Thema: Kirchen und Religionsgemeinschaften in Tansania: Religionsgemeinschaften und Regierung – 01/2020

Aus Tansania Information
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Häufig verwendete Abkürzungen:

BAKWATA: Baraza Kuu la Waislamu Tanzania; Oberster Muslimrat, wird jedoch von den Scheichs der „Muslimischen Erweckung“ für zu staatsnah gehalten.

CCT: Christian Council of Tanzania; Tansanischer Christenrat: Anglikanische, Pfingst-, Lutherische Kirchen: www.cct-tz.org

ELCT: Evangelical Lutheran Church of Tanzania, Evang.-Luth. Kirche; www.elct.org

TAG: Tanzania Assemblies of God; Pfingstlich orientierte Gemeinschaften; www.tag.or.tz

TEC:Tanzania Episcopal Conference; Tansanische Katholische Bischofskonferenz; www.tec.or.tz

Regierung und Religionsgemeinschaften

Präsident Magufuli versicherte bei verschiedenen Anlässen, die Verfassung des Landes garantiere die freie Religionsausübung und die Regierung werde sie weiter garantieren. Die religiösen Führungspersonen müssten viel Taktgefühl aufbringen und sich stets der Konsequenzen ihrer Lehren bewusst sein. Ihre Aufgabe sei es, Harmonie, Einigkeit und Solidarität zu stärken. Die Religionsgemeinschaften machten ihre Mitglieder zu guten und patriotischen Bürgern, die Diebstahl, Veruntreuung, Korruption, Raub und Gewalttaten vermieden. Insofern seien sie wichtige Entwicklungspartner.

Das Antikorruptionsbüro bat die Verantwortlichen der Religionsgemeinschaften, in Kirchen und Moscheen auf Gefahren und Schäden durch Korruption hinzuweisen.

Premier K. Majaliwa lobte die „Assemblies of God“ für ihre sozialen Dienste, besonders im Schulwesen. Diese spielten eine entscheidende Rolle bei der Durchführung der staatlichen Entwicklungspläne.

Bei der Jahresversammlung des Tansanischen Christenrats CCT betonte Majaliwa, es sei wichtig, dass die Kirchen die Staatsangestellten zu Gottesfurcht und ethisch einwandfreiem Verhalten anhielten und sich der moralischen Erosion unter der jungen Generation entgegenstellten.

Der frühere Premier M. Pinda warnte vor moralischer Erosion durch Globalisierung und westliche Einflüsse. Die Tansanier bräuchten eine feste Glaubensbasis, um die Entwicklung des Landes zu stabilisieren.

Der Regionalkommissar von Dar es Salaam P. Makonda gestattete den Religionsgemeinschaften, in den lokalen Bars zu predigen. Pro Nacht dürften sie damit bis zu einer halben Stunde auftreten.

Ein Kongolese und seine beiden Gattinnen wurden zu einem Jahr Gefängnis und anschließender Abschiebung verurteilt, weil sie ihre „Frühe Kirche des Herrn Yeshwa“ illegal betrieben hatten.

Citizen 21.11.18; 29.04.; 09.,10.09.19; DN 29.04.; 22.07.19; Mtanzania 06.07.; 19.11.19; Mwananchi 14.12.19

Zustimmung zu Regierung

P. Kardinal Pengo forderte die katholischen Bischöfe auf, die Regierung zu respektieren. Diejenigen, die Dr. Magufuli einen Diktator nennten, verkennten die vielen Segnungen, die er Tansania gebracht habe. Der Regionalchef benannte eine Straße in DSM nach Kardinal Pengo, um dessen Weisheit und sein Streben nach Eintracht zu ehren.

Der Sprecher der katholischen Bischofskonferenz TEC beglückwünschte Präsident Magufuli zu seinen Erfolgen. Fortschritt gebe es, wo man aufeinander höre und miteinander rede. Magufuli erklärte, er wäre selbst gern Priester oder Bischof geworden, um Gottes Wort zu verkünden.

