Schwerpunktthema Tourismus und Naturschätze: Touristische Ziele - 12/2014

Aus Tansania Information
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Tansania hat 28% seiner Fläche unter Schutz gestellt, mehr als irgendein anderes Land. Es hat 16 Nationalparks, 32 Wildreservate und 50 (nach anderen Quellen 19) Wildschutz-Gebiete.

Kulturtourismus

Der Direktor der historischen Stätten warb dafür, die historisch interessanten Stätten des Landes bekannt zu machen. Als Beispiele nannte er das antike Handelszentrum Kilwa mit seinen restaurierten Ruinen und Bagamoyo, sowie die vorgeschichtlichen Höhlen von Amboni und Kondoa, die Ismila-Steinzeit-Stätte und die paläoanthropologischen Funde in Laetoli und Olduvai. (vgl. www.tanzaniaculturaltourism.com.

Verantwortliche des Kulturtourismus-Projekts im Dorf Engaresero, Ngogongoro-Distrikt, beklagten den Rückgang der Besucherzahlen um die Hälfte auf 900 innerhalb eines Jahres. Schuld seien Straßensperren, an denen Behörden mehrerer Distrikte die Touristen abkassieren. Besucher müssten insgesamt $ 40,- Gebühren entrichten, um in ihr Dorf mit seinen Natur-und Kultur-Attraktionen zu gelangen. Dies entmutigt Besucher und Reiseveranstalter. Die willkürlichen Gebühren waren vom Regionschef vergeblich verboten worden. Bisher seien durch den Besucherrückgang über 500 Arbeitsplätze verloren gegangen.

DN 07.09.14; Guardian 19.08.; 29.11.14

Kongress-Tourimus

Das Tourismus-Ministerium setzt auch auf den Kongress-Tourismus. Für diesen gibt es zwei neue Lokalitäten: Das Internationale Konferenz-Zentrum in Arusha und das Mwalimu Nyerere Konferenz-Zentrum in Dar-Es-Salaam.

DN 11.03.14

Kilimanjaro

Von den Tourismus-Erträgen am Kilimanjaro kommen etwa 30% direkt der lokalen Bevölkerung zugute ($ 13 Mill. / Jahr). Dies ist nach einer Studie des Overseas Development Institute die weltweit beste Direktbeteiligung der lokalen Bevölkerung. Die jährlich etwa 60.000 Besucher beschäftigen 500 Führer, 10.000 Träger und 500 Köche. Auch die Landwirte verdienen gut, da 90% der Speisen und Getränke vom lokalen Markt in Moshi kommen. Etwa 30.000 Tansanier leben direkt vom Kilimanjaro-Tourismus. Die Berg-Besucher zahlen täglich $60 Eintritt und $ 40 bis 60 für Unterkunft. Die ODI-Studie weist darauf hin, dass die örtliche Bevölkerung am meisten vom Massentourismus profitiert, weniger von exklusiven Hochpreis-Veranstaltungen.

60 chinesische Diplomaten bestiegen den Kilimanjaro aus Anlass der 50-jährigen diplomatischen Beziehungen zwischen China und Tansania. Ein Kamerateam der chinesischen Zentral-TV filmte alles und wird damit in China Werbung für den Kilimanjaro-Nationalpark machen.

Der Direktor des Kilimanjaro-Nationalparks sagte, mehr als 100.000 Gäste jährlich dürften den Berg nicht besteigen, wenn man ernste Umweltschäden vermeiden will (derzeit 55.000 / Jahr). Problematisch sei, dass die Touristen immer mehr Unterstützungspersonal (Betreuer, Träger, Köche) anforderten. Zur Zeit braucht jeder Bergsteiger durchschnittlich 4 Begleitpersonen, mit steigender Tendenz. Diese Zahl müsse mit zunehmendem Gästeaufkommen reduziert werden.

Die Kilimanjaro-Regionalregierung ist besorgt wegen immer deutlicher zu Tage tretender Umweltschäden. In der dicht bevölkerten Region (124 Einwohner pro km²) gab es früher Wasser im Überfluss. Heute muss in Moshi das Wasser rationiert werden. Daher verbot der Regionsrat Holzfällen und Holztransporte, außer von staatlich verwalteten Waldgebieten. Kettensägen wurden beschlagnahmt. In ausgewählten Haushalten werden Brikett-Herde erprobt, die Briketts aus Sägespänen und Reisspelzen verwenden. Eine mit japanischer Hilfe errichtete Fabrik stellt täglich 2 t Briketts her.

