Thema: Erneuerbare Energiequellen: Voraussetzungen, Meinungen; Forderungen - 04/2020

Aus Tansania Information
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Eine Übersicht über in Tansania verwendete erneuerbare Energieträger (Wasserkraft, Wind, Biomasse, Solarenergie, Geothermie) findet sich in Tansania Information Oktober 2017, S. 9 – 11.

Voraussetzungen für EE in Tansania

Tansania verfügt neben seinen Kohle-, Erdöl- und Gasvorkommen über reichliches Potential an erneuerbaren Energiequellen (EE - Kiswahili: Nishati jadidifu). Die Wichtigsten:

  • Starke und verlässliche Sonneneinstrahlung
  • Günstige Windverhältnisse
  • Leicht zugängliche Erdwärme
  • Stromerzeugung aus Wasserkraftwerken (z. Zt. Etwa 600 MW Leistung entsprechend 37% des Verbrauchs, nach Fertigstellung des Rufiji-Stau-damms 2,7 GW) bleibt wichtig, ist jedoch zunehmend klimabedingten Schwankungen unterworfen.
  • Hohes Potential für Biogas aus tierischem Mist und pflanzlichen Abfällen
  • Viele Arbeitssuchende mit ausreichender Grundbildung um Kleinanlagen zu betreiben
  • Allein die (tatsächlichen) Anschlusskosten an das Stromnetz liegen deutlich höher als die einer unabhängigen Solaranlage

African Arguments 26.09.17; Citizen 21.10.19

Meinungen zu nachhaltigen Energien

Mehrere Studien, u.a. des World Future Council, Hamburg empfehlen Tansania, nicht weiter in veraltete Technologien wie Kohlekraftwerke zu investieren. Sogar effiziente Gaskraftwerke seien klimaschädlich und in 10 bis 20 Jahren auch unwirtschaftlich. Ähnlich wie bei der Telekommunikation, wo anstelle teurer flächendeckender Leitungen billige und effektive Mobilnetze aufgebaut wurden, solle sich das Land frühzeitig auf erneuerbare Energien (EE) und Energie-Effizienz konzentrieren. Diese Optionen könnten zugleich wirksam Armut bekämpfen, beständige Arbeitsplätze schaffen und die wirtschaftliche Differenzierung und Unabhängigkeit antreiben. Bisher entstanden im Sektor Nachhaltige Energien in Ostafrika etwa 350.000 Arbeitsplätze.

Mit Umstellung auf 100% Energie aus nachhaltigen Quellen könne das Land trotz schnell wachsender Bevölkerung ein mittleres Einkommensniveau erreichen, ohne mehr Treibhausgase als gegenwärtig (0,23 Jahrestonnen pro Einwohner) zu erzeugen.

Der staatliche Rat für Umweltschutz NEMC erinnerte bei einer Tagung von Energie-Experten daran, dass die Wirtschaft nicht auf Kosten der Umwelt wachsen dürfe. EE-Lösungen sollten daher vorrangig entwickelt werden.

Das Forum Klimawandel und weitere NROs bedauerten, dass Entwicklungspartner und private Investoren überwiegend Projekte mit nicht erneuerbaren Energiequellen finanzieren (z.B. Kohlekraftwerke in den Regionen Rukwa und Mbeya). Tansania müsse unabhängig von Geber-Interessen eine nachhaltige und klimafreundliche Energiewirtschaft aufbauen [s. S.12 „Zivilgesellschaftliche Organisationen“]. Ferner sollten steuerliche Anreize besonders Solarstrom-Anlagen begünstigen.

Die Internationale Energie-Agentur stellte fest, ganz Afrika erzeuge nur halb so viel Strom aus Sonnenenergie wie England. Da der Kontinent aber 2040 etwa 2 Mrd. Menschen beherbergen werde, werde ein riesiger Markt entstehen, um die reichliche Sonneneinstrahlung auszunutzen.

East African 09.07.19; Guardian 18.09.; 27.10.; 26.11.18; 09.11.19; www.worldfuturecouncil.org

Kernkraft-Option

Manche favorisieren die Kernkraft als klimaschonende Energiequelle. Eine Analyse des Guardian zeigt jedoch, dass Strom aus Nuklear-Energie sogar ohne Berücksichtigung der Entsorgungskosten deutlich teurer käme als erneuerbare und dezentrale Energiequellen. Uganda und Kenia führen dennoch Vorverhandlungen mit der russischen Rosatom über den Bau von Kernkraftwerken. Rosatom hat ihr Uranbergwerk in Südtansania wegen mangelnder Rentabilität stillgelegt. Die russisch-kanadische „Uranium One“ hat die in der Ruvuma-Region geplante Uranmine (36.000 t Uranerz) auf unbestimmte Zeit verschoben, da sie derzeit nicht kostendeckend arbeiten könne. Die Atomenergie-Kommission TAEC plant für Juni 2020 einen Gedankenaustausch über Chancen und Risiken der Atomenergie.

DN 31.12.19; Guardian 21.06.18; www.taec.go.tz