Thema: Erneuerbare Energiequellen: Technik, Probleme, Ausbildung - 04/2020

Aus Tansania Information
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Photovoltaik

Etwa 3,5 Mill. Haushalte sind an das nationale Stromnetz angeschlossen, 8,5 Mill. Haushalte haben noch keinen Netzstrom.

Energieminister M. Kalemani teilte mit, dass in Tansania derzeit nur 6 MW mit Solarpaneelen generiert werden. Die Sonneneinstrahlung (die Regionen Dodoma und Singida empfangen pro m² 2.240 KWh Einstrahlung pro Jahr) erlaube, mehr als 1000 MW Leistung an hocheffizienten Standorten zu installieren; Sansibar könnte 40 MW lokal erzeugen. Dies würde Tansanias Generatorenleistung um 50% auf 3.000 MW steigern. Nachdem immer leistungsfähigere Stromspeicher zur Verfügung stehen, kann Sonnenstrom auch nachts genutzt werden.

Der Christenrat CCT propagiert zusammen mit Brot für die Welt und der Firma Mobisol Solarsysteme. Er forderte das Energieministerium auf, bürokratische Hemmnisse für alternative Energien zu beseitigen. Mobisol stiftete eine Solaranlage für Beleuchtung und Fernsehen im Gefängnis Arusha (1.500 Gefangene). Das Gefängnis schuldet dem Stromversorger TANESCO TZS 548 Mill.

Einfache Solarsysteme zur Beleuchtung sind billiger als die umwelt- und gesundheitsschädlichen Kerosinlampen. Damit kann man auch Mobiltelefone und Tablets aufladen. Für $1 täglich kann man per Mietkauf ein Solarsystem mit Fernseher oder Kühlschrank erwerben.

7.000 Dorfbewohner im Chamwino-Distrikt, Dodoma-Region erhielten eine solarbetriebene Wasserversorgung, für die die Regierung TZS 360 Mill. aufwandte. Sie liefert pro Tag 336.000 Liter Wasser.

Citizen 21.10.19; DN 21.07.18; 02.,29.01.; 15.11.19; 10.02.20; Guardian 17.03.20

EE für soziale Projekte

Das „Solar Mtaji (Solar-Kapital) Programme“ der Firma Sepon stellt Jugendlichen, Frauen, Behinderten oder HIV-Erkrankten solarbetriebene Kleinbetriebe auf Kredit zur Verfügung. So kostet ein Video-Kino TZS 1,8 Mill., ein Friseurgeschäft 2,5 Mill., eine Schneiderei 2,5 Mill. eine Wasserpumpe 4 Mill., eine Saftpresse 14 Mill., ein Computer- und Kopierdienst 15 Mill., jeweils mit Ladeplätzen für Mobiltelefone. Mit einem Ladezentrum für 80 Telefone oder Taschenlampen kann man TZS 300.000 / € 120 im Monat verdienen.

BRAC Tanzania (Mikrofinanzierung) und Solar Sister vermitteln mit dem Projekt WE SOLVE ländlichen Frauen Zugang zu Heim-Solaranlagen. Sie wollen, finanziert von dänischen und niederländischen Gebern, 260.000 Haushalte mit sauberer Energie versorgen.

DN 05.03.19; Guardian 04.03.20; www.bracinternational.nl; www.sepon.co.tz/solarmtaji; www.solarsister.org

Mini-grids, Probleme

Kleine lokale Solaranlagen (home systems für Beleuchtung, Fernsehen und Kochen und autonome Kleinnetze - mini-grids) für je ein Dorf) sind die ideale Stromversorgung in abgelegenen Gegenden. Nur Wenige verfügen jedoch über Ersparnisse und Kredite sind schwer zu bekommen, denn die Banken fürchten das Ausfall-Risiko. Frauen kommen daher selten in Besitz einer Solaranlage. Erfolgreich arbeiten und amortisieren sich mini-grids dort, wo zugleich mit Schulungen, Trainings und Kleinkrediten sichergestellt wird, dass die Stromkunden die elektrische Energie produktiv anwenden (Mühlen, Pressen, Bürodienste, Handwerk).