Diese Maßnahmen sind Bestandteil des 2010 vom UN- Entwicklungsprogramm gestarteten Projekts „Nachhaltige Landnutzung“ (www.tz.undp.org). Es fördert Aufklärung über Umweltfragen, nachhaltige Landwirtschaft, ökologische Projekte, alternative Energie-Erzeugung, Wiederbelebung traditioneller Bewässerungstechniken, Regenwasser-Speicherung, rationelle Bewässerung und Baumpflanzungen. Der Umwelt-engagierte Regionalchef Leonidas Gama erklärte, das Projekt sei von der Bevölkerung weitgehend akzeptiert, zu 74% umgesetzt und erste Erfolge seien sichtbar.

Tansanische Ökologen widersprachen der These einer amerikanischen Forscherin, dass der Kilimanjaro-Gletscher bis 2020 verschwunden sein werde. Durch die massive Wiederaufforstung der letzten Jahre würden die Auswirkungen der Klima-Erwärmung gemildert. Wenn diese Anstrengungen weitergeführt würden, steige genügend Feuchtigkeit zum Gipfel auf, um die laufende Verdunstung des Eises auszugleichen. Da das Gipfeleis nicht etwa schmilzt, sondern verdunstet, hängt seine Menge davon ab, wie viel Wasser neu kondensiert. Seit 1912, als der Umfang der Eiskappe erstmals gemessen wurde, ist sie um 82% zurückgegangen.

Arusha Times 15.02.14; DN 17.02.; 24.,27.03. 08.05.14; Guardian 14.02.; 06.04.; 17.06.14

Serengeti

Der Nationale Umweltrat gab grünes Licht für das Projekt des Serengeti-Distrikts, den lokalen Mugumu-Flugplatz zu einem internationalen Flughafen für kleine und mittlere Flugzeuge mit etwa 35 Starts und Landungen täglich aufzuwerten. Der neue Flughafen zielt besonders auf sehr wohlhabende Besucher, die im Privat-Jet anreisen. Die Zahl der Serengeti-Besucher steigt an: derzeit befahren etwa 30 Tourenfahrzeuge pro Tag den Park. 2013 wurden 350.000 Besucher/innen gezählt.

Drei weitere Unternehmen erhielten das Plazet des Umweltrats: Eine Telekommunikationsfirma für Funkmasten, die Teerstraße Arusha-Holili und eine Ölraffinerie.

Auch der Serengeti-Nationalpark leidet unter zunehmender Trockenheit. Daher plant die Regierung, den Park um einen 36 (andere Quelle: 129) km²-Korridor zum Speke-Golf des Victoriasees auszudehnen; damit hätten die Tiere des Parks einen geschützten Zugang zum See. Der geplante Korridor würde ein geschlossenes Ökosystem Serengeti-Maasai Mara schaffen. Mit einem Budget von $ 33 Mill. sollen 8.000 Einwohner dieses Gebiets umgesiedelt werden. Die Maßnahme soll zugleich Wilderei und illegale Fischerei verringern und Arbeitsplätze im Tourismus schaffen. Distriktsverwaltung und Betroffene haben Proteste angekündigt. Sie wollen das fragliche Gebiet allenfalls in eine Wildschutz-Zone umwandeln.

Etwa 1000 Wildhunde werden zur Zeit aus dem Loliondo-Distrikt in den Serengeti-Nationalpark umgesiedelt, wo sie sicher vor Verfolgung sind. Es gibt von ursprünglich 500.000 weltweit nur noch etwa 2000 dieser Raubtiere.

Arusha Times 12.04.14; Citizen 04.08.; 24.10.14; DN 14.12.13; 08.05.; 09.06.; 15.08.; 25.10.14; Thomson Reuters Foundation 15.09.14

Ngorongoro

500.000 Besucher zählt der Ngorongoro-Krater in Nordtansania. Die täglich 400 Fahrzeuge, die die 610 m hohe Kraterwand hinunterfahren, werden von vielen Gästen als Störung des Naturerlebnisses empfunden. Die zuständige Behörde muss versuchen, die vielen Besucher auf mehrere Attraktionen zu verteilen, z.B. die archäologischen Stätten (s.u.). Manche empfehlen, Fesselballons einzusetzen, wie schon im Serengeti-Nationalpark geschehen. Während die beiden Straßen, die in den Krater hineinführen, noch unbefestigt sind, wurde nun die zum Kraterrand ansteigende Straße mit Betonblocks belegt.

Sprecher der Maasai-Gemeinschaft drohten der Ngorongoro-Behörde mit Blockaden, falls ein geplantes Hotel in einem von Wild und Rindern intensiv genutzten Gebiet genehmigt würde. Ein Behördensprecher versicherte, nichts werde ohne Umweltverträglichkeits-Prüfung geschehen.