Mehrere Pfingstkirchen lobten die Fünfte Regierung. Der Bischof der „Wapo Mission International“ gestand, früher habe er sich seines Landes geschämt, heute sei er stolz auf die wunderbaren Errungenschaften Tansanias. Dies hätten Gottesfurcht und Glaube des Präsidenten ermöglicht. Die Kirchen sollten die Jugendlichen zum Gehorsam gegenüber den Autoritäten anleiten, um die Arbeit der Polizei zu erleichtern. Der Leitende Bischof der „Assemblies of God“ (TAG) untersagte jede politische Äußerung in Gottesdiensten. Nur Wahrheit und Recht dürften gepredigt werden. Dies werde die Nation voranbringen.

Die Pfarrerin G. Rwakatare der „Kirche vom Feuerberg“ in DSM rief ihre Gläubigen auf, für die Regierung zu beten und hart zu arbeiten. Alle Gläubigen könnten 2020 ein eigenes Haus bauen. Alle unfruchtbaren Frauen würden ein Kind bekommen.

Bischof Gwajima von der Kirche „Auferstehung und Leben“ verteidigte das im Bau befindliche Wasserkraftwerk im Selous-Wildschutzgebiet: Die Bedenken der Umweltschützer dienten internationalen Interessen, nicht Tansania. Man könne kein Omelette backen, ohne Eier zu zerbrechen.

Citizen 29.04.19; Mtanzania 04.06.; 29.07.19; Mwananchi 18.11.; 09.12.19; Nipashe 27.01.; 29.04.19

Unterstützung für Regierungsvorhaben

Der Regionalkommissar von Dar es Salaam erklärte Geistlichen aller Religionen die Fortschritte, die die Region unter der Fünften Regierung gemacht habe: Straßen, Autobahn, Brücken, Schnellbusse, Krankenhäuser und sichere Stromversorgung. Islamische, katholische und lutherische Geistliche zeigten sich beeindruckt und versprachen, ihre Gläubigen zu Patriotismus und Arbeitseifer anzuhalten. Gemeinsam wolle man die vom Präsidenten angestrebte Industriegesellschaft aufbauen. Der Scheich für die Region DSM schlug vor, alle Geistlichen sollten Magufuli mit einer gemeinsamen Resolution unterstützen.

Zum festlichen Empfang eines neuen Airbus 220-300 erschienen der tansanische Mufti und Vertreter vieler großen und kleinen Kirchen. Das Flugzeug erhielt den Namen „Ngorongoro“. Die Geistlichen lobten die Anstrengungen der Regierung im Kampf gegen die Armut. Der Bischof der „Full Gospel Bible Fellowship“ erklärte, Dr. Magufuli verdiene den Jubel der Volksmassen.

Der anglikanische Bischof von Dodoma Dr. C. Chilongani sagte in seiner Osterpredigt, korruptes Verhalten sei trotz der Bemühungen der Regierung noch weit verbreitet. Alle müssten dagegen angehen, damit die Armen zu ihrem Recht kämen. Ähnlich äußerte sich der katholische Bischof von Sansibar A. Shao.

Citizen 03.;DN 19.01.19; Mtanzania 29.10.; 19.11.19;Mwanahalisi 23.04.19; Mwananchi 11.01.; 18.11.19; Nipashe 22.04.19

Forderungen, Kritik

Bei einem Gespräch Dr. Magufulis mit Religionsführern bat der lutherische Pfarrer A. Lyimo den Präsidenten um Redefreiheit. Die Menschen fürchteten sich heutzutage, ihre wahren Gedanken zu äußern, dies schade der Demokratie. Magufuli bestritt, politische Versammlungen verboten zu haben. Innerhalb seines Wahlkreises dürfe jeder Oppositionsabgeordnete öffentlich sprechen. Darüber hinaus jedoch nicht, denn dies führe zu Chaos und Gewaltanwendung.

