Schwerpunktthema China: Kritik und Zustimmung - 06/2014

Aus Tansania Information
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Illegale Ausfuhren aus TZ

Nach einem Bericht der „Stiftung für Wirtschafts- und Sozialforschung wurde verbotenerweise Ebenholz von und durch Tansania nach China exportiert. Laut „Traffic International“ verlor Tansania durch illegale Tropenholz-Exporte USD 58 Mill. Besserung kann hier nur erreicht werden durch entschlossene Bekämpfung der Korruption und Aufbau einer Möbel-Industrie in Tansania.

China ist der bedeutendste Markt für Elefanten-Stoßzähne und Rhinozeros-Hörner. Die hohe Nachfrage treibt die Wilderei in Afrika in alarmierende Dimensionen. Im März war ein chinesischer Geschäftsmann wegen Besitzes von zahlreichen Elefanten-Stoßzähnen zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Drei weitere Chinesen stehen unter Anklage wegen illegalen Besitzes von Armeewaffen und 706 Stoßzähnen (1889 kg, Wert Tshs 5,4 Mrd.).Die chinesische Botschaft forderte alle Chinesen in Tansania auf, die Gesetze des Landes zu achten. China übergab den tansanischen Zollbehörden 2 Geräte, um Container auf illegale Waren zu durchleuchten.

Kritische Stimmen

Immer wieder werden Unfälle durch minderwertige oder gefälschte Waren aus China gemeldet, z.B. bei Elektroartikeln und Medikamenten. Das chinesische Handelsministerium räumte ein, dass „einige wenige Exporteure“ minderwertige, gefährliche und illegale Produkte nach Tansania liefern. Man habe jedoch Qualitätskontrollen zum Schutz der Konsumenten und des geistigen Eigentums eingeführt. China sei bereit, Tansania bei eigenen Qualitätskontrollen zu unterstützen. Tansanische Händler, die mit minderwertigen Waren ertappt werden, würden kein chinesisches Visum mehr bekommen.

Das Tanzania Bureau of Standards (Qualitätskontrolle) wird Kontrollfirmen in verschiedenen europäischen und asiatischen Ländern beauftragen, Exportwaren zu prüfen. Die Chinesische Handelskammer Kariakoo (Dar-Es-Salaam) ließ ihre Mitglieder in einer feierlichen Zeremonie eine Verpflichtung unterzeichnen, alle ethischen Standards einzuhalten, besonders bezüglich Qualität der Waren und Behandlung der tansanischen Mitarbeitenden.

Pfarrer Mwamalanga, Wirtschaftswissenschaftler und Menschenrechtsaktivist, verweist auf negative Berichte über eine chinesische Diamantenmine in Zimbabwe, die dem Land keinerlei Profit brachte. „Wir müssen aufpassen, dass die Chinesen nicht unsere Ressourcen plündern“. In Nigeria habe es Proteste gegen eine chinesische Straßenbaufirma wegen Niedriglöhnen und fehlender medizinischer Versorgung gegeben. Auch die scheinbar wertfreie Politik Chinas sieht der kritisch: Demokratie und Menschenrechte könnten indirekt geschwächt werden und die Korruption weiter wuchern.

Der Direktor von „Daraja Development“, Njombe, verwies auf die sozialen und Umwelt-Risiken, die immer mit Großprojekten verbunden seien. Auch Korruption in großem Stil sei bei so bedeutenden Summen zu befürchten.

Die weltbekannte Primatenforscherin Jane Goodall warnte vor schweren Umweltschäden durch den Rohstoffhunger der chinesischen Industrie. China handele ebenso wie die alten Kolonialmächte. Es gehe um Rohstoffe für das Wirtschaftswachstum. Diesmal jedoch seien die Umwelt-Zerstörungen wegen der fortgeschrittenen Technik und der Größe der chinesischen Volkswirtschaft noch schlimmer. Goodall sieht jedoch auch Anzeichen für einen Gesinnungswandel in China: Kürzlich seien illegal eingeführte Stoßzähne verbrannt worden, Haifischflossen-Suppe sei nun bei offiziellen Anlässen verboten.

Positive Einschätzungen

Bewohner des Ludewa-Landkreises erhoffen von der Erschließung der Eisen- und Kohlevorkommen eine einheimische Stahlindustrie. Einige meinen, die chinesischen Investoren seien westlichen Firmen vorzuziehen, weil sie an das Wohl der Tansanier dächten und keine politischen Bedingungen stellten.

Ein Wirtschafts-Professor an der Iringa-Universität meinte, die westliche Entwicklungshilfe mit ihren Forderungen nach Demokratie, Korruptionsbekämpfung und Menschenrechten habe für die einfachen Bürger nur bescheidene Fortschritte gebracht. „Lasst die Chinesen ran“: sie stellten keine Fragen, mischten sich nicht ein und konzentrierten sich auf handfeste Ergebnisse.

Der NDC-Direktor hält die milliardenschweren Vereinbarungen zur Schwerindustrie-Region Ludewa für eine „win-win“ Situation. Vizepräsident G. Bilal meint, das industrielle Großprojekt mit seinen Folgeinvestitionen werde die Mehrheit der Bürger aus der Armut emporheben in eine Wirtschaft mittlerer Einkommen, wie in der „Nationalen Vision 2025“ erhofft.

Homepages:

TRAFFIC: www.traffic.org;

Economic and Social Research Foundation www.esrftz.org

Pambazuka News: www.pambazuka.org/en/

National Development Corporation: www.ndc.go.tz

DN 24.02.; 14.04.14; Citizen 18.,19.02.14; Guardian 23.01.;30.03.; 06.05.14; Pambazuka News 29.01.14