Mini-grids erfordern regelmäßige Wartung, Fachkenntnisse, Gemeinsinn und Zuverlässigkeit. Wo einer dieser Faktoren nicht gegeben ist, bricht das System unter technischen oder finanziellen Unzulänglichkeiten zusammen. Mini-grid-Betreiber dürfen oft keine höheren KW-Tarife fordern als der – subventionierte – nationale Stromversorger. Dies erschwert Amortisation und Refinanzierung der Anlagen.

Ein Problem stellen gefälschte und minderwertige Komponenten dar. Akkumulatoren z.B. haben dann nicht die zugesagte Kapazität und Lebensdauer. Das Büro für Qualitätskontrolle TSB erhielt von der Weltbank eine moderne Prüfanlage, um Solar-Komponenten zu untersuchen. Um Käufer vor minderwertiger Ware zu schützen, muss viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Citizen 12.12.19; Guardian 23.03.18; www.africamda.org

Biomasse

Holz und Holzkohle sind die wichtigsten Energieträger (85% der zum Kochen aufgewandten Energie). Sie werden aber nicht nachhaltig erzeugt, sondern immer schneller verbraucht. Das Energieministerium schätzt, dass jährlich 500.000 h Wald verschwinden. Mehrere NROs bieten energieeffiziente Herde an, um den Verbrauch zu minimieren. [vgl. u. S. 12 „Zivilgesellschaftliche Organisationen“].

Biogas wird vorwiegend in viehreichen Regionen wie Arusha, Manyara, Mbeya, Katavi und Rukwa gewonnen. Dort besteht noch ein großes unerschlossenes Potential. Norwegische und niederländische Agenturen finanzierten seit 2009 ein landesweites Programm für Biogas-Reaktoren, das aber wegen bürokratischer Hindernisse nicht einmal die Hälfte der vorgesehenen 12.000 Biogas-Anlagen errichten konnte.

Die UN-Organisation für Industrielle Entwicklung gewährt 500.000 Haushalten in Dar es Salaam Kleinkredite, um mit Bioäthanol betriebene Herde anzuschaffen.

Citizen 09.05.19; DN 02.01.19 Guardian 11.03.18

Erdwärme

Geothermie wird in Tansania noch nicht zur Stromerzeugung genutzt. Die „Geothermal Company“ TGDC untersucht geeignete Standorte in der Manyara-Region (Ngorongoro, Natron- und Eyasi-See), sowie der Seen- und der Küstenzone. Zunächst wird eine 5-MW-Pilotanlage in der Mbeya-Region eingerichtet, die später 20 MW leisten soll. Die Erdwärme soll zugleich zum Trocknen landwirtschaftlicher Produkte dienen.

DN 09.10.18; 02.01.19; www.tgdc.to.tz

Elektrofahrzeuge

Uganda entwickelt mit chinesischer Hilfe eigene elektrisch angetriebene PKW und Busse. Ruanda hat ein kleines Montagewerk für Elektro-PKW von Volkswagen, dazu eine Fabrik für Elektro-Fahrräder. In Tansania gibt es noch keine Fertigung; im Serengeti-Nationalpark fährt versuchsweise ein elektrisches Safari-Fahrzeug, ebenso ein Tourenanbieter am Kilimanjaro.

Citizen 01.12.19

Ausbildung, Forschung

Norwegen finanzierte mit € 3,3 Mill. das neue Kikuletwa Hydropower Training Centre im Hai-Distrikt, Kilimanjaro-Region. Das Zentrum bildet Elektrotechniker und Fachleute für Wasserkraftwerke aus. In Zusammenarbeit mit dem Arusha Technical College ATC nimmt das Zentrum an einem Forschungsprogramm der Weltbank zu EE teil (TZS 37 Mrd. / € 15 Mill.). Solare Heimanlagen und Mini-grids können bei entsprechender Förderung Tausende von Arbeitsplätzen schaffen. Dazu kommen Folgeunternehmen wie elektrische Mühlen, Milchverarbeitung und Kühlketten für landwirtschaftliche Produkte. Entscheidend wird sein, wie weit die Ausbildung den Anforderungen in Technik und Management entspricht.

Mit Hilfe niederländischer Experten richtete das ATC ein Zentrum für Kurzkurse in Solar-Technik ein.

Citizen 15.01.20; Guardian 17.06.; 24.09.19