Präsident Kikwete versicherte, die Regierung werde zu den 50 existierenden keine zusätzlichen Hotelbauten im Ngorongoro Schutzgebiet erlauben. Dies sei jedoch weiterhin im nahe gelegenen Karatu möglich.

Die Sopa-Lodge, auf dem höchsten Punkt des östlichen Kraterrands gelegen, wurden von den Lesern Travel and Leisure Magazine zum besten Hotel der Welt gewählt. Das Hotel wurde ebenfalls von mehreren Reiseportalen ausgezeichet, z.B. von Trip Advisor und Studiosus.

Citizen 30.06.; 06.09.14; DN 11.,14.,23.04.; 08.05.14; Guardian 14.,15.04.14;

Vorgeschichtliche Stätten

Der „Paläo-Tourismus“ zu den Fundstätten Olduvai-Schlucht und Laetoli soll von südafrikanischen Experten gefördert werden. Schon jetzt machen 190.000 jährliche Besucher diese Orte zum zweitbeliebtesten Ziel in Tansania. Das „Paläontologische Syndikat“ (PAST) in Johannesburg sandte eine Pantomimen-Truppe, die an den tansanischen Fundstätten und Schulen die menschliche Evolution darstellen. In Laetoli sind die weltweit einzigen Fußspuren von Urmenschen (Australopithecus Afarensis) aus der Zeit vor etwa 3 Mill. Jahren zu sehen. Beim Nasera-Felsvorsprung wurden mittelsteinzeitliche Spuren gefunden.

Das Tourismus-Ministerium will in Zusammenarbeit mit französischen Experten die historischen Amboni-Höhlen in der Tanga-Region zu einer Attraktion für einheimische und ausländische Touristen ausbauen. Sie sollen systematisch erforscht und für Besucher zugänglich gemacht werden.

Arusha Times 13.09.14; DN 10.07.,03.09.14

Dar-Es-Salaam - Bagamoyo

Das Tourismus-Ministerium will DSM zur ostafrikanischen Tourismus-Drehscheibe machen. Attraktionen in der Stadt wie kleine Inseln (Mbudya, Bongoyo, Sinda), Strände, das Nationalmuseum, der Kariakoo-Markt, der Holzschnitzer-Markt und historische Gebäude aus der Kolonialzeit sollen Besucher zum Verweilen in der Stadt animieren. Besorgt ist man allerdings über die Tendenz, historische Gebäude zugunsten von Hochhäusern abzureißen.

Die „Geschäfts-Hauptstadt“ Tansanias möchte nicht nur Durchgangsstation zu den klassischen Touristenattraktionen sein. So begrüßten Fachleute die Meldung der New York Times, DSM sei mit Platz 39 unter den 50 wichtigsten Sehenswürdigkeiten („must see“). Dort könne man den Puls des Landes fühlen. Hervorgehoben wurde die vielfältige Musik-Kultur, das Nachtleben, die Strände und historische Bauten. Zur Erhaltung historischer Stätten sind allerdings noch große Anstrengungen nötig. Ebenso müssen die Transport- und Kriminalitäts-Probleme angegangen werden. Der J: Nyerere-Flughafen wurde in einem Hotelführer als einer der 10 Schlimmsten in Afrika bezeichnet.

Die Partnerschaft zwischen Dar-Es-Salaam und Hamburg werden weiter gefestigt. Nachdem es in Hamburg bereits einen Dar-Es-Salaam-Platz gibt, wurde nun die Garden Avenue in DSM in Hamburg Avenue umbenannt. Hier sind mehrere Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit erhalten. Die beiden Hafenstädte intensivieren ihre Zusammenarbeit in Klimapartnerschaft, Schüler- und Studentenaustausch und kirchlichen Partnerschaften.

Auch im nahegelegenen Bagamoyo verfallen die historischen Gebäude und Gedenkstätten an Sklavenhandel und Kolonialzeit, obwohl der Ort als Weltkulturerbe vorgeschlagen ist. Ein Rehabilitationsprojekt wird von den UN und dem Globalen Umweltfonds unterstützt. Bagamoyo wird jährlich von etwa 85.000 Interessierten besucht.

Guardian 17.01.; 01.,03.,04.10.14;

Sansibar

Sansibar erzielt 80% seiner Deviseneinnahmen aus dem Tourismus; 40% aller Arbeitsplätze finden sich in diesem Sektor. Bisher stellten Italiener die größte Besuchergruppe. Nun umwirbt man zusätzlich die Länder des Nahen Ostens und Asiens mit dem Slogan „Sansibar – mehr als Sonne, Sand und Strände“. Dabei will man Nachhaltigkeit und Umweltschutz besonders hervorheben. Während 2012 169.000 Gäste registriert wurden, waren es 2013 bereits 181.000.

