Stadtentwicklung, Stadtprobleme, Stadtleben - 09/2008

Aus Tansania Information
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Bevölkerungswachstum

Die Stadtbevölkerung wächst im Augenblick pro Jahr um ca. 4,5 %. Man rechnet damit, dass 2025 die Hälfte der Tansanier in einer Stadt leben. (DN 4.7.08)

Satellitenstädte

Das Ministerium für Bodenrecht und Hausbau wies in Dar-es-Salaam fünf Gebiete aus, in denen Satellitenstädte entstehen sollen. Es wird in ihnen Einkaufszentren, Märkte, Banken, Hotels, Spielplätze, medizinische u. a. soziale Einrichtungen geben. Man will 38.655 Grundstücke sowohl an minderbemittelte als auch wohlhabende Bauwillige vergeben. Das Ziel dieses Plans ist vor allem, zu vermeiden, dass die Slums anwachsen. (Guardian 4.8.08)

Zum Bauwesen

Die Regierung wird dem National Construction Council (NCC) für die Lenkung der Bauindustrie mehr Macht zugestehen und für die Überwachung aller Vorhaben des Bausektors eine einzige kompetente Einrichtung schaffen. Damit will sie verhindern, dass weiterhin minderwertige Gebäude entstehen. 1987 stürzte ein vierstöckiges Gebäude ein, 2006 ein dreistöckiges und kürzlich ein 10-stöckiges, das noch im Bau war. Das kostete Menschenleben und schadete dem Image der Bauindustrie. Außerdem kam es oft zu Hausbränden. (Guardian 4./ 7.8.08)

Luxusgebäude

Premierminister Pinda legte in Dar-es-Salaam den Grundstein eines 25-stöckigen Gebäudes. Es soll Luxusangebote der Unterhaltung, Einkaufszentren, Restaurants, Büros und Wohnungen enthalten. (Guardian 4.8.08)

Mitumba verdrängen Handwerk

Die Liberalisierung des Handels vertrieb fast alle Schuhmacher und Flickschuster aus Arusha, weil die Händler nun Schuhe importieren. Vor 10 Jahren traf man auf den Verandas alle zehn Meter einen Schuster, der aus im Land gekauftem Leder Schuhe herstellte; einige Paare pflegte man zur Besichtigung an die Wand zu hängen. “Die ‘Mitumba’ (Secondhand-Artikel) übernahmen den Schuhmarkt”, erklärt ein ehemaliger Schuhmacher. Zusammen mit fünf Kollegen musste er das Gebiet am Stadion verlassen. “2001 kostete das teuerste Paar Schuhe 5.000/- TSh. Damals fing das Leiden unseres Handwerks an”, sagt er. “Für die billigsten Mitumba-Schuhe zahlte man 10.000/- TSh, jetzt sind es bis zu 80.000/- TSh. Die Leute wollen modisches Zeug. Anscheinend sind Mitumba-Schuhe der letzte Schrei.” Viele Schuster kehrten in ihre Heimat zurück, einige betätigen sich nun als Schuhputzer und gelegentlich als Flickschuster. (Arusha Times 5.7.08)

Straßenhändler

Abgeordnete warfen der Regierung vor, sie misshandle die Straßenhändler, ‘Machinga’ genannt, verbanne sie aus dem Stadtzentrum. An jeder Straßenecke werde ein Milizsoldat postiert, gnadenlos würden die Machinga-Stände abgerissen. Enttäuschend sei, dass Ausländer, die als Investoren kamen und nun Straßenhändler seien, von der Regierung geduldet werden. “Das Gebiet von Kariakoo ist jetzt voll von Machingas aus China und Korea, während unsere Jugendlichen vertrieben werden”, klagt einer. Man müsste ein eigenes Ministerium für die Machingas haben.

Die Regierung will die Machinga registrieren und anerkennen. In Dar-es-Salaam begann sie, einen Komplex für Kleinhändler zu errichten. Man wünsche, dass sie ihr eigenes Geschäft betreiben und nicht von großen Geschäftsleuten verwendet werden. (Guardian 12./14.8.08)

Zu Gemüse aus Dar-es-Salaam

Ein Dozent der Ardhi University sagte, alle, die in Dar-es-Salaam gezogenes grünes Gemüse zu verzehren pflegen, drohten an Krebs oder ähnlich gefährlichen Leiden zu erkranken. Meistens würden für die Bewässerung Industrieabwässer verwendet, die Schwermetalle u. a. Schadstoffe enthielten. Sie überschritten die von der WHO festgelegten Obergrenzen, weil es an Kläranlagen und angemessener Entsorgung fehle. (Guardian 4.7.08)

Stadttourismus

Die Stadtverwaltung von Arusha startete ein neues Programm für Stadttourismus. Es soll 2.000 Jugendlichen Arbeit geben. Man erwartet, dass die Kriminalität um 70 % sinkt und sich die Umweltbedingungen um 50 % verbessern. Unter den von umweltbewußten Unternehmern geplanten Projekten sind botanische Gärten, ein Kulturzentrum, Stadtführungen, Stadtgärten und der Kimandolu Eco-Tourism. (Arusha Times 21.6.08)

Räumung eines Stadtgebietes

Im Mai informierte die Regierung ca. 5.000 Einwohner eines Stadtteils Dar-es-Salaams, sie müssten ihr Haus räumen, um Platz zu schaffen für eine Erweiterung des Hafens. Die Entschädigung betrage 2m/- bis 140m/- TSh, werde aber erst nach der Räumung ausbezahlt.

Mitte August riss die Stadtmiliz drei Häuser ein, ehe die Einwohner ihr Hab und Gut wegbringen konnten. Sie klagten, die Entschädigung sei nicht ausreichend. Einer berichtete, ein Geschäftsmann habe ihm 80m/- TSh geboten; von der Regierung bekomme er nur 8m/- TSh.

Einige, die ihr Haus räumen mussten, klagen, man habe sie gezwungen, einen Scheck zu unterschreiben, ohne dass sie sehen konnten, welcher Betrag eingetragen worden war. Das Ganze sei zweifelhaft und solle nur einigen Regierungsleuten nützen. Beamte hätten berichtet, jedem seien 120m/- TSh ausbezahlt worden. “Nicht einmal 30m/- TSh habe irgend jemand bekommen”, berichtete einer. “Sie lügen”, klagte eine Frau. “Ich erhielt nur 6m/- TSh.” (DN 14.8.08; Guardian 15.8.08)