Thema: Junge Tansanier/innen: Arbeitschancen für junge Menschen - 02/2018

Aus Tansania Information
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Herausforderungen - Programme

Beim „Internationalen Tag der Jugend“ wurde der Leitgedanke der Afrikanischen Union für 2017 thematisiert: „Die Demographische Dividende nutzen durch Investition in die Jugend“. Die Frauenrechtlerin Graça Machel, Witwe von N. Mandela, wies darauf hin, dass in Tansania wie in den meisten afrikanischen Ländern das Potential der sehr jungen arbeitsfähigen Bevölkerung gerade nicht genutzt wird, weil wesentliche Voraussetzungen für eine „Demographische Dividende“ nicht gegeben sind:

  • Jugendliche aus bildungsfernen Schichten erhalten kaum gesundheitliche und sexuelle Aufklärung und wenig Zugang zu situationsgerechten Verhütungsmethoden. Daher haben gerade arme Familien besonders viele Kinder, die sie nicht fördern können oder wollen.
  • Auch gut Ausgebildete können ihre Fähigkeiten mangels Arbeitsplätzen und unternehmerischer Kreativität selten für den Fortschritt des Landes einsetzen. Dies führt zu Frustration und in der Folge zu riskantem Verhalten und Drogenkonsum.
  • Wegen fehlender „soft skills“ wie Selbstvertrauen, Eigeninitiative, Anpassungsfähigkeit oder Ausdauer scheitern Viele im Berufsleben.
  • Die junge Generation wird noch nicht durch feste Institutionen an der Entwicklungsdiskussion beteiligt.

Jährlich drängen mehr als 900.000 junge Leute auf den Arbeitsmarkt; maximal 60.000 finden eine reguläre, sozialversicherte Anstellung im öffentlichen Dienst oder der Privatwirtschaft. Regierungsstellen appellieren unermüdlich an die Jugendlichen, sich als selbständige Kleinunternehmer zu betätigen. Allerdings kritisieren sowohl die Beschäftigung Suchenden als auch Pädagogen, dass die Lehrpläne von Schulen und Universitäten nur ungenügend darauf ausgerichtet sind.

Die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) befürchtet einen verstärkten Trend zu Gewalt und Extremismus auf dem afrikanischen Kontinent, da jährlich 10 Mill. ausgebildete Jugendliche (Tendenz weiter steigend) keine Anstellung finden. Die Bank gründete eine neunköpfige Beratergruppe von unter 40-Jährigen. Sie sollen Konzepte entwickeln und Partnerorganisationen finden, um in den nächsten 10 Jahren 25 Mill. Jobs zu schaffen und 50 Mill. Jugendliche zu selbständiger Arbeit, besonders in einer modernisierten Landwirtschaft, zu befähigen. 54% der 31- bis 35-Jährigen sind beruflich selbständig. Die AfDB will etwa $ 1 Mrd. aufwenden, um junge Afrikaner/innen in moderner Landwirtschaft auszubilden.

Ähnliche Ziele verfolgt der „YouthConnekt Africa Hub and Empowerment Fund“, der bei einer 2.500 Delegierte umfassenden Konferenz des UN-Entwicklungsprogramms in Kigali ins Leben gerufen wurde. Er soll $ 60 Mill. aufbringen und bis 2020 10 Mill. Jobs für junge Afrikaner/innen schaffen.

In Tansania fördert das „Country Strategic Programme“ 34.800 weibliche und 22.500 männliche Jugendliche in prekären Verhältnissen. Das „Nationale Befähigungsprogramm“ des Premiers ermöglichte in den beiden letzten Jahren etwa 10.000 Jugendlichen Praktika und Lehrlingsbeschäftigungen, bei denen sie wirklichkeitsnahe Arbeitsbedingungen kennenlernten.

Alle tansanischen Distrikte müssen 10% ihrer Einnahmen als weiche Kredite an Frauen- und Jugend-Kooperativen ausgeben. Seit 2010 wurden dafür TZS 122,4 Bill. aufgewendet, knapp die Hälfte der budgetierten Beträge. Da die Kredite sehr oft nicht zurückgezahlt werden, steht in der Praxis nur wenig Geld zur Verfügung. Etwa die Hälfte der Distrikte stellte Gruppen junger Bauern Land zur Verfügung; Kreditkassen für Jugendliche bestehen in etwa 2/3 der tansanischen Distrikte.

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung [s.u. S. 12] lud 200 ostafrikanische Jugendvertreter zu einem einwöchigen Treffen ein. Die Delegierten gründeten einen „Ostafrikanischen Jugendrat“, der ihre Interessen öffentlich machen soll.