Bischof E. Mwamakula von der Moravian Revival Church sagte bei einer Preisverleihung für patriotisches Verhalten, die Regierung müsse volle Pressefreiheit gewähren, wenn sie patriotische Bürger wolle. „Wir brauchen echte Patrioten und keine Heuchler, die aus Eigeninteresse im Namen des Patriotismus alles Mögliche behaupten“.

Der stellvertretende Vorsitzende der TEC betonte, eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Regierung und Kirchen setze einen offenen und kontinuierlichen Dialog voraus. Der katholische Bischof von Mtwara warnte im Blick auf die Kommunalwahlen vor Rechtsbeugungen und Amtsmissbrauch. Dies führe zu Unfrieden und Chaos und gefährde zudem eine friedliche allgemeine Wahl im kommenden Jahr.

29 Organisationen aus Kenia, Uganda und Tansania, darunter CCT, Menschenrechtszentrum LHRC und Twaweza, schlossen im September 2018 ein Bündnis, um gemeinsam zu dokumentieren, wo in Ostafrika bürgerliche Freiheiten bedroht sind und um alle rechtlichen Mittel zur Verteidigung der Demokratie auszuschöpfen. Sie forderten, entsprechend den Länderverfassungen und internationalen Verträgen Alle zur Rechenschaft zu ziehen, die Menschenrechte verletzt haben. Sie forderten, die “Afrikanische Charta für Demokratie und Wahlen” und das “Protokoll der EAC zu guter Staatsführung” umgehend zu ratifizieren. Das Bündnis der NROs zeigt sich “alarmiert und abgestoßen von Schmutzkampagnen und Propaganda gegen zivilgesellschaftliche Organisationen, zunehmende Gewaltanwendung … gegen Zivilgesellschaft, Medien und Opposition, Angriffe auf Politiker, Künstler, Journalisten, … Hinweisgeber … und Online-Aktivisten.” Neue Gesetze und Verfassungsänderungen schränkten die Rechtsstaatlichkeit gezielt ein.

Der Erzbischof von Songea D. Dallu warnte die Behörden davor, kirchliche Waisenhäuser unter dem Vorwand, sie seien Gewerbebetriebe, mit Schließung zu bedrohen. Solche Unterdrückungsmaßnahmen brächten die Bürger gegen ihre Regierung auf. Die Kirche diene den Bedürftigen im Auftrag Gottes, nicht der Regierung zuliebe.

Eine Botschaft der TEC kritisierte das Bildungsniveau im Land und häufige Kurswechsel in der Bildungspolitik. Es nütze nichts, die Anforderungen zu senken, um bessere Erfolgsquoten zu erreichen. Wenn Ignoranten die Prüfungen bestünden, stürben die Kranken, stürzten Gebäude ein, regiere das Unrecht und die Wirtschaft verfalle. Auf diese Weise erziehe man eine Nation von Schwindlern, Schwätzern und Faulpelzen. Schulische Abschlusszeugnisse sollten auch eine Religionsnote enthalten, um die ethische Reife des Inhabers zu bewerten. Erfreulich sei, dass Präsident Magufuli viele Übel im Land aufdecke und ein Vorbild im furchtlosen Aussprechen der Wahrheit sei.

Wiederholt forderten Bischöfe, die Regierung müsse überschaubare und verlässliche Voraussetzungen für Investitionen schaffen. Nur so könnten neue Arbeitsplätze entstehen. Konkurrenz zwischen privaten und staatlichen Anbietern, z.B. bei Krankenhäusern oder Schulen, sei kontraproduktiv.

Citizen 24.,29.01.; 29.04.19; DN 22.04.19; Mwanahalisi 23.04.19; Mwananchi 09.03.19; Nipashe 22.04.19; www.cct-tz.org/conference-communique; www.human rights.or.tz; www.twaweza.org