, dass Studierende zwar in einer ihnen geläufigen Sprache besser lernten, andererseits verfüge das heutige Kiswahili noch nicht über genügend Fachbegriffe für fortgeschrittene Studien. Viele Universitäten bilden Fachlehrkräfte für Kiswahili aus, die die Sprache im Ausland vermitteln sollen.

Präsident M. Shein forderte die sansibarischen Universitäten auf, enger mit der 2016 gegründeten Ostafrikanischen Kiswahili-Kommission zusammenzuarbeiten. Die auf Sansibar angesiedelte Kommission soll die Entwicklung und Verbreitung des Kiswahili in den Staaten der EAC und der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft vorantreiben.

Salma Kikwete (Frau des Altpräsidenten) ist Kiswahili-Botschafterin für Afrika. Sie forderte die Tansanier/innen auf, stolz auf ihre nationale Sprache zu sein und nicht Fremdsprachen zu bevorzugen. Dies sei gleichbedeutend mit Sklaverei.

Ein kommerzieller Sportsender überträgt neuerdings die Spiele der englischen Fußball-Liga mit Kiswahili-Kommentar. Die zuständige Regulierungsbehörde erinnerte daran, dass Fernseh- und Radiosendungen keine Stammessprachen verwenden dürfen, die nicht Alle verstehen. Gegebenenfalls muss simultan in Kiswahili übersetzt werden.

Grußformeln

Der traditionelle Gruß an Ältere oder Höhergestellte „shikamoo“ (ich fasse deine Füße) mit der Antwort „marhaba“ (du hast meinen Segen) wird heutzutage sehr kontrovers beurteilt. Für die Einen ist er Zeichen einer gesunden Ehrerbietung und guter Erziehung. Für die Anderen ist der Gruß zu formell, macht alt, oder behindert fairen Austausch auf Augenhöhe. Manche sehen in ihm auch ein Relikt des arabischen Kolonialismus. Als cool gilt unter Jüngeren: „Mambo? - Poa“ oder einfach „Hi!“

Literatur in Kiswahili

Zwei tansanische Autoren gewannen den diesjährigen Mabati-Cornell-Preis für afrikanische Literatur (jeweils $ 5.000). In der Sparte Lyrik wurde ein Kenianer ausgezeichnet. Der Preis wird von einem kenianischen Unternehmen für Stahldächer und der amerikanischen Cornell-Universität für Werke in Kiswahili ausgelobt.

Der Preisträger von 2015 E. Mageresi setzt sich besonders für ein reines Kiswahili ein. Er schrieb einen Kriminalroman, in dem er konsequent auf englische Fremd- und Lehnwörter verzichtet.

Arusha Times 10.12.16; Citizen 09.02.; 17.04.; 19.06.; 31.08.16; 19.01.; 15.02.17; DN 11.08.; 14.09.; 19.12.16; 18.01.; 15.,18.,25.02.; 20.03.17; Mwananchi 15.09.16; Pressemitteilung des Kulturministeriums 28.01.17