Sansibar schloss sich der Vermarktungs-Gruppe „Vanilla Islands“ an. Dadurch erhofft man sich einen höheren Bekanntheitsgrad und mehr Besucher/innen.

Der sansibarische Tourismusminister bekräftigte, dass das Dekret von 1973 zum Schutz der sansibarischen Kultur Geltung behält. Darunter fallen Männer mit Frauenfrisuren oder Ohrringen, sowie Frauen mit unanständiger Bekleidung. Jede/r ist gehalten, solche Individuen mit Hilfe zweier Zeugen festzunehmen und der Polizei zu übergeben.

Nach Angriffen auf Christen und Touristen wurden Buchungen storniert. Nun will man die öffentliche Sicherheit besonders stärken. An wichtigen Plätzen werden Überwachungskameras aufgestellt. Eine Beschwerdestelle für Einheimische und Besucher wird eingerichtet. Sicherheits-Patrouillen werden verstärkt. Die Polizei wurde aufgerufen, Verbrechen energischer zu verfolgen.

Gute Auslastung melden Luxushotels wie „Sansibar Dream“ oder „Hideaway of Nungwi“. Hier bezahlt man zwischen $ 200 und 4000 pro Nacht. Mit Stolz melden die Betreiber, dass mehr als 90% der Mitarbeitenden Einheimische seien. Das Manta Resort auf Pemba bietet ein Unterwasser-Schlafzimmer, in dem man nachts Tinten- und andere Fische beobachten kann. Das Doppelzimmer kostet $ 1.500 pro Nacht. - DN 01.,13.,19.12.13; 06.08.; 24.,27.09.14; Guardian 19.04.14

Weitere touristische Ziele

Die UNESCO will die Vulkanzone um Oldoinyo L'engai in die Liste „Gobales Geologisches Erbe“ aufnehmen. Der 3.190 m hohe aktive Vulkan trägt in der Maasaisprache den Namen „Gottesberg“. Hier soll ein Geopark eingerichtet werden. In der Nähe liegt der Natronsee, der zu den Ramsar-Feuchtgebieten zählt (www.ramsar.org).

Die Nationalpark-Behörde und der Hanang-Distrikt wollen Besucher für den dritthöchsten Berg des Landes, den Mount Hanang (3.417 m) werben. Im Umfeld gibt es Heiße Quellen, Salzseen und Kletterfelsen, einige auch mit prähistorischen Zeichnungen. Bisher finden jährlich etwa 100 Touristen hier her.

Der Ruaha Nationalpark (RNP) im Süden Tansanias erreichte bisher nur etwa 10.000 jährliche Besucher. 2013/14 stieg die Zahl auf 24.000. Um die angestrebte Zahl von 50.000 Touristen pro Jahr zu erreichen, muss vor allem in die Infrastruktur investiert werden. Zur Zeit gibt es 227 Fremdenbetten, bis 2019 sollen es 2.000 sein, besonders im gehobenen Bereich soll ein Zuwachs erreicht werden. Ein Planiergerät zum Straßenbau wurde mit UN-Hilfe bereits erworben. Der RNP ist sehr vielfältig mit etwa 1.600 Pflanzen- und 600 Vogelarten. Auch alle Steppentiere leben im RNP, das Greater Kudu nur hier.

Das 1997 eingerichtete Amani Wald-Naturreservat (ANR) in den östlichen Usambarabergen (Tanga-Region) muss rückgängige Besucherzahlen hinnehmen (2012: 198 Gäste). Hauptproblem ist die holprige Zugangsstraße, die bei Regen unpassierbar ist. Auch unverständige Anwohner verursachen Schwierigkeiten durch Feuer, Wasserverschmutzung und illegales Baumfällen. Viele betrachten das Naturerbe als Angelegenheit nur für Fremde. Das ANR bietet Öko-Tourismus mit Vogel- und Schmetterlingsbeobachtungen und Wanderungen. Es gibt dort seltene Arten wie Colobus-Affen und der Nduk-Uhu.

Am Manyara-See gibt es jetzt einen 300 m langen Bohlenpfad 1,5 m über dem Grund. Er führt, vorbei an heißen Quellen, zu einer Aussichtsplattform über dem See. Hier kann man Vögel und Nilpferde beobachten.

DN 22.04.; 27.05.; 27.10.; 27.11.14; Guardian 12.02.14