Citizen 03.07.16; 17.10.16; 27.03.; 21.06.; 28.08.17; DN 17.07.16; 12.08.; 12.12.17; East African 20.07.17; Guardian 29.09.; 12.10.16; 29.11.17; 15.01.18

Schulungen

Seit Mai 2017 betreibt die Regierung in Zusammenarbeit mit dem Unternehmerverband (ATE) das „Globale Azubi-Netzwerk“ (GAN). Innerhalb von fünf Jahren sollen 4 Mill. Jugendliche eine theoretische und, vor allem, praktische Nachschulung erhalten. Der Ostafrikanische Universitätsrat hatte festgestellt, dass 61% der Universitätsabsolventen den Anforderungen des Arbeitsmarkts nicht gerecht werden. Sekundarschul-Abgänger weisen oft Defizite in Lesen, Schreiben und Grundrechenarten auf.

Das „Sansibar Gründer- und Technologie-Zentrum bietet Frauen und Jugendlichen Drei-Monatskurse zu Unternehmensplanung und -führung an. Die Teilnehmenden erhalten auch Zugang zu Büros, Computern und Werkstätten.

Das „Wettbewerbszentrum tansanischer Unternehmer“ bietet bis 2020 7.000 Bewerbern Kurse zu Unternehmensführung und finanzielle Starthilfe an.

Eine Werbefirma macht Jugendlichen unter dem Motto „Noa Ubongo“ (Schärfe dein Gehirn) Schulungsfilme auf Kiswahili über die sozialen Netzwerke zugänglich (www. noaubongo.co.tz).

Die südafrikanischen Singita-Resorts (www.singita.com) bieten jungen Männern aus den Distrikten Serengeti und Bunda eine anspruchsvolle Ausbildung zu Chefköchen nach internationalen Standards. Für jeden Azubi steht ein Budget von $ 4.500 zur Verfügung.

Die nigerianische Sahara-Gruppe (Energieträger) gründete die Sahara-Stiftung, die junge Akademiker/innen für selbständige Arbeit fit machen will. In Zusammenarbeit mit „Be Kidotified“ der früheren Schönheitskönigin Mwengelo fördert sie Sportstätten für Mädchen.

Plan International bildet mit EU-Finanzierung im Kilombero-Distrikt 1.500 Jugendliche handwerklich fort. In den Dörfern lebten zahlreiche Jugendliche ohne irgendeine wirtschaftliche Betätigung. Ähnliche Programme laufen in Kisarawe, Lindi und Mtwara. Die EU stellte für die „Youth Economic Empowerment“ Programme € 3 Mill. bereit.

Der Graça Machel Trust will mit der „Ergänzenden Basiserziehung“ (COBET) 20.000 Schulabbrecher/innen wieder in Schulen eingliedern. Spezielle Angebote für jugendliche Mütter s.u. „Organisationen / Strategien.

Citizen 27.12.16; 24.02.17; DN 14.08.; 11.09.16; 18.03.; 05.05.; 20.12.17; Guardian 02.08.; 13.,15.12.17

Beschäftigungsangebote

Die Behörden in der Tanga-Region erwarten vom Bau der Öl-Pipeline Uganda-Tanga 15.000 ständige und 30.000 temporäre Arbeitsplätze. Auch viele Möglichkeiten für sekundäre Dienstleistungen könnten entstehen. Sie forderten junge Menschen auf, sich darum zu bewerben.

Nachdem die Cashew-Auktionen 2017 einen Rekordertrag von über € 400 Mill. ergeben hatten, forderte Premier Majaliwa Jugendliche auf, eine Cashew-Pflanzung anzulegen. „Es genügt, 40 Schößlinge pro ha zu pflanzen“. Er bot Interessierten kostenlose Setzlinge an. Viele junge Menschen arbeiten lieber in den städtischen Zentren als Straßenhändler als auf Feldern, so dass die Landwirtschaft in manchen Gegenden zu einer Sache der älteren Generation geworden ist.

Das Innenministerium stellt zunächst keine Pässe mehr aus für Jugendliche, die im Nahen Osten Arbeit suchen. Human Rights Watch hatte berichtet, dass Hausmädchen in Oman und der VAR nicht wie vereinbart oder gar nicht entlohnt und misshandelt wurden. Viele mussten täglich mehr als 15 Stunden arbeiten. Indische Bar-Betreiber in Dar-Es-Salaam beuteten ausländische Mädchen unzulässig aus.

Citizen 21.08.16; DN 02.01.18; Guardian 26.12.17; 26.01.18